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Die Rolle der Deutschen bei den ersten Raketen der UdSSR

Helmut Gröttrup (1977)Schon vor dem Ende des zweiten Weltkriegs suchten die USA und UdSSR nach den Entwicklern der A-4. Das Entwicklungszentrum in Peenemünde, das Versuchsgelände Kummersdorf bei Berlin und die Serienfertigung der A-4 im KZ Mittelbau Dora bei Nordhausen lagen alle in der sowjetischen Besatzungszone, sodass die UdSSR eigentlich im Vorteil war. Jedoch beschloss Wernher von Braun, dass er sich den Amerikanern anschloss und mit ihm gingen etliche der Führungskräfte der US-Army entgegen und trafen die Spezialisten, die nach ihnen suchten schließlich in Bayern. Doch nicht alle waren zu diesem Schritt bereit. Der ranghöchste Vertreter dieser Gruppe war Helmut Gröttrup (1916-1981). Gröttrup war nicht bereit seine Familie zu verlassen. Er blieb daher in Deutschland, das galt auch für andere Spezialisten. Wie sich später zeigte dürften die Raketenwissenschaftler die die USA im Rahmen der „Operation Paperclip“ zuerst in Deutschland, dann in Fort Bliss in den USA Internierten, bald ihre Familien nachholen, doch das war bei Kriegsende nicht abzusehen. Gröttrup ging davon aus, da alle Fertigungs- und Erprobungsanlagen in Deutschland lagen, das er weiter in Deutschland arbeiten dürfte, was zuerst auch so war.

Da die US-Army Thüringen vor der Roten Armee erobert hatte, war sie bis zum 1.7.1945 Besatzungsmacht. Sie nutzte diese Zeit und transportierte etwa 100 schon fertiggestellte A-4 in 341 Güterwagen nach Westen und dann in die USA. Ebenso hatte Wernher von Braun das Versteck der wichtigsten Konstruktionsunterlagen verraten, die in zwei Lastwagen in einen verlassenen Bergbaustollen in Thüringen deponiert waren. Als die Rote Armee am 1.7.1945 im Mittelbau Dora einmarschierte waren noch Bauteile für etwa 40 A-4 vorhanden, die nun zusammengebaut wurden. Gröttrup konnte rund 4.000 Mitarbeiter rekrutieren, welche die Konstruktionszeichnungen auf Basis der vorhandenen Bauteile neu erstellten. Im Juli 1946 versuchten der amerikanische und britische Geheimdienst Gröttrup anzuwerben, was aber vom russischen Geheimdienst NKWD aufgedeckt wurde. Schon am 13.5.1946 beschloss Russland die deutschen Spezialisten in die Sowjetunion zu überführen, diese Operation wurde nun beschleunigt und in einer Nacht- und Nebelaktion wurden am 22.10.1946 insgesamt 160 Ingenieure mit ihren Familien in die Sowjetunion verschleppt. Es folgten später weitere. Russland hatte mit Helmut Gröttrup, dem Spezialisten für Aerodynamik, Werner Albring, dem Ingenieur für Steuerungs- und Messtechnik Heinrich Wilhelmi und dem Experten für Kreiselsysteme Kurt Magnus vor allem die Personen, die bei der A-4 für die Steuer- und Regelungstechnik verantwortlich waren, während die USA die Experten für die Konstruktion und Triebwerksentwicklung zur Mitarbeit gewinnen konnten. Die USA hatten sicherlich mehr vom Spitzenpersonal gewonnen, dies glich die Sowjetunion durch Masse aus. In weitere Transporten dürften die 160 zuerst deportieren nicht nur ihren Hausstand nach Russland transferieren, sondern es wurden nach und nach immer mehr Personen verschleppt, genaue Zahlen gibt es nicht. Problematisch ist auch das Russland nicht nur Raketenexperten verschleppte sondern alle Personen die in Bereichen arbeiteten in denen Deutschland einen technologischen Vorsprung hatte. Es scheinen aber mindestens 302 Raketenspezialisten zu sein. Damit waren es dreimal so viele wie die USA aufnahmen. Es umfasste die deutsche Siedlung auf der Insel Gorodomlja (heute Siedlung Solnetschny) im Seligersee, ca. 380 km nordwestlich von Moskau, mehrere Tausend Personen (zusammen mit anderen Spezialisten z.B. für Düsentriebwerke, chemische Kampfstoffe etc.).

Die Qualifikation der deutschen Spezialisten

An dieser Stelle ein kleiner Einschub, weil kurzzeitig nachdem die UdSSR am 4.10.1957 vor en USA Sputnik 1 starteten, es in den USA zumindest in Regierungskreisen diskutiert wurde, ob man die „falschen“ Deutschen überführt hatte zur Personenzahl und deren Qualifikation. Die USA holten 116 Spezialisten ins Land. Diese Zahl war festgelegt, es sollten ursprünglich 100 sein, es wurden dann einige mehr, aber die magische Hundert dürfte nicht groß überschritten werden, weil die Regierung sonst Ärger sowohl von der heimischen Forschungsgemeinde erwartete die natürlich nicht darüber begeistert war, dass man Leute ins Land holte die vor kurzem noch Kriegsgegner waren und die argumentierte, man könne wenn man die A-4 und Dokumentation habe auch alles selbst entwickeln. Als weiteres würde es Probleme bei der Einwanderungsbehörde geben, die ja alle überprüfen musste ob sie nicht in Nazi-Verbrechen involviert waren. Der Name „Operation Paperclip“ soll einem Gerücht nach dadurch entstanden sein, das die Akten derer die man für „würdig“ ersah mit einer Büroklammer (Paperclip) versehen wurden. Russland hatte nicht solche Bedenken und deportierte, wenn immer sie für fähig hielten. So waren es dreimal so viele Spezialisten in der Raketentechnik und wenn man alle deportierten Deutschen mit ihren Familien nimmt, etwa 3.000 bis 4.000 Personen. Ihnen ging es deutlich besser als der sowjetischen Bevölkerung. Boris Tschertok Chefingenieur schreibt das er eine Zweizimmerwohnung bewohnte, während ein nachrangiger deutscher Experte ein eigenes Haus bekam. Er verdiente 3.000 Rubel im Monat, der Deutsche 4.000.

Zur Qualifikation: Helmut Gröttrup erscheint in den Autobiografien von Dieter Huzel und Walter Dornberger, die ich gelesen habe nicht. Kann man daraus ableiten das er und die anderen über 300 Personen „zweite Wahl“ waren? Nein. Dornberger war nicht dauernd in Peenemünde, er war formell in der Wehrmacht für den Betrieb zuständig, also die Organisation, musste dies aber von den Stellen der Heeresleitung aus tun. Er kam nur zu Besuch und hatte dann natürlich Kontakt zur Führungsriege. Ähnliches kann man auch von Huzel sagen. In seinen Memoiren wird deutlich, das er lange Wernher von Braun nur von Besprechungen kannte, in denen er anwesend war, aber keinen direkten Kontakt hatte. Das änderte sich, als Magnus von Braun nach Mittelbau Dora versetzt wurde um dort bei Problemen in der Produktion zu helfen. Nun wurde er persönlicher Assistent von Braun und hatte mehr Kontakt. Bei solchen Besprechungen redeten aber meist die Leute die die erste Organisationsebene bildeten, wie Ernst Steinhof, Konrad Dannenberg oder Ernst Stuhlinger. Helmut Gröttrup war eine Ebene darunter angesiedelt. Ernst Steinhof leitete die Abteilung für Lenkung und Steuerung, Helmut Gröttrup war in dieser Abteilung für die Entwicklung eines einfachen analog arbeitenden Rechners für die Steuerung notwendig. Er war sicher nicht unwichtig, sonst hätten CIA wie auch britischer Geheimdienst nicht versucht ihn anzuwerben.

Wie sieht es mit der Qualifikation aus? Ich glaube diese ist nicht einmal so relevant. Die oberste Leitung, die in die USA gelangte, hatten eine Gesamtübersicht über das System, aber waren nicht mit jedem Detail oder Problemen die es bei der Entwicklung vertraut. Dieses Wissen hatten die unteren Ebenen, von denen viele in die Sowjetunion gelangten. Entsprechend der militärischen Geheimhaltung aber nur über den Bereich, den sie bearbeiteten. Der Schatz war daher die „Dokumentation“ für die man drei Lastwagen mit Anhängern brauchte und die nach Huzel „befähigte dort weiterzumachen wo wir aufgehört hatten“ und diese gelangte in die USA.

Die Beteilligung

Die Spezialisten waren zuerst bei der R-1 beteiligt, einem russischen Nachbau der A-4. Dabei konnten sie zusammen mit sowjetischen Spezialisten ein Rätsel lösen: etwa 10 bis 15 Prozent der A-4 explodierten vor dem Aufschlag. Man nannte sie „Luftzerleger“. Das Problem wurde schon bei den Tests der A-4 in Blizna adressiert, als die Aufschlagzone auf dem Land und nicht in der Ostsee lag. Eine „Zinnhose“ verstärkte als Rohr das vordere Ende der Raketenverkleidung. Das reduzierte die Zahl der „Luftzerleger“ beträchtlich. Mit sowjetischer Instrumentierung – daran auch Messwerte im Flug von der A-4 zu erhalten arbeitete man in Deutschland, hatte aber bis zur Produktion keine Lösung - wurde klar, das sich diese Stelle stark erhitzte und durch leichte Konstruktionsänderungen eine Explosion vermieden werden konnte. Mit den Experten für Steuerung und Regelung gelang es die Genauigkeit der Rakete (CEP – Circular Error Positioning) deutlich erhöhen. Die beiden letzten Tests schlug nur 250 bzw. 700 m vom geplanten Zielpunkt auf.

Über die Bedeutung der Deutschen im weiteren Programm gibt es unterschiedliche Versionen. Die russische Verlautbarung, prominent von Koroljow vorgetragen war, dass man das Wissen der Deutschen abschöpfte und sie dann „zurück nach Hause schickte“. Zumindest dieses Datum der Rücksendung ist klar. Ab Juni 1952 kehrten die ersten Familien wieder nach Deutschland zurück, Helmut Gröttrup war der letzte am 22. November 1953. Er floh danach über Berlin in den Westen, wurde verhört und warnte vor der russischen Raupenentwicklung. Das die Deutschen aber wenig taten stimmt nicht, den Gröttrup hatte ein eigenes Designbüro mit 214 Mitarbeitern das fünf Entwürfe für Raketen konstruierte:

Rakete

Russisch

Reichweite

Masse

Bemerkung

G-1

R-4

600 bis 810 km

18,4 t

Verbesserte A-4

G-2

R-6

2.500 km

50 t

Zweistufig, vier A-4 Triebwerke als erste, eines als zweite Stufe

G-3

R-8, R-13

3.000 km

25 t

Verbesserte A-4 mit einer überschallschnellen Cruise Missle Nutzlast

G-4

R-10, R-14

3.000 km

66,6 t

Einstufige Rakete mit neu entwickeltem 1.000 kN Triebwerk

G-5

R-15

8.000 km

170 t

Entwurf einer Bündelrakete, von Koroljow als R-7 kopiert.

Heute weiß man, das Russland auf die deutschen Experten angewiesen war. Sie griffen sogar auf deren Entwürfe zurück, so ist die R-7 eine sehr genaue Kopie des Entwurfs der Großrakete 5 (G-5) von Gröttrup aus dem Jahre 1949. die Deutschen bekamen aber nie wie ihre Pendants in den USA Leitungsfunktionen, sondern wurden mit Teilaufgaben beauftragt, vor allem dem Bereich wo sie die meisten Experten hatten – der Steuerung und Regelung. Wann immer es Probleme bei der Entwicklung gab wurden sie hinzugezogen. Sie konstruierten keine neue Raketen, halfen aber bei den ersten eigenen Schritten der russischen Ingenieure. So war ihr Beitrag für die Entwicklung des RD-103, des ersten russischen Triebwerks das den Schub der A-4 mit 432 kN übertraf und in der R-5 eingesetzt wurde, wichtig, da sie halfen die auftretenden Probleme zu lösen. Die erste russische Entwicklung war die R-5 von Jangel. Danach wurden die Deutschen nur noch bei Detailproblemen hinzugezogen und nach Hause geschickt.

Was jedoch unbestritten ist, ist das die Spezialisten keine Aufgabe übertragen bekamen die sie alleine lösen sollten. Ihnen vertraute vor allem Koroljow nicht. Das war ein großes Manko, denn die USA hatten nicht nur 116 hochkarätige Spezialisten nach Texas übersiedelt, sondern auch die aus Peenemünde weggeschafften Dokumente – nicht nur Konstruktionszeichnungen, sondern die Ergebnisse der ganzen Forschung über Jahre, Prüfprotokolle, Teststartergebnisse, etc. erhalten. Dies war so viel, das drei Lastwagen nicht ausreichten und Dieter Huzel, der mit dem Verstecken der Dokumentation beauftragt war, noch zwei Anhänger „organisieren“ musste. Alleine die Dokumente der Triebwerksabteilung wogen eine Tonne! Der Wert dieser Dokumente war, dass die USA dort weiter arbeiten konnten wo in Peenemünde aufgehört wurde. Sie konnten verstehen wie man zu den jeweiligen Lösungen kam, welche Probleme es gab und wie sie gelöst wurden. Dieses Wissen steckte auch in den Köpfen der in der Sowjetunion beheimateten Spezialisten, aber es wurde nicht genutzt. Dort war man der Meinung wenn man die A-4 auseinandernahm und verstand könnte man nach demselben Schema jede beliebige Rakete bauen. Entsprechend stellten sich sehr bald Probleme ein und man verzichtete bei den folgenden Raketen darauf, viel an der A-4 Triebwerkstechnologie zu ändern sondern konzentrierte sich auf leichtere Tanks und bessere Treibstoffkombinationen.

Die Konkurrenz zu Koroljow

Koroljow als Leiter des sowjetischen Raketenprogramms, hatte ein vitales Interesse daran, dass die „Deutschen“ möglichst schnell von der Bildfläche verschwanden, denn sie bekamen in Konkurrenz zu ihm auch die Aufträge Designs auszuarbeiten. Das erste war das für eine Kurzstreckenrakete von 600 km. Gröttrups Entwurf G-1 (später von Russland R-4 getauft) stand in Konkurrenz zur R-2 von Koroljow:http://www.astronautix.com/g/g-1.html


R-2

G-1 (R-4)

Startmasse:

19.632 kg

18.400 kg

Trockenmasse:

3.590 kg

1.870 kg

Nutzlast:

508 - 1.350 kg

1.000 kg

Distanz:

550 km

600 bis 810 km

Schub:

402 kN

313 kN

Zielgenauigkeit (CEP)

8 x 4 km

2 x 3 km

Die G-1 war leichter und kam mit weniger Schub aus und hatte eine höhere Reichweite und Zielgenauigkeit. Die Führung wollte die eigenen Leute nicht brüskieren und vergab so den Auftrag für den Bau an Kowoljows OKB-1. Doch schon beim nächsten Entwurf, diesmal für eine Rakete größerer Reichweite (3.000 km) kam es erneut zur Konkurrenz:http://www.astronautix.com/g/g-4.html


R-3

G-4 (R-10)

Startmasse:

71.000 kg

66.600 kg

Trockenmasse:

5.480 kg

2.690 kg

Nutzlast:

3.000 kg

3.400 kg

Schub:

1.370 kN

1.059 kN

Erneut war der deutsche Entwurf der bessere. Dabei war es sogar der zweite. Der erste Entwurf (G-2) sah zwei Stufen vor – das Konzept der A-9/A-10 wurde wieder aufgegriffen. Eine Oberstufe, vergleichbar der G-1 saß auf einer Basisstufe mit drei oder vier A-4 Triebwerken. Das hätte die Startmasse auf 50 t gesenkt, aber das zweistufige Konzept war den Entscheidern wohl zu riskant.

Nun gab es nun schon deutliche Unterschiede. Die R-3 war eine einstufige Rakete mit einem Triebwerk das LOX/Kerosin einsetzen sollte. Gröttrup wusste, wie aufwendig es war das A-4 Triebwerk zu testen und wie viele Versuche es gab, bis es verlässlich funktionierte. Also sah er kein neues Triebwerk sondern mehrere Triebwerke der A-4 vor und rüttelte auch nicht am Alkohol als Treibstoff. Zum Kompensation des geringeren spezifischen Impulses senkte er die Leermasse. Dieses Mal konnte sich die Führung nicht dazu durchringen, erneut dem schlechteren Entwurf umzusetzen und lies nur einige Grundlagenforschungen durchführen.

Die nächste Konkurrenz gab es bei interkontinentaler Distanz. Zuerst plante Russland hier einen Marschflugkörper mit einem Ramjet, der musste von einem Raketentriebwerk auf Mach 3 beschleunigt werden und so wurden erneut beide Designbüros mit Aufträgen bedacht:http://www.astronautix.com/g/g-3.html


EKR

G-3

Startmasse:

40.000 kg

25.000 kg

Davon Rakete:

29.000 kg

18.400 kg

Nutzlast:

3.000 kg

3.000 kg

Reichweite::

10.000 km

3.000 km

Während Koroljow eine neue Rakete projektierte, sah der G-3 Entwurf von Albring nur vor, den Marschflugkörper auf die G-1, in der Praxis da man die R-2 ja gebaut hatte, die R-2 zu setzen. Die Reichweite war so kürzer, aber das Projekt war eher verwirklichbar. Koroljow musste erst eine 6 t schwere Versuchsrakete zur Evaluierung des Konzepts bauen, bevor diese flog wurde das Projekt eingestellt.

http://www.astronautix.com/g/g-5.htmlDanach bekam Gröttrups OKB den Auftrag eine ICBM zu entwickeln. Wissend, über die Probleme beim Steigern des Schubs, setzte er auf das Bündeln von Raketen. Die G-5 war ein Bündel von G-4 Triebwerken, eines in der zylindrischen Mitte, vier in den vier Außenblöcken mit geringerer Masse. Die Rakete hätte eine Masse von 170 t gehabt und einen 3 t schweren Sprengkopf über die interkontinentale Distanz befördert.

Als Jahre später Koroljow den Auftrag bekommt die R-7 zu entwickeln – die Deutschen sind mittlerweile zu Hause - präsentiert er als ersten Entwurf eine Rakete mit 170 t Masse, einem Zentralblock mit vier Außenblöcken mit je einem Triebwerk die einen 3 t schweren großen Sprengkopf transportiert. Zufall? Wohl kaum. Die R-7 wird später noch größer, weil das Sprengkopfgewicht auf 5,3 bis 5,5 t klettert.

Fazit

Den Einfluss der „Beutedeutschen“ sieht man auch an der danach einsetzenden langsamen Entwicklung, vor allem in der Steuerungstechnik. Noch zur Jahrtausendwende arbeiteten russische Raketen mit analogen Steuerungen wie sie in den Fünfziger Jahren üblich waren.

Zusammenfassend war für die russische Raketenentwicklung weniger die praktische Hilfe der „Beutedeutschen“ wichtig, als vielmehr das sie halfen die A-4 zu verstehen. Ihre Technologie wurde noch lange eingesetzt. Bis Anfang der Sechziger Jahre nutzte man einen separaten Gasgeneratorkreislauf der Wasserstoffperoxyd katalytisch zersetzte und anstatt Triebwerke mit größerem Schub pro Brennkammer zu entwickeln, beschränkte man sich auf den Schub der A-4 oder noch kleiner. Selbst die R-16, eine ICBM von der Größe der Titan II, setzte noch sechs Brennkammern jede nur mit 370 kN Schub ein. Das daraus entwickelte Prinzip – eine Turbopumpe speist mehrere Brennkammern - setzte Russland dann bei den meisten Triebwerken ein. Vielleicht ist diese anfängliche Abhängigkeit auch dafür verantwortlich, dass Russland lange vor den USA das Prinzip des „staged combustion“ einsetzte, bei der eine Treibstoffkomponente vollständig für die Erzeugung des Arbeitsgases verbrannt wird, denn irgendwann musste man sich ja von der A-4 Technologie verabschieden.

Das Helmut Gröttrup durchaus nicht in der zweiten reihe stand sieht man an seiner Nachkriegskarriere. Er arbeitete zuerst bei Standard Elektrik Lorenz. Er prägte den Begriff Informatik und erarbeitete das erste kommerzielle Rechnersystem zur Überwachung des Lagerbestandes für Quelle. 1966 entwickelt er den Prototyp der Chipkarte mit der man seiner Vorstellung nach die Abrechnung beim Tanken automatisieren könnte. Das Grundprinzip der induktiven Auslesung des Inhalts wird bis heute in RFID-Tags genutzt. Ab 1970 arbeitete er in der Gesellschaft für Automation und Organisation GAO, gegründet von einer Banknotendruckerei. Dort wurden nicht nur 1979 die ersten Chipkarten weltweit herausgebracht, sondern auch ein System entwickelt das Banknoten mit maschinenlesbaren Merkmalen von Falschgeld unterscheiden konnte. Helmut Gröttrup starb am 4.7.1981 im Alter von 65.

Quellen / Links

https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Gr%C3%B6ttrup

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Ossawakim

https://en.wikipedia.org/wiki/German_influence_on_the_Soviet_space_program

http://www.astronautix.com/g/g-1.html

http://www.astronautix.com/g/g-2.html

http://www.astronautix.com/g/g-3.html

http://www.astronautix.com/g/g-4.html

http://www.astronautix.com/g/g-5.html

https://www.bernd-leitenberger.de/a4.shtml

https://www.bernd-leitenberger.de/a4-2.shtml

Artikel verfasst am 6.8.2023

Bücher des Autors über Trägerraketen

Wie man an dem Umfang der Website sieht, sind Trägerraketen eines meiner Hauptinteressen. Es gibt inzwischen eine Reihe von Büchern von mir, auch weil ich in den letzten Jahren aufgrund neuer Träger oder weiterer Informationen über alte Projekte die Bücher neu aufgelegt habe. Sie finden eine Gesamtübersicht aller Bücher von mir bei Amazon und hier beim Verlag.

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Europäische Trägerraketen 1 behandelt die Vergangenheit (also bei Drucklegung): Das sind die nationalen Raketen Diamant, OTRAG und Black Arrow und die europäischen Träger Ariane 1 bis 4 und Europarakete.

Europäische Trägerraketen 2 behandelt die zur Drucklegung 2015 aktuellen Träger: Ariane 5, Vega und die damaligen Pläne für Vega C und Ariane 6.

Wer sich nur für einen der in den beiden besprochenen Träger interessiert, findet auch jeweils eine Monografie, die inhaltlich identisch mit dem Kapitel in den Sammelbänden ist, nur eben als Auskopplung.

Weiter gehend, alle Raketen die es weltweit gibt, behandelnd, gehen zwei Bände:

US-Trägerraketen

und

Internationale Trägerraketen (im Sinne von allen anderen Raketen weltweit)

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US Trägerraketen 1 mit den frühen, kleinen Trägern (Vanguard, Juno, Scout)

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Als Autor würde ich mich freuen, wenn sie direkt beim Verlag bestellen, da ich da eine etwas größere Marge erhalte. Dank Buchpreisbindung und kostenlosem Versand ist das genauso teuer wie bei Amazon, Libri und iTunes oder im Buchhandel. Über eine ehrliche Kritik würde ich mich freuen.

Alle Bücher sind auch als E-Book erschienen, üblicherweise zu 2/3 des Preises der Printausgabe – ich würde sie gerne billiger anbieten, doch da der Gesetzgeber E-Books mit 19 Prozent Mehrwertsteuer besteuert, Bücher aber mit nur 7 Prozent, geht das leider nicht. Ein Vorteil der E-Books - neben dem einfacher recherchierbaren Text ist, das alle Abbildungen, die im Originalmanuskript in Farbe, sind auch in Farbe sind, während ich sonst - um Druckkosten zu sparen - meist auf Farbe verzichte. Sie brauchen einen pdf-fähigen Reader um die Bücher zu lesen. Sofern der Verlag nicht weiter für bestimmte Geräte (Kindle) konvertiert ist das Standardformat der E-Books ein DRM-geschütztes PDF.

Mehr über meine Bücher finden sie auf der Website Raumfahrtbuecher.de und eine Liste aller Veröffentlichungen findet sich auch bei meinem Wikipediaeintrag.

 


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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