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Was ist drin... in "Bourbon Vanille Eiscreme"

Bei dem heutigen Produkt handelt es sich um ein "Bio" Vanilleeis eines bekannten deutschen Discounters. Es trägt das EU-Biosiegel. Die Verpackung ist grün, mit hohem Wiedererkennungswert, da alle Bio-Produkte des Discounters so gestaltet sind. Ich wollte heute mal testen, was der Unterschied zwischen "Bio" und der normalen Eiscreme des gleichen Discounters ist.

 Wie immer stehen wörtliche Angaben von der Packung in dunkelblau. Neben der Bezeichnung "Bourbon Vanille" steht dann noch klein geschrieben "Eiscreme - mit frischer Sahne".

Zutatenverzeichnis:

VerpackungEiscreme Bourbon Vanille. Das ist die offizielle Verkehrsbezeichnung, auch wenn's schon vorne steht. Eiscreme darf sich nicht alles nennen. Nach den Leitsätzen muss mindestens 10% aus der Milch stammendes Fett enthalten sein. Da Sahne ausgelobt wurde, muss Sahne mit einem Fettgehalt von mindestens 10% enthalten sein.

entrahmte Milch**: Milch muss enthalten sein wie oben angegeben. Der Hersteller ist allerdings frei ob er nun Vollmilch und wenig Sahne oder entrahmte Milch und mehr Sahne einsetzt. Letzteres ist gängig, da entrahmte Milch relativ preisgünstig ist.

Sahne (34%)**: Nun kommt die Sahne. Das Produkt enthält nicht wenig davon. Das ist nötig wegen der Forderung nach einem Milchfettanteil von 10% und die entrahmte Milch enthält ja kein Fett. Die Prozentuale Angabe ist erforderlich, da Sahne als Zutat angegeben wird. Wenn eine Zutat hervorgehoben wird, egal ob dies durch eine Abbildung oder Erwähnung geschieht, so muss der prozentuale Anteil angegeben werden. So soll der Verbraucher Produkte vergleichen können. Zum vergleich: Die "Premium Vanille" Eiscreme desselben Discounters, die nicht "Bio" ist, hat nur 6% Sahne.

Rohrzucker**: Das eigentliche Süßungsmittel. Hier stammt er nicht aus Rüben, sondern Zuckerrohr. Weltweit dominiert Rohrzucker, er ist auch billiger als der Rübenzucker.

Magermilchpulver**: ergibt eine dickere Konsistenz oder wird als billiger Füllstoff eingesetzt

getrockneter Glucosesirup** (Weizen): Spaltet man Stärke, so erhält man Glucosesirup, der wenn er getrocknet ist, praktisch reiner Traubenzucker ist. Neben der Funktion als Süßungsmittel kann er die Tendenz zum Auskristallisieren etwas senken. Er ist preiswerter als Zucker, doch da er zwei Stellen nach dem Zucker auftaucht wird dies nicht der Hauptgrund für den Einsatz sein.

Hühnerei-Eigelbpulver**: Eier werden als natürliche Emulgatoren und Färbemittel und wegen des Geschmacks zugesetzt. Hier in getrockneter Form. Dadurch kann das Ei auf zugesetzte Emulgatoren und ein Färbemittel verzichten. Allerdings viel Farbe bringt das Eigelb nicht, denn es wird wenig zugesetzt, wie man an der Position weit hinten im Zutatenverzeichnis sieht. So wird man wohl eher wegen der technologischen Eigenschaft das Eigelb zusetzen.

Stabilisator: Johannisbrotkernmehl**: Ein Stabilisator muss in jedes Eis rein, auch selbstgemachtes. Er verhindert, dass sich beim Abkühlen grobe Eiskristalle bilden und beim Schmelzen, dass das Eis nicht zu flüssig wird. Dafür wird wie hier Johannisbrotkernmehl oder das sehr ähnlich wirkende Guarkernmehl verwendet.

Gemahlene Bourbon Vanilleschoten**: Natürlich wichtig bei einem Vanilleeis, von ihnen kommt das Aroma. Es handelt sich nicht wie in anderen Eissorten um extrahierte Schoten, die dann nach gar nichts mehr schmecken. Allerdings ist so wenig drin und es ist so fein, dass man schon mit viel Glück diese geschmacklich wahrnehmen kann.

Bourbon Vanilleextrakt**: Billiger ist es die Schoten zu extrahieren und die Aromastoffe separat zuzusetzen, so braucht man weniger Vanilleschoten für ein gewisses Aroma, da dies sich viel feiner im Eis verteilt als die gemahlenen Schoten.

** aus ökologischer Landwirtschaft: Es handelt sich um ein Produkt nach der EU-Ökoverordnung. Dieses darf bis zu 5% Nicht-Bio-Bestandteile enthalten. Daher müssen Zutaten aus ökologischem Anbau gekennzeichnet werden. Das ist hier etwas überflüssig, da alles "Bio" ist, aber gesetzlich so vorgeschrieben.

Kann Spuren von Soja, Erdnüssen und Schalenfrüchten (z.B. Nüssen) zu enthalten: Das ist ein vorgeschriebener Allergikerhinweis. Zu den Spuren kann es durch Zusätze kommen (Basis für Aromaauszüge etc.) oder durch Kreuzkontamination bei der Herstellung verschiedener Eissorten nacheinander.

Nährwertkennzeichnung

Die Packung enthält die GDA Kennzeichnung. Wie bei Eiscreme üblich sind alle Angaben nur pro 100 ml, diesmal fehlt auch die Angabe pro 100g oder eine ÖPackungsangabe wie viel Gramm die 500 ml dieser Packung entsprechen, was leider sehr schade ist, weil durch die Angabe pro Volumen der Verbraucher keine Möglichkeit hat Eiscremes zu vergleichen.

Pro 100 ml (1 Portion)
Brennwert: 550 kJ / 132 kcal
Eiweiß 2,6 g
Kohlenhydrate 13,8 g
davon Zucker 11,6 g
Fett 7,3 g
davon gesättigte Fettsäuren 4,9 g
Ballaststoffe 0,2 g
Natrium 0,04 g

Beurteilung

Fangen wir mit der Sensorik an. Die Eiscreme ist sehr hell, sahnefarben, nicht gelb wie die meisten anderen Eiscremes. Man sieht vereinzelte Sprenkel in der Eiscreme die von den Vanilleschoten stammen. Die Abbildung suggeriert eine deutlich gelbere Eiscreme. Ich halte die natürlichere Farbe nicht für nachteilig, Vanilleeis sollte nicht gelb aussehen, was nur bei viel Eigelb möglich ist. aber schön wäre es wenn dann auch die Abbildung mit der Wirklichkeit übereinstimmen würde.

Das Eis ist sehr fest, das ist heute schon selten. Üblich sind die mehr cremeförmigen Eiscremes. So ist es mehr wie "handgemachtes" Eis. Es schmeckt rahmig, dezent nach Vanille, auch etwas anders als das schon penetrante Vanillearoma wie es bei anderen Eiscremes üblich ist.

Was für mich ein Dauerärgernis ist, aber leider bei Eiscreme üblich, ist das man nur Volumenangaben erhält. Da es bei Eis durchaus unterschiedliche Volumina gibt (je nachdem wie viel Luft untergeschlagen wird, im Fachjargon "Aufschlag" bezeichnet) ist es so praktisch unmöglich, verschiedene Eissorten zu vergleichen. Hier hat die 500 g Packung ein Gewicht von 315 g, das sind knapp 60% Aufschlag. Bei vielen Cremeeis sind 100% Aufschlag übrig - oder anders gesagt bei 100% Aufschlag bekommt man rund ein Viertel weniger Eis als wie bei 60% Aufschlag. Neben dem das man weniger Eiscreme bezahlt kann man sich nicht ein "niedrigkalorisches" Eis raussuchen, denn was nützt eine Eiscreme mit viel Luft die wenig Kalorien hat, wenn man davon eine große Portion braucht, aber eine kleine Portion mit etwas mehr Energie besser sättigt?

Wie ist es nun zu bewerten. Vergleicht man es mit einem "normalen" Vanilleeis desselben Discounters, so fallen einige Unterschiede auf. Für den Geschmack wichtig ist, dass dort mehr mit Extrakt gearbeitet wird und die enthaltenen Schoten keinen Geschmack mehr hat. Es wird mehr mit Farbstoffen gearbeitet oder mit Karotte gefärbt und es sind mehr Stabilisatoren und Emulgatoren nötig - sowohl weil man sonst so viel Luft nicht dauerhaft stabilisieren kann, wie auch weil dieses Eis natürliche Bestandteile enthält die Emulgatorwirkung haben (Sahne, Eigelb). Das Nicht-Bio Eis enthält nur 6% Schlagsahne, dafür Butterfett, verschiedene Zuckersirupe und Molkenerzeugnisse.

Kurzum: Dieses Eis ist "ehrlicher", näher an der handgemachten Eiscreme, auch wenn noch nicht ganz nah dran mit so vielen getrockneten Zutaten und Glucosesirup. Auf der anderen Seite ist handgemachte Eiscreme dann auch nur einige Tage haltbar, und das ist hier anders. Ich würde mir etwas weniger getrocknete Zutaten und mehr Eigelb wünschen.

Was ich mir wünschen würde, wäre ein Mittelding zwischen dieser Eiscreme und der "normalen". Die cremige Konsistenz der normalen Eiscreme und der angenehme, nicht penetrante Geschmack dieser Eiscreme. Und bitte liebe Hersteller, schreibt mal rein, wie viel in einer Packung drin ist, damit man nicht immer die Küchenwage bemühen muss. Mehr über das EU-Biosiegel finden sie in diesem Aufsatz. Mehr über Bioprodukte und Fair gehandelte Produkte in diesem Aufsatz.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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