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Was ist drin... in Buttermilchdessert "Erdbeer-Vanille"

Einleitung

Dieses mal habe ich erst das Zutatenverzeichnis gelesen, nachdem ich das Dessert mit Freude verzehrt habe - weil es so cremig und sahnig schmeckte und nicht nach Buttermilch wie erwartet. Und tatsächlich steht auf dem Deckel noch klein drauf "Mit Sahne" und das bei einem 200 g Becher für 29 Cent. Also sehen wir uns mal das Zutatenverzeichnis genauer an.

Inhaltsverzeichnis

Milchmischerzeugnis aus Buttermilch mit 12 % Sahne und 7 % Früchte, 5% Fett im Milchanteil. Aha: Nun wissen wir es genau. Bei 12 % Sahne hätte der Hersteller auch mit der Sahne werben können. Dafür erscheint der Fruchtanteil gering, doch sind die 7 % ausgewiesene Früchte nur der wirkliche Fruchtanteil, nicht wie bei anderen Herstellern die Fruchtzubereitung die größtenteils aus Zucker besteht und dann 10-20 % des Produkts ausmacht.

Buttermilch: An dieser Stelle mal ein Wort zu der Buttermilch. Es handelt sich nämlich um ein ganz interessantes Lebensmittel. Buttermilch entsteht wie der Name sagt beim Buttern (Der Butterherstellung). Butter enthält das Fett der Milch sowie die im sauren Milieu ausfällbaren Eiweiße der Milch. Buttermilch enthält noch die lösbaren Eiweißbestandteile und Teile des Milchzuckers, aber nahezu kein Fett. Daher trinken viele gerne Buttermilch, vor allem im Sommer, weil sie sauer schmeckt und gut den Durst löscht. Dabei hat Buttermilch sehr wenig Energie, da sie nur 0.2 % Fett enthält. Da im Sommer aber weniger Butter verbraucht wird, gibt es eine saisonale Schere zwischen Angebot und Nachfrage. Die Industrie begegnet diesem durch Sauermilch (entrahme Milch gesäuert oder fermentiert) mit welcher im Sommer die Buttermilch gerne vermischt wird. Von der Zusammensetzung sind beide Milchsorten ähnlich, doch gibt es eben Geschmacksunterschiede

Fruchtzubereitung (mit Aroma und gemahlenen Vanilleschoten): Nun ja das letztere hätte sich der Hersteller sparen können, denn so richtig nach Erdbeere schmeckt das Dessert nicht, eher nach Vanille. Bei 7 % Früchten kann man das auch kaum erwarten. Das ist eine große Erdbeere auf das ganze Dessert gestreckt. Die Positionierung vor der Sahne (12 % Anteil) und die Angabe von 14.9 % Kohlenhydrate lässt zirka 10 % Zuckerzusatz erwarten, den Erdbeeren haben weniger als 9 % Zucker und Buttermilch enthält etwa 4 % Milchzucker. Das Dessert besteht wie die meisten anderen ähnlichen Erzeugnissen also aus viel Zucker mit wenig Früchten.

Sahne: Nun ja wir wissen ja, dass es 12 % Sahne sind und das passt auch gut zu den 3.6 % (Gesamt) Fett in den Nährwertangaben. Durch die Sahne schmeckt das Dessert erstaunlich cremig, obgleich der Fettanteil sehr gering ist (3.6 % Fett sind nicht mehr als in normalen Vollmilch Joghurts).

Entrahmte Milch: Wohl zugesetzt worden um einen festen Fettgehalt von 3.6 % zu erreichen und etwas die Säure der Buttermilch zu mildern, denn das Dessert schmeckt erstaunlich mild.

Zucker: Zusatz um eine bestimmte Süße einzustellen, unabhängig von Schwankungen in der Zusammensetzung der Fruchtzubereitung

Beurteilung

Nun was ist von diesem Dessert zu halten? Eines vorweg, es schmeckt sehr cremig und untypisch mild, also nicht sehr sauer. Beides verwundert. Am einfachsten kann man das Rätsel der fehlenden Säure beantworten: Es steckt eben auch Sahne und entrahmte Milch mit drin, die nicht sauer sind und zudem hebt Vanillin Süßgeschmack hervor, so dass man den sauren Ton der Milchsäure nicht so wahrnimmt.

Das cremigere ist schon ein größeres Rätsel, denn so viel Fett enthält das Dessert nicht. Mit 3.6 % ist es nicht mehr als in einem Vollmilch Joghurt. Doch es steht zu vermuten, dass in der Fruchtzubereitung ein schönes Dickungsmittel mit drin ist, denn diese muss zum größten Teil nicht aus Früchten bestehen. Man kann durch die Diskrepanz von 3.6 % Gesamtfett und 5 % Fett im Milchanteil einen Nicht-Milchanteil von 28 % errechnen. Da Früchte nur zu 7 % enthalten sind, bestehen also 21 % des Desserts aus dem Rest der Fruchtmischung (Zucker, Wasser Emulgatoren....?). Zuviel Zucker kann es nicht sein, denn es gibt nur 14.9 % Kohlenhydrate. Von diesen gehen noch 4 % Milchzucker und zirka 0.8 % Zucker in den Erdbeeren ab. Daraus schließen wir, dass zirka 10 % des Produktes oder 40 % der Fruchtmischung nicht aus Zucker oder Früchten besteht - Ich tippe auf ein Dickungsmittel wie Johannisbrotkernmehl.

Wir haben also wieder ein wohlschmeckendes (wenn auch nicht gerade nach der abgebildeten Fruchtart), aber "unehrliches" Produkt vor uns. Mehr noch es ist ein gutes Beispiel für die moderne Wirtschaft: Buttermilch und Sahne, also fettarme Milch und fettangereicherte Milch, zusammengemischt sind offensichtlich billiger als Sauermilch, denn warum sonst hat der Hersteller dies getan? Wenn er ein Sahnedessert herstellen will hätte er keine Buttermilch genommen, für ein Buttermilchdessert braucht er keine Sahne. Nein, er stellt aber genau den Fettgehalt so ein, dass er dem der käuflichen Vollmilchdesserts entspricht. Anders als über diesen Umweg einige Cent einzusparen kann man dies nicht erklären

So hinterlässt das Dessert einen zwiespältigen Eindruck. Wer einen typischen Buttermilchgeschmack erwartet wird enttäuscht. Ebenfalls wer einen intensiven Erdbeergeschmack erwartet, denn der Vanillegeschmack ist vorherrschend. Wer andererseits dies mag und Geld für einen Sahnejoghurth einsparen will hat hier eine cremige und energiearme Alternative vor sich.

Bei alle dem sollte man aber nicht vergessen, dass dieses Dessert nur 29 Cent kostet, also sehr preiswert ist. Da seien dem Hersteller solche Tricks verziehen. Weiterhin hat er die Sahne auch nicht groß ausgelobt sondern wesentlich kleiner als die Bezeichnung an den Rand geschrieben, fast wie als würde er sich dafür schämen...



Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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