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Fragen rund ums Cholesterin

Mein letzter Auftrag über das Cholesterin ist schon einige Jahre alt und geht vor allem auf die Chemie und Biochemie ein. Ich habe mich entschlossen anstatt diesen anzupassen und zu erweitern einen komplett neuen Aufsatz zu schreiben, der den derzeitigen Stand der Wissenschaft (2012) wiedergibt. Dieser entstand für mein Buch "Was sie schon immer über Lebensmittel nicht wissen wollen" und ist hier in der Rohfassung wiedergegeben.

Wie schädlich ist zu viel Cholesterin?

Rund um das Cholesterin habe ich einige Fragen bekommen, die eigentlich alle zusammengehören. Die Obige ist sehr schwer zu beantworten, doch ich denke, wenn wir das Phänomen Cholesterin in einigen Teilfragen behandelt haben, dann wird das deutlicher. Also klären wir zuerst einmal Folgendes:

Was ist Cholesterin?

Cholesterin ist ein Fettbegleitstoff. Er gehört zur Gruppe der Sterine, wie dies auch an dem Namen erkennbar ist. Der Körper bildet aber auch selbst Cholesterin. Den Namen bekam er von der Galle (vom griechischen „chole“ = Galle), weil er zuerst in Gallenstein gefunden wurde. Auch der Begriff „cholerisch“ kommt von der Galle her. Wissenschaftler bezeichnen inzwischen auch in Deutschland mehr und mehr mit dem international üblichen Begriff „Cholesterol“, da es sich chemisch um einen Alkohol handelt (Endung -ol).

Cholesterin ist, anders als viele vermuten, sogar ein lebensnotwendiger Stoff. Aus Cholesterin bestehen zu einem guten Teil die Zellmembranen der Nervenzellen. Es findet sich auch in anderen Zellmembranen als fettliebender Teil. Cholesterin ist die Vorstufe für das Vitamin D, einige Hormone (Testosteron und Östrogene) und die Gallensäuren, die zur Verdauung benötigt werden. Die Leber bildet das Cholesterin. Sie kann es dann ins Blut oder direkt in die Galle abgeben.

In der Nahrung kommt es nur in tierischen Nahrungsmitteln vor. Pflanzen bilden andere Sterine, die als Phystosterine bezeichnet werden.

Wie ist das Verhältnis zwischen Cholesterin aus der Nahrung und dem selbst produzierten?

Die Gesamtmenge an Cholesterin im menschlichen Körper beträgt 140 g. Der Körper produziert rund 1.000 bis 1.500 mg Cholesterin pro Tag. Auch dieser Wert ist individuell stark unterschiedlich und hängt auch mit der Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung zusammen. Der Gehalt in der Nahrung ist sehr unterschiedlich, je nachdem wie sich die Personen ernähren. Sehr strenge Diäten, die tierische Nahrungsmittel weitgehend meiden, enthalten rund 200 mg Cholesterin. Typisch ist eher ein Gehalt von 400 bis 750 mg in der Nahrung. Durch radioaktiv markiertes Cholesterin konnte gezeigt werden, dass nur etwa 10-25% des Cholesterins, das im Blut zu finden ist, aus der Nahrung stammt, der Rest wird vom Körper gebildet und eine verringerte Aufnahme aus der Nahrung verändert nicht die Eigenproduktion.

Wie kommt es dazu, dass nur so wenig Cholesterin aus der Nahrung aufgenommen wird?

Cholesterin durchläuft im Körper einen Kreislauf. Jeden Tag werden 2 g Cholesterin mit der Galle ausgeschüttet und rund 1,6 g (Nahrungscholesterin und Gallencholesterin) wieder im Darm resorbiert. Die mittlere Resorptionsrate beträgt 55%, unterliegt jedoch starken Schwankungen. So kann man sie bewusst senken. Eine mittlere Resorptionsrate von 55% wird heute angenommen. Sie sinkt ab, wenn schon viel Cholesterin im Blut vorhanden ist.

Wie viel Cholesterin aufgenommen wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab. So binden Ballaststoffe Cholesterin. Sie haben auch noch einen zweiten Effekt. Wie schon erwähnt werden auch die Gallensäuren, die der Körper für die Fettverdauung benötigt aus Cholesterin gebildet. Auch diese werden in geringerer Menge resorbiert, wenn die Nahrung ballaststoffreich ist. Sie müssen auch Cholesterin neu gebildet werden, was auch dessen Menge reduziert. Gleichzeitig kann Cholesterin auch nur zusammen mit den Gallensäuren aufgenommen werden. Werden diese also gebunden, so sinkt die Cholesterinaufnahme.

Die schon erwähnten Phytosterine werden aufgrund ihrer chemischen Ähnlichkeit zum Cholesterin wie dieses aufgenommen. Sind sie in großer Menge vorhanden, so sinkt die Aufnahme von Cholesterin.

Was hat es mit den Begriffen LDL und HDL auf sich?

Fett, aber auch fettlösliche Stoffe, wie das Cholesterin, können im Blut nicht einfach so zirkulieren. Sie können nicht wie wasserlösliche einfach ins Blut abgegeben werden. Sie lösen sich nicht in der Flüssigkeit auf. Sie müssen speziell transportiert werden. Das ist ein bisschen vergleichbar mit dem Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport, der ja auch von den roten Blutkörperchen bewerkstelligt wird. Der wesentliche Unterschied ist, dass es nicht ein Transportvehikel gibt, sondern vier. Für das Cholesterin sind zwei Transportvehikel wichtig. Das eine ist das LDL. LDL (Low Density Lipoprotein = Lipoprotein mit niedriger Dichte) transportiert das im Darm aufgenommene Cholesterin, aber auch das endogen gebildete Cholesterin und die bei der Verdauung aufgenommenen Fette zu den Körperzellen. Dort dockt es an einen Rezeptor an und wird von den Zellen aufgenommen. Cholesterin, das von der Leber abgebaut oder verstoffwechselt werden soll, wird von dem HDL (High Density Lipoprotein) transportiert. Es entzieht Cholesterin dem Kreislauf. HDL wird auch gebildet, wenn Fettgewebe einen hohen Stoffwechsel aufweist, der Spiegel ist daher bei starker körperlicher Aktivität erhöht.

Im gesunden Körper gibt es eine Regelung, die verhindert, dass zu viel LDL im Blut zirkuliert. Auch können die Zellen mehr Rezeptoren bilden, um LDL schneller aufzunehmen. Spezielle Diäten, die weitestgehend frei von Kohlenhydraten sind und 2.000 anstatt der üblichen 800 mg Cholesterin enthielten, führten in Versuchen zu einem Anstieg der Cholesterinkonzentration auf 260 mg/dl, dann ist das körpereigene Regulationssystem überfordert und der Körper resorbiert weniger Cholesterin aus dem Darm.

Warum ist den das LDL nun so gefährlich?

Ein relativ großer Anteil der Bevölkerung, etwa 20-25%, hat durch erbliche Faktoren einen zu hohen Blutcholesterinspiegel. Genauer gesagt, einen zu hohen LDL-spiegel, also eine zu hohe Konzentration an LDL im Blut. Dies ist eine eigene Krankheit. Die Gruppe der Erkrankungen wird von den Medizinern Hyperlipoproteinämien genannt. Dieses lateinische Fremdwort steht für eine Krankheit (Anämie) die durch zu viel (hyper) einer Stoffklasse von Fett-Proteingemischen (Lipoprotein) entsteht.

Die Ursachen sind vielfältig. Es können zu wenige LDL-Rezeptoren gebildet werden dann nehmen die Zellen zu wenig LDL aus dem Blut auf. Oder der Rezeptor hat eine verminderte Aktivität oder es wird zu wenig HDL oder zu viel LDL gebildet. Bei vielen Betroffenen sind es genetische Ursachen, da oftmals in einer Familie mehrere Mitglieder von der Krankheit betroffen sind. Die Folge ist, dass die LDL-Konzentration im Blut erhöht ist.

Die Konzentration des LDL gilt nun ein Risikofaktor für Arteriosklerose oder koronale Herzerkrankungen. Dabei lagert sich eine dünne Lipidschicht an die Zelloberfläche der Blutgefäße (Plaques genannt), die anwachsen kann und bis zur Verstopfung des Gefäßes führt. Besonders betroffen sind die Herzkranzgefäße, weil durch sie viel Blut hindurchgeschleust wird. Verstopfen sie, so gibt es einen Herzinfarkt. Man spricht dann von koronalen Herzkrankheiten (KHK). Die Lipidablagerungen werden auch als Plaques bezeichnet. Das Krankheitsbild ist mittlerweile recht gut verstanden. Früher nahm man an, die Blutgefäße würden wie Wasserleitungen „verkalken“, daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung „Verkalkung“, nur dass es Fettablagerungen sind. In den letzten Jahrzehnten wurde aber die Ursache genauer aufgeklärt. Es handelt sich um die Folgen einer chronischen Entzündung der Arterien. Zuerst wird die äußere Zellwand von Blutgefäßen durch Verletzungen oder Entzündungen geschädigt. Nun können Fettpartikel ins Innere der Gefäßwand gelangen. Das wiederum alarmiert das Immunsystem. Weiße Blutkörperchen und Fresszellen stürzen sich auf die Fettzellen und bilden einen Pfropfen an der entzündeten Stelle, der dann mit Fasern überzogen wird, um ihn abzuschließen. Ist dies geschehen, so ist dies kein Problem, das Blut kann weiterhin vorbeiströmen und später wird der Pfropfen wieder abgebaut. Problematisch ist es, wenn die Fasern nicht vollständig abdichten, dann sickert Blut hinein, kann gerinnen und die Arterie verstopfen, was bei den Herzkranzgefäßen zu einem Schlaganfall führen kann.

Aber auch im Gehirn kann dies vorkommen (Schlaganfall). Auf diese Ursache geht nach manchen Untersuchungen jeder zweite Todesfall in den Industrieländern zurück. Dasselbe kann auch bei anderen Gefäßen passieren, dort ist es eine periphere Verschlusskrankheit, die jedoch anders als bei den Herzkranzgefäßen nicht lebensbedrohlich ist.

Wie dies genau geschieht, ist auch nach Jahrzehnten wissenschaftlicher Forschung noch nicht einwandfrei geklärt. Anders als vor einigen Jahrzehnten weiß man heute aber, dass sehr viele Faktoren verantwortlich sind. Die Plaques alleine sind nicht das Problem. So spielen Entzündungen eine Rolle. Bei manchen Betroffenen sind die Gefäße chronisch entzündet, bei anderen ist eine erhöhte Entzündungsneigung gegeben. Was geklärt ist, ist welche Rolle die LDL, wenn es zu einer Entzündung kommt, bei dem Krankheitsbild haben.

Der hohe LDL-Spiegel ist nicht die Ursache für die Erkrankung, aber ohne das LDL wäre die Gefahr, dass sich die Entzündungen zu einem Verschluss auswachsen, geringer. Daher ist das LDL ein Risikofaktor für Arteriosklerose, aber nicht seine Ursache. Nach neueren Forschungen scheint auch das LDL-Cholesterin an sich harmlos sein. Stattdessen rücken heute Oxidationsprodukte des Cholesterins in den Blickpunkt der Forschung. Diese Oxidationen werden durch freie Radikale verursacht.

Es gibt weitere Risikofaktoren wie Stress (löst vermehrt Entzündungen aus, belastet das Immunsystem), Rauchen (erhöht den Fibrinogengehalt), Diabetes (viel mehr und kleinere LDL-Partikel) und auch Bewegungsmangel (verringerte HDL Konzentration) oder Bluthochdruck (erleichtert das Eindringen von LDL-Partikeln und verzögert die Gefäßheilung).

Da ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung Störungen des LDL/HDL Transportmechanismus aufweisen, raten viele Ärzte heute Personen auf ihren LDL-Spiegel zu achten, vor allem wenn noch ein anderer der oben genannten Risikofaktoren auch gegeben vorliegt.

Wie kann ich den LDL-Spiegel senken?

Das Naheliegendste ist eine cholesterinarme Diät. Die Reduktion des Cholesterins in der Nahrung alleine ist dabei nicht so wirksam, wie man denkt. Das ergibt sich daraus, dass der Körper auch selbst Cholesterin bildet. Beim Gesunden, das wurde gezeigt wird ein Spiegel von etwa 210 mg/dl Gesamtcholesterin aufrechterhalten, egal ob die Personen 200 oder 800 mg Cholesterin pro Tag zu sich nahmen. Allerdings ist bei Personen mit einer Hyperlipoproteinämie die Regelung gestört und eine Senkung der Cholesterinaufnahme senkt in der Tat den Blutcholesterinspigel, nur eben aufgrund der endogenen Produktion nicht sehr drastisch.

Wichtiger ist es die Konzentration des LDL, das Cholesterin zu den Zellen transportiert, („dem bösen Lipoprotein“) zu senken und die des HDL, das Cholesterin zum Abbau in die Leber transportiert, (dem „guten“ Lipoprotein) zu steigern. Das HDL ist auch beteiligt bei dem Abtransport von Cholesterin aus den Plaques und wirkt so Arteriosklerose entgegen. Als Richtwert gilt heute ein Wert von 200 mg Gesamtcholesterin/dl Blut, davon maximal 160 mg als LDL und 40 mg als HDL. Der Teiler LDL/HDL sollte 3,5 betragen oder kleiner sein. Der LDL-Spiegel hängt nicht nur von der Cholesterinmenge in der Nahrung ab, sondern auch anderen Nahrungsbestandteilen.

Richtwerte sind aber nur so gut wie die Gremien, die sie verabschieden. Lässt man nämlich die Ärzte Richtwerte festlegen, die Herzinfarkte vermeiden wollen, so erhält man folgende Tabelle:

Risikogruppe

LDL-Konzentration

Cholesterin gesamt (ohne HDL)

Sehr hoch

< 70 mg/100 ml

< 100 mg/100 ml

Hoch

< 100 mg/100 ml

< 130 mg/100 ml

mittel

< 130 mg/100 ml

< 160 mg/100 ml

niedrig

< 160 mg/100 ml

< 190 mg/100 ml

In die niedrige Risikogruppe kommt man schon mit 0-1 Risikofaktor, 0 heißt jeder und wer als Mann älter als 45 (als Frau älter als 55) ist, hat ebenfalls einen Risikofaktor.

Da aber als durchschnittliche Cholesterinspiegel folgende Werte genannt werden, und diese mit dem Alter ansteigen, hat nach dieser Einstufung praktisch jeder über 40-jährige einen LDL-Cholesterinspiegel, der medikamentös therapiert werden muss.

Alter

Gesamtcholesterin

<20

170

20-30

200

30-40

220

> 40

240

Und nimmt man die Durchschnittswerte aus Reihenmessungen, so bekommt man folgendes Bild:


Bevölkerung zwischen 35 und 65

Durchschnitt

68% liegen zwischen

LDL-Cholesterinspiegel

168

125 - 211

HDL-Cholesterinspiegel

37

26 - 48

Gesamtcholesterinspiegel

236

190 - 282

Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel der Bevölkerung einen therapiebedürftigen LDL-Cholesterinspiegel hat, ein Prozentsatz, der mit steigendem Alter rapide ansteigt.

Will man durch die Ernährung Einfluss auf den LDL-Spiegel nehmen, so geschieht dies primär durch die Wahl des Fettes. Pflanzliche Fette enthalten kein Cholesterin. Zudem konkurrieren Cholesterin und mehrfach ungesättigte Fettsäuren um den Transport im Blut. So können mehrfach ungesättigte Fettsäuren den Blutcholesterinspiegel senken. Sie senken aber die HDL wie LDL Konzentration. Das ist ein Manko. Weiterhin sind die am häufigsten vorkommenden ungesättigten Fettsäuren, der Omega 6 Reihe auch Vorläufer für Verbindungen die für Oxidationen von Fett verantwortlich sind, die auch in den Plaques ablaufen. Daher sprechen sich neuere Empfehlungen mehr für einen erhöhten Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren aus, wie der Ölsäure, die z.B. in Olivenöl reichlich vorkommt. Sie verändert weder den LDL noch den HDL-Spiegel. Kurzkettige Fettsäuren, wie sie im Milchfett vorkommen, senken den LDL-Spiegel. Das Gleiche gilt für die Omega-3 Fettsäuren. Umgekehrt steigern gesättigte Fettsäuren, die vor allem in tierischem Fett aber auch manchen pflanzlichen Fetten vorkommen die LDL-Konzentration.

Einige Ballaststoffe werden im Dickdarm von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut und diese senken den LDL-Spiegel. Ballaststoffe binden auch Cholesterin, wie auch den aus Cholesterin gebildeten Gallensäuren. Sie entziehen so Cholesterin dem Kreislauf. Besonders wirksam ist dabei das Lignin, das aber sehr selten in unserer Nahrung vorkommt und das Pektin, das man reichlich in Obst findet.

Pflanzen enthalten zudem Fettbegleitstoffe, die ähnlich wie Cholesterin aufgebaut sind. Diese Phytosterine werden wie Cholesterin transportiert. Enthält die Nahrung zahlreiche Phytosterine, so muss zwangläufig der Anteil des Cholesterins sinken. Pflanzliche Öle enthalten etwa 1-2% Phytosterine, sie finden sich aber auch in grünem Gemüse. Der Effekt der Cholesterinsenkung ist bei hohen Dosen (so viel wie in mehreren Kilogramm Gemüse enthalten) ist gesichert und entsprechende Produkte, denen Phytosterine zugesetzt wurden, wie die Margarine Beccel sind auf dem Markt. Doch um die 5-10% Senkung zu erreichen, die damit möglich sind, wurden dieser so viele Phytosterine zugesetzt, wie in rund 4 kg Brokkoli enthalten sind.

Nimmt man alle Empfehlungen zusammen, so ist die optimale Diät bei zu hohem LDL-Spiegel eine ballaststoffreiche Ernährung (wegen der Ballaststoffe und der in Gemüse enthaltenen Omega-3 Fettsäuren), mit vornehmlich pflanzlichem Fett (wegen der Phytosterine und der einfach ungesättigten Fettsäuren). Da Cholesterin nur in tierischem Fett enthalten ist, ist diese Ernährung zugleich auch cholesterinarm.

Es gibt noch zahlreiche andere Faktoren, die in irgendeiner Weise auf den LDL-Spiegel wirken, so Antioxidantien (senken ihn), Kaffee (ungefilterter Kaffee steigert ihn, Filterkaffee ist ohne Einfluss) und sogar Mineralstoffe.

Enthalten Eier besonders viel Cholesterin?

Cholesterin findet sich nur in tierischem Fett. Besonders viel Cholesterin enthalten Eier (400 mg/Ei), dort übrigens nur im Eidotter, Innereien, vor allem Gehirn (2.000 mg/100 g) sowie Schalen- und Krustentiere enthalten ebenfalls viel Cholesterin. Hier eine kleine Übersicht:

Lebensmittel

mg/100 g

Lebensmittel

mg/100 g

Eier (1 Ei: 300-400 mg nach Größe)

604

Butter

240

Milch, Joghurt

11

Hering

85

Schlagsahne

109

Kabeljau

30

Emmentaler, Edamer

92

Austern

250

Camembert

71

Garnelen

138

Frischkäse

109

Miesmuscheln

150

Ziegenkäse

36

Austern

260

Quark 40%

37

Kalbsfleisch, Filet

70

Feta-Käse

45

Kalbsfleisch, Schnitzel

90

Schweinefleisch: Kotelett, Hals, Kamm

70

Rindfleisch, Filet

90

Hase

70

Reh, Hirsch

110

Schweinerückenspeck

120

Rindfleisch, Roastbeef

120

Frankfurter Würstchen

65

Fleischwurst, Leberwurst, Salami

85

Weißwurst

110

Bratwurst

100

Gehirn

2000

Lunge, Herz

350


Es wird recht deutlich, dass der Cholesteringehalt nicht unbedingt mit dem Fettgehalt korreliert, so enthält Schweinefleisch nicht mehr Cholesterin als das magere Rindfleisch und auch Käse ist gemessen an seinem Energiegehalt relativ cholesterinarm. Auch Geflügelfleisch ist nicht cholesterinärmer als das Fleisch von Säugetieren. So ist mageres Rehfleisch auch cholesterinreicher als fettes Schweinefleisch. Innereien sind wegen der wichtigen Rolle von Cholesterin für die Zellmembranen sehr cholesterinreich. Sinnvoller ist daher eher auf die Cholesterinmenge relativ zum Energiegehalt zu achten. So enthält Butter zwar relativ viel Cholesterin (240 mg/100 g), aber gemessen am Energiegehalt ist es relativ wenig. In jedem Falle ragen aber die Eier heraus. Sie haben bei wenig Energie einen hohen Cholesteringehalt, wobei das gesamte Cholesterin nur im Eigelb steckt. Nach den offiziellen Ernährungsempfehlungen sollte man daher nur 1-2 mal in der Woche Eier essen.

Ich habe einen erhöhten Cholesterinspiegel, muss ich nun dauernd Diät halten?

Neuere Untersuchungen zeigten, dass es bei Menschen ohne Vorerkrankung (Krankheiten an Herz-/Kreislaufsystem, Arteriosklerose) keinerlei Zusammenhang zwischen Cholesterinaufnahme und Neigung zu diesen Krankheiten gibt. Eine Hyperlipoproteinämie ist ein Risikofaktor für Arteriosklerose, aber nicht jeder der eine hat bekommt Arteriosklerose. Ist eine Vorerkrankung gegeben, oder gibt es andere ernährungsbedingte Krankheiten oder Risikofaktoren (Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Rauchen, Stress, Bewegungsmangel) so sollte der LDL-Cholesterinspiegel nach derzeitiger Lehrmeinung jedoch gesenkt werden. Gravierende Reduktionen des Gesamtcholesterins (weit unter 200 mg/dl) sind wegen der endogenen Bildung nur medikamentös zu erreichen.

Weitere Empfehlungen sind eine Gewichtsreduktion und körperliche Betätigung. Zum einen weisen viele an der häufigsten Form der Hyperlipoproteinämie Erkrankte auch Übergewicht auf, zum anderen senkt Sport nicht nur das Gewicht, sondern verringert auch die Entzündungsbildung an den Herzkrankgefäßen und steigert die HDL-Konzentration. Alle Maßnahmen sollten aber nicht überbewertet werden.

Hierzu mein eigenes Beispiel. 2004 hatte ich einen Gesamtcholesterinspiegel von 203 mg/dl, wog 106 kg machte kaum Sport. 2010 waren es 222 mg/l, ich wog 74 kg und ging viermal in der Woche Schwimmen und machte in diesem Jahr den zweiten Platz im 24-Stunden-Schwimmen in dem Verein, in dem ich Mitglied bin. Ich mochte nie Eier, ernähre mich eher noch fettärmer als früher und trotzdem ist der Cholesterinspiegel angestiegen. Das zeigt, dass die Ernährung, aber auch die Lebensweise, nur begrenzten Einfluss hat. Als deutlich erhöht und Schwelle, ab der man von einem Risikofaktor spricht, gelten heute 260 mg/dl. Der frühere Normwert von 200 mg/dl ist heute umstritten, weil ein sehr großer Teil der Bevölkerung (je nach Schätzung bis zu 80%) ihn überschreitet und dies praktisch bedeuten würde, dass jeder auf eine cholesterinarme Diät gesetzt werden müsste, was offensichtlich unsinnig ist. In England ist man anderer Meinung. Dort wurde der Wert, ab dem man von einem „Risikofaktor“ sprach, immer schon bei 260 mg/dl angesetzt. In den USA gilt immer noch ein Wert von 200 als erwünscht. Bis 240 mg/l werden als „kontrollbedürftig“ eingestuft und ab 240 mg spricht man dort von einem hohen Risiko.

Immerhin überschreiten nach DGE Empfehlungen noch ein Drittel der Erwachsenen einen Wert von 250 mg/dl. Die Situation muss jedoch genau betrachtet werden, denn nur bei der Hälfte der Betroffenen ist der LDL-Spiegel erhöht und der LDL/HDL Quotient hoch. Die andere Hälfte weist einen nur gering erhöhten LDL-Spiegel auf und Cholesterin befindet sich im HDL und anderen Transportverbindungen. So auch beim Autor: Der LDL-Spiegel betrug 2010 142 mg/dl, der HDL 61 mg/dl, was einen sehr guten LDL/HDL Quotienten von 2,3 (empfohlen: <4) ergibt.

Die Empfehlungen der DGE vertreten den Standpunkt, dass ein Gesamtcholesterinspiegel von <200 mg/dl wünschenswert ist, und einer mit 200 bis 250 mg schon „kontrollbedürftig“ sei. Um dies zu erreichen, sollten nicht mehr als 300 mg Cholesterin mit der Nahrung pro Tag aufgenommen werden.

Die Realität sieht dagegen so aus, dass die meisten von uns zwischen 500 und 750 mg aufnehmen und daher über 80% der Bevölkerung einen „kontrollbedürftigen“ Spiegel haben. Das führt dann zu einer Diät, die nach DGE Empfehlungen z.B. maximal ein bis zwei Eier pro Woche enthalten darf. Die Pharmazeutische Zeitung, Zentralblatt des deutschen Apothekerverbands, hält dagegen einen Gesamtgehalt von <250 mg/dl als normal. Dies reduziert immerhin die Anzahl der „potenziellen Kranken“ von 80 auf 40% der Gesamtbevölkerung.

Neben dem Krankheitsbild der Arteriosklerose alleine gibt es einen erhöhten LDL-Spiegel auch bei Übergewicht. Da dort auch andere Risikofaktoren vorliegen wie geringer HDL-Spiegel durch geringe sportliche Betätigung und hoher Bluthochdruck vorliegen, ist hier die erste Maßnahme abzunehmen. Hier bringt die Gewichtsreduktion messbare Effekte. Nach einer Studie konnten Teilnehmer die ihr Gewicht um 10% senkten ihren LDL-Spiegel um 30% senken – so viel ist nur mit der Ernährungsumstellung sonst kaum erreichbar.

Bringen dann wenigstens Medikamente etwas?

Bei Risikogruppen oder Patienten mit Vorerkrankungen, also Personen die schon Arteriosklerose haben, oder einen Herzinfarkt durchlebt haben, wird heute eine Reduktion des Gesamtcholesterins im Blut je nach Anzahl der Risikofaktoren auf 160, 130 mg/dl bzw. 100 mg/dl angestrebt. Diese Werte sind nur mit Medikamenten zu erreichen. Der körpereigene Mechanismus lässt keine Senkung weit unter 200 mg/dl zu.

Doch auch an der medikamentösen Therapie gab es Kritik. Zum einen ergaben Untersuchungen der früheren Studien deutliche Mängel in der Durchführung. Langzeitstudien konnten nicht nachweisen, dass bei Personen die medikamentös ihren Cholesterinspiegel drastisch senkten, die Lebenserwartung anstieg. Die Leute starben dann nur an anderen Krankheiten. Zahlreiche Kritiker werfen auch eine starke Verflechtung mit den Interessen der Pharmaindustrie vor. Vor allem in den USA sind Cholesterinsenker die umsatzstärksten Medikamente. Auch bei uns wird damit viel Geld verdient. Die positive Wirkung der Statine, der verbreitetesten Medikamentengruppe, beruhe wahrscheinlich nicht primär auf der Senkung des Cholesterinspiegels, sondern anderer Effekte.

Sollte man als Gesunder nun auf seinen Cholesterinspeigel achten?

Wie schon geschrieben wurde in den letzten Jahren viel umgedacht. Bei der medikamentösen Therapie ist die Faktenlage recht eindeutig. Wer keine Vorerkrankung hat, und präventiv seinen Cholesterinspiegel senkt, der hat mehr Nachteile als Vorteile. Man rechnet bei dieser Personengruppe damit, dass pro 100 Patienten man einen bis zwei Todesfälle durch Herzinfarkt verhindert. Demgegenüber werden bis zu 5 Personen Krankheiten erhalten, die bedenklich sind wie Diabetes und bis zu 30 unter leichteren Nebenwirkungen wir Brustschmerzen leiden. Der Nutzen ist also nicht gegeben.

Schwerer tun sich die Ernährungswissenschaftler, ihre alten Empfehlungen zu revidieren. Wahrscheinlich aus der Überlegung heraus „wenn man den Cholesterinspiegel senkt und dies nur durch Diät erreicht, dann kann das ja nichts Schlechtes sein“. Sie verweisen auch darauf, dass eine cholesterinarme Diät (arm an Ei und an Fleisch) auch gesund sei. Doch natürlich wirkt es sich aus, wenn man etwas gerne essen würde, aber nicht darf. Ob dieser physiologische Effekt nicht mehr schadet als der vermeintliche Nutzen eines niedrigeren Cholesterinspiegels, der ja wie oben geschrieben beim gesunden minimal ist? So wird es noch einige Zeit dauern, bis auch bei uns die offiziellen Empfehlungen an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst werden.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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