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Was ist drin... in Delikatess-Soße?

Einleitung

Es handelt sich hier um ein recht profanes Produkt: Eine Fertig-Trockensoße, die mit Wasser aufgekocht wird. Das für die Beurteilung wichtige an dieser Packung, ist nicht nur die Zusammensetzung, sondern die restlichen Angaben auf der Verpackung. Beginnen wir mal mit denen.

Ergänzende Angaben

Vorderseite

Ich habe die Verpackungen mal eingescannt, damit erspare ich mir mal einige Wiedergaben. Auf der Vorderseite findet man die GDA Angabe in kurzer Form. Hier beginnt schon die Sucherei. Die Angabe von 63 ml für eine Portion sagt alleine nichts aus. Die Portionsangabe muss man sich auf einer weiteren Seite suchen. Das ist eine typische Verschleierungstaktik, denn sie erfordert von dem Anwender das Rechnen. Er muss erst mal sehen, wie viel einer Portion entspricht und dann im Kopf einen Viertelliter durch 63 ml teilen - um raus zu finden, dass der Hersteller meint das ein Päckchen für 4 Portionen gut ist.. Das reicht vielleicht bei Novell Cusine, wo es Portionen in homöopathischen Dosen gibt, doch ein Viertelliter Soße für 4 Portionen bei anderen Gerichten?. Also bei normalem Schweinbraten mit Klößen reicht ein kleiner Soßenlöffel? Träum weiter Hersteller! Warum das ganze? Macht man die Portionen recht klein, dann ist natürlich auch die Energieangabe klein. Das kontrakariert natürlich den eigentlichen Sinn der GDA Kennzeichnung: Dem Verbraucher zu ermöglichen wie einfach abzuschätzen wie viel er mit einer Portion aufnimmt. Besonders unverfroren ist die Angabe auf der Seite, dass sich die Soße gut für "Nudeln, Reis, Klößen und Kartoffeln" eigne - also allesamt Lebensmittel, die viel Soße aufsaugen.

Rückseite

Dann findet man die interessante Anpreisung "Ohne den Zusatzstoff Geschmacksverstärker", "Ohne Farbstoffe" und "Ohne Konservierungsstoffe laut Gesetz". Was dazu zu sagen ist, erfahren sie später bei der Beurteilung.

Zutatenverzeichnis

Seite

Weizenmehl: Dickt die Soße ein.

Stärke: Dickt ebenfalls sein, sogar noch besser als Weizenmehl, ergibt anders als das Weizenmehl eine klare Lösung

jodiertes Salz: Damit die Soße auch salzig schmeckt. Wegen des geringen Anteils an Jod in der Nahrung ist es heute durchgehend jodiert.

Dextrose: Traubenzucker, leichter Süßgeschmack zur Abrundung des Aromas.

Reismehl: Ein anderes Mehl zum Eindicken.

Glucosesirup: Die gleiche Funktion wie der Traubenzucker.

Hefeextrakt: Hefe enthält viel Nucleotide, welche den Geschmack "fleischig" (umami) verstärken und Aminosäuren welche den Fleischgeschmack bilden. Da die Soße überhaupt keinen Fleischextrakt enthält, ist dies der "Fleischanteil" der Soße.

Malzextrakt: Ergibt einen malzigen Geschmack, der natürlicherweise auch beim Anbraten von Mehl entsteht. Weiterhin färbt es die Soße braun.

Röstzwiebeln: Ein weiteres wichtiges Röstaroma und auch eine färbende Komponente.

Tomaten: Gehören wohl auch in eine Soße.

Aromen (mit milch und Eiererzeugnis): Mangels Fleisch in der Soße muss hier schon massiv mit Aromen gearbeitet werden. Wie massiv zeigt sich an der Position: alle nun folgenden Bestandteile sind in geringerer Menge vorhanden.

Maltodextrin: Ein Stärkeabbauprodukt mit Eigenschaften von Zuckern (leicht süß) und stärke (bindend).

Zucker: löst sich langsamer als Glucose und Glucosesirup auf, daher nur in kleiner Menge vorhanden.

Gewürze: Etwas natürliches Aroma.

Karotten: Gehören auch zur Soße.

Konzentrierter Gemüsesaft (Karotten, Zwiebeln): Als Aroma und Farbkomponente.

Säuerungsmittel: Citronensäure um Säure/Süße einzustellen.

Knoblauch: Nicht jedermanns Geschmack, aber als Aroma wichtig..

GDA Kennzeichnung

Die Zusammensetzung der Packung entnehmen sie dem Scan. Die Soße besteht - wenig verwunderlich bei dieser Zusammensetzung vorweigend aus Kohlenhydraten, mit einem relativ hohen Zuckeranteil. Das wenige Eiweiß unetrscheidet sie von natürlich hergestellten Soßen, die auch Eiweiß durch das Fleisch enthalten. Auch erstaunlich ist, dass sie kaum Fett enthält, das meist in größer Menge in Soßen verwendet wird. Das wäre positiv hervorheben, wenn nicht der Verdacht bestehen würde, dass es nur zu teuer für das Produkt ist.

Beurteilung

Nun, es handelt sich hier nicht um ein qualitativ hochwertiges Produkt. Dafür ist es zu billig und nicht von einer Marke. Es weist auch nirgendwo das Wort "Fleisch" aus. Es ist ein paar Jahre her, seit ich das letztes mal solche Soßen begutachtet habe. Damals war es bei billigen Soßen üblich, anstatt Fleisch meistens Pflanzenproteinhydrolysate wie Sojaprotein oder Maisprotein einzusetzen. Inzwischen scheint man dies durch die noch billigere Hefe ersetzt zu haben. Hefe enthält sehr viele Purine, dei als natürlicher Geschmacksverstärker wirkt, und viel Eiweiß, ebenfalls zum Ersetzen eines Fleischgeschmacks. Hefe fällt als Abfallprodukt bei vielen Gärungen an. Kurz: Ein preiswerter Grundstoff für eine Soße und man benötigt noch weniger davon als bei den Pflanzenproteinhydrolysaten.

Okay, das ist noch etwas, was ich unter "berchtigter Verbrauchererwartung" abbuchen würde - Eine Soße mit einem Preis von 39 ct für 3 Packungen, kann kein Fleisch enthalten. Was der Hersteller lassen sollte, ist allerdings die versuchte Täuschung: Wer schreibt "Ohne den Zusatzstoff Geschmacksverstärker", und dann Hefeextrakt als natürlichen Geschmacksverstärker zusetzt, bewegt sich schon an der Grenze des legalen. Wie viele Verbraucher wissen, dass Hefeextrakt ein natürlicher Geschmacksverstärker ist? Ist es für die Verbraucher wesentlich, ob der Geschmacksverstärker als Reinsubstanz oder als Extrakt zugesetzt wird?

"Ohne Farbstoffe" - Die braune Farbe der Soße entstaht natürlicherweise bei der Rekation von Eiweiß mit Kohlenhydraten, der sogenannten Maillardreaktion. Die gleiche braune Farbe erhält man aber auch beim Anrösten von Kohlehydraten wie z.B.. bei dem Anschwitzen von Mehl oder dem Backen. So kommt die Farbe hier vom Malzexktrakt und den Röstzwiebeln. Es ist nicht notwendig, bei einer Soße einen braunen Farbstoff zuzustzen, weil es genügend färbende Lebensmittel gibt. Auch hier: Eine Werbung mit einer Selbstverständlichkeit.

"Ohne Konservierungsstoffe laut Gesetz": Ganz klein geschrieben: "Laut Gesetz". Warum? Weil für Trockensoßen keine Konservierungsstoffe zugelassen sind und weil sie unnötig sind. Warum sollte das Zeug verderben? Es besteht aus getrockeneten Zutaten in einer Mischung von Mehl und Zucker. Genausowenig wie Mehl und Zucker einen Konservierungsstoff brauchen, so brauchen diese Soßen keinen.

Das kann man in der Reihe leicht fortsetzen. Warum nicht schreiben "Ohne Antioxidationsmittel" oder "ohne Emulgatoren" oder "Ohne Komplexbildner"? Das alles ist nicht enthalten - aber es ist auch nicht nötig. Warum schreibt der Herstelelr nicht "Ohne Fleisch" oder "Rein pflanzlich"? Auch das würde zutreffen. Dazu kommt das Kleinrechnen der Portion. Meinen persönlichen Erfahrungen nach braucht man mindestens die doppelte Menge Soße. Das ist ein weiteres Beispiel, wie die GDA angaben dazu genutzt weerden den Verbaucher massiv zu täuschen.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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