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Calgon 2010

Die Werbung

Wieder mal läuft derzeit (August 2010) ein Werbespot von Calgon. Damit wir von demselben reden hier ein Video des Spots:

Es fängt an, damit dass eine Waschmaschine stark wackelt, dann kommen die obligaten Beschwerden über die abnehmende Waschleistung und erhöhte Lautstärke und dann eine Zwischeneinblende. In dieser achten Sie mal auf die Farben: Die ganze Szene ist farbarm, fast grau. Der Kontrast ist niedrig, die Helligkeit auch, es wirkt fast düster grau. Das einzig farbige ist das Produkt: So offen manipulativ macht heute keiner mehr außer dieser Firma. Danach ist dann wieder alles in Ordnung mit Calgon!

Ich habe mich schon mehrfach mit der Werbung dieser Firma beschäftigt die man im einfachsten Fall als plump oder simpel, je nach Sichtweise aber auch manipulativ, desinformierend und angstauslösend beschreiben kann - geht meine Waschmaschine kaputt wenn ich kein Calgon benutze wie die Spots suggerieren? Kommen Folgeschäden durch eine überflutete Küche hinzu?

Zeit mal Klarheit zu schaffen. Die Grundlagen habe ich schon in anderen Aufsätzen erläutert. Kalk muss bei Waschmaschinen gebunden werden, genauso wie bei Spülmaschinen. Weniger wegen der Verkalkung der Waschmaschinen - wenn die durch heißes Wasser verkalken würden. Wie sieht es dann in ihrem Wasserleistungsnetz aus, das viel mehr warmes Wasser transportiert? Es ist notwendig weil sonst der Kalk mit den waschaktiven Substanzen reagieren. Dadurch wird deren Wirksamkeit vermindert und die Reaktionsprodukte ziehen noch dazu auf die Wäsche auf und verursachen den Grauschleier und die Wäsche verliert ihre Weichheit, sie wird hart.

Daher enthalten alle Waschmittel Substanzen die Kalk binden. Es sind dieselben wie in Calgon. Da man Waschmittel nur als ganzes dosieren kann finden Sie auf jeder Waschmittelpackung eine Tabelle in der Form

Härtegrad niedrig Härtegrad mittel Härtegrad hoch
leichte Verschmutzung xxx ml yyy ml zzz ml
mittlere Verschmutzung yyy ml zzz ml abc ml
hohe Verschmutzung zzz ml abc ml def ml

Es ist klar das eine der beiden Substanzen immer überdosiert wird. Sie benötigen, wenn sie in der Tabelle in der Spalte nach unten gehen, immer mehr Waschpulver weil die Wäsche stärker verschmutzt ist. Der Härtegrad an ihrem Ort bleibt jedoch konstant. Also dosieren sie den kalkbindenden Bestandteil über. Doch das macht nichts. Er reagiert eben nur mit dem vorhanden Kalk (entfernt aber keinen schon vorhanden Kalk)

Umgekehrt: Wenn sie in einem Gebiet mit hohen Härtegrad leben, müssen sie Waschmittel überdosieren, damit sie erst mal genug kalkbindende Bestandteile haben. Egal wie stark ihre Wäsche verschmutzt ist. Üblicherweise unterscheiden sich dann die Dosierungen bei höherem Härtegrad nur zwischen mittel und stark verschmutzter Wäsche.

Wären die drei Hauptbestandteile des Waschmittels separat dosierbar (waschaktive Substanzen, Bleichmittel, kalkbindende Substanzen) so wäre das Problem gelöst. Doch solche "Waschmittel-Bausteinsysteme" konnten sich nie durchsetzen. (Es gab diese Anfang der neunziger Jahre). Nun könnte man auf die Idee kommen Calgon wäre doch nützlich, kann man doch so Waschmittel sparen. Das ist es auch - zumindest ökologisch. Doch zum einen gibt es auch andere Produkte mit derselben Zusammensetzung die dasselbe leisten und zum anderen ist es so teuer, dass selbst bei Markenwaschmitteln sie kein Geld sparen sondern nur draufzahlen.

Vor allem hat sich die Kalkgefahr in den letzten Jahrzehnten erheblich vermindert: Dadurch, dass die Waschtemperaturen absinken wird zum einen weniger Kalk gebildet (er ist im Wasser gelöst und fällt aus wenn das Wasser erhitzt wird. Wird es wie heute üblich, nur noch selten hoch erhitzt, so fällt auch kaum Kalk aus). Zum zweiten lösen sich die Waschmittel viel schneller auf, weil sie heute auch schon geeignet sein müssen, für Wassertemperaturen von 15-20°C. Es gibt also nicht die Zeit für den Kalk zu reagieren.

Entsprechend ist sogar die Calgon Werbung auf dem Rückzug:

Immer aber wird den potentiellen Käufern eine reale Gefahr für Wäsche, Maschine suggeriert. Doch die gibt es zumindest für die Maschine nicht. Außer sie haben nur noch 95° Wäsche. Bei jedem andern Waschprogramm wird das Wasser an den Heizstöben nicht so heiß, dass dort sich der Kalk ausfällt. Er reagiert dann erst im Waschraum und sucht sich die größte vorhandene Oberfläche zum Ablagern aus - das ist die Wäsche und das merken Sie!

Fazit

Es ist erstaunlich wie eine Firma ein überteuertes und bei korrekter Dosierung des Waschmittels überflüssiges Produkt seit Jahren mit Werbespots anpreist die Ängste schüren sollen. Wahrscheinlich würde es sonst keiner kaufen. Es ist traurig, aber vielleicht ist die Firma nicht fähig ein Produkt anzubieten das auch preislich nützlich ist. Eventuell sind auch ihre Mitarbeiter nicht intelligent genug sachlich und argumentativ zu informieren. Dazu gehört auch die Wahl von unsympathischen Anti-Figuren als Werbeträger in der Vergangenheit dazu "Dann steht die ganze Hütte unter Wasser".

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


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