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Der kommerzielle Satellitenstartmarkt Teil 1

Dieser Teil 1 enthält eine Einführung in den Markt für kommerzielle Raketenstarts. Weiterhin werden die Trägerraketen und ihre Position im Markt für geostationäre Satelliten besprochen.

Teil 2

geht auf den Markt für LEO Nutzlasten und kleine Trägerraketen ein und gibt einen Ausblick auf die weiteren Entwicklungen.

Einführung

Während sich meine anderen Raketen Artikel mit der historischen und technischen Entwicklung einer Rakete beschäftigen geht es in diesem Artikel um Chancen der Träger im freien Markt - also unabhängig von Nutzlasten von Regierungsseite - Wie man erfolgreich in einen solchen Markt hineinkommt, stellen Sie fest wenn Sie den Artikel über die Geschichte der Ariane lesen.

Bis 1979 transportierte nur die NASA kommerzielle Nutzlasten. Dabei beförderte sie ausschließlich US Satelliten. Andere Staaten mussten Satelliten von US Firmen kaufen. 1973/74 konnten so die Deutsch-Französischen Satelliten Symphonie zwar mit US Deltas Starten, aber eine kommerzielle Nutzung über einen Experimentalbetrieb hinaus wurde untersagt. Dies führte zur Entwicklung der Ariane, die bald zahlreiche Satelliten von Ländern außerhalb Europas startete und so sich einen großen Teil des kommerziellen Satellitenmarktes sicherte.

Dies lag auch daran, das die vorherrschende US Konkurrenz ihre Raketenproduktion langsam drosselte, da der Space Shuttle alle Raketentransporte übernehmen sollte. Auch wurden die Arbeitspferde der NASA - Delta und Atlas - nicht mehr in dem Maße weiterentwickelt, um den steigenden Nutzlasten zu genügen.

1986 änderte sich die Situation innerhalb eines Jahres. Mit der Explosion der Challenger änderte sich die NASA Politik. Die NASA sollte nun nicht mehr kommerzielle Nutzlasten mit dem Shuttle starten und auch nicht mehr die Raketen. Statt dessen sollten die Betreiber dieser Raketen diese selbst vermarkten und die NASA bzw. Air Force stellte nur Startanlagen zur Verfügung.

Gleichzeitig bot Russland seine Trägerraketen zum Start an - für Dumping Preise. Zuerst erwuchs Arianespace - der privaten Firma die Ariane startet - daraus keine Konkurrenz. Die russischen Raketen dürften nach den COCOM Ausfuhrbestimmungen für Ostblockländern keinerlei Satelliten starten die US Technologie enthielten - was einem Startverbot gleichkam. Die US Betreiber wiederum mussten erst einmal wieder die Produktion ankurbeln und die Raketen auf die neueste Satellitengröße erweitern. Arianespace konnte mit der Ariane 4, die bis zu 4.9 t auf einmal transportiert daher schnell eine führende Rolle im kommerziellen Satellitengeschäft einnehmen.

Doch Mitte der neunziger Jahre beginnt sich wieder der Markt zu wandeln. Zum einen treten immer neue Anbieter auf den Markt: Russland darf nun bis zu 10 % der jährlichen Starts abwickeln mit Preisen die maximal 10 % unter US Preisen liegen. Chinesen haben diese Beschränkung nicht. Amerikanische Träger erreichen nun auch hohe Nutzlastkapazitäten. Die Doppelstarts die Ariane 4 so attraktiv machten, nehmen durch immer schwerere Satelliten ab. Die Einführung der neuen Ariane 5 verzögerte sich aber immer mehr.

Auch der Markt selbst ändert sich. Galten bisher die Starts vornehmlich dem geostationären Übergangsorbit - mit großen Satelliten von 3-4 t Gewicht - allerdings pro Betreiber nur 3 oder 4, so werden nun Satellitenfunknetze in niedrigen Erdbahnen aufgebaut, mit kleinen leichten Satelliten, aber großer Anzahl. Dafür sind die normalen Träger für geostationäre Bahnen viel zu groß. Auch schließen immer mehr Satellitenhersteller mit ihren Kunden Komplettpakete: Sie verkaufen nicht nur den Satelliten sondern auch Bodenstationen, sorgen für den Start und die Inbetriebnahme. Jeder Hersteller schließt dabei Allianzen mit einer "Transportfirma" die nun nicht mehr einen oder zwei Satelliten pro Auftrag startet, sondern ganze Flotten. Die Weiterentwicklung von Raketen wie der Atlas, Delta oder der Zenit wäre ohne ein solches Auftragspolster kaum zu finanzieren.

Was sind die Anforderungen an eine Rakete?

Nun zuerst muss die Nutzlast auch transportiert werden können. So sind von dem Transport in den lukrativen Geo Orbit viele "Newcomer" mit kleinen Raketen (Pegasus, Athena, Taurus) ausgeschlossen, da diese in diesen Orbit maximal 500 kg transportieren. Aber auch die Delta 2 kann mit 1.8 t Satellitenmasse nur die kleinsten heutigen Satelliten transportieren. Die meisten davon wiegen schon jetzt zwischen 3 und 4 t.

Darüber hinaus muss die Rakete konkurrenzfähige Preise anbieten. Die Titan 3 und die japanische H-2 z.B. sind um mehr als 50 % teurer als eine Ariane 4, sie haben daher in den letzten 10 Jahren keinen kommerziellen Start mehr durchgeführt.

Wichtig ist auch die Zuverlässigkeit der Rakete. Versicherungsprämien für einen Start liegen bei 12-19 %, wobei um so mehr zu zahlen ist je mehr Fehlstarts eine Rakete aufzuweisen hat. Gerade neue Träger haben eine geringe Zuverlässigkeit, wie die beiden fehlgeschlagenen Jungferflüge der Delta 3 und Ariane 5 zeigen. Die derzeit zuverlässigsten Träger sind die Atlas und Ariane, gefolgt von der alten Delta 2. Am hinteren Ende rangieren die russische Proton und chinesische "langer Marsch". Letztere machen mehr durch die spektakulären Fehlstarts von sich reden. Wenn Fernsehübertragungen abgebrochen wird, so ist dies keine sehr gute PR.

Die Verfügbarkeit eines Trägers ist ebenfalls sehr wichtig. Arianespace hat z.B. nach dem Fehlstart einer Langen Marsch im Februar 1997 einen Auftrag über den Start eines Fernmeldesatelliten ergattern können, weil sie diesen schon im September starten konnte. Arianespace hat derzeit von allen Betreibern die kürzesten Startvorbereitungszeiten und kann relativ kurzfristig einen Satelliten starten. Der Rekord liegt bei 3.5 Monaten nach Vertragsunterscheidung. Bei US Firmen muss man eine Rakete dagegen 24-30 Monate im Voraus bestellen.

Freier Markt und Regierungsaufträge

Nicht unerwähnt soll bleiben, das es natürlich eine heimliche Subvention gibt - Mit Startaufträgen von wissenschaftlichen oder militärischen Satelliten. Die betrifft vor allem die USA. Alle Satelliten des Verteidigungsministeriums und der NASA werden mit amerikanischen Raketen gestartet. Dies gilt auch weitgehend für internationale Projekte mit NASA Beteiligung. So wurde die europäische SOHO Sonde mit einer Atlas und nicht mit einer Ariane gestartete, da einige Experimente von der NASA sind.

In der Praxis bedeutet das eine gewisse Auslastung den amerikanischen Raketen gewiss ist. Dies senkt natürlich den Preis (höhere Stückzahl) oder hält überhaupt eine Serie am Leben (Der letzte kommerzielle Start einer Titan war 1992). Um die Größenordnung anzudeuten hier eine Aufstellung von erfolgten Starts 1998/99 und der Anteil an Regierungsaufträgen:

Rakete Alle Starts davon Regierungsaufträge
Ariane 21 2
Atlas 11 5
Delta 2+3 24 9
Sojus 25 19
Zenit 6 3
Proton 16 8
Titan 8 8
China 10 4
H-2 2 2
Athena 4 1
Taurus 4 3
Kosmos 4 3
Pegasus 9 5

Die Orbits

Für die Orbits werden teilweise gängige Abkürzungen verendet diese sind:

LEO: Niedriger Erdorbit in 200 km Höhe und 28-50° Neigung zum Äquator. Geschwindigkeitsbedarf: ca. 7800 m/s. Orbit mit der höchsten Nutzlast einer Rakete.

SSO: Sonnensynchroner polarer Orbit in 800 km Höhe und 99.8° Neigung zum Äquator. Geschwindigkeitsbedarf: ca. 8800 m/s. Nutzlast ca. 25-35 % kleiner als beim LEO. Orbit vor allem für Erderkundungssatelliten.

GTO: Geosynchroner Transfer Orbit: Orbit mit 200 × 36000 km Ausdehnung. Neigung zum Äquator: Wie beim Startort. Geschwindigkeitsbedarf: ca. 10300 m/s. Nutzlast: 35-40 % der LEO Nutzlast

GEO: Geosynchroner Orbit: Orbit in 36000 km Höhe, 0 ° Neigung zum Äquator. Geschwindigkeitsbedarf: 11800 m/s. Nutzlast: 15-20 % der LEO Nutzlast.

Mehr über Orbits finden Sie in einem eigenen Artikel.

Die Konkurrenten für den GTO Orbit

Es folgen nun alle Trägerraketen die Satelliten in den geostationären Orbit transportieren. Es sind dies die leistungsstärksten verfügbaren Träger.

Nicht mehr eingesetzte Typen

Diese Raketen waren aktuell, als ich diesen Artikel 1999 erstmals schrieb. Inzwischen wurde ihre Produktion eingestellt.

Ariane 44 P

Ariane 4

Ariane 4 hat eine Zuverlässigkeit von 97.8 %, wobei die letzten 78 Flüge ohne Fehlstart verliefen - Einmaliger Rekord in der kommerziellen Raumfahrt! Das mustern läuft allerdings 2003 aus. Kosten eines Starts je nach Version: Zwischen 65 und 115 Mill. USD. Der Erfolg von Ariane liegt darin, das sie auch Doppelstarts durchführen kann. Allerdings wird dies immer seltener, da die Satelliten schwerer werden. 1999 wurden in 9 Starts 10 Satelliten transportiert.

Arianespace konnte trotz größerer Konkurrenz ihre Markführerschaft zu halten. 1998 betrug der Anteil 55 % nach 60 % im Jahr 1997. Arianespace war die erste private Firma die kommerzielle Raketenstarts anbot. Nach einem schwierigen Start kam der Erfolg Mitte der 80 er Jahre. Als die NASA keine kommerziellen Starts mehr mit dem Shuttle durchführte und auch keine US Träger zur Verfügung standen. Arianespace arbeitet stark kundenorientiert, auch dies dürfte zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben. Trotz der Konkurrenz ist auch heute noch die Ariane der wichtigste Träger für geostationäre Satelliten. Von den 1999 ausgeschriebenen Starts konnte Ariane 12 von 14 für sich gewinnen.

Die letzte Ariane 4 startete im Februar 2003, sie wird nun von der Ariane 5 abgelöst.

Delta 3

Delta 3

Die Delta 3 hatte nicht den erhofften Erfolg. Boeing tat einen großen entwicklungsschritt, weil die Delta 2 für die meisten modernen Satelliten zu klein war.

Die ersten beiden Starts 1998+1999 scheiterten beide. 2000 gelang ein Start mit einer Demonstrationsnutzlast (es fand sich kein zahlender Kunde mehr), doch erst 2003 folgt der nächste. Mit der Delta 3 sollte der Anschluss im Satellitengeschäft geschafft werden. Die oberen zwei Stufen ersetzt eine deutlich größere Centaur mit einem Triebwerk, auch die Startbooster sollten leistungsfähiger werden.

Mit 3.6 t Nutzlast und einem Preis von 83 Mill. USD wäre die Delta ein starker Konkurrent für die Ariane und Atlas Centaur.. (Die Preisangabe wurde aus dem Auftragsvolumen für die Delta 3 und die angegebenen Starts berechnet, es ist keine offizielle Angabe). Die Zukunft der Delta 3 kann jedoch als gesichert angesehen werden, da schon vor dem ersten Start eine Reihe von Abschlüssen über den Start von Satelliten getätigt wurden. Nach Verfügbarkeit der Delta 4 wurde die Delta 3 eingestellt.

Atlas-Centaur

Atlas II

Die Atlas war der erfolgreichste US Träger im Satellitengeschäft. Obwohl die Gesamtzuverlässigkeit aller Starts seit 1963 nur bei 86 % liegt, verliefen alle Flüge der neuen Typen Atlas I, II, IIA und IIAS erfolgreich.

Die einzelnen Typen unterscheiden sich durch verlängerte Treibstofftanks (I,II,IIA) bzw. 4 Zusatzbooster beim Start (Atlas IIAS). Die Nutzlastkapazitäten liegen zwischen 2.2 (Atlas I), 2.8 t (Atlas II), 3 t (Atlas IIA) und 3.6 t (Atlas IIAS) für den geostationären Orbit. Die Startpreise zwischen 85 und 115 Mill. USD pro Start.

Da damit die Atlas relativ teurer als die Ariane 4 ist und der Kunde zudem bei einem Einzelstart immer die volle Summe zahlen muss, wurde die Atlas III entwickelt. (Siehe unten). .

Seit der Privatisierung ist die Atlas Trägerrakete die zuverlässigste US Trägerrakete geworden, mit bislang nur gelungenen Starts. Vorher galt genau das Gegenteil: Die Atlas hatte die höchste Fehlerrate aller US Träger. Als die Atlas II 2003 ausgemustert wurde konnte sie eine 100 % Zuverlässigkeit aufweisen,

Atlas III A

Atlas III

Das Nachfolgemodell der Atlas II ist die Atlas III. um die Rakete um 20 % zu verbilligen hat man sie vereinfacht:

Die Änderungen sind folgende: Verwendung der Triebwerke der russischen Zenit in der ersten Stufe und nur ein anstatt zwei Triebwerke in der Centaur Oberstufe. Man erhofft sich von der Vereinfachung sowohl Kosteneinsparungen (Startpreis 80 Mill. USD) wie eine etwas höhere Nutzlast von 3.8 t. Der erste Flug wurde von 1999 auf 2001 verschoben. Seit 2001 ist diese Rakete operationell. Es gibt zwei Versionen: Die Atlas IIIA verwendet die Oberstufe der Atlas II und die Atlas IIIB verwendet eine Centaur Oberstufe mit einer höheren Treibstoffzuladung, wahlweise mit einem oder zwei Triebwerken.

Die Nutzlasten für den GTO Orbit liegen bei

4037 kg (Atlas IIIA)
4177 kg (Atlas IIIB mit einem Triebwerk in der Centaur)
4500 kg (Atlas IIIB mit zwei Triebwerken in der Centaur)

Auch die Atlas III flog nur kurz und wurde dann von der Atlas V abgelöst. Sie fungiert wie die Delta III als Übergangslösung auf dem Weg zur Atlas V.

Titan

Titan 3 Commercial

Die Titan ist der größte US Träger, er spielt auf dem kommerziellen Markt aber keine Rolle. Der Grund sind die exorbitanten Startpreise. Die Titan wurde in der Nutzlast immer weiter gesteigert um zuerst schwere geostationäre Satelliten und dann Buslange Spionage Satelliten des Militärs zu transportieren. Auf dem Kommerziellen Markt wird die Titan 3 Commercial angeboten, die mit 4.9 t Nutzlast mit der Ariane 4 vergleichbar ist. Bei Startkosten von 158 Mill. USD (ohne Oberstufe) und Lieferzeiten von 30 Monaten hat die Titan aber keinerlei Chance auf dem kommerziellen Markt. Von den bisher nur 4 Flügen der Titan 3 Commercial missglückte zudem einer, so das die Zuverlässigkeit nicht so hoch ist.

Auch die Titan 4 machte mit spektakulären Fehlstarts in den letzten Jahren von sich reden. Auch die Titan 4 ist ein sehr teurer Träger. Die Startkosten der Titan 4 sind von 230 Mill. USD (1990) auf 433 Mill. USD Titan 4B Centaur gestiegen. Die Titan 4 ist ein militärischer Träger und wird nicht auf dem kommerziellen Markt angeboten. Sie wäre zudem zu teuer - doppelt so teuer wie eine Ariane 5 bei vergleichbarer Nutzlast. Ihre Produktion ist im April 2002 ausgelaufen.

Die alten ausgemusterten Titan 2 (14 Exemplare) werden nur von der Air Force und der NASA eingesetzt. Sie stehen ebenfalls nicht für kommerzielle Nutzlasten zur Verfügung.

H-2

H-2

Die japanische H-2 ist eine rein japanische Rakete. Die Vorgängerversion H-1 basierte noch auf der amerikanischen Delta. Technisch auf dem neuesten Stand, startete sie bisher nur japanische Nutzlasten. Daher fanden in 6 Jahren nur 9 Starts statt. Wovon zwei fehlschlugen. (Zuverlässigkeit 77 %). Der Grund ist zum einen der hohe Startpreis von 150-190 Mill. USD bei 4 t Nutzlast und zum anderen kann die Rakete nur im Januar und Februar und August und September gestartet werden, weil die Raketenteile sonst die schönen Treibnetze der japanischen Fischer kaputtmachen könnten wenn sie im Meer aufschlagen - Einzigartig in der Welt!

Die H-2 wurde nach dem zehnten Start eingestellt. Es gelang nicht in 10 Jahren einen ausländischen Satelliten zu starten. 

Trotzdem ist Japan dabei den Träger zu verbilligen und die H2A soll die Preise der westlichen Konkurrenz erreichen. Nach zwei Fehlstarts 1999 der H-2 ist die Arbeit an dieser Rakete eingestellt worden und Japan konzentriert sich nun auf den Nachfolger H-2A hier sind schon Kunden abgesprungen, da sich der Erststart um mehr als 2 Jahre verzögert hat.

Bislang konnte die H-2A allerdings keinen kommerziellen Start verbuchen. Ein Vertrag mit einem amerikanischen Satellitenhersteller ist geplatzt.

Raketen ohne Starts in den letzten Jahren

Mit dem Rückgang der weltweiten Startzahlen Anfang dieses Jahrtausends, kombiniert mit der Verfügbarkeit neuer Trägerraketen wurde der Konkurrenzkampf viel größer. Ende der neunziger Jahre wurde praktisch jeder verfügbare träger gebucht um die zahlreichen Satelliten die anstanden zu starten. Dies hat sich innerhalb eines Jahrzehnts dramatisch geändert und dazu geführt, dass einige Träger heute nicht mehr kommerzielle verfügbar sind und sich die Anbieter auf Regierungsaufträge konzentrieren oder sie einfach seit Jahren keinen Startauftrag ergattern konnten.

Delta 4

Delta 4

Die Delta 4 bietet wie Ariane 4 und Atlas 5 den Vorteil von mehreren flexiblen Konfigurationen, vor allem durch zusätzliche Booster. Die Nutzlasten liegen mit 4210-6545 kg deutlich höher als bei der Delta 3 und erreichen sogar das Niveau der Ariane 5. Anders als diese kann die Rakete aber nur Einzelnutzlasten starten. Die Rakete entstand im Rahmen einer Ausschreibung der NASA/DoD, steht aber auch dem zivilen Sektor zur Verfügung. Damit die niedrigen Preise der Träger (Atlas und Delta) gehalten werden können, bei derzeit stark rückläufigen Aufträgen aus der Industrie wurden die Träger durch die NASA mit 1.5 Mrd. USD quersubventioniert.

Dies brachte jedoch nicht erhofften Erfolg, so dass Boeing die Rakete vom freien Markt zurückgezogen hat und diese heute NASA und DoD Nutzlasten transportiert.

Eine spezielle Version, die Delta IV Heavy besitzt mit 10-12 t Nutzlast für den GTO Orbit sogar eine noch größere Nutzlast als die Ariane 5 ECA. 

Delta 2

Delta 2

Die Delta 2 ist der älteste noch im Einsatz befindliche US Träger. Sie war lange Jahre das Arbeitspferd und hat eine hohe Zuverlässigkeit von 96 %. Hauptproblem der Delta ist die für geostationäre Bahnen zu geringe Nutzlastkapazität von 1.8 t. Allerdings erlebt der Träger derzeit eine Renaissance als Träger für erdnahe Kommunikationssatelliten. Kosten eines Delta Starts: Zwischen 58 und 64 Mill. USD.

Die Delta 2 hat dennoch ein gutes Auftragspolster, obwohl sie nur vereinzelt geostationäre Nutzlasten befördert.  Es sind vor allem die Starts der GPS Navigationssatelliten und NASA Satelliten und Planetensonden, die den Träger weiterhin mit Nutzlasten versorgen. Dazu kommen heute vor allem Flüge in den erdnahen Orbit.

Seit 2003 steht eine geringfügig stärkere Version die Delta 2H zur Verfügung die eine etwa 10 % höhere Nutzlast hat. Doch auch diese Version ist für die heute im Durchschnitt 3-4 t schweren Satelliten zu klein.

Atlas 501 Erststart

Atlas V

Die Atlas V baut auf der Technik der Atlas III auf. Da die neuen Triebwerke erheblich mehr Schub liefern hat man die Erststufe verlängert um mehr Treibstoff mitzuführen Die Startmasse stieg von 196 t auf 300 t in der ersten Stufe. Der Durchmesser stieg von 3.05 auf 3.81 m.

Die Centaur entspricht der in der Atlas III und kann je nach Nutzlast mit einem oder zwei Triebwerken eingesetzt werden.

Neu ist ein System von Nutzlastverkleidungen von 4 beziehungsweise 5 m Durchmesser und kurzer und langer Variante, um sich optimal an die Nutzlast anzupassen.

Wie bei der Delta 4 gibt es ein System von Zusatzboostern, dadurch ist die Rakete in der Lage einen breiten Nutzlastbereich abzudecken.

Atlas Version
Nutzlast LEO Nutzlast (GTO) Bemerkung
Atlas V 401 12500 kg 4950 kg ohne Booster, 4 m Nutzlastverkleidung
Atlas V 431
7640 kg 3 Feststoffbooster, 4 m Verkleidung
Atlas V 501 10300 kg 3950 kg ohne Booster, 5 m Nutzlastverkleidung
Atlas V 511
5270 kg 1 Feststoffbooster, 5 m Verkleidung
Atlas V 521
6285 kg 2 Feststoffbooster, 5 m Verkleidung
Atlas V 531
7200 kg 3 Feststoffbooster, 5 m Verkleidung
Atlas V 541
7980 kg 4 Feststoffbooster, 5 m Verkleidung
Atlas V 551 20520 kg 8670 kg 5 Feststoffbooster, 5 m Verkleidung

Die Atlas V wird auch der am häufigsten von der NASA eingesetzte US Träger werden.

Der Markterfolg blieb allerdings aus. Kunden bevorzugten im Gemeinschaftsunternehmen ILS die auch angebotene Proton. Als man eine Preiserhöhung dieser gegenüber dem russischen Partner nicht durchsetzen konnte kündigte Lockheed Martin an seine Anteile an ILS zu verkaufen und  sich wie Boeing nur auf den US Markt zu konzentrieren.

Langer Marsch 3B China verfügt über eine ganze Reihe von Träger für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete. Alle werden sehr preiswert angeboten, und allen mangelt es an der Zuverlässigkeit. Trotzdem konnte China eine Reihe von Startaufträgen ergattern. China ist zudem anders als Russland nicht Beschränkungen in der Anzahl der Starts unterworfen. Gelingt es China die Zuverlässigkeit ihrer Raketen weiter zu steigern so könnte es zu einem ernsthaften Konkurrenten für westliche Firmen werden. Von den derzeit angebotenen Modelle sind für den geostationären Orbit die "Langer Marsch 2E" mit 3.3 t Nutzlast GTO und nur 71 % Zuverlässigkeit und die "Langer Marsch 3B" (Bild links) mit 4.0 t Nutzlast und 66 % Zuverlässigkeit interessant.

Erstere wird für 33-40 Mill. USD angeboten, das ist weniger als die Hälfte einer vergleichbaren westlichen Rakete. Demgegenüber steht das hohe Risiko eines Fehlstarts bei diesen Trägern. Ein Start einer chinesischen Rakete ist auch riskant, weil keine Versicherung das Risiko tragen will, der Satellit daher unversichert starten muss. Nach einer kurzen Blütezeit Ende der neunziger Jahre gab es keine weiteren Startaufträge für chinesische Trägerraketen

Die Nachfrage nach chinesischen Trägern ist daher trotz noch günstigeren Preises als bei den russischen noch verhalten. Seit 4 Jahren erfolgte kein Start mit einer westlichen Nutzlast mehr.

Aktuelle Versionen

Es folgen nun alle Versionen die heute noch eingesetzt werden. 

Ariane 5

Ariane 5 

Die Ariane 5 hat die Erfolgsstory der Ariane 4 fortgesetzt, obwohl es mit dem Fehlstart der Jungfernflüge der Versionen Ariane 5 und Ariane 5 ECA auch Rückschläge gab.

Die ursprüngliche Version Ariane 5 mit einer Oberstufe mit lagerfähigem Triebstoff ist heute nicht mehr im Einsatz.

Die neueste Version Ariane 5 ECA ist seit 2005 im Einsatz. Mit einer maximalen Nutzlastmasse von 9.2 t kann sie zwei Satelliten der 4-5 t Klasse auf einmal transportieren. wie auch beim Vorgänger Ariane 4 ist die Doppelstartfähigkeit der Schlüssel zum Erfolg.

Ein weiterer ist die Flexibilität von Arianespace, die nach zwei Fehlstarts von den Konkurrenten (der Zenit und Proton) die Produktion angekurbelt hat und kurzfristig Startaufträge annehmen konnte.

eine weitere Erweiterung auf 11.6 t Nutzlast mit einer neuen Oberstufe ist derzeit auf Eis gelegt. Darüber wird 2008 entschieden.

Arianespace, der Vermarkter der Ariane 5 ist seit Jahren führend bei dem Start von geostationären Satelliten mit mehr als 50 % der frei ausgeschriebenen Starts pro Jahr.

Proton

Proton 

Die Proton wird im Unternehmen ILS von einem US Konsortium gemeinsam mit dem russischen Hersteller vermarktet. Die Proton ist eigentlich darauf ausgelegt Nutzlasten direkt in den geostationären Orbit zu befördern. Für den normalen geostationären Übergangs-Orbit kann die Proton ihre Nutzlastkapazität nicht voll nutzen. Trotzdem transportiert sie dorthin noch 3 t wobei der Satellit durch ein hohes Perigäum eine wesentlich längere Lebensdauer besitzt. Die Proton ist mit 70 Millionen USD pro Start sehr preiswert, darf aber in den Jahren 1996 bis 2000 nur 16 Missionen mit westlichen Satelliten durchführen. Danach entfiel diese Einschränkung, da nun ja auch US Firmen mitverdienen. Die Gesamtzuverlässigkeit der Proton liegt unter 90 %. Insbesondere in letzter Zeit kam es mit zu spektakulären Fehlstarts. Weitere Fehlstarts von russischen Nutzlasten haben das Vertrauen in die Zuverlässigkeit in den letzten Jahren stark erschüttert.

Dies gilt auch für die neueste Version Proton M, welche über modernisierte Elektronik und eine neue Oberstufe verfügt.  Diese neue Oberstufe, Breeze M erlaubt es deutlich größere Satelliten zu transportieren. Die Proton M transportiert so Nutzlasten von 5.5 t in den geostationären Orbit anstatt 4.3 t beim alten Modell.

H-2

H-2A

Die H-2A ist eine modernisierte Version der H-2. Neu sind kleine Feststoffbooster die  preiswerter als die bisherigen sind, dazu die Möglichkeit die Zentralstufe zu koppeln. Die Nutzlast kann so die Höhe der Ariane 5 erreichen. Es gibt nun auch mehrere Konfigurationen mit Nutzlasten von 4.0-9.5 t.

Übernahme von mehr amerikanischen Bauteilen soll die Rakete entscheidend verbilligen. Die japanische Weltraumagentur JAXA hat sich von der Produktion der Rakete zurückgezogen, so wie dies auch die ESA bei der Ariane 5 tat. Die Industrie soll nun die H-2A produzieren und vermarkten. Bislang gibt es keinen Startauftrag vom freien Markt für diese Rakete..Ein Auftrag könnte durch eine Allianz kommen, wenn Arianespace und Zenit keinen Starttermin anbieten können. Dann kann ein Anbieter nach einem Abkommen zwischen diesen 3 Anbieter auf die H-2A ausweichen.

Zenith

Zenit 

Die Zenit ist der modernste russische Träger. Da die Rakete erst 36 Starts hinter sich hat ist die Zuverlässigkeit mit 81 % noch gering. Angeboten wird die zweistufige Zenit 2 die weiter unten besprochen wird und die dreistufige Zenit 3 SL

Die Zenit 3 SL wird derzeit von Boeing vermarktet und startet mit einer zusätzlichen Oberstufe von einer mobilen umgebauten Ölplattform aus. Dadurch kann die Zenit 3SL in Äquatornähe starten und erheblich größere Nutzlasten transportieren als von einem Start von Russland aus. Bei einem Startpreis von 77-82 Mill. USD werden 5.1 t für den geostationäre Orbit als Nutzlast genannt. Diese hohe Nutzlast verbunden mit dem günstigen Preis macht die Zenit zu dem konkurrenzfähigsten russischen Träger. Von 3 Starts ist aber schon einer gescheitert. Für den Start in den geostationären Orbit wird die Zenit um die Oberstufe "Block DM" der Proton Rakete erweitert, da die zweistufige Rakete nur für niedrige Orbits ausgelegt wurde. Sea Launch verfügt schon vor dem ersten Satellitenstart über 16 fest gebuchte Starts bis zum Jahre 2003, man plant nun in Zukunft 6-12 Starts pro Jahr.

Mehrere Fehlstarts haben diese optimistische Planung jedoch hinfällig gemacht. Für einen neuen Träger war die Zenit in der Vergangenheit jedoch sehr erfolgreich. Starts mit kleineren Satelliten von Baikonur aus als "Landlaunch" Version sind ab 2007 geplant.

Preistabelle (nach NASA Angaben) für den geostationären Übergangsorbit:

Träger Kosten Mill. USD Nutzlast (t)
Ariane 40 71-82 2.07
Ariane 42P 73-85 2.92
Ariane 44P 77-88 3.38
Ariane 42L 100-112 3.45
Ariane 44LP 106-118 4.17
Ariane 44L 130-141 4.90
Ariane 5 118-130 6.8-12 t
H-II 157 4.0
Langer Marsch 2E 47 3.37
Proton 80-102 5.1
Zenit 77-82 4.3
Delta 2 55-60 1.82
Atlas I 77-88 2.375
Atlas II 84-88 2.61
Atlas IIA 90-104 2.745
Atlas IIAS 110-142 3.379
Titan III TOS 165-245 4.94
Delta 4 4.21-6.5 t
Atlas V 4.95-8.67 t

Ergänzung Ende 2005

Dieser Aufsatz wurde im wesentlichen im Jahre 1999 geschrieben. 6 Jahre später zeigt sich eine starke Konsolidierung des Marktes.

Erstaunlicherweise gab es bei 3 Typen die in dieser Zeit neu eingeführt wurden keine Marktverschiebungen. Arianespace ersetzte die Ariane 4 durch die Ariane 5 und später durch die Ariane 5 ECA. Obgleich es in beiden Fällen massive Verzögerungen gab konnte Arianespace ihren Marktanteil halten. Dies spricht für das inzwischen aufgebaute Vertrauen bei den Kunden. Boeing musste mit der Delta 3 einen Rückschlag hinnehmen. Nach 3 Flügen, von denen nur einer teilweise erfolgreich war wurde die Rakete eingestellt. Die Delta IV wurde erfolglos angeboten. Im Jahre 2005 kündete Boeing an die Delta IV nur noch für Regierungsmissionen anzubieten. Lockheed Martin hatte keine Probleme bei dem Übergang Atlas 2 - Atlas III - Atlas V doch blieb die Akzeptanz der Kunden aus. Die Atlas wird zusammen mit der Proton von ILS vermarktet, doch in den letzten Jahren wählten die Kunden fast nur die Proton. Die Atlas wurde nur bei sehr schweren Satelliten genutzt die größer als die maximale Nutzlast der Proton waren.  Im Zeitraum 2005-2007 sind dies nur 2 Starts.

Im Jahre 2005 gab bei 21 öffentlichen Aufträgen daher nur 3 Auftragnehmer:

Für amerikanische Anbieter wie Boeing und Lockheed Martin hat sich der Regierungsmarkt gerade durch den Rückgang der internationalen Starts als wichtiger entpuppt. Die Aufträge dort sind absolut sicher und dieser Markt hat eine konstante Größe. Er könnte die durch die Vision for Space Exploration von Präsident Bush sogar langfristig noch bedeutender werden. So entfallen von den kommerziellen Flügen fast alle auf die Ariane 5, Zenit und Proton.

Gelesen? Dann weiter zu Teil 2

© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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