Home Computer PC Hardware Site Map counter

Der Sinclair QL

Der heutige Beitrag beschäftigt sich mit dem letzten Computer, den der umtriebige Erfinder Sir Clive Sinclair auf den Markt brachte – seiner Hardware und seinem Scheitern. Der Sinclair QL (QL: Quantum Leap, deutsch Quantensprung) wurde unter der Bezeichnung Zx83 entwickelt, dann aber umbenannt um den Fortschritt gegenüber seinen Vorgängern mit dem Zx80 Prozessor deutlich zu machen.

Die Hardware

Blick auf die HauptplatineDer Sinclair QL war nach den Vorgängern ZX Spectrum und ZX80/81 die den Z80 Prozessor einsetzten, ein neu entworfener Rechner, der den MC 68008 Prozessor von Motorola einsetzte. Der MC 68008 ist eine Version des MC 68000 mit einem auf 8 Bit verkleinerten Datenbus, ein Analogon zum Paar 8086/8088. Wie beim 8088 war die Geschwindigkeitseinbuße durch den verkleinerten Datenbus relativ hoch (etwa 40 bis 50 %). Dadurch war aber der Systemarchitektur einfacher und vor allem preiswerter. Die meisten Computer, die damals erschienen, so der Macintosh, Amiga oder Atari ST setzten aber den vollwertigen MC 68000 ein. In BASIC war bei Benchmarks der Zeitschrift ct‘ der CPC 464 schneller – mit 4 MHz Z80 CPU. Er war mit 7,5 MHz getaktet. Die Ursache waren dafür waren vielfältig. Neben dem Geschwindigkeitsverlust, den eine MC 68008 gegenüber der gängigeren 68000 hatte, griff das ULA ZX8301 auch auf den Bus zu um die Grafik zu erzeugen und das hielt den Hauptprozessor an. Daneben wurde das SuperBasic nicht nativ auf einem 68000-er System entworfen, sondern einer VAX von Digital Equipment welche diese CPU emulierte und war so nicht so optimiert wir andere BASIC-Dialekte der 8 Bit Ära, die in Assembler kodiert waren.

Als "Koprozessor" wurde ein Intel 8049 eingesetzt. Dies ist ein 8-Bit-Mikrocontroller, der den Hauptprozessor von der Abfrage der Tastatur und der Kommunikation über die serielle Schnittstelle entlastete und den Sound erzeugte, also typische „langsame“ Aufgaben. Sinclair typisch ist für die Grafik und sonstigen Ein-/Ausgabeoperationen kein Videocontroller und keine PIO vorhanden, sondern zwei anwendungsspezifische Bausteine, ein Gate Array auch ASIC, damals vor allem ULA (Uncommitted Logic Array) genannt. Dies ist eine Matrix aus NOR oder NAND Gatter, die vom Hersteller noch ohne Verschaltung produziert werden. Die kundenspezifische Anpassung besteht in der Einführung einer neuen Ebene, welche mit Aluminium die einzelnen Gatter so verbindet, dass der Baustein die kundenspezifischen Aufgaben ausführt. Dies ist wie bei der Chipherstellung ein Prozess der Reinräume erfordert. Die Verdrahtung und die Funktion des Bausteins sind danach fest, und unveränderlich. Der Baustein ZX8301 war der „Master“ der beiden. Er war verantwortlich für die Erzeugung des Videosignals, die Dekodierung der Adressen, erzeugte das Refreshsignal für die DRAM und kontrollierte, welches Gerät-/Baustein gerade auf den Bus zugreifen durfte. Die Positionierung des ULA nahe des Monitorausgangs führte leicht zu Beschädigungen vor allem, wenn der Monitor bei eingeschaltetem QL angeschlossen oder der Stecker abgezogen wurde. Der zweite Chip ZX8302 war für die Peripheriegeräte zuständig. Er kommunizierte mit den Microdrives, der Netzwerkschnittstelle, den Joysticks und der RS-232 Schnittstelle (nur das Senden, das Empfangen führte der 8049 durch). Ursprünglich sollte der ZX8302 alle Peripherieaufgaben übernehmen, das erweis sich aber als nicht durchsetzbar, so integrierte man den Intel 8049 relativ spät im Design. Dabei war dieser Baustein schon veraltet und von Intel schon durch den Nachfolger 8051 ersetzt worden.

TastaturDer Sinclair QL hatte zwei Grafikmodi die 32-KByte-Speicher belegten. Im Mode 8 gab es acht Farben bei 256 × 256 Pixeln. Im Mode 4 waren es 512 × 256 Pixel in vier Farben. Diese Aufteilung war etwas ungewöhnlich, da die meisten Computer vier oder 16 Farben hatten, aber nicht acht, da man ein Byte nicht ganzzahlig in zweimal drei Bit (für acht Farben) aufteilen kann. Außerdem würden in 32 KByte bei dieser Auflösung auch 16 anstatt 4 Farben passen. Die höhere Auflösung, verglichen mit seinen Vorgängern führte auch dazu, dass neben dem TV-Ausgang für den Antennenanschluss auch ein Monitoranschluss verfügbar war. Auf dem Monitor waren so neben dem 512 × 256 Grafikmodus auch der höhere Textmodus mit 64 Zeichen/Zeile nutzbar, beim TV nur 40 Zeichen pro Zeile. Beim Monitor entfiel auch der Trauerrand um das Bild und der Bildschirm wurde in drei Fenster unterteilt – unten die Eingabe, links oben das Programmlisting und rechts oben die Ausgabe. Die Farben waren fest, nicht aus einer Palette auswählbar. Das Seitenverhältnis war ungewöhnlich, weil sie auch nicht dem eines Monitors (4/3) entspricht, die Pixel also nicht quadratisch waren. Mit 512 Pixeln in der Breite reichte es bei 8 Pixels pro Zeichen auch nicht für die damals gängige Breite von 80 Zeichen pro Zeile.

Die Tastatur wurde vom Spectrum+ übernommen. Sie hatte keinen echten Druckpunkt, nur einen kurzen Hub und einige Tasten prellten, die Enter-Taste hakte dafür. Die Tasten endeten auf einer Folientastatur wie beim Spectrum. Ihre Qualität wurde in Tests stark kritisiert.

Ein Anschluss für einen Kassettenrekorder, wie ihn andere Computer dieser Ära noch hatten, gab es nicht mehr. Dafür zwei serielle Schnittstellen und zwei Gameportanschlüsse. Beide aber nicht internationalen Standards genügend. Es gab einen weiteren Anschluss für ein ROM Cartridge und den obligaten Systembus zur universellen Erweiterung des Systems. Darüber hinaus konnte man bis zu 63 Sinclair QL über zwei Netzwerkschnittstellen vernetzen und Dateien zwischen ihnen (und mit Einschränkungen auch zu einem ZX Spectrum) übertragen. Die maximale Datenrate betrug 87 KByte/s, was für die damalige Zeit schnell war, wenn sie auch nicht die angekündigten 100 kbyte/s erreichte.

Das Microdrive

Microdrive CartridgeAls Speicher waren im Gehäuse rechts zwei Microdrives verbaut. Damit war auch das Kopieren eines Microdrives, das essenziell war, möglich. Weitere sechs Microdrives waren an der Seite anschließbar.

Für den Spectrum wurden die Microdrives eingeführt. Bei ihnen handelte es sich um Geräte, in die ein kleines Kartridge eingeschoben wurde. Das Kartridge beinhaltete ein 5 m langes Endlosband, das mit 70 cm/s vom Laufwerk am Schreib-/Lesekopf vorbeigezogen wurde. Wie ein Diskettenlaufwerk gab es eine Stelle für ein Verzeichnis, sodass man mehrere Programme auf einem Band unterbringen konnte. Die Lesegeschwindigkeit lag bei 10 bis 15 kByte pro Sekunde - durchaus vergleichbar mit einem Diskettenlaufwerk das maximal 22,5 KByte (bei einseitigen Laufwerken) lieferte, oftmals aber langsamer war. Die Kapazität war mit „garantierten“ 110 KByte kleiner als bei einem Diskettenlaufwerk (je nach Typ 160 bis 720 KByte). Knackpunkt für den praktischen Einsatz war die mittlere Zugriffzeit von 3,5 bis 4,5 s. Für die Verarbeitung von Daten, also Zugriff auf einzelne Records war das zu langsam. Zugriffszeit und Kapazität hingen zusammen – sie war die halbe Zeit, die ein Umspulen benötigte. Verlängerte man das Band (mehr Kapazität) so war die Zugriffszeit größer. Leider hatte das Konzept aber Tücken. Qualitätsprobleme waren ein Dauerproblem bei den ersten Microdrives. Mechanik ist empfindlicher als Elektronik und so stellte sich bald heraus das die Microdrives unzuverlässig waren. Das man dies bei Sinclair wusste, sieht man auch an der „Mindestangabe“ für die Kapazität, die defekte Sektoren zulässt. In Zeitschriften gab es daher auch den Tipp, das Band mehrmals zu formatieren, dabei dehnte es sich und die Kapazität wurde größer. Allerdings auch das Ausfallrisiko an. Ein Computerabsturz konnte alle Daten auf einem Band überschrieben. Schon die 18 Monate zwischen Ankündigung und Verfügbarkeit beim Spectrum zeigten, dass die Entwicklung schwierig war. Zudem war nur das Drive selbst preisgünstig. Die Cartridges waren mit anfangs 20 DM pro Stück deutlich teurer als Disketten, wodurch sich der günstige Anschaffungspreis auf Dauer relativierte. Beim Spectrum wurde ein anderes Dateiformat für die Microdrives verwendet – beim Spectrum konnte man nur sequenziell lesen und schreiben. Beim Sinclair QL war das Band in 512 Byte große Sektoren unterteilt wie eine Floppy, und es war so wahlfreier Zugriff nötig. Damit waren die Fähigkeiten vergleichbar mit dem einer Floppy Disk. Die Geschwindigkeit war beim sequenziellen Zugriff sogar mit einer Floppy vergleichbar. Die Unzuverlässigkeit des Bandes blieb aber. So enthielten Programme, die auf Microdrive Cartridge vertrieben wurden, immer einen Hinweis, dass man zuerst eine Kopie anfertigen sollte mit den Befehlen, die dazu nötig waren. Später bekam man die Qualitätsprobleme von Microdrives gelöst und sie wurden nun ein zuverlässiger Speicher. Auch der Preis sank 1985 auf 10 DM pro Kartridge. Es war aber zu spät. Das schlechte Image, das sie bis dahin hatten, bekamen sie nicht mehr los.

Software

Das Super BASIC hatte einige fortgeschrittene Features. Es kannte Funktionen und Proceduren, die man anstatt Unterprogramme aufrufen konnte. Es gab in diesen lokale Variablen und entsprechend eine Einschränkung der Sichtbarkeit – eine Grundvoraussetzung für die Zerlegung größere Programme in kleine. Neben der For Next Schleife gab es weitere Kontrollstrukturen wie die Repeat und while Schleife und die Fallunterscheidung mit Select (in anderen Sprachen: Case). Rekursion war möglich und es gab 25 Befehle zum Zeichnen, darunetr die sogenannten Turtle Befehle, abschaut von der Programmiersprache Logo. Super BASIC war verschmolzen mit dem Betriebssystem QDOS, dessen Multitaskingeigenschaften in der Werbung hervorgehoben wurden. In der Praxis beschränkten sich diese aber auf Ein-/Ausgabeoperationen, d.h. Während auf ein Band etwas geschrieben wurde konnte der QL schon weiterarbeiten. Beim Lesen vom Band wo man die Daten benötigte, natürlich nicht.

Mitgeliefert wurde ein Softwarepaket von PSION, bestehend aus der Textverarbeitung QUILL, der Tabellenkalkulation ABACUS, dem Grafikprogramm EASEL, der Datenbank ARCHIVE auf Microdrive Cartridges. Die Berichte über das Paket in Zeitschriften waren meist positiv, nur das Bedienungskonzept von QUILL wurde als gewöhnungsbedürftig beschrieben. Dafür beherrschte QUILL aber WYSIWYG (What you see ist what you get), was damals revolutionär war. Der Bildschirm zeigte also das Schriftbild, an das auch der Drucker hatte. Die Einschränkungen der Programme bei der täglichen Arbeit resultierten vor allem aus dem langsamen Zugriff der Microdrives, die z.B. bei Quill dauernd beim Schreiben oder Scrollen anfielen. Hier wirkte sich der kleine Speicher deutlich aus, da die Anwendung so den Text auf Microdrives auslagern musste.

Der Computer für wen?

Vergleich mit den Vorgängern Z81 und ZX SpectrumEin Journalist bezeichnete Clive Sinclair als einen miserablen Geschäftsmann, und zwar in dem Sinne, das er bei seinen Produkten sich nicht darum kümmerte was die Käufer wollen oder warum sie seine Computer kaufen. Der Sinclair ZX Spectrum wurde ursprünglich entworfen um einen Auftrag von der BBC zu erhalten, die im April 1982 mit einer 16-teilligen Serie über Computer und ihre Programmierung begann und dabei dies an einem Gerät zeigte. Bei der Popularität der BBC war so ein guter Absatz des Gerätes das dort eingesetzt wurde garantiert. Doch Sinclair unterlag Acorn, deren Acorn Modell A zum "BBC Micro" wurde und dann auch in britischen Schulen eingesetzt wurde, weil er ebenfalls vernetzbar war – damals eine Besonderheit bei Kleincomputern. So konnte ein Lehrer einem Schüler ein Programm schicken, ohne das er mit Disketten oder Kassetten hantieren musste.

1 Million des BBC Mikro wurden so dank der Popularität der Serie und Ausstattung der Schulen verkauft. Doch der Spectrum verkaufte sich besser, vor allem wegen seines günstigen Preises. Doch nicht weil die Käufer damit programmieren lernen wollten, sondern weil sie damit spielten. Dabei hatte der ZX Spectrum, weil Sinclair nicht wollte, dass die Leute damit spielten, keine Joystickanschlüsse.

Zwei Jahre später erscheint der QL und es scheint, als habe Sinclair immer noch den Education Markt im Visier, obwohl die Schulen längst mit BBC Micros ausgestattet waren, anders macht die Vernetzung der QL keinen Sinn. Die miniaturisierten Stecker für RS-232 und Gameportschnittstellen führten dazu das auf den Käufer noch Zusatzkosten hinzukamen, denn Standardgeräte passten nicht. Dafür fehlte die für einen ernsthaften Einsatz – der Computer hatte schließlich ein Softwarepaket aus mehreren Anwendungen, die nötige Druckerschnittstelle. Wer einen Text verfasst, Grafik erstellt oder ein Kalkulationsblatt will es schließlich irgendwann einmal ausdrucken. Selbst Computerzeitschriften konnten mit diesem Widerspruch nichts anfangen. So lobte die Computerzeitschrift ct in Ausgabe 12/1984 zwar das Softwarepaket von Psion, schrieb aber auch, das ein Heimanwender wohl kaum eine Tabellenkalkulation und ein Businessgrafikprogramm benötigt und ein C oder Pascal Compiler wohl besser gewesen wäre – die Zeitschrift orientierte sich wegen des BASIC Interpreters, fehlenden Diskettenlaufwerken eben an der Software für Heimcomputer und da stand die Programmierung oder das Spielen im Vordergrund.

Die 128-KByte-Speicher waren nicht großartig, aber bei der textbasierten Oberfläche gerade noch ausreichend. Man konnte sie aber auf 640 KByte, mit Erweiterungen von Fremdherstellern sogar auf 896 KByte ausbauen. Für eine grafische Oberfläche war es zu wenig, das zeigte der allererste Macintosh der auch nur 128 KByte hatte und die ersten Atari ST, die mit 256 KByte Speicher angekündigt wurden erschienen nie, sondern gleich die 512-KByte-Modelle. Doch der Sinclair QL hatte keine grafische Oberfläche. Er hatte eine textbasierte Oberfläche und meldete sich beim Einschalten mit einem BASIC Interpreter – zwar einem Super BASIC, so hieß der Dialekt, bei dem man auf Zeilennummern verzichten konnte und das Prozeduren und Funktionen kannte, aber eben einem BASIC, wie die Heimcomputer die es bisher gab. Vom Preis her wendete sich der Rechner aber schon an Käufer eines PC, ebenso mit dem Anwendungspaket. Mit dem BASIC Interpreter stufte Sinclair den Rechner selbst in das Heimcomputersegment herab.

Der Hauptnachteil waren aber die Mikrodrives. Sie hatten schon beim Spektrum keinen guten Ruf. Die Bänder waren schlicht und einfach unzuverlässig. Sinclair lies dem Anwender nicht die Wahl, ob er Microdrives oder Diskettenlaufwerke haben will, er musste diese nehmen. Das war natürlich er aggressiven Preispolitik geschuldet, denn diese Laufwerke kosteten ein Drittel eines Diskettenlaufwerks, bei dem noch der Kontroller hinzukam. Zwar erschienen später auch Floppylaufwerke für den QL, aber das ries das Ruder dann nicht herum, ebenso nicht das man die anfänglichen Qualitätsprobleme der Microdrives gelöst hatte. Selbst ich hatte nach über 30 Jahren als ich für diesen Artikel recherchierte, die Microdrices noch als unzuverlässig in Erinnerung.

Der Preis war wirklich aggressiv: 399 Pfund ohne Monitor, in Deutschland anfangs 2.000 DM mit Monitor, 1.599 DM ohne. Nur zum Vergleich: ein Macintosh, der zeitgleich erschien, kostete in Deutschland anfangs 10.000 DM. 1985 kam aber der Atari ST auf den Markt. Mit Monochrommonitor und einem Floppylaufwerk kostete er 3.000 DM. Kaufte man ein Floppylaufwerk und einen Monitor zu einem QL, so war er genauso teuer, dabei hatte er keine grafische Oberfläche wie der Atari ST und kein so gestochen scharfes hochauflösendes Bild wie dieser, zudem nur 128 anstatt 512 KByte Speicher. Der QL wurde um die Nachfrage anzukurbeln rasch billiger, in Deutschland sank der Preis innerhalb von zwei Jahren auf 800 DM. Sinclair hoffte ihn über den Preis verkaufen zu können, wie dies beim Spectrum gelang, obwohl er anderen Rechnern unterlegen war. Doch das klappte nicht.

Die Probleme

MicrodrivesDie Misere fing schon beim Start an. Clive Sinclair kündete den Rechner persönlich am 12 Januar 1984 an. Bestellungen würden schon angenommen, mit einer Lieferzeit von 28 Tagen. Dabei war der Rechner noch gar nicht produktionsbereit. Erst im Februar 1984 gab es technische Daten des QL und erst am 30. April verließen die ersten QL die Fabrik. Die Käufer bekamen neben dem QL noch ein Steckmodul im ROM Cartridgeslot – das Super BASIC, passte nicht das 32 KByte große ROM, sodass ein Teil in dem Cartridge saß. Das Superbasic belegte schließlich 48 KByte. Selbst im Oktober 1984 verkaufte QL, die ersten auf dem deutschen Markt, sahen unfertig auf. Das ROM steckte nun in zwei Bausteinen, die gestapelt waren, Kühlkörper waren angesägt damit ein Stecker ins den Cartridgeslot passte und es gab Drahtbrücken über die Platine. Bedenkt man das der Rechner ein Jahr vor seinen 68000-er Konkurrenten Atari ST und Amiga erschien, hätte er wirklich ein großer Wurf werden können. Sinclair hätte ihn nur mit Floppys ausstatten müssen (auch wenn er etwas teurer gewesen wäre – das war bei dem aggressiven Preis durchaus drin gewesen und ihm eine vernünftige Tastatur geben müssen – die bei einem Heimcomputer für einen Bruchteil des Preises auch möglich war. Dass er keine grafische Oberfläche wie GEM oder Windows hatte, denke ich war damals noch kein Nachteil – PCs ohne GUI verkauften sich noch Jahre später sehr gut. Aber man hatte beim Marketing geschlampt. Das fing mit dem Ankündigen an, lange bevor man liefern konnte, und setzte sich damit fort, das man das BASIC hervorhob, damit aber den Computer als Heimcomputer einordnete, anstatt auf das mitgelieferte Softwarepaket zu verweisen und dies zu bewerben. Denn so erhielt der Benutzer ein Softwarepaket, für das er selbst bei einem 8-Bit-Mikrocomputer mehrere Hundert Mark hinlegen musste, bei einem PC sogar weit über 1.000 DM.

Die Microdrives erwiesen sich als ein Schlüsselfaktor für den Misserfolg. Die Ausfallrate der Cartridges, verbunden mit dem Totalverlust der Daten war schon vom Spectrum bekannt. Keine andere Firma setzte sie ein, so induzierte das beim Käufer den Verdacht, er wäre Tester für diese neue Technologie, die sich schlussendlich auch nicht durchsetzte. Vor allem war diese Entscheidung verhängnisvoll für die Softwaredistribution. Microdrives waren nicht wie Audiokassetten oder Disketten einfach vervielfältigbar. Das machte die Herstellung von Kopien einer Software für den Verkauf umständlich und teuer. Daneben musste der Käufer immer das Medium mitbezahlen. Eine Kompaktkassette oder Diskette kostete im Einzelhandel damals zwischen 2 und 3 DM, ein Microcartridge aber 20 DM. Bei typischen Verkaufspreisen von 30 bis 50 DM für ein Spiel verteuerte das die Software für den QL deutlich. Vor allem gab es so aber auch nie eine große Softwarebibliothek für den QL. Er hätte durchaus ein guter Spielcomputer mit besseren Grafikfähigkeiten als der Spectrum werden können, wenn es denn mehr Spiele gegeben hätte.

Insgesamt erwies sich die Strategie den Rechner als billige Alternative für teure 68000 Rechner anzubieten als krasse Fehlentscheidung, Auf sie war auch die komplette Werbung ausgerichtet, die bei einer Doppelseite auf einer Seite nur die finanziellen Vorteile des Sinclair QL gegenüber anderen Rechnern mit dieser CPU oder 128 KB Speicher pries. Dieses Konzept ging beim Spectrum auf, weil der durchschnittliche Spectrum Käufer nicht mit ihm programmierte, sondern ihn als Ersatz für eine gleich teure, aber in der Technik unterlegene Spielkonsole nutzte. Diese Käuferschicht kaufte Spiele auf Kompaktkassetten, ihnen konnte die Probleme der Microdrives egal sein und von der Gummitastatur des Spectrums benötigte sie nur einige Tasten für die Steuerung der Spiele. Der QL wendete sich aber an eine andere Käuferschicht, die auch das vierfache für den Rechner ausgab und für die war die miserable Tastatur und die Microdrives eher abschreckend und sie waren auch nicht die typischen Hobbyprogrammierer die Wert auf einen BASIC-Interpreter legten.

Betriebsbereit mit MonitorSinclair war nicht die einzige Firma, die die Käufer falsch einschätzte. Das passierte zeitgleich auch Apple. Apple hat ebenfalls im Januar 1984 den Macintosh auf den Markt gebracht. Heute gilt er in der Retroperspektive als Meilenstein der Computertechnik mit einem schicken Design und der erste bezahlbare Rechner mit einer grafischen Oberfläche (vorher hatte Apple schon die LISA mit einer GUI herausgebracht, doch diese war zu teuer für den Massenmarkt). Aber auch Apple hatte ein Problem: Es gab für den neuen Rechner zu wenige Anwendungen und ohne diese war der Macintosh zwar innovativ, aber es fehlte der offensichtliche Nutzen gegenüber einem PC. Der Macintosh wendete sich an eine Zielgruppe, die erst Jahre später entstehen würde. Personen die einen Rechner einfach nur benutzen wollten, ohne das sie sich mit der Bedienung und Technik auseinandersetzen wollen. Anders als Sinclair Research stand Apple aber nie vor der Insolvenz. Der Apple II der nach wie vor gut verkauft wurde, fing dies die Verluste des Mac ab. Bei Sinclair verkaufte sich der Spectrum ebenfalls gut, aber er geriet unter Druck durch andere Rechner wie den C64 oder die Amstrad CPC Serie. Er war unter diesem Gespann der älteste und am wenigsten leistungsfähige Computer. Den Preisvorteil, den der ZX Spectrum bei Erscheinen 1982 hatte, war durch die Verbilligung der Elektronik dahingeschmolzen. Das zweite war, das Clive Sinclair im Vertrauen auf den Erfolg die Produktion des QL schnell hochfahren lies, sodass die Firma sehr viele unverkaufte Rechner in den Lagern hatte. Bei einer Branche, bei der die Preise für Bausteine laufend sinken, ist das besonders schlecht. Sinclair Research geriet 1985 in die roten Zahlen und wurde im April 1986 von Amstrad aufgekauft. Schon vorher war die Produktion des QL angehalten worden. Die Preise wurden radikal gesenkt, um die Lagerbestände abverkaufen zu können. Amstrad stellte die Produktion des QL dann ganz ein, brachte aber neue Modelle des ZX Spectrums heraus. Insgesamt wurden so nur 150.000 Sinclair QL verkauft.

Eine Ironie der Geschichte ist, das Amstrad ihren finanziellen Erfolg einer Computerserie verdankt, die sich an die Käuferschicht wandte, die Sinclair mit dem QL erreichen wollte – Personen die einen Computer für Textverarbeitung und andere Arbeiten suchten, denen aber ein PC zu teuer war. Die CPC Serie waren Heimcomputer mit Z80 Prozessor, die als Komplettpaket (mit Monitor und bei den meisten Modellen auch mit eingebautem Diskettenlaufwerk) verkauft wurden. Sie konnten anders als andere Heimcomputer 80 Zeichen pro Zeile darstellen, die Basisanforderung für Textverarbeitung und andere Anwendungen. Auf ihnen lief CP/M, für das es viele Anwendungen gab. Der CPC 6128 mit ebenfalls 128 KByte RAM kostete mit Grünmonitor 1.598 DM, in etwa gleich viel wie ein Sinclair QL. Für das Geld bekam der Käufer ein Diskettenlaufwerk anstatt zwei Microdrives, eine Schreibmaschinentastatur anstatt einer Folientastatur und insgesamt veraltete, aber funktionierende und bewährte Hardware mit einem riesigen Softwareangebot, während für den QL Software immer Mangelware blieb.

Einer der prominentesten QL-Benutzer ist Linus Thorvalds, der später Linux entwickelte. Er wird immer als Beispiel angeführt, das der Rechner durchaus gut war. Er begann mit der Softwareentwicklung, weil es in Finnland praktisch keine Software für den QL gab. Aber gerade Thorvalds ist das Beispiel, das der Rechner an der Zielgruppe vorbeischrammte. Denn die Zahl der Nerds die einen Computer wegen seiner Technik kaufen, denen es egal ist, dass es kaum Software gibt weil sie diese selbst entwickeln wollen ist doch überschaubar.

Artikel verfasst am 6.2.2020

Zum Thema Computer ist auch von mir ein Buch erschienen. "Computergeschichte(n)" beinhaltet, das was der Titel aussagt: einzelne Episoden aus der Frühzeit des PC. Es sind Episoden aus den Lebensläufen von Ed Roberts, Bill Gates, Steve Jobs, Stephen Wozniak, Gary Kildall, Adam Osborne, Jack Tramiel und Chuck Peddle und wie sie den PC schufen.

Das Buch wird abgerundet durch eine kurze Erklärung der Computertechnik vor dem PC, sowie einer Zusammenfassung was danach geschah, als die Claims abgesteckt waren. Ich habe versucht ein Buch zu schreiben, dass sie dahingehend von anderen Büchern abhebt, dass es nicht nur Geschichte erzählt sondern auch erklärt warum bestimmte Produkte erfolgreich waren, also auf die Technik eingeht.

Die 2014 erschienene zweite Auflage wurde aktualisiert und leicht erweitert. Die umfangreichste Änderung ist ein 60 Seiten starkes Kapitel über Seymour Cray und die von ihm entworfenen Supercomputer. Bedingt durch Preissenkungen bei Neuauflagen ist es mit 19,90 Euro trotz gestiegenem Umfang um 5 Euro billiger als die erste Auflage. Es ist auch als e-Book für 10,99 Euro erschienen.

Mehr über das Buch auf dieser eigenen Seite.

Hier geht's zur Gesamtübersicht meiner Bücher mit direkten Links zum BOD-Buchshop. Die Bücher sind aber auch direkt im Buchhandel bestellbar (da ich über sehr spezielle Themen schreibe, wird man sie wohl kaum in der Auslage finden) und sie sind natürlich in den gängigen Online-Plattformen wie Amazon, Libri, Buecher.de erhältlich.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
Sitemap Kontakt Impressum / Datenschutz Neues Hier werben / advertisment here Buchshop Bücher vom Autor Top 99