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Was ist drin... in Apple Cookies?

Einleitung

Bei dem vorliegenden Produkt handelt es sich um "Apple Cookies". Es soll beispielhaft für andere Produkte stehen, bei denen eine Zutat heraus gelobt wird. In diesem Falle sind es Äpfel, aber auch Rosinen, wie auf der Verpackung zu erkennen.

Zutatenverzeichnis

Verpackung"Mürbegebäck mit Rosinen und Apfel" - das ist die eigentliche Verkehrsbezeichnung, denn "Apple Cookies" kann noch nicht als Verkehrsbezeichnung gelten. Dazu sprechen zum einen noch zu große Bevölkerungskreise nicht genügend gut englisch. Der zweite Grund ist das Cookies übersetzt ja nur Kekse heißt und damit die Beschreibung zu ungenau wäre (Was für Kekse? Mürbeteig, Hefeteig, Rührkuchenteig?).

Schon hier fällt aber auf, dass die Äpfel, die vorne so dick als Bestandteil der Produktbezeichnung angegeben sind, erst nach den Rosinen erwähnt werden.

Zutaten

Das Zutatenverzeichnis muss die Zutaten in abnehmender Menge aufführen, die Hauptzutat also zuerst und die letzte Zutat ist die mit der kleinsten Menge.

Weizenmehl (33%): Natürlich besteht Mürbeteig aus Weizenmehl. Die Prozentangabe ist vorgeschrieben, wenn die Zutat in irgendeiner Form hervorgehoben wird. Das ist in diesem Falle nicht erfolgt und diese Angabe ist daher freiwillig.

Zucker: Natürlich ist Zucker in Keksen enthalten.

pflanzliches Fett: Es ist natürlich auch möglich Mürbeteig mit Butter herzustellen anstatt Margarine, die nur aus pflanzlichem Fett besteht. Dann nutzt der Hersteller dies aber in der Regel auch aus um den Butteranteil zu bewerben z.B. als "Apple-Butter-Cookies". Wenn sie keinen solchen Vermerk finden, können sie davon ausgehen, dass in der Regel das Fett im Gebäck aus pflanzlichen Rohstoffen stammt, da diese preiswerter sind.

Rosinen 15%: Da die Rosinen vorne auf der Verpackung abgegeben wurden, ist ihre Prozentangabe verpflichtend. Rosinen erscheinen vor den Äpfeln im Produkt, sie sind daher auch in größerer Menge vorhanden. Auch auf dem Bild sind mehr Rosinen als Apfelstücke erkennbar.

Apfelstückchen 10 % (Apfel 40 %, Zucker, Ananasfasern, Geliermittel: Natriumalginat, Festigungsmittel: Calciumphosphate, Säuerungsmittel: Citronensäure, Aroma): Nun kommen die Äpfel an die Reihe. Da anders als bei den Rosinen nicht Äpfelstücke, sondern verarbeitete Äpfel zugesetzt wurden, gelten diese als eigenes Lebensmittel und ihre Zusammensetzung muss aufgeschlüsselt werden. Es handelt sich wohl um so etwas wie eine Apfel-Ananas Paste die mit Natriumalginat gebunden wird. Da Natriumalginat nur geliert wenn das Milieu sauer ist oder Calciumionen vorhanden sind, muss zumindest einer der beiden Stoffe zugesetzt werden. In diesem Falle hat der Hersteller beide Komponenten eingesetzt um auf Nummer sicher zu gehen. Der Aromazusatz musste wohl erfolgen, weil die Äpfel bei dieser Behandlung weitgehend ihr Aroma verloren haben.

flüssiges Vollei: Der Ersatz für den Eizusatz bei der Herstellung in der Küche. In Großbetrieben werden natürlich keine Eier mehr aufgeschlagen sondern das Ei flüssig in großen Mengen eingekauft.

Backtriebmittel: Dinatriumdiphosphat, Natriumhydrogencarbonat: Das erste ist ein sauer reagierendes Salz, das zweite ein Salz das Kohlendioxid chemisch gebunden enthält und sich im sauren Milieu zersetzt und dabei Kohlendioxid freisetzt. In etwas anderer Zusammensetzung kennen sie dies als Backpulver und denselben Zweck erfüllt es auch hier im Mürbeteig.

Aroma: Ohne dies geht es kaum. Bislang wurde keine Zutat zugesetzt die einen deutlichen Eigengeschmack hat.

Salz: Zur Geschmacksabrundung in allen Süßen Teigen vorhanden.

Kann Spuren von Milch, Soja, Mandeln und Nüssen enthalten: Der Hersteller produziert nicht nur eine Sorte von Keksen, sondern auch andere, bei denen diese Zutaten verwendet werden (das Soja wohl vor allem in Form von Öl). Daher muss dieser Warnhinweis für Allergiker angegeben werden, da in einer üblichen Batchproduktion es unmöglich ist, alle Teigreste restefrei aus Leitungen und Gefäßen zu entfernen, dass nicht noch Spuren in der nächsten Charge vorhanden sind.

Milchzucker: Als Feuchthaltemittel eingesetzt.

Nährwertkennzeichnung

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  pro 100 g 2 Stück (38 g) %GDA
Brennwert 1885 kJ/ 449 kcal 716 kJ / 170 kcal 9 %
Eiweiß 4.7 g 1.8 g 4 %
Kohlenhydrate 67 g 25.5 g 4 %
davon Zucker 35 g 13.3 g 15 %
Fett 18 g 6.8 g 10 %
davon gesättigte Fettsäuren 8.5 g 3.2 g 16 %
Ballaststoffe 2.0 g 0.8 g 3 %
Natrium 0.5 g 0.2 g 8 %

Es folgt noch auf der Vorderseite eine weitere GDA Kennzeichnung, welche dieselben Angaben in anderer Form enthält, aber keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn liefert. Auf diese habe ich verzichtet, zumal es bei dem Produkt nicht um die Zusammensetzung im eigentlichen Sinne geht.

Beurteilung

Es geht bei diesem Produkt nicht um die Zusammensetzung. Die entspricht einem handelsüblichen Mürbeteiggebäck und andere Kekse z.B. mit Mandeln, Nüssen und Schokolade sind noch fett- und energiereicher. Das jemand mit den Keksen keinen Schlankmacher kauft, dürfte klar sein, auch wenn der eine oder andere sich wohl erst beim Lesen der GDA Angaben vergegenwärtigen wird, das zwei Kekse schon 10 % des täglichen Energiebedarfs decken. (Oder anders gesagt: 22 Kekse über den Tag hinweg gegessen, und man hat seinen täglichen Energiebedarf aufgenommen). Auch das in dem Zutatenverzeichnis, die eine oder andere Zutat in einem deutsch-englischen Mischslang angegeben ist sei verziehen (Natriumalginat anstatt Natriumalginate, Zitronensäure anstatt Citronensäure, Calciumphosphat anstatt Calciumphosphate).

Es geht mehr um ein grundsätzliches Thema: Das Ausloben einer Zutat. Was erwarten sie von einem Apple-Cookie? Ich erwarte, dass die Äpfel geschmacklich deutlich erkennbar sind. Und das vermisse ich hier. Die Rosinen sind geschmacklich zu erkennen und auch die Ananas, die mit den Äpfeln verarbeitet wurde (aber interessanterer weise nicht herausgestellt wurde). Vom Apfel bemerke ich nur eine künstliche Aromakomponente, die mich an eine Kombination von Zitronensäure und einem dieser niederen Ester, die ein Fruchtaroma haben (Wie Methylbutyrat, dass ein apfelähnliches Aroma hat). Gebackene Äpfel, wie ich sie von Apfelkuchen kenne, schmecken deutlich anders.

Deswegen war ich von den Cookies enttäuscht, denn für mich schmeckten sie nach "Rosinen-Ananas" nicht nach Äpfel. Weder Rosinen, noch Ananas mag ich besonders gerne, vor allem die letzteren hätte ich nicht in einem Keks erwartet. Das ganze ist ein weiteres Beispiel, dass es immer weniger "reelle" Produkte gibt, also Produkte bei denen der Geschmack das hält, was die Verpackung verspricht. Immer öfter werden geschmacksgebende oder hochwertige Zutaten ausgelobt, die dann in dem Produkt nur in homöopathischen Dosen vorhanden sind. Bei der Recherche zu meinem Buch Was ist drin?: Die Tricks der Industrie bei der Lebensmittelkennzeichnung verstehen und durchschauen habe ich auch einen "Waldfruchtriegel" untersucht, der mit 72 % Fruchtbestandteilen ausgelobt wurde und dann tatsächlich nur 2.9 % Waldfrüchte enthielt - der Rest bestand aus Äpfeln, Datteln und anderen Früchten die man auf der Abbildung vergeblich suchte. Hier finden sie die Beurteilung dieses Riegels als Probekapitel. So schlimm ist dieses Produkt nicht, aber es ist trotzdem kein "ehrliches" Produkt, also eines bei dem die hervorgehobene Zutat auch geschmacklich deutlich erkennbar ist. Wie soll dies auch möglich sein, wenn 4 % Äpfel vorhanden sind (10 % * 40 % = 4 % am Gesamtprodukt). Ein geschälter Apfel wiegt ohne Gehäuse und Haut etwa 150 g. Er würde bei diesem Anteil für knapp 4 kg Teig ausreichen. Anders ausgedrückt: Mit einem Apfel kann man rund 170 Kekse, das entspricht 17 Packungen herstellen - Wie bitte soll da ein deutlicher Apfelgeschmack auftreten? Zumal auch nicht Apfel direkt sondern ein nicht genauer definiertes Gemisch mit Ananas, Zucker und Geliermittel (Kandierte Apfel-Ananasmischung?) eingesetzt wurde.

Natürlich könnte der Hersteller auch schreiben "Rosinen-Cookies" und als Zusatz (wie jetzt bei den Rosinen) "mit Apfel" - doch wer kauft schon Rosinenkekse? Nur: Wer einmal von diesem Keksen enttäuscht ist kauft sie auch nicht ein zweites mal. So gesehen geht das Geschäftskonzept doch nicht auf.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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