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Bemannte oder unbemannte Raumfahrt

Saturn 5Wenn Sie durch meine Seiten gesurft sind, dann haben Sie sicher bemerkt, das sich kaum Artikel über bemannte Missionen darin finden. Dies hat seinen Grund: Ich halte bemannte Raumfahrt für überflüssig und eine Geldverschwendung. Jedes Raumfahrtprojekt muss sich wegen der Kosten einer kritischen Beurteilung stellen. Wendet man die Kriterien, die man bei unbemannten Missionen anwendet auf die bemannte Raumfahrt an, so kann man nur zum Schluss kommen, das man sie einstellen sollte. Um dieses Thema geht es in diesem Aufsatz.

Psychologie und der Kalte Krieg

Während des Kalten Krieges waren die bemannten Raumfahrtprojekte die Prestigesymbole der USA und UdSSR. Es galt damals weniger die wissenschaftliche Forschung voranzutreiben, als vielmehr neue Erstleistungen und Rekorde zu vollbringen. In Raumfahrtbüchern aus dieser Zeit fanden sich auch ausgedehnte Bilanzen - wer wie lange wie viel Personen ins All geschossen hat. Doch schon bei der Mondlandung zeigte sich, das eben nur Erstleistungen zählten - danach verlor die Öffentlichkeit das Interesse. Da es bei der Mondprogramm auch nur um den Flug zum Mond, aber weniger um dessen Erforschung ging konnte dieses auch nicht mit Unterstützung seitens der Wissenschaft rechnen.

Seitdem gab es immer wieder Versuche das Interesse durch nutzlose, aber Publicity trächtige Aktionen zu bekommen. Sei es bei der UdSSR durch das Entsenden von Kosmonauten aus Bruderländern oder Langzeitflüge, sei es in den USA durch das Starten von Lehrern, Senatoren, Journalisten oder Rentnern.

Sehr oft wird bei Argumentationen für die bemannte Raumfahrt betont, das die Menschheit eben Menschen im Orbit sehen will. Gerade dann wird eben dieser Aspekt der Ermüdung des öffentlichen Interesses vernachlässigt. Wen juckt den noch ein neuer Shuttle Start? Es ist ja nun nicht gerade so, das dort etwas passieren würde, was jeden angeht oder großartige neue Erkenntnisse gewonnen werden. Eine neue Planetenmission stellt bei gleichen Kosten wie ein einwöchiger Shuttleflug diesen hinsichtlich Öffentlichkeitswirksamkeit leicht in den Schatten.

Die Kosten

Die Kosten bemannter Missionen müssen höher liegen als die unbemannter. Das ergibt sich schlicht und einfach aus der Tatsache, das

Wenn man sich exemplarisch einmal die Kosten aktueller Raumfahrtprojekte ansieht, so wird klar, warum es hier ein krasses Missverhältnis zwischen den Kosten eines bemannten und unbemannten Fluges gibt.

Shuttlestart (nur Start ohne Nutzlast) 433 Mill. USD für ca. 25 t Nutzlast
Ariane 5 (Wegwerfrakete!) 115 Mill. USD für ca. 24 t Nutzlast

Man könnte nun meinen, das zwar der Start teuer ist, jedoch dann die Kosten des Labors niedrig sind. Doch auch dem ist nicht so. Die Kosten der Shuttle Mission mit dem Ziel die Erde topographisch mit RADAR zu vermessen liegen bei 800 Mill. USD - mehr als ein Erderkundungssatellit mit Start kosten würde.

Extreme Kosten kommen bei bemannten Raumstationen zusammen. Als Beispiel hier die Finanzplanung der Raumstation ISS alias Alpha, alias Freedom (ohne Berücksichtigung von real erfolgte Steigungen).

Planung 1984-1993 10 Mrd. US USD
Module 1993-2004 24 Mrd. US USD
internationale Partner 12 Mrd. US USD
Starts 15.2 Mrd. US USD
Unterhalt 1.3 Mrd. US USD/Jahr
Gesamt bis 2014 74.2 Mrd. US USD

Die alles für eine Raumstation für 7 Personen. Um einen Vergleich zu machen: Ein kleineres Satellitenprojekt liegt bei 200-300 Mill. USD, große Forschungssatelliten bei 500-800 Mill. USD und Großlaboratorien (Hubble, Chandra) bei 1-2 Mrd. USD. Die jährlichen Kosten der ISS liegen z.B. höher als das gesamte ESA Budget, ja es wurden sogar 10 Mrd. USD ausgegeben nur für Planungen! Die Kosten sind inzwischen so hoch, das die USA die Station nur für 3 Personen ausbauen wollen. Dann entfallen bei 3 Astronauten aber nur 20 Wochenstunden auf Forschung, da 3 Personen alleine benötigt werden um die Station im Schuss zu halten - bemannte Raumfahrt als reiner Selbstzweck!

Damit man dies einmal an konkreten Zahlen festmachen kann: Dies ist das NASA Budget von 2003 :

Science, Aeronautics & Exploration 7020
davon:
Solar System Exploration 976
Mars Exploration 496
Astronomical Search for Origins 698
Structure & Evolution of the Univ. 331
Sun-Earth Connections 544
Institutional 370
Earth System Science 1205
Earth Science Applications 62
Institutional 318
Biological Sciences Research 245
Physical Sciences Research 247
Commercial Research & Support 170
Institutional + AM + SAGE 181
Aeronautics Technology 541
Institutional 445
Education 144
Space Flight Capabilities 7960
davon:
Space Station 1490
Space Shuttle 3210
Space Flight Support 239
Institutional 1190
Space Launch Initiative 879
Mission & Sci. Measurement Tech. 275
Innovative Tech Trans. Partnerships 147
Institutional 528
Inspector General 25
TOTAL 15000

Bei diesem Budget wurden also von 15 Mrd. USD fast 8 Mrd. für bemannte und 7 Mrd. für unbemannte Raumfahrt, Grundlagenforschung, Biowissenschaften und Flugzeugforschung (Das erste A in der NASA steht für Aero) ausgegeben.

Dabei handelt es sich hier um ein Budget, das relativ viel Spielraum für unbemannte Forschung lässt: Die Raumstation wird nicht ausgebaut, bzw. die Module sind fertig (daher relativ kleiner Etatposten, im Vergleich zu den 3210 Millionen USD für 5 geplante Shuttle Flüge). Es ist ein Budget aus einer Zeit in der wieder Planetenforschung betrieben wird. (Hier alleine 1.6 Mrd. USD). Im Jahre 1978 gaben die USA dafür nur 147.2 Millionen USD für die Planetenforschung, bei nahezu gleich hohem Budget aus. Damals betrug das gesamte Budget für unbemannte Raumfahrt (ohne Biomedizin und Luftfahrt) 393.7 Millionen USD, weil der Shuttle fast das gesamte Budget der NASA von 13 Mrd. USD auffraß

Hier erfahren sie mehr über die Kosten des Space Shuttles und der ISS. Beides zusammen kostet (vor allem die USA) bis heute rund 300 Milliarden Dollar. (inflationskorrigiert auf 2009).

Der Nutzen

Space Shuttle - Das Milliardengrab Nun ist es an der Zeit den Nutzen der bemannten Raumfahrt auszuloten. Auffällig ist als erstes das die Bereiche der Raumfahrt die schon heute kommerziell genutzt werden - also wo man real Geld verdienen kann, alle umbenannt sind. Dies sind alle Satelliten der Kommunikationsbranche sowie seit einigen Jahren Erderkundungssatelliten. Dazu kommen noch Gebiete die zwar nicht für Firmen, aber für Volkswirtschaften Geld einbringen wie Wettersatelliten oder Navigationssysteme. (Durch Verringerung von Schäden oder Ausfall von Arbeitszeit / Verringerung des Treibstoffverbrauchs)

Sehr oft betont wird der medizinische Nutzen der bemannten Raumfahrt. Natürlich gibt es hier einige Spin-off die auch auf der Erde nützlich sind. Der größte Teil der medizinischen Forschung jedoch nutzt nur der bemannten Raumfahrt selbst, indem man begreift was im Körper passiert wenn er in der Schwerelosigkeit ist. Diese kann natürlich komplett entfallen wenn man niemand in das Weltall schickt...

Oft wird verwiesen, das der Mensch flexibler im Lösen von Aufgaben ist. Das ist auch nicht abzustreiten. Es gibt aber einige Einwände die den Menschen immer mehr in eine Randrolle drängen.

Als erstes braucht man für viele Missionen keinen Menschen. Wissenschaftliche Satelliten oder Erdbeobachtungssatelliten kommen ohne Menschen aus, ja bei bestimmten Missionen wie Astronomische stört schon die Bewegung des Menschen die Ausrichtung von Teleskopen. Bei der Mission zur RADAR Kartierung bestand die Aufgabe der Mannschaft nur in einer Aufgabe: Dem Wechseln von Magnetbändern - eine Aufgabe die auf der Erde hundertfach von Robotern erledigt wird.

Übrig bleibt das was Menschen in einem Labor machen können - biologische und Materialforschungsexperimente. Erstere wie schon gesagt nur nötig wenn man jemand in das All schicken will und letztere sind weitgehend automatisierbar Frankreich / Deutschland hatten schon Pläne für eine unbemannte Station namens Solaris und an Bord der D2 Mission wurde schon ein Roboter erprobt der von der Erde aus gesteuert wurde. Es ist abzusehen das auch in diesem Bereich der Mensch komplett ersetzbar ist.

Selbst das Paradebeispiel: Die Reparatur und Bergung von Satelliten. Bei den Kosten eines Shuttle Starts ist klar, das die Bergung der kommerziellen Nachrichtensatelliten Palapa, Weststar und Intelsat-6 teurer kam, als der Bau eines neuen Satelliten und dessen Starts. Selbst beim Hubble Teleskop ist das Missverhältnis offensichtlich: die Kosten des Teleskops mit Betrieb werden für 1.6 Mrd. USD veranschlagt, die der 5 Shuttle Starts aber für 2.5 Mrd. USD. Dazu kommen noch die neuen Experimente, zusammen eine Summe von 4.5 Mrd. USD. Dafür wäre es aber möglich gewesen mit einer unbemannten Rakete 3 dieser Teleskope mit jeweils aktueller Hardware zu starten, da Entwicklungskosten nur beim ersten Instrument angefallen wären.

Die Forschung

ISS STS130Bemannte Raumfahrt ist nicht mit den Forschungsergebnissen zu rechtfertigen. Historisch kam sie erst als zweite Komponente hinzu. Auf US-Seite gab es nur wenige Experimente bei den ersten beiden Programmen, Mercury und Gemini. Die kleinen Kapseln liesen zum einen nicht die Mitnahme von viel Ausrüstung zu und es galt erst einmal andere Ziele zu erfüllen, wie z.B. beim Gemini Programm die Kopplung an Agena-Zielsysteme. Auch beim Apolloprogramm war die Forschung nachrangig. Zwar fertigten die Astronauten Aufnahmen mit Handkameras aus der Umlaufbahn an und sammelten Gesteine, doch erst mit den J-Missionen (ab Apollo 15) wurde ein Instrumentenpaket (ALSEP) zur Oberfläöche mitgeführt und in die Servicemodule Experimente integriert.

Die erste Raumstation für die Forschung war Skylab. 170 Tage lang forschten drei Astronauten an Bord der Station. Dabei waren die drei Hauptuntersuchungsgebiete Sonnenforschung, Medizin und Erderkundung. 25% der Crewzeit entfielen auf die Arbeit an Experimenten und die Station lieferte auch tatsächlich zahlreiche Ergebnisse vor allem für die Sonnenforschung. Skylab war ein Abfallprodukt des Apolloprogrammes und daher mit Gesamtkosten von 2,6 Milliarden Dollar vergleichsweise preiswert.

Doch zeigte sich zwischen Skylab und dem Space Shuttle auch die Folgen des technischen Fortschritts. Erderkundungssatelliten lieferten schon bald aussagekräftigere Daten als sie Skylab gewinnen konnte. Die Fotos dort waren sehr scharf, aber die spektrale Bandbreite des Films war sehr hoch und Multispektralsensoren an Bord von Landsat, Spot und anderen Satelliten erlaubten eine viel engbandigere Spektralkanäle mit der Beschränkung auf bestimmte wichtige Absorptionsbänder. Das gleiche galt für die Sonnenforschung. Hier ersetzte das CCD den Film und damit war der Hauptvorteil der Besatzung - sie konnte dann Bilder aufnehmen wenn eine Aktivität zu beobachten war) egalisiert. Satelliten machten regelmäßig Bilder und nur die mit Aktivität werden ausgewertet. Schon beim Space Shuttle spielten Erdbeobachtung und Sonnenforschung/astronomische Forschung keine bedeutende Rolle mehr.

Beim Space Shuttle dominierten Kurzzeitmissionen mit dem europäischen Spacelab oder dem amerikanischen Spacehab. Neben der medizinischen Forschung (die sich im Prinzip um die frage dreht, wie der Körper mit der Schwerelosigkeit zurechtkommt - eine Frage die eigentlich unbedeutend ist wenn man keine bemannte Raumfahrt betreibt, da man dann auch nichts gegen die negativen Folgen auf den menschlichen Körper unternehmen muss) wurde die Materialwissenschaft zu der zweiten Hauptforschungsdisziplin. Sie ist es bis heute geblieben, auch wenn die naiven Vorstellungen, man könnte mit dem Space Shuttle im Orbit Medikamente, Reinkristalle für Supercomputer oder Wunderlegierungen herstellen sich nicht erfüllten.

Natürlich gab es in rund 20 Jahren mit vielen bemannten Missionen zahlreiche Ergebnisse von den Space-Shuttle Missionen, aber eben nicht die Durchbrüche, Sensationen die einen vom Hocker reißen. Verweisen wird dann, dass dies Grundlagenforschung ist. Nun wird überall auf der Welt Grundlagenforschung betrieben: an zahllosen Universitätsinstituten und Forschungseinrichtungen. Nur kostet die eben nicht 800 Millionen DM für 14 Tage, um z.b. mal die Kosten für die D-2 Mission anzuführen. Inflationskorrigiert ist dies sogar teurer als die 600 Millionen Euro welche der Jahresetat des CERN 2010 beträgt - und dort forschen rund 8.000 Physiker an dem größten Beschleuniger der Welt.

Man könnte nun meinen auf der ISS wird es besser. Doch es ist gerade das Gegenteil der Fall. Das Problem bei großen Raumstationen ist dass sie nach einigen Jahren so viel Arbeit für die Reparatur und Wartung erfordern, dass es kaum noch Zeit für die Forschung gibt. Die US-Astronauten die ab Mitte der neunziger Jahre die MIR besuchten, berichteten, dass die Stammbesatzung eigentlich Vollzeit nur an der Wartung arbeitete und nur sie Zeit für Experimente hatten. Bei der ISS ist es mit noch mehr Modulen noch schlimmer. Bis 2009 konnten die drei Mann Stammbesatzung maximal 20 Stunden pro Woche forschen - gesamt also nur rund 4% der gesamten Arbeitszeit. Mit dem Aufstocken auf sechs Personen sind es 200% mehr - 60 Stunden also rund 6% der Gesamtzeit. Bei Skylab waren es noch 25%. Doch wer fragt bei Gesamtkosten von 135 Milliarden Dollar oder dem zehnfachen Forschungsetat der gesamten BRD denn nach Ergebnissen?

Warum bemannte Raumfahrt?

Bemannte Raumfahrt ist Prestige Raumfahrt. Man könnte auch sagen Schön-Wetter Raumfahrt, denn Russland, bei dem als einziges Land durch Jahrzehnte alte Technik die Kosten noch in einem gewissen Rahmen bleiben, hat als erstes begonnen die bemannte Raumfahrt herunterzufahren, während militärische und zivile Satelliten weitaus weniger unter dem Einbruch des Budgets zu leiden hatten.

So hat das europäische Engagement - man hatte Anfang der achtziger Jahre das Labor Spacelab entwickelt - deutlich nachgelassen als die Shuttle Startkosten explodierten. Nur die USA betrieben ihren Shuttle weiter - allerdings finden nur max. 8 Flüge pro Jahr statt, obgleich 12 möglich wären, wegen der Kosten. Der Shuttle ist ein nationales Prestigeprojekt bei dem finanzielle Aspekte zweitrangig sind. Analog kommen auch für zivile Satelliten nur US Träger in Frage, selbst wenn der Start auf einer Ariane weitaus preiswerter wäre.

Dagegen wäre nichts zu sagen wenn man die Budgets trennen würde. Wissenschaftliche Satelliten im Forschungsbudget und Raumfahrt in einem Sonderbudget wie "Nationales Selbstbewusstsein". So allerdings wie es bisher läuft kann jeder der Raumfahrt an ihren Ergebnissen und nicht an "Pretty nice Pictures" misst, nur sich mit Grauen abwenden. Bemannte Raumfahrtprojekte neigen noch mehr als unbemannte zur Kostenexplosionen. Bemannte Raumfahrtprojekte werden dann aber nie eingestellt, sondern stattdessen werden andere unbemannte Missionen gekillt.

Dazu ein Rückblick auf die achtziger Jahre. Das Ansteigen des Shuttle Preises, später der Neubau und die Modernisierung nach der Challenger Explosion kosteten Unsummen. In dieser Zeit kostete dies vielen wissenschaftlichen Projekten das Leben. Insbesondere die Planetenforschung kam für ein Jahrzehnt komplett zum erliegen. Für den Shuttle geopfert wurden:

Analog erging es vielen wissenschaftlichen Missionen, die weniger prominent waren. Bedenkt man das nur für die Planung der Raumstation Alpha, die zuerst Freedom, dann ISS hieß und immer wieder geändert wurden 10 Mrd. USD ausgegeben wurden, ohne das man ein Stück Hardware gebaut hat, dann wird klar das man von diesem Geld jede Jahr 1-2 Planetenmissionen hätte starten können.

Was passiert wenn die Kosten weiter ansteigen? Dann wird Alpha wieder zum Killer unbemannter Missionen. ISS wirft nun schon seine Schatten voraus. Die ESA mit nur einem Zehntel des NASA Haushalts hat in den letzten Jahren genauso viele größere wissenschaftliche Missionen als die NASA gestartet: ISO, SOHO, XMM, Cluster. In den nächsten 3 Jahren folgen Integral, Mars Express, Venus Express Rosetta, Bepi Colombo und Envisat sowie Smart -1 womit die ESA annähernd genauso viele (5) Planetenmissionen wie die NASA starten wird!

Hubble - Ein Beispiel für die Kosten

HubbleHubble ist eines der wenigen Projekte wo sich unbemannte und bemannte Raumfahrt kreuzen. Als Hubble konzipiert wurde, dachte man noch an eine rosige Zukunft des Space Shuttles (Sie erinnern sich 1000 USD pro Kilogramm Transportkosten, 50 Flüge im Jahr?) und so wurde Hubble so konzipiert, das man die Instrumente im All auswechseln konnte. Das ist nicht einfach, aber es ging. Solange die NASA Rechnung mit niedrigen Startkosten richtig war, macht es auch Sinn anstatt einen neuen Satellit zu bauen die Instrumente anzupassen. Auch auf der Erde werden die Spiegelteleskope die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind laufend durch neue Instrumente verbessert. Die Kosten für einen Shuttle Start haben allerdings die Rechnung stark verändert:

Hubble kostete bis zum Start 1300 Millionen USD. Die Kosten für die Entwicklung von Instrumenten lag bei jeder Servicemission bei 200-300 Million. Bei der zweiten Servicemission ging man z.B. von 347 Millionen aus, bei der dritten von 172 Millionen und für die Servicemission SM-4 hatte man 200 Millionen für die Instrumente ausgegeben. Diese Kosten werden vom Space Teleskope Science Institute mit seinem Jahresetat von 230 Millionen USD finanziert. Davon gehen 80 % für die Entwicklung von Instrumenten drauf.

Nun gibt es aber noch die Kosten für den Shuttle Start. Der Start von Hubble kostete 300 Millionen USD. Die Kosten für die Servicemissionen liegen durch die Außenbordaktivitäten noch höher. Bei der Servicemission 2 lagen die Startkosten bei 448 Millionen USD. Insgesamt wurden 4 Servicemissionen geplant. Die erste platzierte eine Korrekturoptik und die drei folgenden installierten neue Instrumente.

Die vierte Servicemission wurde wegen der hohen Kosten für den Space Shuttle Umbau gestrichen. Ihre Kosten wurden auf 1100-1500 Millionen USD geschätzt.

So kann man auch eine Gegenrechnung aufmachen: Man hätte das Teleskop auch mit einer Titan 3 Commercial starten können, obgleich teuerste US Rakete, hätte der Start nur 170 Mill. USD gekostet. Ab 2002 hätte man auf die günstigere Atlas V zurückgreifen können. Anstatt die Instrumente zu aktualisieren wäre ein Nachbau in Frage gekommen, denn man dann zusätzlich gestartet hätte. Da die gesamten Entwicklungskosten dann wegfallen ist dieser erheblich preiswerter als das Original, und läge wahrscheinlich bei 747-991 Mill. USD. Für diesen Preis könnte man Hubble nachbauen - zumindest behaupten dies eine NASA Studie die parallel zur Untersuchung der Machbarkeit einer vierten Service Mission durchgeführt werden. Anstatt 4 mal neue Instrumente zu installieren hätte man auch 4 mal Hubble nachbauen können. Die Fehler des falsch geschliffenen Hauptspiegels hätte man in Kauf nehmen müssen.

So ergibt sich folgender Preisvergleich:


Hubble (unbemannt, Reserve gestartet) Hubble (bemannt gewartet)
Hubble 1300 1300
Starts (5 Service Missionen) 0 2744-3144
Starts mit Titan (2) / Atlas (2) 610 0
Instrumente 719 719
3 Nachbauten von Hubble 1851-2523 0
Summe 4480-5152 4763-5163

Die Unbemannte Lösung liegt also preislich vergleichbar der Lösung Hubble zu warten. Aber: Bei dieser Lösung wäre nicht ein Hubble im Orbit sondern 4 ! Da der Nachbau durch neuere Techniken leichter wird, kann man ihn auch auf eine höhere Umlaufbahn von 700 km Höhe bringen, bei der anders als bei Hubble keine Gefahr besteht, dass das Teleskop nach 8 Jahren durch Luftreibung verglüht. Selbst bei einer Lebensdauer von 8 Jahren hätte man immer zwei betriebsbereite Instrumente im Orbit, wenn auch mit einer unterschiedlichen Instrumentierung. Die gesamte Beobachtungszeit läge (bei 8 Jahren pro Exemplaren) bei 32 anstatt 18-20 Jahren.

Diese Rechnung von mir wird inzwischen durch die Website HOP (Hubble Orgins Probe) unterstrichen. sie führte die Studie durch und wird durchgeführt von den Beteiligten am Bau der für die SM-4 vorgesehenen Instrumente. Sie schlägt vor das Hubble Weltraumteleskop nachzubauen und die für die vierte Service Mission vorgesehenen (und schon entwickelten) Instrumente dort einzubauen und dieses mit einer Trägerakete zu starten. Ohne die Instrumente soll ein Nachbau mit dem Start etwa 747-991 Millionen USD kosten. die vierte Service Mission für Hubble wurde mit ebenfalls 1100-1500 Millionen USD veranschlagt. Dabei wäre der Nachbau leistungsfähiger als das originale Hubble : Seine 700 km hohe Umlaufbahn erlaubt längere Beobachtungen eines Objektes und verbesserte Kreisel lassen sowohl raschere Schwenks zu wie auch eine längere Lebensdauer (Der Ausfall von Kreiseln an Bord von Hubble ist derzeit der Faktor der die Lebensdauer limitiert, ohne eine vierte Servicemission dürfte zwischen 2007-2008 eine kritische Situation eintreten, da 3 von 6 Kreiseln bereits ausgefallen sind).

Es ist hier sofort klar, das bei preiswerteren Projekten wie den Reparaturen von Kommunikationssatelliten im All (Weststar, INTELSAT 6) die Startkosten des Shuttles den Wert des Satelliten samt Neustart bei weitem übersteigen. Hätte INTELSAT 1992 die bei der NASA tatsächlich anfallenden Kosten bezahlen müssen, so hätten sie dankend abgelehnt - 500 Mill. USD kostet ein Shuttle Start, ein INTELSAT 6 nur 140 Mill. USD und ein Start mit einer Ariane ca. 110 Mill. USD. Für das Geld hätte man zwei neue Satelliten starten können.

Die dümmsten Argumente für bemannte Raumfahrt

Ab und an hört man von Anhängern im Fernsehen Argumente für bemannte Raumfahrt. Nachdem sich selbst in der breiten Öffentlichkeit herumgesprochen hat, das es bei dem wissenschaftlichen Nutzen nicht weit her ist - von der Anfang der achtziger Jahren propagierten Kommerzialisierung wie Werkstoffherstellung im Weltraum gar nicht zu reden. Hier eine Sammlung der wohl dümmsten Argumente:

Bücher vom Autor

Es gibt von mir vier Bücher zum Thema bemannte Raumfahrt. Alle Bücher beschäftigen vor allem mit der Technik, die Missionen kommen nicht zu kurz, stehen aber nicht wie bei anderen Büchern über bemannte Raumfahrt im Vordergrund.

Das erste bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das Mercuryprogramm begann schon vor Gründung der NASA und jährt sich 2018 zum 60-sten Mal. Das war für mich der Anlass, ein umfangreiches (368 Seiten) langes Buch zu schreiben, das alle Aspekte dieses Programms abdeckt. Der Bogen ist daher breit gestreut. Es beginnt mit der Geschichte der bemannten Raumfahrt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Es kommt dann eine ausführliche technische Beschreibung des Raumschiffs (vor 1962: Kapsel). Dem schließt sich ein analoges Kapitel über die Technik der eingesetzten Träger Redstone, Little Joe und Atlas an. Ein Blick auf Wostok und ein Vergleich Mercury bildet das dritte Kapitel. Der menschliche Faktor - die Astronautenauswahl, das Training aber auch das Schicksal nach den Mercurymissionen bildet das fünfte Kapitel. Das sechs befasst sich mit der Infrastruktur wie Mercurykontrollzentrum, Tracking-Netzwerk und Trainern. Das umfangreichste Kapitel, das fast ein Drittel des Buchs ausmacht sind natürlich die Missionsbeschreibungen. Abgeschlossen wird das Buch durch eine Nachbetrachtung und einen Vergleich mit dem laufenden CCDev Programm. Dazu kommt wie in jedem meiner Bücher ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturverzeichnis und empfehlenswerte Literatur. Mit 368 Seiten, rund 50 Tabellen und 120 Abbildungen ist es das bisher umfangreichste Buch von mir über bemannte Raumfahrt.

Mein erstes Buch, Das Gemini Programm: Technik und Geschichte gibt es mittlerweile in der dritten, erweiterten Auflage. "erweitert" bezieht sich auf die erste Auflage die nur 68 Seiten stark war. Trotzdem ist mit 144 Seiten die dritte Auflage immer noch kompakt. Sie enthält trotzdem das wichtigste über das Programm, eine Kurzbeschreibung aller Missionen und einen Ausblick auf die Pläne mit Gemini Raumschiffen den Mond zu umrunden und für eine militärische Nutzung im Rahmen des "Blue Gemini" und MOL Programms. Es ist für alle zu empfehlen die sich kurz und kompakt über dieses heute weitgehend verdrängte Programm informieren wollen.

Mein zweites Buch, Das ATV und die Versorgung der ISS: Die Versorgungssysteme der Raumstation , das ebenfalls in einer aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen ist, beschäftigt sich mit einem sehr speziellen Thema: Der Versorgung des Raumstation, besonders mit dem europäischen Beitrag dem ATV. Dieser Transporter ist nicht nur das größte jemals in Europa gebaute Raumschiff (und der leistungsfähigste Versorger der ISS), es ist auch ein technisch anspruchsvolles und das vielseitigste Transportfahrzeug. Darüber hinaus werden die anderen Versorgungsschiffe (Space Shuttle/MPLM, Sojus, Progress, HTV, Cygnus und Dragon besprochen. Die erfolgreiche Mission des ersten ATV Jules Verne wird nochmals lebendig und ein Ausblick auf die folgenden wird gegeben. Den Abschluss bildet ein Kapitel über Ausbaupläne und Möglichkeiten des Raumfrachters bis hin zu einem eigenständigen Zugang zum Weltraum. Die dritte und finale Auflage enthält nun die Details aller Flüge der fünf gestarteten ATV.

Das Buch Die ISS: Geschichte und Technik der Internationalen Raumstation ist eine kompakte Einführung in die ISS. Es wird sowohl die Geschichte der Raumstation wie auch die einzelnen Module besprochen. Wie der Titel verrät liegt das Hauptaugenmerk auf der Technik. Die Funktion jedes Moduls wird erläutert. Zahlreiche Tabellen nehmen die technischen Daten auf. Besonderes Augenmerk liegt auf den Problemen bei den Aufbau der ISS. Den ausufernden Kosten, den Folgen der Columbia Katastrophe und der Einstellungsbeschluss unter der Präsidentschaft von George W. Bush. Angerissen werden die vorhandenen und geplanten Transportsysteme und die Forschung an Bord der Station.

Durch die Beschränkung auf den Technischen und geschichtlichen Aspekt ist ein Buch entstanden, das kompakt und trotzdem kompetent über die ISS informiert und einen preiswerten Einstieg in die Materie. Zusammen mit dem Buch über das ATV gewinnt der Leser einen guten Überblick über die heutige Situation der ISS vor allem im Hinblick auf die noch offene Versorgungsproblematik.

Die zweite Auflage ist rund 80 Seiten dicker als die erste und enthält eine kurze Geschichte der Raumstationen, die wesentlichen Ereignisse von 2010 bis 2015, eine eingehendere Diskussion über die Forschung und Sinn und Zweck der Raumstation sowie ein ausführliches Kapitel über die Versorgungsraumschiffe zusätzlich.

Das bisher letzte Buch Skylab: Amerikas einzige Raumstation ist mein bisher umfangreichstes im Themenbereich bemannte Raumfahrt. Die Raumstation wurde als einziges vieler ambitioniertes Apollonachfolgeprojekte umgesetzt. Beschrieben wird im Detail ihre Projektgeschichte, den Aufbau der Module und die durchgeführten Experimente. Die Missionen und die Dramatik der Rettung werden nochmals lebendig, genauso wie die Bemühungen die Raumstation Ende der siebziger Jahre vor dem Verglühen zu bewahren und die Bestrebungen sie nicht über Land niedergehen zu lasen. Abgerundet wird das Buch mit den Plänen für das zweite Flugexemplar Skylab B und ein Vergleich mit der Architektur der ISS. Es ist mein umfangreichstes Buch zum Thema bemannte Raumfahrt. Im Mai 2016 erschien es nach Auslaufen des Erstvertrages neu, der Inhalt ist derselbe (es gab seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Station), aber es ist durch gesunkene Druckkosten 5 Euro billiger.

Mehr über diese und andere Bücher von mir zum Thema Raumfahrt finden sie auf der Website Raumfahrtbücher.de. Dort werden sie auch über Neuerscheinungen informiert. Die Bücher kann man auch direkt beim Verlag bestellen. Der Versand ist kostenlos und wenn sie dies tun erhält der Autor auch noch eine etwas höhere Marge. Sie erhalten dort auch die jeweils aktuelle Version, Bei Amazon und Co tummeln sich auch die Vorauflagen.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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