Der Space Shuttle und die ISS

MIRDerzeit sind der Space Shuttle und die ISS wieder in den Schlagzeilen. Nun soll der Ausbau zügig vorangehen, nachdem man schon Jahre hinter dem originalen Zeitplan hinterherhinkt. Immer wieder wird betont, dass der Space Shuttle für den Ausbau der ISS notwendig ist. Das stimmt, doch es liegt an der Konzeption der Station.

Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Ansätze eine große Raumstation aus mehreren Teilen zu bauen. Der eine ist, die Teile am Boden fertig zu bauen und im Orbit nur wie Lego-Bausteine zusammenzuschließen. Der andere ist es Einzelteile hoch zutransportieren und durch Außenarbeiten zu verbinden. Ein Beispiel für das erste Konzept ist die MIR. MIR besteht aus einem Kernmodul mit 5 Koplungsadaptern an welche weitere Module angeschlossen werden können. Jedes Modul verfügt über eine eigene Stromversorgung und einen eigenen Antrieb mit dem es ferngesteuert angekoppelt wird. Elektrische Verbindungen wurden im inneren durchgezogen. Auf dem Bild der MIR sieht man deutlich wie die einzelnen Module sich ähneln und jedes seine eigenen Solarpanels hat.

Die Vorteile dieses Konzepts : Die etwa 20 t schweren Module sind nicht auf ein bestimmtes Trägersystem angewiesen, hätte man die ISS aus solchen Modulen gebaut, so hätte man dank des eigenen Antriebs diese mit jeder größeren Rakete (Ariane 5, Titan 4, Delta 4 Heavy, Proton) starten können. Die Mehrkosten für einen Antrieb und Kopplungsadapter sind geringer als die Kosten die beim Weltraumzusammenbau anfallen. Bei gleicher Masse ist das nutzbare Wohnvolumen bei reinen Laboren erheblich größer.

Die Nachteile: Große Solarpanel, tragende Strukturen wie Masten etc. kann man so zwar prinzipiell auch transportieren, doch dies ist sehr aufwendig und eine Station aus Modulen ist meistens sehr kompakt. Jedes Modul hat zudem eine eigene Stromversorgung. Aus geometrischen Gründen können Solarpanels nicht zu groß werden, da sie sonst Platz für andere Module wegnehmen.

Die USA haben in den 70 er Jahren eine Studie untersucht bei der man auch ein solches Konzept verfolgt. Man plante damals eine Raumstation aus Space Shuttle Tanks. Dazu hätte man im Wasserstofftank Wände und Rackschränke eingezogen und einen Kopplungsadapter eingebaut. Ein Space Shuttle hätte dann keine Nutzlast mitgeführt, aber den Tank in einen Orbit gebracht. Die Ausrüstung für das innere wäre in weiteren Flügen geliefert worden. Mehrere Tanks hätte man dann zu größeren Stationen zusammen gebracht.

Für die ISS hat man einen anderen Weg gewählt. Es gibt hier russische Module mit eigenem Antrieb, doch es sind wenige. Die meisten Module werden vom Space Shuttle transportiert und mit dem Greifarm angekoppelt. Darüber hinaus gibt es Strukturen in denen kein Mensch sich aufhält. Masten welche Solarzellen mit den Modulen verbinden, ein Baum entlang der Station und natürlich die Solarzellenflügel selbst. Für diese ist der Space Shuttle Transport sicher die beste Lösung, auch wenn die Montage im Orbit sehr aufwendig ist.

ISSWas aber völlig falsch ist, ist dass man für die anderen Teile nicht eine andere Lösung wählen kann. Man hätte die zahlreichen Druckmodule die noch zu starten sind ebenso wie die russischen Module mit einem eigenen Antrieb und einem Kopplungsradar ausstatten können. Entsprechende Technologie wird ja in Europa beim Versorgungstransporter ATV und in Japan beim Äquivalent HTV schon eingesetzt. Das hätte den Shuttle Flugplan entlastet und wäre durch die geringeren Startkosten sogar preiswerter gewesen. Flüge für den Transport von Strukturen, wie der letzte Flug der Atlantis wären aber immer noch nötig.

Warum hat man es nicht getan ? Weil es in den Augen aller Beteiligten die ideale Lösung ist, wenn auch nicht die preiswerteste. Vor dem Columbia Unglück hat die NASA angekündigt, dass sie erwog die ISS nur halb auszubauen für eine Stammbesatzung von 3 Personen, weil die Kosten explodierten und man den Nutzen nicht mehr sah. Das führte zu Protesten seitens Europa und Japans, deren Module am Boden geblieben wären und die dann praktisch keinen Zugang mehr zur Station bekommen hätten. Seit dem Verlust der Columbia ist dieses Thema vom Tisch. Denn nun ist der Vollausbau (oder genauer gesagt Fast Vollausbau, es werden einige Module fehlen, so dass man die Stammbesatzung von 7 auf 6 reduzieren musste) politisches Ziel. Denn ohne diesen hätte man die Shuttle Flotte nach dem Columbia Unglück auch gleich einmotten können. Das war aber politisch nicht gewollt. Also bekam die ISS so noch eine zweite Chance.

Doch was kommt danach ? In 4 Jahren soll die Raumstation fertig sein. Für den Transport von Gütern gibt es den europäischen ATV und den japanischen HTV. Die Russen sind sicher auch bereit wie bisher Progress Transporter zu starten. Zuletzt gab es eine Ausschreibung der NASA für einen unbemannten Transporter, der aber noch entwickelt werden muss. Doch problematisch ist die 6 Mann Stammbesatzung. Diese kann man zwar durch 2-3 Sojus Kapseln gewährleisten. Im Falle einer Havarie wird dies durch ein Rettungsboot ergänzt werden. Doch diese Kapseln können keine Experimente transportieren. Zudem halten die USA nichts von dieser Lösung und wollen ihre Astronauten nur ungern von Russland starten lassen. Man arbeitet zwar an einem CEV, einer Kapsel für bis zu 6 Astronauten, doch richtig Mittel gibt es erst dafür wenn die ISS fertig gestellt ist und die Space Shuttles dann keine Kosten mehr verursachen. So wird das CEV, das man mittlerweile „Orion“ taufte nicht vor 2014 zur Verfügung stehen.

Chemie für Angeber

Nachdem ich in den letzten 3 Wochen fleißig an der Lynne & Tessa Fan Homepage programmiert habe, habe ich nun wieder etwas mehr Zeit für mein eigenes Weblog. Bei der Hochschule Esslingen werden alte Bücher aus der Bücherei auf einem Tisch ausgesondert und jeder kann diese mitnehmen. Da entdeckte ich letzte Woche 3 Bände des Römpp. Der „Römpp“, ein Chemielexikon, ist so was wie der Brockhaus in der Chemie. Das umfangreichste Lexikon in dem an von allen Gebieten noch eine Kurzbeschreibung einer Verbindung oder eines Begriffes findet ohne gleich zu einem Spezialwerk greifen zu müssen. Schade das es nur 3 der 6 Bände waren, denn die aktuelle 10 Auflage kostet 945 Euro. Aber dies war wohl der Grund für das Ausmustern.

Ich habe wieder etwas geblättert und mich an ein Hobby erinnert, das ich als Chemiestudent hatte – Personen die Chemiekenntnisse haben müssen reinzulegen. Also ich meine nun nicht Chemiker, sondern viele Berufsgruppen haben in ihrer Ausbildung Vorlesungen die zumindest grundlegende Sachkenntnis vermitteln. Ich denke hier an Ärzte, Apotheker, Öktrophologen etc. Diese muss man nur zu einem Thema befragen und dabei nicht den Trivialnamen einer Substanz nehmen, sondern den chemischen Namen, wobei ich hier nicht von besonders seltenen oder komplizierten Verbindungen rede, sondern Dingen mit denen sie täglich zu tun haben sollten. Continue reading „Chemie für Angeber“

Weltraumtourismus

Anousheh AnsariErst mal vielen Dank an die Fans der ISS für die zusätzlichen Werbeinnahmen in den letzten Tagen Morgen soll die erste weibliche Weltraumtourismus starten. Frau Anousheh Ansari, auch bekannt durch den Preis, den SpaceShip One letztes Jahr bekam für den ersten privaten Parabelflug. 20 Millionen USD zahlt sie für einen Trip an Bord einer Sojus Kapsel. Doch wie billig wird Weltraumtourismus werden ? Blicken wir einmal in eine ferne Zukunft. Nehmen wir an,  Raumtransporter wie der Space Shuttle würden Touristen ins All transportieren. Was könnte das kosten ?

Nun zum einen haben wir natürlich das Hotel. Auch dieses müssen wir zuerst mal in den Orbit bringen. Sofern die Fertigung des Hotels nicht extrem teuer ist, stellt es aber keinen echten Kostenfaktor dar. Auf einem 50.0000 t Passagierdampfer mit 2000 Besatzungsmitgliedern beträgt die Wasserverdrängung pro Passagier 25 t, also 25 m³. Ein Modul für die MIR Station wiegt etwa 20 t und bietet 100 m³ Raum bei normalerweise 2 Astronauten, d.h. selbst wenn die Passagiere 2 mal mehr Raum als auf einem Kreuzfahrtschiff haben (in der Realität natürlich wegen der Lebenserhaltungssysteme, Triebstoff, Energiegewinnung etc weniger)  müssen wir pro Passagier nur 10 t in den Orbit bringen. Betreibt man das Hotel 10 Jahren lang bei 50 Flügen pro Jahr reduziert sich das auf 20 kg pro Passagier – Die Transportkosten für das Hotel sind also vernachlässigbar.

Bleiben die Startkosten für den Trip. Nehmen wir mal an, wir benutzen dazu ein Gefährt wie den Space Shuttle. Man kann an ihm kritisieren, was man will, der Nutzlastraum ist riesig und macht den größten Teil des Orbiters aus. Er hat einen Durchmesser von 4.6 m und eine Länge von 18.38 m. Das reicht für 2 Decks mit je 4 Sitzreihen in der Breite und 18 Sitzreihen in der Länge (weniger als bei einem Flugzeug, weil unsere Reisende Kontourensitze benutzen müssen). Das sind 144 Passagiere oder vielleicht einige wenig, denn man braucht natürlich auch Service Personal. Nehmen wir mal 120 Passagiere an. Jeder möge 100 kg wiegen und 20 kg Gepäck mitführen. Für 7 Tage brauchen wir auch noch etwa 20 kg Essen (Das Trinkwasser kann man recyceln, doch es lohnt sich nicht Nahrungsmittel im All anzubauen. Man braucht dafür viel Personal, zudem kann man die wenigsten Nahrungsmittel roh essen. Es ist ein langer Weg vom Getreide zum Brot und woher bekommt man die Steaks im All her ?

Allerdings braucht man noch eine Druckkabine in der Ladebucht. Das wiegt nach den Erfahrungen mit dem Spacelab etwa 15 t. Zusammen mit 144 Passagieren à 140 kg sind das rund 35 t, also etwas mehr als heute die maximale Startnutzlast des Space Shuttles von 29.5 t. Ein etwas verbesserter Space Shuttle könnte das ohne Problem transportieren. Doch das Gefährt ist teuer. Der letzte der nachgebaut wurde, die Endeavour kostete 2 Milliarden US-$, und das ist 20 Jahre her. Doch nehmen wir mal an, dass wie ihn so billig bauen könnten wie ein Flugzeug, also für etwa 200 Millionen USD. Doch wie oft kann er ins All starten ? Nun da kann ich wenig Hoffnung machen. Der Space Shuttle ist zwar auf 100 Einsätze ausgelegt, doch das gilt nur die Zelle. Die meisten anderen Teile halten lange nicht so lange. Am wenigsten die Hitzeschutzkacheln, dann kommen die Triebwerke. Wenn man das alles auswechseln muss kommen natürlich Zusatzkosten zusammen. Doch nehmen wir an ein kompletter Orbiter würde wirklich 100 Einsätze absolvieren. Dann wären das 2 Millionen USD Abschreibung pro Flug oder 16700 Dollar pro Passagier – Noch zu finanzieren. Dazu käme noch der Tank und die Feststoffraketen. Das dürfte den Preis für ein Ticket auf 25000-30000 Dollar erhöhen. Es ist kein Ausweg Wasserstoff auch in der Unterstufe einzusetzen, dann diese muss dann 10 mal größer als der Orbiter sein und ist auch entsprechend teurer, also wird auch das Ticket entsprechend teurer.

Doch jetzt kommt der Hammer: Sie ärgern sich über ihre Heizölrechnung ? Tja um 100 t Space Shuttle und Nutzlast zu transportieren braucht man 2000 t Treibstoff oder für jeden Passagier etwa 17 t. Und der Großteil entfällt auf den teuren Feststofftreibstoff. Das folgende ist eine Teilübersicht der Treibstoffkosten des Space Shuttles von 1980:

Kosten [Mill. USD]
1004 t Feststofftreibstoff 4
750 t flüssiger Wasserstoff/Sauerstoff 0.38
10 t OMS Treibstoffe 0.01
Summe 4.39

Tja und diese Stoffe sind seitdem nicht billiger geworden. Grund dafür ist, dass man viel Energie zur Gewinnung braucht. Seit 1980 hat sich der Erdölpreis verdreifacht. Wenn man also 13 Millionen USD nur für die Treibstoffe annimmt, dann liegt man sicher nicht weit von den realen Kosten entfernt. Damit kostet ein Ticket ins All etwa 135000 USD.

Ich denke das ist das absolute Minimum, bei den heutigen Preisen für Außentank und Feststoffraketen (vom Orbiter ganz zu schweigen) müsste man eher von der 10 fachen Summe ausgehen. Doch darum geht es mir nicht. Wie teuer eine Reise ist daran sind auf der Erde in erster Linie die Energiekosten schuld. Eine Concorde verbrauchte ein Vielfaches des Treibstoffes eines Jumbo Jets und war immer ein exklusives und teures Gefährt. Beim Start in den Weltraum kommen die extremen Materialbeanspruchen dazu. Ein Raumtransporter die beim Eintritt bis zu 1650 Grad Celsius aushalten muss wird eben nicht wie ein Flugzeug Tausende von Starts und Landungen absolvieren ohne dass man Teile austauscht, auch ein Einsatz über 20-30 Jahre mit mehreren Hundert Flügen pro Jahr ist illusorisch. Eine Reise ins Weltall wird immer teuer sein. Wie sollte es auch anders sein ? Wenn sie über den Atlantik fliegen so führt das Flugzeug etwa 20 % seiner Startmasse in Form von Treibstoff mit. Beim Space Shuttle sind es 2000 %, also muss ein Ticket in etwa 100 mal teurer sein als ein Flug über den Atlantik – und genau das ist der Fall.

Als man noch optimistischer bei den Space Shuttle Startpreisen war, 1983 gab es eine Studie wie viel ein Flug ins All kosten würde bei einem Startpreis von 60-70 Millionen USD für einen Space Shuttle Flug (etwa ein Achtel der heutigen Kosten). Eine Firma rechnete vor, das eine Passagierkabine im Frachtraum etwa 75 Personen transportieren könnte und ein Ticket etwa 2-3 Millionen USD kosten würde. 350 Personen oder etwa 5 Flüge pro Jahr erwartete man für diesen Startpreis.

Was kostet es heute ? Nun in der Realität fliegt der Space Shuttle natürlich keine Passagiere. Er hat auch nicht die Ausrüstung um so viel Strom für die notwenigen Lebenserhaltungssysteme aufzubringen, aber tun wir mal so als wäre ein solcher Umbau möglich. Die NASA hat bei einer Senatsanhörung vor dem Bau der ISS angegeben, dass ein Flug zur ISS etwa 435 Millionen USD kostet, davon aber nur 83 Millionen auf den Start entfallen, der Rest sind Fixkosten. Das gilt für etwa 7-8 Flüge pro Jahr. Bei maximal 12 Flügen pro Jahr, die möglich wären würde sich der Start also verbilligen auf etwa 280-300 Millionen USD, oder etwa 2.5 Millionen USD pro Ticket. Ich denke ein neues System, das wesentlich weniger wartungsintensiv isst könnte diesen Preis halbieren, mehr sehe ich aber bei der heutigen Technologie nicht.

Bleibt noch die Gretchenfrage: Wenn der Autor das nötige Kleingeld hätte, würde er fliegen ? Ja und Nein. Ja, wenn ich wirklich so viel Geld hätte, das auch 20 Millionen USD nur ein Bruchteil davon wären, vielleicht so ab 100 Millionen USD. Wenn ich weniger hätte, vielleicht 21 Millionen würde ich eher 20 Millionen in eine Stiftung einbringen die ein Teleskop auf der Erde baut (dafür gibt es eines der 3 m Klasse, mit dem kann man schon einiges an Wissenschaft betreiben) und mit der restlichen Million immer noch gut leben. Wissenschaftsmäzen gibt es anders als in den USA bei uns ja nicht. Wenn dann wird lieber Geld für Kultur oder soziales ausgegeben – nichts dagegen, auch das ist wichtig, aber viele sehen die Förderung der Wissenschaft als eine Aufgabe des Staates und das ist falsch.

Abdul Ahad Momand

Nein ich schreibe nicht über den 11.9.2001. Das überlasse ich anderen, derzeit wird man ja von den Medien damit zugeschüttet. Es geht heute um Abdul Ahad Momand. Momand war Astronaut, und mir unbekannt bis letzten Freitag. Wer schon mal in meiner Raumfahrtsektion gestöbert hat weis auch warum: Ich interessiere mich nicht besonders für bemannte Raumfahrt und insbesondere bei Astronauten gibt es alleine durch die Space Shuttle Flüge so viele, dass man leicht den Überblick verliert. Warum ich mich für Abdul Ahad Mohmand interessiere ? Nun weil ich erst seit Freitag letzter Woche weis, dass er in dem gleichen Ort lebt wie ich ! Das ist doch Grund genug für einen Aufsatz

Als die USA Mitte der 70 er Jahre ankündigten mit dem Space Shuttle könnten auch ausländische Astronauten mitfliegen, um Experimente zu betreuen, kam es zu einem der letzten Wettrennen der Supermächte um Prestige im Weltraum. Die Sowjetunion initiierte ein Programm, bei dem nun auch ausländische Astronauten (in Russland Kosmonauten genant) mitfliegen konnten. Dieses begann 1978 und als einer der ersten flog auch Siegmund Jähn aus der DDR mit. Einer der letzten in diesem Programm, bei dem die Astronauten aus kommunistischen Ländern kamen war Abdul Ahad Momand. Er wurde am 1.1.1959 in Sardah in Afghanistan. Nach dem Abitur begann er ein Geologiestudium das er an der polytechnischen Hochschule in Kabul abschloss. Danach wurde er zum Militärdienst einberufen. Er meldete sich zur Pilotenausbildung die in dem schon von der Sowjetunion besetztem Afghanistan in der UdSSR stattfand. Danach absolvierte er ein dreijähriges Studium der Luftfahrt in Kiew.

Aufgrund dieser Ausbildung und seiner Geologiekenntnisse wurde er als Astronautenkandidat ausgewählt und absolvierte die entsprechende Ausbildung zum Kosmonauten in der Rekordzeit von 6 Monaten. Dies war nur möglich, weil er nur Aufgaben auf der Raumstation MIR hatte, aber nicht auch das Training für den Start, Ankopplung und Landung wie seine sowjetischen Kollegen absolvieren musste. Der Hauptgrund für das verkürzte Training war aber der bevorstehende Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan, weshalb der Flug von Momad vorgezogen wurde.

Am 29.8.1988 startete er zusammen mit Wladimir Ljachow und Waleri Poljakow mit dem Raumschiff Sojus TM-6 zur MIR. In den nächsten 7 Tagen absolvierte er einige medizinische und biologische Experimente. Insgesamt 24 Experimente wurden von allen 3 Kosmonauten durchgeführt. Die Hauptaufgabe war aber die Fotographie von Afghanistan mit einer hochauflösenden Kamera. Zu der damaligen Zeit war dies im Ostblock die einzige Möglichkeit große Territorien in kurzer Zeit zu erfassen. Aus diesen Aufnahmen wurde später ein erheblich genauerer Atlas von Afghanistan erstellt. Nach etwas mehr als 7 Tagen bestiegen Ljachow und Momand das Raumschiff Sojus TM-5 und bereiteten sich zur Rückkehr zur Erde vor. (Die Sowjetunion vermied es die Sojus Kapseln zu lange im Weltall zu lassen, so dass die neue Besatzung jeweils mit der Kapsel der vorhergehenden Besatzung zurückkehrte).

Nach dem Abkoppeln von der MIR am 5.9.1988 feuerte die Retrorakete der TM-5 nicht. Über den Vorgang gibt es heute noch unterschiedliche Berichte. Nach westlichen Berichten wären die Astronauten verloren im Weltraum gewesen und hätten nicht genug Vorräte für einen längeren Aufenthalt gehabt. Am Tag später konnte das Raketensystem erfolgreich gezündet werden und die Astronauten landeten im Zielgebiet. Das auch die Sowjetunion den Zwischenfall ernst einstufe zeigt sich darin, dass man anders als bei anderen Missionen keine Lifeberichterstattung von der Landung veröffentlichte.

Anders als sonst wurde auf einer Pressekonferenz jedoch die Ursache veröffentlicht – auch ein Resultat von Glasnost und Perestroika. Ursache war ein Infrarotsensor, der auf die Wärmestrahlung der Erde reagierte und an der Grenze zu Tag/Nachtseite ausfiel und so die Bremsraketen abschaltete. Die Kapsel war einfach falsch orientiert gewesen. Ljachov versuchte das System manuell in Betrieb zu nehmen und verursachte erst dadurch weitere Komplikationen. Als man auf das Reservesystem umschaltete fiel es aufgrund desselben Fehlers auch aus. Als man den Fehler nach 7 Minuten erkannt hatte war es zu spät. Sojus TM-5 hatte sich bei 28000 km/h soweit fort bewegt, dass man über China niedergegangen wäre. Da die Landung am Tag erfolgen musste gab es den nächsten Überflug des Zielgebietes in der Sowjetunion erst einen Tag später und so lange mussten die beiden Kosmonauten (Poljakow blieb für einen Langzeitaufenthalt an Bord der MIR) eben in der kleinen Kapsel ausharren. In der Zwischenzeit wurde der Bordcomputer vom Boden aus neu programmiert, so dass er auch mit einem Sensor ausgerichtet an der Tag und Nachtgrenze klar kam. Die Landung war dann auch problemlos.

Nach seinem Astronautenaufenthalts gründete Momand in Kabul das Institut für Luft und Raumfahrt an der Akademie der Wissenschaften und erarbeitete unter anderem aus den Aufnahmen einen Atlas von Afghanistan. Später übernahm er Aufgaben in der zivilen Luftfahrt und des Tourismus. Mit der Machtergreifung der Taliban musste er fliehen und gelangte nach Deutschland, wo sein Bruder lebte. Heute wohnt er in Ostfildern und spielt Volleyball in einem Verein.

Der Name wird in fast allen englischsprachigen Veröffentlichungen als „Mohmand“ angegeben, aber er steht als „Momand“ im örtlichen Telefonbuch.

Nachtrag Juli 2008: Ich bekomme aufgrund dieses Artikels in letzter Zeit einige Mails und Anrufe weil Journalisten zum 20 jährigen Jubiläum von Sojus TM-6 Momand kontaktieren wollen und er nicht mehr im Telefonbuch steht. Ich habe seine Adresse und Telefonnummer nicht, und wenn ich sie hätte so würde ich den Wunsch nicht von jedem angerufen zu werden respektieren, schlussendlich stehe ich aus genau dem Grunde auch nicht im Telefonbuch : Ich will nicht von jedem Journalisten dauernd angerufen werden.

Ellenbogen und Spassgesellschaft

Zwei Begriffe fallen mir immer wieder ein, den von der Ellenbogengesellschaft und der Spaßgesellschaft. Beides Synonyme für gesellschaftliche Tendenzen. Interessanterweise fällt mir auch noch der Begriff FDP dazu ein, denn diese Partei hat solange ich denken kann immer davon gesprochen, dass die gut verdienenden, ihr Klientel zu viele Steuern zahlen und sich Leistung lohnen muss und in den Wahlkampf 2002 ist als „Spaßpartei“ untergegangen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Eigentlich scheinen die Begriffe nicht zueinander zu passen. Wer Ellenbogen zeigt setzt sich meist auf Kosten anderer durch, geht seinen Weg alleine zur Spitze ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Wer in einer Spaßgesellschaft lebt konsumiert gerne, gibt sein Geld mit vollen Händen aus, will eben Spaß haben. Nicht ganz synonym, aber passend dazu könnte man auch von der Konsumgesellschaft reden. Man soll sein Geld also ausgeben und das ist ja inzwischen trotz erhöhter Mehrwertsteuer auch die offizielle Politik der schwarz-roten Koalition. Continue reading „Ellenbogen und Spassgesellschaft“