Langfristige Planungen

Ich hab mir überlegt ob ich mal was über meinen Geburtstag schreiben sollte, denn ich am Samstag feiern dürfte. Doch bis auf das es mein 42 ist und ich gespannt bin ob ich nun im neuen Lebensjahr die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest erfahre und ich hoffe, dass mein neues Lebensjahr weniger turbulent ist als das letzte, mir aber einige Emailbekanntschaften in Deutschland und der ganzen Welt die aus diesen Aufregungen resultieren erhalten bleiben, will ich eigentlich nichts dazu sagen. Aber mal über das Thema Langfristige Planung in der Raumfahrt.

Raumfahrt umfasst ein weites Spektrum – kommerzielle Aktivitäten. Einzelne Programme, große und kleine Missionen. Doch Kernstück einer jeder Raumfahrtpolitik ist eine langfristige Planung. Wer denkt hier nicht an das Apollo Programm als ein erfolgreiches Beispiel. Wer große Schritte unternehmen will braucht eine langfristige Planung die sich über ein Jahrzehnt erstreckt. Das Space Shuttle, die ISS, eine Marslandung das alles sind Programme die über Jahrzehnte laufen.

Doch darin liegt auch die Gefahr. Politische Randbedingungen können sich ändern. Paradebeispiel ist auch hier das Apolloprogramm. Es kostete insgesamt 24.6 Milliarden Dollar, davon entfielen 22.3 Milliarden bis Apollo 11 und die restlichen 2.3 auf die folgenden 6 Flüge. Dieses krasse Missverhältnis liegt daran, dass die Entwicklungskosten der Hauptbrocken sind und die Fertigungskosten vergleichsweise gering. Ein Apollo Raumflug kostete zwischen 350 und 450 Millionen Dollar – das war selbst damals teuer (3 mal so teuer wie die Mariner 6+7 sondern die damals zeitgleich unterwegs waren), aber preiswert im Vergleich zu den Entwicklungskosten. Aber nach der erfolgreichen Mondlandung kam schon die Frage nach weiteren Flügen auf, wo man doch so viele Probleme auf der Erde hatte, vor allem den ausufernden Vietnamkrieg. Man strich 3 Apollo Missionen, konnte aber die Hardware zumindest noch verwenden: Die 3 Apollo Raumschiffe wurden als Skylab 2-4 gestartet, eine der Saturn 5 Raketen trug das Labor selbst in den Orbit. 2 andere Saturn 5 Raketen stehen heute als Ausstellungsstücke herum. Jede kostete einmal 113.1 Millionen Dollar für die Herstellung.

Die ISS ist ein gutes Beispiel wie ein fehlender politischer Wille verheerend sein kann. Geplant war die ISS noch unter dem Namen Freedom und wurde erstmals 1984 projektiert. Als Baukosten nahm man 8 Milliarden USD an. Fertigstellung sollte 1992 sein. Der Verlust der Challenger führte zu gravierenden Änderungen im Konzept und Streckung des Zeitplanes auf 1998. In der Folge konnte man sich nicht für das Projekt erwärmen, plante es immer kleiner während gleichzeitig die Kosten ansteigen, weil alleine die Planung Millairden verschlang. Als die UdSSR sich zur GUS wandelte sah man einen weiteren Partner und aus dem (schon vorher internationalen Projekt Alpha) wurde die ISS. Die folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruches war aber auch dass Russland kein großer Partner mehr war und der Anteil an der Station laufend abnahm und sich die Rolle vor allem auf den Mannschaftstransport und die Versorgung beschränkte. Die ISS geriet immer teurer und im erbst 2002, als die Station noch nicht einmal zur Hälfte fertig gestellt war und alle wichtigen wohn und Forschungsmodule noch fehlten kündigte die NASA an man überlege die Station nicht mehr fertig zu stellen und dauerhaft nur mit 2-3 Mann zu besetzen. Das führte natürlich bei der ESA und den anderen Mitgliedern zu Ärger. Wäre die Columbia nicht verglüht, wahrscheinlich hätte man dies auch gemacht. So aber wäre das einem Rückzug aus der bemannten Raumfahrt gleichgekommen.

Budget 2005Nun haben die USA wieder eine neue Vision: Die Rückkehr zum Mond. Ich möchte kein Urteil über den Sinn dieses Unternehmens abgeben, aber über die Art wie man es zu finanzieren gedenkt. Nämlich über Einsparungen und das klappt so nicht. Zum einen reicht das eingesparte Geld nicht aus. Zum anderen führt das zu einem Kahlschlag bei den unbemannten Raumfahrtprogrammen, das zeigte schon das Budget für 2007: 2 Milliarden USD sollen hier über die nächsten 5 Jahre eingespart werden, Der Terrestrial planet Finder und Sofia sollten gestrichen werden (letztes wurde angesichts des fast fertigen Teleskops und der Beteiligung der BRD wieder rückgängig gemacht). Ebenso ein Europa Orbiter. Die Space Interferometer Mission wurde um 3 Jahre auf 2015 verschoben, der Europa Orbiter gestrichen, dem Marsprogramm ein Viertel der Mittel gestrichen und so fort. Das ist der Unterschied zu früher. Apollo  ging nicht auf Kosten der unbemannten Raumfahrt.

Und in Europa: Wir können zufrieden sein. Die ESA hat 10 Jahre gebraucht um einen eigenen Kurs zu finden. 1975 offizielle gegründet hat sie zuerst die ESRO/ELDO Projekte übernommen und kleinere neue Satelliten konzipiert, auch größere Projekte wie Ariane und das Spacelab. doch Mitte der 80 er Jahre ging man an eine Definition eines Programms über das Jahr 2000 hinaus, mit Schwerpunkten: Einer neuen Trägerrakete (Ariane 5), einem bemannten Programm (ursprünglich ein eigenes Labor, das an Alpha andocken konnte und ein eigener Raumgleiter, dann immer kleinere Entwürfe bis man schließlich bei Columbus ankam) und ein wissenschaftliches Programm mit Zukunftsaussichten. Es bestand aus 4 „Cornerstone“ Missionen: Der Kometensonde Rosetta, dem Röntgenssatelliten XMM, die Cluster II Satelliten und SOHO als dritte und Herschel als vierte Mission. Ergänzt wurde dies durch Medium sized Missions wie Huygens, Integral und Planck. Weitere Missionen folgten. Europa hat inzwischen in der Erforschung des Weltraums einen soliden zweiten Platz, im Bereich der Astronomie kann man mit der NASA mithalten. Und dies bei einem viel kleineren Budget. Man kann viel über die Schwerfälligkeit der ESA sagen, die bei Entscheidungen auf einen Konsens von vielen Ministerpräsidenten und Kanzlern angewiesen ist, doch ein einmal eingeschlagener Kurs wird konsequent verfolgt und nicht wie in den USA nach jeder Wahl erneut hinterfragt oder ein NASA Budget nach Lust und Laune vom Kongress mal weitgehend gebilligt und mal zusammengestrichen. Wie schön wäre es wenn man beides kombinieren könnte: Der verlässliche Kurs der ESA mit der Finanzkraft der NASA….

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