That don’t impress me much

Apple IIIm August jährt sich mein erster Computerkontakt zum 25.sten Mal. Die Kiste von damals – Ein Ti 99/4a mit 16 Kb Speicher reicht mir schon damals bald nicht mehr (vor allem war er quälend langsam). Seitdem interessiere ich mich auch für Computergeschichte. Ich habe viel davon erlebt. !982/83 konnte ich sehen wie mein Computer innerhalb eines Jahres von 925 auf 275 DM Verkaufspreis sank (heute gäbe es nach ein paar Monaten ein neues Modell und das alte wäre nicht mehr zu kaufen) – so gesehen war die gute alte Computerzeit vielleicht besser….

Doch was mich etwas enttäuscht hat ist das sich eigentlich nicht so viel getan hat. Was erhofften wir uns von der rapiden technischen Revolution in den 80 ern nicht alles? Wir sahen wie der PC in etwa einem Jahrzeit von einem etwas besseren Elektronikbausatz (Altair 8800) zu einem Gerät mit einer grafischen Benutzeroberfläche wurde (Macintosh/Lisa). Was würde was passieren, wenn man diese Entwicklung weitere 10 Jahre fortsetzen würde. Fachzeitschriften waren sich einig: Diese computerpower der neuen 32 Bit Prozessoren würde die Arbeit mit dem PC revolutionieren. Man müsste nicht mehr Tippen. Der PC würde einen verstehen, dank Spracherkennung. Nicht nur das. Kommandos wären out, Umgangssprachliches Sprechen würde reichen. Anstatt seinen Filter zu konfigurieren würde mal sagen „Setz mal alle Mails die aus Russland kommen auf den SPAM Filter“.

Verrückt, haben wir in den 80 ern doch angenommen, mehr Power würde auch neue Möglichkeiten und Bequemlichkeit bringen. Was hat sich tatsächlich getan? Vergleicht man die Zeit zwischen 1977 und 1987 und die Zeit zwischen 1987 und heute so müsste man linear hochrechnen können wo man heute ist. 1977 war der leistungsfähigste Rechner ein Apple II mit 8 KB RAM und einem 8 Bit Prozessor mit 1 MHz. 1987 war es der frische erschienene Compaq 386 mit 1 MByte RAM, einem 32 Bit Prozessor mit 16 MHz.

  • Verglichen damit ist die Taktgeschwindigkeit in etwa so gestiegen wie erwartet. Man würde heute 4 GHz nach Hochrechnung erwarten.
  • Der Speicherausbau ist zurückgeblieben – 16 GB müssten heute drin stecken
  • Und anstatt einem 64 Bit Prozessor müssten wir heute mit einem 512 Bitter arbeiten.
  • Lediglich Festplatten haben massiv an Kapazität zugelegt – In den 80 ern stieg deren Größe nicht so rasch, sondern sie wurden vor allem kleiner (Vom 8 auf das heute übliche 3.5 Zoll Format) – was die Herstellungskosten drückte und sie zu einem Massenmedium machte. Erst dann stiegen die Kapazitäten. 1982 war eine Festplatte z.B. 10-20 MByte groß. 1992 waren es 120-240 MByte, also ein Sprung um den Faktor 10 in 10 Jahren. 2002 waren es dagegen 40 GB, also 160-320 mal mehr in 10 Jahren.

Compaq 386Seit einigen Jahren steigen die Kapazitäten von Festplatten und Prozessoren langsamer, doch das ist ein anderes Thema.

Was würde mich beeindrucken, wenn man mich von 1987 in das Jahr 2007 teleportieren würde? Bestimmt nicht Windows Vista. Grafische Oberflächen kannte ich schon damals. Es ist bunter, hochauflösender, gefälliger, aber es ist nur eine evolutionäre Weiterentwicklung. Vielmehr würde mich wundern, welche Rechenleistung man dafür benötig, vergleichen mit dem ersten Mac OS, das mit 128 KB Speicher und einem 8 MHz MC68000 Prozessor ausging. Auch DVD, Videos und MP3 würden mich sicher nicht beeindrucken, das alles war schon anzusehen. Eher, dass Spiele noch immer nicht so intelligent sind würde mich erstaunen.

Beeindrucken würde mich was 1987 unbekannt war und noch nicht erfunden. Das ist z.B. das Internet. Das man weltweit an Informationen kommt. Selber wie ich welche reinstellen kann. Das hätte ich wohl nie für möglich gehalten. Heute lese ich keine Bücher mehr über Raumsonden, sondern durchsuche direkt die NASA Archive. Aber auch kleine Dinge. USB Speichersticks und Flash Karten. Das ist nichts besonderes? Doch, 1987 gab es nur flüchtigen RAM Speicher und permanenten ROM Speicher. EEPROMS konnte man neu beschrieben, doch die Spannungen waren so hoch, dass man dafür ein eigenes Gerät brauchte. Das man mal 4 GB in einem kleinen Stick in der Hosentasche tragen könnte, das hätte ich mir wohl nie träumen lassen. Genauso ist USB eine tolle Neuerung. Das besondere ist dass man einfach ein Gerät anstecken kann und es benutzen (zumindest in den meisten Fällen). 1987 musste man den Computer zumindest ausschalten, meistens jedoch etwas intern einbauen.

Auch heute finde ich meine portable 2.5″ Festplatte eine tolle Sache – die Daten die ich immer brauche kann ich so mitnehmen. (Wenn Microsoft ein intelligenteres Windows erfinden würde, dass man auch auf einer USB Festplatte installieren und danach auf jedem Rechner benutzen könnte wäre der Nutzen sogar noch größer).

Ansonsten hat sich leider nicht viel getan. PCs haben andere Computerarchitekturen verdrängt, ein Betriebssystem dominiert den Markt. Es ist eigentlich ziemlich langweilig geworden. Es gibt wenige Innovationen, mehr Produktpflege.

So nun noch zum Musiktipp für heute, passend zum Motto: Shania Twain – That don’t impress me much

One thought on “That don’t impress me much

  1. Eine Wortbreite von 512 Bit waere in den allermeisten Faellen sinnlos, deshalb ist es schon verstaendlich, dass man bei 64 Bit „steckengeblieben“ ist.

    USB ist an sich eine tolle Sache, jedoch extrem stuemperhaft umgesetzt. Der Ingenieur, der den USB-Stecker bzw. Port (vor allem die flachen – also die, die am Host sind) „erfunden“ hat, gehoert oeffentlich auf dem Marktplatz an die Wand gestellt. Keine Arretierung, kein Hinweis auf die richtige Orientierung (man kann einen USB-Stecker locker falschrum einstecken, denn je nach Stecker/Port-Kombination ist der Widerstand zum richtigen Einstecken des Steckers teilweise groesser als an einem anderen Port zum falschen Einstecken). Dann ist leider der USB-Port kaputt; so geschehen an meinem alten Laptop).

    Aber mechanische Robustheit scheint generell keinerlei Prioritiaet mehr zu haben. Man schaue sich nur die SATA-Stecker an, die VON ALLEINE (!) abfallen und dann zu massivem Datenverlust fuehren (ich bin Zeuge ;-))

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