Bildungswesen Teil 2

Letzte Woche habe ich mich mit den Schulen beschäftigt, heute mal mit den Hochschulen. Nach dem Übereinkommen von Bologna stellen derzeit unsere Hochschulen auf das internationale System um: Die Abschlüsse lauten dann Bachelor und Master anstatt Magister, Diplom oder Diplom Ingenieur.

Ich stand dem zuerst sehr skeptisch gegenüber. Der Bachelor ist in vielen Ländern deutlich kürzer als unser FH Abschluss, der 8 Semester dauert. Einen Master soll man in 3-4 weiteren Semestern erwerben können, vergleichbar ist er einem Uni Abschluss er in den meisten Unis auch 12 Semester umfasst (nominell weniger, aber die anzahl der Studenten die es schaffen in der nominellen Zeit ihn zu machen ist gering).

Bei uns fiel das erste Praktikumssemester weg um das Studium auf 7 Semester zu verkürzen und das finde ich gut – nach 2 Semestern mit Grundlagen vor allem in Elektrotechnik, Mathematik und Physik, aber weniger in Informationstechnik war es schon immer schwer einen Platz im ersten Semester zu finden, weil die Firmen logischerweise jemanden wollen, der ihnen auch eine Hilfe ist und das ist im ersten Semester nicht gegeben, wenn der Betreffende nicht schon vorher Programmiererfahrung hatte.

Ich sehe darin aber auch eine Chance wirklich mal die Abschlüsse zu vereinheitlichen. Wir haben davon bei uns eine ganze Menge. spontan fallen mir ein : Diplom (Uni), Diplom (FH), Diplom Ing. Diplom (BA), Magister und und und … sicher eine Folge eines sehr breitgefächerten Systems – Eine Berufsakademie unterscheidet sich sehr wesentlich im Studium von einem Magisterstudiengang. Das soll auch so bleiben, doch das die Leute dann auf zwei Abschlüsse hinsteuern bei denen man eine gleiche fachliche Qualifikation erreicht, egal wie man studiert (natürlich mit Unterschieden in der Spezialisierung) finde ich ist kein schlechter Gedanke. Es sollte dann auch möglich sein an einer Uni weiter zu studieren und den Master zu erreichen, nachdem man an einer Fachhochschule einen Bachelor erreicht hat und hier fangen die Probleme an:

Das bedeutet dass man die Lehrpläne anpasst. Für Fachhochschulen die als Regelabschluss einen Bachelor anbieten ist das kein Problem: Bei uns gibt es einige Masterstudiengänge die als Aufbaustudiengänge gedacht sind, es hat aber keine Folgen für die Lehrpläne der Bachelorstudiengänge.

Dir Unis haben dagegen ein Problem. der normale Uni Abschluss ist nun mal eben ein Masterabschluss. Entweder sie behalten dass so bei und riskieren eben, dass Bewerber ihnen den Rücken kehren (die Studentenzahlen dürften in den nächsten Jahren sinken, weil nun alle geburtenstarke Jahrgänge die Schulen durchlaufen haben, das bedeutet Konkurrenz zwischen den Universitäten, da an Studienplätzen natürlich Gelder hängen) oder sie müssen wirklich ihre Lehrpläne umstellen.

Manche Uni macht es sich einfach und deklariert einfach das Vordiplom als Bachelor. Ja das ist einfach, man muss nichts ändern, doch ich denke mit Grausen daran was passieren würde, wenn man in meinem Unistudium – Chemie – Die Leute nach dem Grundstudium einfach entlassen würde. Ich hoffe viele Unis sehen es als Chance ihr Studium zu reformieren indem sie wirklich einen Abschluss anbieten der ein vollwertiger Bachelor ist und der auch das Wechseln dann zu einer anderen Uni oder in die Wirtschaft ermöglicht und dann eben noch einen Aufbaustudiengang der es ermöglicht sich zu spezialisieren oder eine neue Richtung einzuschlagen. Derartige Aufbaustudiengänge die dann am Master ändern kann man leichter an wechselnde Veränderungen der Anforderungen von Wirtschaft, neu aufkommende Gebiete oder ähnliches anpassen. Idealerweise sollte man dann auch mit einem Bachelor einer Fachhochschule an einer Uni den Master machen können.

Zuletzt noch ein Wort zu Studiengebühren: Ich bin dafür und ich halte die 500 Euro pro Semsester auch nicht für zu viel. In vielen anderen Ländern muss man für sein Studium bezahlen und auch die Lebenshaltungskosten sind erheblich höher als die 500 Euro (Miete, OPNV, Essen). Solange ich sehe dass die meisten Studenten mit dem eigenen Auto kommen und bis zu 500 m zum Parkplatz laufen müssen weil vor der Hochschule bei uns schon früh am Morgen alles zugeparkt ist, solange denke ich machen die 500 Euro einen nicht arm. Es wird immer Härtefälle geben, aber die gab es vorher auch schon.

Die Frage ist ob es den Studenten was bringt: Nun bei uns ist der Etat des Landes halbiert worden und dafür kommen nun die Studiengebühren. Im Endeffekt ein kleines Plus, aber nicht die Riesen-Geldflut. 2.5 neue stellen gibt es in unserer Fakultät, doch da es Personalpolitik der Fakultät ist nur Zeitarbeitsstellen zu schaffen und potentielle Bewerber in der Wirtschaft gesucht werden und dort auch noch ein Drittel mehr verdienen findet man niemanden um diese Stellen zu besetzen.

Man muss dazu sagen, dass ein Infomationstechnikstudium recht preiswert zu machen ist. Das wichtigste was man braucht sind PCs und die sind eben immer billiger geworden. Bei der Fakultät Maschinenbrau mit ihren teuren Maschinen wird das Geld wohl dringender gebraucht werden und wenn ich mich an mein Studium als Chemiker zurückerinnere dann würde es vieleicht mal ermöglichen, dass Studenten auch wirklich mal mit teureren Geräten wie einem Massenspektrometer arbeiten dürfen und auch davon eine Ahnung haben anstatt dass die Dinger nur bei den Doktoranten herumstehen. Das leitet einen zum Thema Forschung über, doch das spare ich mir für die folgenden Tage auf….

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