Der Nutzen der Raumfahrt – Teil 2

Kommen wir nun zum zweiten und letzten Teil über den Nutzen der Raumfahrt im Alltag. Was jedem wohl sofort einfällt sind Kommunikationssatelliten. Und in der Tat waren Kommunikationssatelliten die ersten privat finanzierten Satelliten. Alles begann schon 1958 mit dem Experiment SCORE – Ein Testflug einer Atlas C würde diese ohne Sprengkopf in einen Orbit bringen. Man nutzte diese Gelegenheit um ein Experiment zu installieren. Ein Bandgerät welches eine Botschaft von Präsident Eisenhower auf Kommando abschickte. Dem folgte eine Zeit in der man die möglichen Technologien erforschte. Die NASA startete Echo 1 und Echo 2. Diese beiden Satelliten waren völlig passiv: Dünne Metallhüllen die auf 30 bzw. 49 m Größe durch eine Druckgaspatrone aufgeblasen wurden. Doch Echo 1 und 2 verloren nicht nur rasch an Höhe durch den enorm großen Luftwiderstand. Das unverstärkte Signal war auch sehr schwach. Durch Mikrometeoriten verloren sie zudem bald die Form.

Sehr bald folgten dem aktiv sendende Satelliten. Schon 1962 starteten AT&T den ersten privat finanzierten Satelliten. AT&T zahlte der NASA 3 Millionen Dollar für den Start mit einer Thor Rakete. Telstar hatte eine elliptische Umlaufbahn die in bis zu 5600 km von der Erde weit weg brachte. Das erlaubte nur kurze Übertragungen von 10-20 Minuten Dauer. Trotzdem erlaubte Telestar die erste Transatlantik TV Übertragung, den damals konnten die Unterseekabel nur eine begrenzte Anzahl von Telefonkanälen übertragen, aber nicht einen ganzen Fernsehkanal.

Schon ein Jahr später gab es die ersten Versuche den geostationären Orbit. Der erste Syncom Satellit erreichte keinen Orbit, der zweite gelangte in einen 33 Grad geneigten Orbit, wodurch er am Himmel eine langsame "8" beschrieb. Doch selbst diese kleinen Satelliten (Die Nutzlast war im geostationären Orbit 4 mal kleiner als in Telstars Orbit) revolutionierten das Fernmeldewesen. Syncom hatte 240 Telefonkanäle oder alternativ einen Fernsehkanal. Das war erheblich mehr als zur selben Zeit in Form von Unterwasserkabeln verlegt war.

So kam es recht bald zur Gründung von Intelsat als internationale Organisation mit starker US Beteiligung. Sie sollte Satelliten starten und Verdienste durch die Vermietung von Kanälen einfahren. Neben der Verbilligung von Telefongesprächen gab es erstmals die Möglichkeit der Life Übertragung. Dies revolutionierte in vielen Bereichen den Alltag. Ohne Life Übertragung vom Vietnamkrieg wären die Proteste sicher geringer gewesen. Signale die über Satelliten gesendet wurden stellten Diktaturen und ihre Untaten bloß. Nicht umsonst versucht China daher jegliche Berichterstattung aus Tibet zu unterbinden. Erstaunlicherweise war der erste Einsatz von Life Berichterstattung gar nicht so gewünscht. Syncom 3 sollte 1964 die Daten der olympischen Sommerspiele von Tokio in die USA übertragen. NBC, welche die Übertragungsrechte hatte, wollte dies aber gar nicht. Sie hatten einen Vertrag mit einem Sponsor abgeschlossen und ließen Magnetbandkassetten einfliegen. Auf Druck der NASA erklärten sie sich bereit pro Tag eine halbe Stunde life zu übertragen – um 4 Uhr morgens….

Die 70 er Jahre sahen dann die ersten regionalen Systeme. Comsat in den USA, gefolgt von Anik in Kanada. Diese waren kein Problem. Solange der Betreiber eine US Firma war oder der Satellit keine Konkurrenz zu INTELSAT war. Anik deckte nur den schwach bevölkerten Norden von Kanada ab und hatte keinerlei Ambitionen Telefongespräche zwischen Kanada und anderen Ländern zu übertragen. Doch Europa war ein anderer Fall. Hier wollte die NASA keine Satelliten starten, die kommerziell genutzt wurden. Dies führte letztendlich zur Entwicklung der Ariane.

Heute haben Satelliten an Bedeutung verloren wenn es darum geht Daten und Telefongespräche zu übertragen. Das erledigen heute billiger Unterseekabel. Ihre Stärke liegt immer noch darin dünn besiedelte Gebiete zu versorgen oder Fernsehprogramme zu broadcasten.

Doch es gab auch einige Pleiten. In den 90 ern und dem aufkommenden Handyboom meinten zwei Konsortien, dass sich viele Kunden finden, die gerne weltweit mit Handys telefonieren würden. Jenseits von Ländern in denen es eine gute Infrastruktur gibt. Doch zum einen überschätzte man die Anzahl der möglichen Kunden und zum andern gab es als das System stand Handys die in mehreren Bändern arbeiteten, damit kam man in mehr Ländern in ein Netz. Damit man mit einem Handy über einen Satelliten telefonieren kann, muss er nahe der Erde sein. Daher brauchten Globalstar und Iridium sehr viele Satelliten und es wurde ein kostspieliges System – zu kostspielig für die Kunden.

die bislang letzte Anwendung der Raumfahrt im Alltag ist das GPS System. Entwickelt seit Ende der 70 er Jahre erlaubt es durch den vergleich von Zeitsignalen mehrerer Satelliten den Ort auf der Erde mit hoher Genauigkeit zu bestimmen. Inzwischen sind Navigationsgeräte die GPS nutzen für jeden erschwinglich geworden und das militärisch genutzte System strahlt nun seine Signale nicht mehr künstlich verschlechtert für zivile Nutzer aus. Europa meint, das ein eigenes System mit noch höherer Ortungsgenauigkeit sich selbst finanzieren könnte. Die Zukunft wird zeigen ob dem der Fall ist.

Kommen wir zurück zu Heppenheimers Resümee: Das unbemannte Raumfahrt unspektakulär ist, aber unser leben verändert hat. Das hat sie sicher. Ohne unbemannte Raumfahrt gäbe es kein Google Earth, kein Satellitenfernsehen, keine Navigationsgeräte. Keine präzise Wettervorhersage und wahrscheinlich würde man sich immer noch streiten ob es einen Treibhauseffekt gibt. aber sie ist nicht unbedingt weniger spektakulär. Sicherlich nimmt die Öffentlichkeit von den meisten unbemannten Projekten keine Notiz, doch zumindest Raumsonden schaffen es ab und an in die Prime Time. Wenn ich nur mal zusammenzähle wie oft ich eine Nachricht von Mars Express und seinen Entdeckungen im Fernsehen gesehen habe und das mit der typischen Berichtung für einen Flug zur ISS vergleiche und dann die kosten abwäge, dann schneidet Mars Express gar nicht so schlecht ab. Es gilt das gleiche wie in anderen Bereichen: Rede darüber oder Klappern gehört zum Handwerk. Die NASA ist ein Meister darin recht teure bemannte Missionen optimal öffentlichkeitswirksam zu präsentieren und das gleich sollte man nur bei den vielen unbemannten Projekten auch tun.

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