Zwei Jahre Blog und die EM

Ja, genau vor 2 Jahren habe ich damit angefangen. Wie immer bei Jubiläen eine Gelegenheit zur Retrospektive. Doch dazu später mehr. Ich will mich zuerst einmal der Frage widmen, warum man bloggt? Ich bin ja schließlich nicht der einzige und viele Blogs müssen ganz ohne Kommentare auskommen, die ja wohl die Eigenheit eines Blogs ist. Trotzdem ist bloggen eine Volksbewegung geworden. Was treibst einen dazu eine Internet Tagebuch zu führen? Ich kann nicht für andere schreiben, aber bei mir war die Intension wohl eine andere als bei anderen Bloggern. Ich konnte damals mit der Blog Idee nicht so viel anfangen. Die meisten Blogs drehen sich ja in irgendeine Weise um das tägliche Leben des Bloggers oder die Gedanken dessen. Ich konnte mir (und kann mir auch heute noch) nicht vorstellen, dass dies für irgendjemand interessant sein könnte. Mit dem klassischen Konzept eines Blogs kann ich daher nicht so viel anfangen, daher habe ich auch den Schritt von der Webseite zum WordPress Blog, bei dem jeder Kommentieren kann erst mehr als ein Jahr später gemacht. In meinem ersten Blogs findet sich daher auch noch so ne Art Präambel wie ich es sehe und dass es vielleicht nur kurzzeitig so ist, man erkennt schon, dass ich mir damals nicht sicher war ob das was für mich ist.

Ich sah in dem Blog die Gelegenheit Dinge aufzugreifen, die bei mir seit langem herumschwirrten. Kleine Informationsfitzelchen die zu klein für einen Artikel waren und vielleicht auch mehr die Gelegenheit meine Meinung zu äußern, obwohl auch meine fachlichen Artikel meist recht subjektiv gefärbt sind. Aber ich denke bis heute habe ich mich meist auf das beschränkt, wovon ich fachlich etwas verstehe. Natürlich könnte ich mich über Rentenproblamtik, Harz-IV, Bildungsprobleme, Irakkrieg und Europapolitik äußern, doch denke ich machen das viele, das artet dann leicht in Rummeckern und Schwadronieren aus. Trotzdem habe ich vor das in Zukunft mehr zu machen, abhängig davon ob dies jemanden interessiert und ob ich damit auch eine Diskussion lostreten kann. Beim Artikel über den Kinder Maxi King ist das ja gelungen.

Trotzdem ist es wohl ein unkonventioneller Blog. Zum einen bin ich immer noch dem Konzept der Webseite treu geblieben. Das heißt ich schriebe an einer Webseite, die intelligenterweise weblogXX.shtml heißt. Sobald diese etwa 30 KByte groß ist wird eine neue angefangen. XX ist derzeit die Nummer 66. Der WordPress Blog läuft immer parallel mit, nachdem die Webseite geschrieben wird. Zum einen weil ich unabhängig von einem Blog System sein will, falls mal meine Homepage umzieht. Zum andern einfach aus praktischen Gründen. Expression Web bietet eben viel mehr Komfort und eine bessere Rechtschreibprüfung beim Erstellen des Texts.

Interessanterweise lese ich persönlich keine anderen Blogs und finde es erstaunlich, das irgendjemand meinen Blog liest. Das ganze hat aber heute auch eine neue Dimension bekommen. Web 2.0 hat nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Wie ich einem Fernsehbericht entnehme, schauen Personalberater bei Bewerbungen, was sie von dem Bewerbern im Web finden, besonders interessant sind da Blogs. Personaler sollen auch bei StudiVZ Konten haben und schauen dort, was die Bewerber von sich preis geben. Man kann sich dort leicht Chancen verbauen.

Als ich vor ein paar Wochen mir selbst Gedanken darüber gemacht habe, wollte ich aus Stayfriends austreten. Nicht wegen dieser Problematik, sondern weil man dort mit anderen Mitgliedern nur in Kontakt treten kann, wenn man eine "Gold" Mitgliedschaft kauft. Dafür wird man dauernd mit irgendwelchen Mails belästigt. Das ist eine Gemeinsamkeit aller Social Communities die ich kenne. Ob Clipfish, Stage6, Bopsta oder StayFriends – bei keinen gibt es eine Funktion "Profil löschen", was ich schlicht und einfach eine Unverschämtheit finde.

Ich mache mir über meine Webpräsenz wenig Gedanken. Natürlich wird man meine Webseite finden. Man wird feststellen, dass ich Raumfahrt als Hobby habe und nicht zu den Leuten gehöre die sagen "Ich war mal Lebensmittelchemiker, das war wohl nichts", sondern ich mich immer noch für Chemie und Ernährungslehr interessiere, obgleich ich in diesem Bereich keine Daueranstellung gefunden habe. Eingestellt werde ich wohl als Programmierer. Da wird man schnell feststellen, dass ich von C und C++ nichts halte. Das ist für mich aber auch kein Problem, denn ich würde nie einen Job annehmen, in dem ich den ganzen Tag nur mit diesen Programmiersprachen arbeiten muss.

Doch komme ich mal zurück zum Jubiläum. Ich habe mir die ersten Beiträge noch mal angesehen. Manches ist wieder aktuell: Die EM bringt heute wieder Schwarz-Rot-Gold und die Diskussion über die Steuern wird wohl nie vergehen. derzeit geht es ja um die Pendlerpauschale. Andere Dinge vergehen. Gestartet habe ich mit Lynne & Tessa, die sich wenige Monate später verkrachten und danach zwar noch für Geld einen Contest moderierten und eine Fernsehshow aber seit gut eineinhalb Jahren getrennte Wege gehen. Tessa bloggt noch. Ich habe mir zum Jubiläum nach langer Zeit mal wieder den aktuellen Blog angesehen. Sie beschäftigt sich mit Spielerfrauen irgend einer Tussi von Germanys Top Modell und Nacktheit in den Medien und dass man sich dem wohl kaum entziehen kann. Ich denke das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man sich mit Blogs nicht nur einen Gefallen tut. wer den liest hat den Eindruck, es mit jemand zu tun zu haben, der naiv ist und sich nicht für aktuell wichtige Dinge interessiert sondern BILD liest und Interesse an Klatsch und Lifestyle hat. Das kann die Einstellungschancen nach dem ZDF Bericht, den ich gesehen habe, mindern. Es ist unfair, weil es ja nichts mit der Qualifikation desjenigen zu tun hat. Als eigenes Beispiel: Ich habe Probleme mit der Rechtschreibung und mache gerne ewig lange Schachtelsätze, weil ich auch so denke, kompliziert, viele Dinge überlegend. Das hat mit meiner fachlichen Qualifikation nichts zu tun. Die Raumfahrtaufsätze sind gut und ich habe dies schon der der FH Aachen und TU München und der DLR bestätigt bekommen. Dasselbe gilt wohl für meinen Beruf als Programmierer, da ist es wohl eher im Vorteil, wenn man im Hinterkopf schon vorausschauend denken kann und komplexere Projekte im ganzen überblicken kann.

Den Blog wird es wohl noch weiter geben. Ein wichtiger Grund ist rein praktischer Natur: Bei meinen Hauptinteressengiebeten Trägerraketen und Raumsonden gibt es wenig neues zu berichten und bei anderen Themen fehlt mir zum einen die Motivation mich intensiver einzuarbeiten und vor allem seit ich eine feste Anstellung habe die Zeit. Der Blog ist kürzer, einen Eintrag kann ich in der Mittagspause anfangen und am Abend fertigstellen oder umgekehrt. Als ich mal die Einträge gezählt habe, war ich recht erstaunt: Es sind mit heute 360, also fast jeden zweiten Tag einer. Ich dachte, weil es auch mal wochenlang keinen gab es wären weniger.

Die EM steht nun an und da ist übermorgen ja das Spiel Deutschland-Österreich und das Schlagwort "Cordoba". Bei der WM 1978 schlug Österreich in Cordoba erstmals und seitdem zum ersten Mal, Deutschland und wir schieden aus. Seitdem gilt das als Blamage. Warum eigentlich? Es ist doch logisch, das irgend wann auch man auch mal gegen einen schwächeren Gegner verliert. Das ist ja auch anderen Nationen passiert. Ich habe Cordoba nicht miterlebt, ich war damals 13 und mit der Arbeiterwohlfahrt in Österreich. Das Spiel habe ich nicht gesehen, aber am Tag danach wollte die Dorfjugend gegen den zusammengewürfelten Haufen deutscher Jugendlichen spielen. Sie verloren ziemlich hoch. Danach wollten sie Revange und verloren zweistellig. Logisch, denn nun hatten wir Deutschen ja einmal zusammen gespielt und damit zumindest etwas Spielerfahrung.

Warum Cordoba wohl ein Stachel für viele bleiben wird, ist der Kommentar eines österreichischen Rundfunkreports "I werd närrisch". Aber sei es ihnen denn nicht gegönnt? Jagt nicht auch der Kommentar von Zimmermann uns noch Schauer über den Rücken? "Botschek, immer wieder Botschek…. verloren… aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen… Rahn schießt und Tor!". Verbinden wir nicht gerade mit diesem Kommentar den Erfolg bei der WM 1954?

Bei peinlichen Spielen gegen Österreich denke ich eher an das Spiel in Gijón, das war eine echte Schande. Und dieses Spiel habe ich gesehen. Die Ausgangssituation vor dem Spiel war so, dass es das letzte Gruppenspiel war. (Damals fanden die letzten Spiele nicht gleichzeitig wie heute statt). Deutschland war Dritter und musste gewinnen um weiter zu kommen, es reichte aber ein Tor. Für Österreich reichte eine Niederlage, die aber nicht zu hoch ausfallen durfte. In der 11 Minute schoss Hrubesch ein Tor und es stand 1:0. Damit waren Deutschland und Österreich weiter. Als Folge gingen beide Mannschaften kein Risiko mehr ein, spielten den Ball nur in den eigenen Reihen und wenn mal ein Gegner kam sofort zurück zum Torwart. Das spiel ging als "Nichtangriffspakt von Gijón" ein und das war wirklich eine Schande.

Egal wie das Spiel übermorgen ausgeht, ich wünsche mir nur, dass es ein Soviel ist auf dass man stolz sein kann.

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