Mythos reibungsloses Apolloprogramm

Apollo 1 BrandWieder einmal haben die Moon Hoaxer bewiesen, dass sie nichts von dem verstehen, was sie kritisieren. In einer Website fand ich als Argument „wie sollte ein solch komplexes und schwieriges Unternehmen reibungssfrei verlaufen sein“ Apollo reibungsfrei? Das muss ein Apollo Programm in einem Paralelluniversum gewesen sein.

Selbst wenn ich einmal die Entwicklungsschwierigkeiten am Boden an der Hardware ausblende und mich nur auf die bemannten Flüge konzentriere fallen mir da einiges ein, was nicht reibungsfrei verlief. Ich denke jeder der nur eine Grundahnung von Raumfahrt hat, wird sofort das Feuer bei Apollo 1 und die Explosion des LOX Tanks bei Apollo 13 nennen können. In einem Fall kamen drei Astronauten ums Leben, im zweiten Fall scheiterte die Mission und die Astronauten konnten mit viel Glück gerettet werden (wäre der LOX Tank früher explodiert, wären die Ressourcen nicht ausreichend gewesen, wäre es einige Stunden später passiert so wären die Astronauten in einer Mondumlaufbahn gestrandet aus der sie ohne funktionierendes Servicemodul nicht herausgekommen wären). Das nenne ich nicht reibungslos: Im Gegenteil verglichen mit allen anderen bemannten US Programmen scheiterten bei Apollo am meisten Missionen (2 von 12, Gemini 1 von 10, Shuttle 5 von 132).

Aber auch so ging einiges schief. Um es vorweg zu nehmen ich bin im Apollo Programm nicht so ganz zu Hause, vielleicht fehlt da noch einiges:

Apollo 6: Zweiter und letzter Testflug der Saturn V: POGO Schwingungen der S-IC führten zur strukturellen Beschädigung des Stufenadapters zur Nutzlast und zu Problemen bei den oberen Stufen. Bei der S-II fiel ein Triebwerk nach 412 Sekunden aus, der Bordcomputer schaltete das gegenüberliegende zur Schubvektorerhaltung ebenfalls ab. Die Stufe brannte 58 s länger als geplant. Auch die S-IVB musste 29 s länger als geplant arbeiten und als sie wiedergezündet werden sollte scheiterte dies. Der geplante Test des Hitzeschutzschildes wurde durch Zünden des CSM Triebwerks durchgeführt. Bei einem bemannten Einsatz wäre die Mission gescheitert gewesen und die Besatzung wäre durch die starken Vibrationen verletzt worden.

Apollo 10: Als die Landefähre vom CSM abkoppelte, führte sie zuerst mit der Abstiegsstufe eine Anpassung des Orbits durch. Dieser war der letzte den die folgenden Missionen hatten bevor sie landeten. Nach dem Anfertigen von Fotografien des späteren Apollo 11 Landeplatzes stand das Abwerfen des Abstiegsstufe und Zünden der Antriebsstufe an, als die Fähre unkontrollierbare Rollbewegungen durchführte. Die Crew konnte rechtzeitig diese unter Kontrolle bringen. Wie gravierend diese war ist nicht ganz klar. Nach Gene Cernans Memoiren war die Fähre nahe am „Gimbal Lock“, dem Blockieren der Inertialplattform, wodurch sie jegliche Informationen über ihre räumliche Lage verloren hätte und das RCS hatte die Fähre vor der Zündung der Aufstiegsstufe Richtung Mondoberfläche gedreht – eine Zündung hätte sie direkt zum Absturz gebracht.

Ursache war ein versehentlich aktiviertes AGS (Abort Guidance System), das im Modus „Höhe halten“ sein sollte durch eine doppelte Betätigung des Schalters aber im Auto Modus war – nun wurde es aktiv nach dem Abwurf der Abstiegsstufe und versuchte die Fähre so zu drehen, dass sie mit dem CSM koppeln konnte, doch dieses war nicht in der Reichweite und richtigen Position dafür.

Apollo 11: Selbst beim „Muster“ aller Mondlandungen ging einiges schief. Zuerst heulten beim Abstieg 1202 und 1201 Alarme auf – Buzz Aldrin hatte (in Übereinstimmung mit den Prozeduren) das Rendezvousradar aktiv gelassen, falls die Landung abgebrochen werden musste. Der Bordcomputer kam mit der Last die Daten beider Radarsysteme (Rendezvous- und Landeradar) zu verarbeiten aber nicht nach. Der Fehler war jedoch in einer Simulation vorher schon aufgetreten und daher bekannt. So konnte die Landung fortgesetzt werden. Dann hatten kleine Veränderungen der Geschwindigkeit beim Abtrennen, die Inspektion der Fähre danach und Unkenntnis der Mascons den Orbit so verändert, dass Apollo 11 einige Kilometer zu kurz landete und der Bordcomputer die Fähre mitten auf ein Kraterfeld zusteuerte. Armstrong übernahm die Handsteuerung der Vorwärtsbewegung und landete mit dem kleinsten Resttreibstoffvorrat jeder Apollomission. Als Folge wurden die Computerprogramme geändert und alle folgenden Missionen bekamen im Endanflug eine Korrekturmöglichkeit des Flugpfads eingebaut. Zuletzt brach Armstrong beim Anziehen des Raumanzuges den Zündschalter für das Aufstiegstriebwerk ab – er wurde mechanisch durch einen Kuli überbrückt.

Apollo 12: Beim Start schlug der Blitz in die Saturn V ein. CSM Systeme fielen aus, die Kreiselplattform verlor die Orientierung. Dank des mehrfach redundanten Computersystems der Saturn gelangte die Kapsel trotzdem in einen Orbit. Doch dann musste die Besatzung unter Zeitdruck nicht nur den Start in die Mondtransferbahn einleiten, sondern auch die Kreiselplattform neu ausrichten, was durch Messungen von Positionen von Sternen erfolgte. Dick Gordon schaffte dies im letzten Moment bevor die Zündung des TLI anstand.

Apollo 14: Nach dem Start klappt das automatische Kopplungsmanöver des CSM mit der Mondfähre nicht. Erst nachdem nach mehreren Versuchen die Schalter für das Einrasten des Kopplungsmechanismus per Hand ausgelöst werden, klappen die Haken zu, welche die Probe zurückziehen und zu einer stabilen Verbindung führen. Wäre dies nicht gelungen so wäre die Mondlandung gescheitert. Ein noch größeres Problem gab es kurz vor dem Abstieg. Die Bodenkontrolle bemerkte, das der „Abort“ Schalter an war. Mehrmaliges Betätigen des Schalters nützte nichts, es lag ein Kurzschluss vor. Wäre nun das Triebwerk aktiviert worden, so hätte das Computerprogramm sofort den aktivierten Abortschalter bemerkt und die Landung abgebrochen und die Abstiegsstufe abgetrennt. Am Boden arbeitete man fieberhaft an einer Lösung, denn schließlich hatte die Fähre nur Strom für drei Orbits. Hätte es länger gedauert, so wäre auch die Landung abgebrochen worden, weil der Strom sonst nicht für die vorgesehene Landemission ausgereicht hätte. Nach 2 Stunden gab es eine Lösung, das Computerprogramm wurde so modifiziert, dass es den Abbruchschalter ignorierte. Doch das war noch nicht alles. Nach Sechs Minuten wechselte plötzlich das Landeradar seinen Modus und wechselte auf einen falschen Modus der eigentlich für die Endanflugphase vorgesehen war – diesmal reichte es den Schalter mehrfach ein/auszuschalten um es in den richtigen Modus zu bringen.

Reibungslose Missionen sehen bei mir anders aus…. Es würde ja schon helfen, wenn Redakteure oder Anhänger sich mal informieren, was die Moon Hoaxer sonst noch so treiben. Ralph Rene, Moon Hoaxer Nummer 2 nach Bill Kaysing (gestorben im Dezember 2008 , oder etwa von der CIA ermordet) schreibt z.b. schon auf der Eröffnungsseite dass er entdeckt hat, das Newtons Gravitationsgesetz auch nicht stimmt….

3 thoughts on “Mythos reibungsloses Apolloprogramm

  1. Der Vergleich ist aber ziemlich unfair. Nähme man jedes Problem aus dem Shuttleprogramm genau so kritisch unter die Lupe wie hier die Schwierigkeiten in Apolloprogramm wär die Liste endlos.
    Und zum Thema „reibungsfrei“ folgendes. Ein Programm, dass sich dermaßen an den Grenzen der Physik und am menschlich, technisch, organisatorisch und finanziell machbaren bewegt kann per se nicht friktionsfrei bleiben – unmöglich.
    Man kann über die Amis sagen was man will. Aber die Kraft dieser Nation mit Mißerfolgen und Rückschlägen umzugehen – in aller Öffentlichkeit – und trotzdem aufzustehen und – wieder öffentlich – weiterzumachen, zeichnet dieses Land wie kein zweites aus.

  2. Ich habe nicht jedes Problem genommen sondern schon gravierende Ereignisse. Daher habe ich auch als Vergleich beim Shuttle nur die Missionen genommen die katastrophal endeten oder vorzeitig abgebrochen wurden bzw. scheiterten. Nicht z.B. andere wie verstopfte Toiletten, geplatzte Reifen bei der Landung oder entzündeter Resttreibstoff.

    Ich möchte auch zum Thema zurückleiten: Die Website behauptete, alles wäre „reibungslos“ verlaufen. Und reibungslos verlief Apollo eben nicht.

  3. Natürlich liefen große Phasen der Apollo-Flüge „reibungsfrei“ ab – nämlich im Vakuum des Weltraums 🙂
    Finde ich gut, dass die Moon-Hoaxer das jetzt sogar bestätigen 😉

    SCNR

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