Der CASIO FX-991ES als Rechner für Ingenieure?

CASIO FX-991ESDa meine allgemeinen Blogs recht populär sind, probiere ich es mal heute mit einem Test oder Erfahrungsbericht, das ist ja auch derzeit “in”. Wie ich schon mal geschrieben habe, habe ich mir vor einigen Wochen den Taschenrechner Casio FX-991ES zugelegt. Dazu nun meine Erfahrungen. Zuerst mal die Erwartungshaltung. Meiner Ansicht nach gibt es zwei Hauptgruppen von potentiellen Käufern für Taschenrechner:

  • Schüler, die ihn im Matheunterricht oder auch sonst im Unterricht benötigen
  • Personen die ihn beruflich oder für das Studium benötigen. Dazu gehöre ich.

Die Funktionen die ein Taschenrechner bietet kann man recht gut zwischen beiden Gruppen aufteilen. Der Casio FX-991ES kann z.B. numerisch differenzieren, integrieren, eine Gleichung bei einer Unbekannten durchrechnen und die Lösung ausgeben, auch wenn die Unbekannte nicht links des Gleichheitszeichens steht und bestimmte Gleichungen mit zwei Unbekannten auflösen, (z.B. quadratische Gleichungen), Dazu kann er Summen Bilden und eine Wertetabelle ausgeben. Kleine Matrizen (3×3) und Vektoren (3) kann er multiplizieren, addieren etc.

Das sind meiner Ansicht nach Funktionen, die ein Schüler braucht, zumindest solange bis er nicht sowieso alles symbolisch machen muss und nicht mehr numerisch. Im Studium und Beruf sind die Gleichungen, die ja auf Naturgesetzen oder Formeln beruhen, vorgegeben und man muss diese nicht mehr lösen.

Auf der anderen Seite hat man in der Schule es nur selten mit Exponential, Logarithmus oder anderen transzendenten Funktionen zu tun. Durchaus öfters aber im Beruf.

Über die verfügt schon ein FX-82, ein Modell das sicher viele kennen, und das auch deutlich preiswerter über alle transzendenten Funktionen ist. Warum also zum FX-991ES greifen?

Nun es gibt schon ein paar Vorteile.

Etwas ganz einfaches, bei Casio aber leider nicht selbstverständliches: Das silberne Gehäuse. Ich finde die Beschriftungen auf den dunkelgrauen, oder schwarzen Gehäusen schwerer lesbar. Vor allem wenn diese in Farbe sind und nicht Weiß. Es sieht auch edler aus.

Von Vorteil sind auch 6 Variablenspeicher (A-D und X,Y) in denen man Zwischenergebnisse oder wichtige Konstanten ablegen kann.

Im praktischen Einsatz war für mich das wichtigste das mehrzeilige Display. Es erlaubt sowohl im Math Modus die Anzeige von Ausdrücken so wie sie sind. Das klappt bei Brüchen, Wurzeln, Pi in Ausdrücken. Zumindest bei den Formeln klappt es auch bei der Eingabe bei Potenzen, E-Funktionen, Logarithmus und anderen. Das ist schon eine gewisse Erleichterung, auch wenn nun bei Potenzen oder Brüchen die Eingabe etwas hakeliger ist, da man nun Cursor Tasten drücken muss um von der Potenz oder oberhalb des Bruchstrichs wieder auf das Basisnvieau zu kommen. Ich verwende aber den Line-In Modus, der kompakter ist, vor allem weil mich die Standardvorgehensweise im Math Modus alles was man als Bruch ausdrücken kann erstmal als Bruch darzustellen und erst über die S-D Taste muss man in die Dezimaldarstellung umschalten. Im LineIn Modus ist ein Ausdruck auf eine Zeile beschränkt so sind eben Potenzen als kleine Zahlen angedeutet und Funktionen sieht man in der Buchstabenschreibweise (log(xx). Das entspricht dem wie man es auch von Programmiersprachen kennt und die Tatsache dass man die Eingabe sieht und z.B. auch die Variablen dort als Variablen sieht (5*A) ist schon ein großer Fortschritt gegenüber den Rechnern die nur wegen der 7-Sgement LCD Anzeige Zahlen darstellen können.

Das mehrzeillige Display erlaubt es auch die Kontrolle über eine Eingabe zu haben und man kann mit den Cursortasten und dem Einfüge/Überschreibmodus und der DEL Taste löschen. Jeder kennt das Problem, dass man sich bei einer Eingabe vertippt hat oder eine Klammer vergessen – das ist nun einfach korrigierbar.

Über das Display in Punktmatrixschreibweise kann man auch alte Eingaben durch Scrollen zurückholen und editieren.

wer am Computer arbeitet wird sich über die Ausgabe und das Rechnen in verschiedenen Zahlensystemen (Binär, Octal, Hexadezimal) inklusive logischer Grundoperationen (and, or,xor,not…) freuen.

Zuerst überflüssig fand ich die einprogrammierten Konstanten und Umrechnungsfunktionen. Zumindest das erste hatte auch mein letzter Rechner und ich habe es nie benutzt. Das lag daran, dass man die Konstanten uf dem Deckel des Etuis vermerkt hat (sonst kann man sich kaum die Nummer merken unter der sie gespeichert ist) und das musste ich erst umklappen, was ich als umständlich empfand. Beim FX-991ES ist beides in einer Schale vermerkt die man unter den Rechner stecken kann – aber eben auch abnehmen. Ich habe mich schnell dran gewöhnt, zumal das Dot-Matrix LCD nun auch den Namen der Konstante oder die Umrechnungsformel anzeigt und nicht nur eine Zahl.

Die Umrechnungen konnte ich früher aus dem “ff”, aber bei meinem letzten Buch habe habe ich nun viel zwischen US und SI Einheiten umrechnen müssen und mich bald gewöhnt dass es schneller geht über die Konvertierungsfunktionen die man über Shift-8 und zweistellige Nummer aufrufen kann. Bald kann man die häufig benutzten auch auswendig so ist 03 z.B. die Umrechnung von Fuss in m.

Das zu den Vorteilen: Sie sind sicher überlegenswert ob sich nicht alleine aufgrund dessen der Rechnerkauf lohnt.

Was mich stört sind zwei Dinge. Mit dem einen kann man noch leben. Das ist das ich wie bei jedem Rechner Zeugs bezahle, dass ich nicht brauche. Ich denke das implantieren von Funktionen für den Mathematikunterricht (Differenteren, Integrieren, Wertetabelle, Gleichungslösen) hat eine Menge Speicher gekostet denn ich gerne anders eingesetzt hätte. Ich brauch das nicht, wahrscheinlich viele auch nicht die als Ingenieur immer mit denselben Rechnungen und Gleichungen zu tun haben.

Das gilt auch für die lineare Regression: Es gibt diese mit 7 Formen und man kann bis zu 40 Wertepaare eingeben. Ich würde niemals so viele Werte in einen Taschenrechner eintippen, dass ist zu mühsam, trotz größerem Display. Aber der Speicher könnte anders genutzt werden. Zum Beispiel um mehr als 6 Variablen zu haben. 26, eine für jeden Buchstaben wären toll, den Platz gäbe es ja wenn 80 Werte bei der linearen Regression eingetippt werden.

Vor allem stört mich, dass ich zwar im Display die letzten Berechnungen anzeigen und verändern kann, aber ich kann nur auf das letzte Ergebnis zurückgreifen. Wenn man über Kombination von Alpha+Ziffertaste auf die letzten 9 Ergebnisse zurückgreifen könnte wäre das ein echter Fortschritt.

Vor allem aber: Ein kleiner Speicher für eine Handvoll eigener Formeln. Mir kamen sowohl im Beruf als Lebensmittelchemiker wie auch im Hobby immer wieder dieselben Berechnungen unter. Es sind ja meistens keine komplexen Programme, sondern einfache Berechnungen z.b. diese:

v = G*M / r²

Damit berechnet man die Geschwindigkeit in einer Kreisbahn um einen Himmelskörper. Eine Anweisung um z.B. r abzufragen (G ist Konstant und meistens interessiert man sich ja für einen Himmelskörper, also ist auch M konstant) und die Möglichkeit die Formel abzulegen würde ja schon reichen. Es muss ja nicht gleich vollständig programmierbar sein und einige KB Speicher. Wenn man die (wenn man die 20 neuen Variablen und 9 Zwischenergebnisse) verbliebenen 51 Wertepaare, entsprechend rund 208 Byte dafür nutzen könnte wäre vielen gedient – 208 Bytes sind nicht viel, doch da jeder für einen Tastendruck steht ist das nur für Formeln ausreichend. Obige Formel würde mit einer Eingabe z. B. nur 11 Bytes belegen.

Ich meine das Casio mal seine Produktpalette verändern sollte. Anstatt zig verschiedene Schulrechner mit immer mehr Funktionen anzubieten vielleicht mal obige Punkte überdenken und einen preiswerten Rechner für Ingenieure kreieren.

7 thoughts on “Der CASIO FX-991ES als Rechner für Ingenieure?

  1. In meiner Studienzeit galten Casios als Billigrechner, wer sich als angehender Ingenieur wichtig fühlen wollte, hatte einen HP. Hast Du deren aktuelle Produktpalette mal näher angesehen? Besonders preiswert sind die aber sicherlich nicht.

  2. HP = High Price, so hießen zumindest die Messgeräte von denen bei uns in der Chemie. Ich bleib bei Casio. Ich konnte mich auch mit UPN und den komischen Tasten mit Mittelrippe nicht anfreunden.

    Mein Erlebnis wie viel man für einen Taschenrechner ausgeben kann hatte ich als bei uns einige einen TI Voyager (damals so 400-500 DM teuer) für Elektrotechnik, Mathe und Physik anschafften. Noch lustiger war allerdings die Klausur: Ein und diesselbe Aufgabe für Softwerker ohne programmierbare Taschenrechner und für Nachrichtentechniker (die danach eigentlich viel mehr mit Mathe und Elektronik zu tun hatten als wir) mit Einsatz von programmierbaren Taschenrechnern.

    Ich habe es trotzdem geschafft…. Den TI Voyager haben die anderen nach dem zweiten Semester wohl nicht mehr gebraucht….

  3. Einen HP Taschenrechner (exakt einen hp-48G) hab ich hier auch noch herum liegen. Den hab ich mir zu Studienzeiten (Elektrorechnik) mal zugelegt, weil ich davon ausging, das ich ihn in den höheren Semestern auch mal sinnvoll nutzen könnte. – Speziell für Messtechnik, Regelungstechnik und was der arg mathematiklastigen Fächer mehr sind. Hab ihn aber letztlich nie wirklich gebraucht und schon gar nicht alle Möglichkeiten ausnutzen können, die er bietet. Und dazu wird es wohl auch nicht mehr kommen. Abgesehen davon finde ich diese UPN-notation auch reichlich nervig, und vertue mich jedes mal damit, wenn ich ihn doch mal benutze. Bin eben auch an Casio-rechner gewöhnt.

  4. Hans Eintrag hätte bis auf den Satz mit „UPN-notation“ (keine Ahnung, was das ist) auch von mir stammen können. Ich legte mir den HP48 damals zu, weil wir in E-Technik komplexe Matritzen lösen mussten, konnte mich aber nie dazu hinreissen lassen meinen FX-115, den ich seit der 7. Klasse habe, durch ihn zu ersetzen.

  5. UPN ist umgekehrte polnische Notation. Die Rechnung 5 7 = wird folgendermaßen eingetippt
    5
    7


    =
    Für die Programmierung hat das enorme Vorteile, da man die Eingaben auf einem Stack ablegen und dann einfach den Stack von oben nach unten arbeiten kann. Klammern gibt es nicht – die löst der Anwender selbst auf….

  6. Wäre noch anzumerken, das es eine = Taste nicht gibt, weil man sie bei dieser Art der Eingabe nicht braucht. Stattdessen gibt es eine ENTER-Taste, um Zahleneingaben abzuschliessen. Man tippt die benötigten Zahlen ein, die in dieser Reihenfolge auf dem Stapel landen, und anschliessend betätigt man die Tasten für die jeweilige Rechenopration. Die wird dann jeweils mit den beiden letzten Zahlen auf dem Stapel durchgeführt; am Ende bleibt das Ergebnis als letzte Zahl auf dem Stapel übrig. (Der ist genauso wie der Stapel eines Prozessors nach dem LIFO-Prinzip organisiert, und daher kommt zumindest der Teil mit „Umgekehrt“ in der Bezeichnung der Eingabeart.) Vielleicht noch ein ausführlicheres Beispiel, – ob es ein Gutes ist, sei mal dahin gestellt. Nehmen wir an, wir wollen den Augenblickswert einer (harmonischen) Schwingung berechnen. Die Physik lehrt dazu die Formel: u=Ã

  7. Na grossartig, wie die Formeln jetzt zur unkenntlichkleit zusammen gestaucht sind, weil die führenden Leerzeichen in der Darstellung gekillt wurden… – Zumindest sind die griechischen Buchstaben erhalten geblieben.

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