Jahresrückblick und Jahresausblick

In meinen Augen geht ein recht ereignisloses Raumfahrtjahr zu Ende. Die Einschnitte durch das Constellation Programm sind nun bei der NASA voll spürbar. Die NASA startete 2010 einen, ja genau einen Forschungssatelliten: Das Solar Dynamics Observatory. Genauso viele waren es bei der ESA (Cryosat 2), Deutschland (TanDEM-X).
Die JAXA und China starteten Raumsonden. Akatsuki verpasste seinen Venusorbit und eventuell wird in sechs Jahren ein neuer Versuch durchgeführt. Chang’e-2 umkreist den Mond, wie schon bei Chang’E-1 weitgehend ohne Neuigkeiten und diesmal auch weitgehend ohne technische Informationen über die Sonde.

Es gab einige Fehlstarts. Die Proton versagte, was allerdings nicht so neu ist – sie ist von den etablierten Trägern derjenige mit der schlechtesten Langzeitzuverlässigkeit. Es gab aber eine Rekordstartrate von 12 Proton Flügen, davon 8 kommerzielle Flüge. Bei sechs kommerziellen Starts konnte trotzdem Ariane 60% aller geostationären Nutzlasten transportieren. Der nächste Start – der 200.ste einer Ariane – wird den ATV transportieren. Wie ich meine eine würdige Nutzlast für das Jubiläum.

Die KSLV versagte auch bei ihrem zweiten Flug – diesmal war die erste Stufe dran schuld, die auf dem Angara URM basiert – kein gutes Ohmen. Überhaupt ist noch nicht vorhersagbar wann die Angara kommen wird. Indien musste bei zwei Starts ihrer GSLV zwei Fehlstarts hinnehmen.

Die Falcon 9 ist erfolgreicher als ihr Vorgängermodell mit einem Teilerfolg und einem erfolgreichen Start.

Das Ausmustern des Space Shuttles wurde nochmals um ein Jahr verschoben.

Eine kleine Neuerung war die Einführung einer modernisierten Sojuskapsel die nun von einem Kosmonauten gesteuert werden kann und die Einnahmen aus verkauften Sitzen für Russland verdoppelt.

Das wohl bemerkenswerteste Ereignis dieses Jahr war die Einstellung von Constellation, stattdessen sollen nun kommerzielle Crewtransporte es richten. Derzeit wird noch um das Programm und vor allem die Einstellung im Kongress debattiert, also das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Vieles spricht dafür das 2011 spannender wird.

Zwei Raumtransporter aus Europa und Japan werden die ISS erreichen und das Umsetzen, was die USA noch beweisen müssen: nämlich die ISS versorgen. Immerhin wird doch dort inzwischen ganze 30 Stunden pro Woche geforscht, also pro Astronaut glatte 42 Minuten pro Tag! Bei den tollen Arbeitszeiten verstehe ich warum jeder Astronaut werden will.

Mit etwas Glück kann SpaceX ihr Entwicklungsprogramm für die Dragon abschließen, bei der Taurus II und Cygnus ist das eher unwahrscheinlich. Dafür wird nun endlich das Shuttle ausgemustert werden – nach ziemlich genau 30 Jahren. Der für Juni geplante Jungfernflug der Taurus wird der zweite einer neuen Trägerrakete 2011 sein.

2011 wird den Jungfernflug der Vega (derzeit für Juli geplant) und als Premiere einen Start der Sojus von Kourou aus sehen. Es ist der Start des nach Viking teuersten Marsprojektes. Dazu kommt der Start von Juno. Also gleich zwei neue Planetensonden aus den USA. Die Zenit wird dreimal 2010 starten – zweimal – das ist auch eine Novität wieder mit russischen Nutzlasten, und erstmals mit der Fregat Oberstufe und auch die Wiederaufnahme von Sealaunch Starts ist geplant.

Zwei Delta II Starts sind für 2011 vorgesehen, wonach dann nur noch ein Träger der Dienstältesten Trägerrakete der USA zur Verfügung steht.

Europa wird 2011 die ersten operationellen Galileo Satelliten starten – Russland will etwas verspätet auch 2011 sein Glonass Netz fertigstellen und inzwischen arbeitet auch China an einem eigenen GPS-Netz… Jeder will wohl ein Netz aufbauen. Mal sehen ob da die Rechnung der ESA/des EU Parlamentes über die Finanzierung noch aufgeht.

One thought on “Jahresrückblick und Jahresausblick

  1. Bei den Navigationssystemen geht es nicht wirklich um wirtschaftliche Interessen, sondern um Unabhängigkeit – auch wirtschaftlich, aber vor allem militärisch. Von daher kann man die Wirtschaftlichkeit getrost in der Pfeife rauchen und ignorieren.

    Irgendwie vermisste ich in deinem Jahresrückblick allerdings zumindest die Erwähnung der IKAROS-Sonde, die auch in den Medien deutlich stärker vertreten war als die eigentliche Hauptnutzlast Akatsuki – und nicht ganz zu unrecht wie ich finde, die Ansätze die man dort verfolgt hat könnten einen ganz frischen (Sonnen-)Wind in die Raumfahrt bringen.

    Nicht nur durch das eigentliche Solarsegeln, sondern auch die auf dem Segel verwendeten Dünnschichtsolarzellen. – Auch wenn ich zu denen bisher noch keine Angaben zur Effizienz gesehen habe. Würde mich freuen, wenn jemand Zahlen dazu kennt.

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