Skandale?

Ich will mal an meinen gestrigen Blog anschließen. Warum ist eigentlich das Thema Ernährung derzeit so populär in Fernsehsendungen? Weil es jeden interessiert, vielleicht auch deswegen die Kochwelle auf allen Kanälen – private und öffentliche.

Dann gibt es natürlich so Produktionen wie "Supersize me" die noch extremer sind und die Lebensmittelindustrie oder Gastronomie anprangern. Doch auch bei uns findet man im Fernsehen immer wieder dieselben Gesichter. Da taucht immer wieder Thilo Bode von Food Watch auf oder mein Kollege Udo Pollmer, von dessen "Enfant Terrible" Image der neunziger Jahre nicht mehr viel übrig geblieben ist.

Warum ist dem so? Weil man weis, was man von diesen Leuten hören wird. Für Thilo Bode ist alles Betrug, Schweinerei etc. Sie machen eben aus allem einen Skandal. Das macht Quote. Ich meine aber, es ist nicht das Format, dass eine Aufklärungssendung anstreben sollte. Natürlich ist nicht alles toll. In den letzten Jahren sind Hersteller erheblich professioneller daran gegangen ihre Verpackungen und Angaben darauf zu optimieren. Abbildungen sind "Serviervorschläge". E-Nummern werden eher ausgeschrieben, oder noch besser Zusatzstoffe durch Zutaten ersetzt welche diese enthalten, es gibt einige neue Angaben auf Verpackungen die nicht vorgeschrieben sind wie wie GDA Kennzeichnung mit den bei den meisten Herstellern unrealistisch kleinen Portionen.

Wie in anderen Bereichen der Politik hat die Industrie in den letzten Jahren/Jahrzehnten an Einfluss gewonnen und das drückt sich in der Verbrauchergesetzgebung aus (wenn es einen Skandal gibt, dann ist dies wohl der eigentliche Skandal). Doch ob in der Form wie dies heute geschieht ist das eben mehr Effekthascherei.

Ich weiß nicht ob das Format heute nur das einzige ist, dass möglich ist, weil es eben Quote macht oder gerne gesehen wird. Doch ich bevorzuge eine andere Form, indem ich dem Verbraucher Hintergrundinformationen gebe, damit er sich selbst ein Bild machen kann. Dazu gehört mehr Information und weniger Meinung.

Ich möchte das mal an einem prominenten Beispiel verdeutlichen. Wie sicherlich bekannt sind die Portionen bei der sogenannten GDA Kennzeichnung bei vielen Hersteller künstlich klein gemacht. Also Aufklärung wäre mal eine übliche Servierschüssel mit Chips abzuzweigen und die Menge zu zeigen und als Vergleich die GDA Menge.  Eine Bewertung ist "Also wenn ich mir ne Tüte schnappe, dann ist die auch gleich weg".

Bei komplexeren Sachverhalten muss man viel erklären oder vergleichen. Das ist aufwendig, nicht so einfach zu machen und auch nicht so spektakulär. Wie? Ich nehme mal ein Beispiel: Der Begriff "light" ist inzwischen definiert, dass ein Produkt 30% eines Nährstoffs weniger enthält. Energiereduziert ist es aber nur wenn dies ein Hauptnährstoff ist, was nicht so bekannt ist.

Also wenn man bei einem Fruchtjogurt den Fettanteil um 30% reduziert macht das kaum was aus, weil die meiste Energie im Zucker steckt. Oder wenn in einem Müssliriegel oder Cornflakes 30% weniger Zucker enthalten sind, so wird der Zucker zur Zuckeralkohole ersetzt (denn es muss ja nach wie vor süß schmecken) und das Produkt ist überhaupt nicht energiereduziert. Das kann man erklären oder einfach verdeutlichen indem man mal die Nährwertkennzeichnungstabelle von einem normalen und einem "light" Produkt vergleicht. Oder man macht einen Skandal draus so nach dem Motto "Da bescheißt uns schon wieder ein Hersteller!".

Verbraucheraufklärung und eigene Meinung zu vermischen ist gefährlich und das dies fast immer so ist, ist der eigentliche Skandal.

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