Wenn einem der Erfolg nicht bekommt

Am Samstag wurde Amy Winheouse tot in ihrer Wohnung gefunden. Jetzt (Sonntag, 11:00) weiß man noch nicht die Todesursache, doch „heute“ wusste schon gestern, dass sie an ihrer selbstzerstörerischen Art gestorben ist. Kann sein, kann auch nicht.

Ich muss sagen, dass ich Klatsch und Tratsch von Promis nicht so verfolge und meistens auch keine aktuelle Musik. Trotzdem ging auch an mir nicht vorbei dass die Sängerin einen rapiden Abstieg verzeichnete. Das erste Mal erfuhr ich davon interessanterweise nicht in den Nachrichten oder den üblichen Promiklatschmagazinen sondern der Fernsehserie „Türkisch für Anfänger“, als Ya?mur dieselbe Kegelfrisur hat und von Doris gefragt wird „Du siehst aus wie diese drogensüchtige Sängerin. Wie heißt sie noch mal?“ und als Antwort Amy Winehouse bekommt.

Nun ja dann gibt es noch Meldungen über Auftritte in denen sie einschlief, Alkohol und Drogenprobleme und natürlich die Aufarbeitung musikalisch in „Rehab“. Ich weiß nicht ob das was mit einer selbstzerstörerischen Ader zu tun hat wie „heute“ meint. Meiner Meinung nach vielleicht auch einfach mit einer Persönlichkeit, die mit dem Rummel der der Erfolg mit sich bringt, nicht fertig wird. Die Sache ist doch die: es reicht nicht einfach nur eine Platte zu produzieren. Danach muss dauernd Promotion gemacht werden, Auftritte etc. Wenn jemand nicht so gerne ins Rampenlicht gerät, dann ist das belastend. Belastender ist noch mehr, weil es mit diesem offiziellen Teil ja nicht endet. Das geht von Fans los die einen erkennen und Autogramme oder Fotos machen wollen, über Journalisten die einen mit Fragen belagern, über Paparazzi die einen selbst an versteckten und nicht öffentlichen Orten belästigen bis zum Auseinandertreten aller Dinge in deinem Leben im Fernsehen, Presse und und anderen Medien. Bei wirklichen A-Promis, und dazu kann man Winehouse sicher zählen, bleibt dann kaum noch Privatsphäre übrig.

Wehren kann man sich dagegen fast nicht mehr. Obwohl ja durch Prinzessin Dianas Tod mal die Frage gestellt wurde, wo hier die Grenzen sind. Über Zehn Jahre später wissen wir – es gibt fast keine mehr. Die Zahl der Blätter mit Klatsch und Tratsch nimmt zu. Viele Promis versuchen sich mit den Medien zu verbünden mit „Homestories“ oder Aktionen wie „das perfekte Promidiner“ um also selbst ein bisschen die Kontrolle zu behalten und gut rüberzukommen. Aber ich denke es funktioniert nicht wirklich. Viel interessanter sind doch Skandale, negative Schlagzeilen oder erfundene Geschichten. Wahrscheinlich klappt es nur, wenn man gar nichts privates von sich gibt, mit einem Anwalt gegen jedes Gerücht oder jede Story vorgeht. Ich habe mal gehört Stefan Raab und Harald Schmidt halten es so und das finde ich auch nur recht und billig. Sie werden für eine Arbeit bezahlt und nicht für die Aufgabe des Privatlebens, zumal da ja auch noch Familienmitglieder betroffen sind, die nicht prominent sind. Das geht für Talkshowmoderatoren noch. Aber geht es für Sänger oder Filmschauspieler, die ja davon leben, das ihre Produkte (Platten, Filme) von möglichst vielen gekauft werden? Können die sich noch aus dem Rummel ausklingen?

Es ist wohl utopisch eine bessere Mediengesellschaft zu fordern. Es wird ja immer schlimmer. Man muss sich nur mal ansehen wie viele ich sage mal „Klatschmagazine“ es mittlerweile gibt, und das auch auf den öffentlich-rechtlichen Sendern. Was aber jeder machen kann ist, selbst zu entscheiden was er will und wie er mit der Bekanntheit umgeht. Das ist natürlich immer leicht gesagt. Ich denke auch niemand der bekannt wird, hat sich vorher mit der Frage auseinandergesetzt. Amy Winehouse wllte wohl einfach singen und Platten produzieren. Ob sie den ganzen Rummel darum wollte bezweifele ich. Der Weg das eine zu tun und das andere nicht, ist nicht leicht. Ich glaube aber wenn sie sich durchgesetzt hätte und alles private blockiert und jede P&R vermieden, dann wäre es gegangen. Natürlich meint das Management man sollte P&R machen, oder eine Tour um die Verkäufe anzukurbeln. Aber dann wird von der Platte eben weniger verkauft, wahrscheinlich konnte sie ja schon von den Einnahmen der ersten LP ein sorgenfreies Leben führen. Die Beatles zeigten, dass dieser Weg gangbar ist, auch wenn das natürlich noch andere Zeiten waren.

Ich denke jeder weiß selbst was für ihn gut ist und was er will oder nicht. Es ist sicher nicht der beste Vergleich: aber ich schreibe gerne. Bücher, Aufsätze Blogs. Ich wünsche mir auch dass sie von vielen gelesen werden. Ich möchte aber weder Interviews geben, noch im Fernsehen erscheinen und ich habe schon Probleme damit wenn ich Monate in ein Buch reinstecke und jemand es bei Amazon zerreißt. Nicht das es keine Gelegenheit gäbe – Anfragen vom Fernsehen gibt es immer wieder. Nur ist es eben nicht das was ich will und außerdem will ich wohl die Kontrolle darüber haben, was ausgestrahlt wird. Ich weis relativ genau, dass ich nicht im Rampenlicht stehen möchte. Nur geht das bei mir relativ einfach. Doch wie sieht es aus, wenn man Musiker oder Schauspieler als Profession hat? Also wenn man eine gewisse Empfindlichkeit hat, die man nicht haben darf, wenn man wirklich bekannt ist (und dass bin ich ja beileibe nicht). Dann muss man sich fragen, ob man überhaupt diesen Weg gehen soll und ob es möglich ist künstlerisches Schaffen und den nicht gewollten Rummel zu trennen oder wie man ihn nicht an sich heranlässt.

So bleibt das schale Gefühl, dass sich Amy Winehouse in eine Reihe von Promis einreiht, denen ihr Ruhm nur geschadet hat wie Curt Cobain oder Michael Jackson.

Was jeder tun kann ist Klatsch zu boykottieren. Wenn es niemand sieht, keiner die Zeitschrift kauft, dann hört das auch auf. Denn schlussendlich bedienen die Medien ja nur eine Nachfrage.

One thought on “Wenn einem der Erfolg nicht bekommt

  1. Ein weiterer Faktor ist der Tourneestress, unter dem bekannte Musiker häufig stehen. Ein Bekannter von mir war in den 90ern mit seiner Band recht erfolgreich. Vor Beginn der Europatournee hat der Manager dann die Bandmitglieder gefragt, wem er denn welche Drogen besorgen sollte, damit sie die ganzen Konzerte besser durchstehen. Auch ein Weg in die Abhängigkeit, wenn man da nicht nein sagen kann oder will.

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