Vermischtes aus den letzten Tagen

Heute will ich einige Themen aufgreifen, die mir so in den letzten Tagen in den Sinn gekommen sind. Das erste war eine Dokumentation „Nerd Alarm“ auf Arte. Ich dachte es ging dabei um Computerfreaks, doch schon der Titel war falsch. Es ging um „Geeks“, also mehr um jemanden der Interesse an Science Fiction Filmen wie Star Trek oder Adventure Themen wie Herr der Ringe hat. Wenn es was mit dem Computer zu tun hat, dann ist das dadurch das die Leute Adventure Spiele auf dem Rechner spielen.

Wenn es sich um Computer drehte, dann gab es Fehlinformationen. So soll nach dem Film Bill Gates ein Geek sein, der an Harvard  einen Algorithmus für das Pfannkuchenproblem entwickelt hat. Bill Gates hat an Harvard nichts erforscht, sondern nur deren Rechner genutzt um ein kommerzielles Produkt zu entwickeln, das Altair-BASIC.

Dann gab es nun ja das Hot-Firing des COTS 2/3 Fluges. Wie immer haben sie es nicht zeitgemäß hinbekommen. Das könnte noch zum Problem werden. Bisher konnte SpaceX nicht beweisen, dass sie auch Startfenster einhalten konnten. Das war bei den bisherigen Flügen die kein festes Startfenster hatten kein Problem, aber bei ISS Missionen ist es nur einige Sekunden lang und da offenbar die Dragon Kapsel diesmal an der Nutzlastgrenze ist, wiederholt es sich auch nur alle paar Tage (dann muss die Bahnebene verschoben werden, was Nutzlast kostet). Da nur jeweils ein Raumschiff sich in der Nähe der ISS aufhalten kann, bedeutet dass, das es nicht so viele Startfenster gibt.

Wegen der Zeitverzögerungen hat man dann in einem Forum wieder auch die hübschen Äpfel und Birnen Vergleiche herangezogen, also nach dem Motto: ich suche mir ein Beispiel bei dem es viel größere Verzögerungen gab. Nach demselben Schema kann man natürlich dann auch zig Unternehmen nehmen, die zeitgerecht durchgezogen wurden oder sogar viel schneller. In den sechs Jahren die SpaceX nun schon an ihrer Kapsel werkelt haben die USA das komplette Mercury und Gemini Programm bis zum letzten Flug abgewickelt – nur mal als ein Gegenbeispiel.

Dabei vergessen die Befürworter oder Benutzer dieser „Argument“, dass was bei SpaceX nervt ja nicht die Verzögerungen sind, die es ja auch beim Konkurrenten Orbital gibt, der gerade wegen Problemen bei der Startplattform seinen Jungfernflug auch um einige Monate verschob hat, sondern es die eklatante Differenz zwischen Anspruch und Realität bei SpaceX ist. Wenn man bei der Pressekonferenz zu COTS 1 öffentlich verlautbart, dass die Dragon schon in sechs Monaten bemannt fliegen könnte, und man 18 Monate später noch nicht mal einen unbemannten Start hinkommt, dann ist das schon einmalig in der Raumfahrt, zumal man ja bei so kurzen Zeitfristen (6 Monate) absehen müsste ob man die Hardware flugfertig hat (anders ausgedrückt: wenn ich ankündige, dass ein Gefährt in 6 Monaten starten soll, dann sollte das vielleicht schon fertig entwickelt sein und gerade die letzten Tests durchlaufen und noch nicht im Prototypstadium verharren). Pikanterweise ist derzeit an der Verzögerung ein Review der software schuld, von der der Chefentwickler sagt: “the software chief [at SpaceX] said he didn’t worry about errors because ‘there were no mistakes in the software.’ ”

Quelle: http://www.spacenews.com/civil/111021-spacex-soft-review-softens.html

Passend dazu gibt es natürlich wieder einen Blog von Eugen Reichl, der damit man sich ja nicht beschwert gleich mal die Erwartungen runterschraubt. Auch so ein Manöver. Erst mal alles saumäßig schwierig darstellen, damit Fehler als normal abgetan werden können. Nur: die ESA und JAXA haben ihre Gefährte gleich mit Fracht hochgeschickt und nicht erst zwei Demoflüge angeordnet. Sicher mit mehr Treibstoff als Reserve, aber ansonsten voll operationell. Aber wie entnehmen wir Reichl: es ist ja eine privat entwickelte Kapsel, da darf man keine so hohen Ansprüche stellen. Falsch. Erstens ist SpaceX eine Raumfahrtfirma in den USA und kann so auf jede Menge qualifiziertes Personal zurückgreifen und zweitens waren ATV und HTV ja auch die ersten Raumfahrzeuge für die Firmen die diese gebaut haben und zweitens – ja ich weiß seit seinem Raketentypenbuch, das Reichl nicht so vertraut mit der deutschen Sprache ist – privat hat im Deutschen eine andere Bedeutung als die die er verwendet. Eine „privat entwickelte“ Raumkapsel ist eine die wohl Elon Musk in seiner Garage zusammenbaut. Wenn man von Unternehmen redet dann vielleicht noch von einem kleinen Handwerksbetrieb mit einigen Angestellten als „Privat“, aber juristisch redet kein Mensch mehr bei einem größeren Unternehmen von „Privat“, erst recht nicht bei 1.200 Angestellten. SpaceX ist genauso wenig privat wie OSC oder Boeing.

Trotzdem bin ich gespannt auf den Flug. Nicht wegen der Firma, sondern will es vielleicht dann mehr Informationen über die Falcon 9 und den aktuellen Stand gibt und nicht dem was Elon Musk in seinem Kopf herumschwirrt. Aber viel Hoffnung habe ich nicht, nachdem wir ja beim letzten Flug schon gesehen haben wie es läuft: Die NASA ist Kunde und darf nichts veröffentlichen was die Hardware angeht. Das geht soweit, dass die NASA sogar weiß, das ein Triebwerk sich vorzeitig abschaltete, dies nicht publiziert wird und SpaceX Leute verklagen will, die davon gehört haben – bis sie selbst den Ausfall einige Monate später bei einem unabhängigen Sicherheitspanel zugeben müssen.

Das letzte ist die Sendung „Da wird mir übel“, über die ich mich ja auch schon mal kritisiert. Da ich inzwischen mehr von zdf neo gesehen habe, sehe ich das etwas differenzierter. Es passt gut zu dem Programm des Senders, der in vielem neue Wege geht und man darf es nicht ganz so ernst nehmen es ist mehr so „Dokutainment“ als Information. Dazu gehört auch das Maite Kellys Computer in rosa Plüsch eingehüllt wird. Nur eines stößt mir immer noch auf: Das ist, dass öfters drunter steht „Gedächtnisprotokoll“. Also es ist okay wenn man Leute die nicht öffentlich erscheinen wollen bei Aufnahmen durch Comicbilder abdeckt und Dialoge nachspricht, aber wenn dann doch unverfälscht. Ein Gedächtnisprotokoll ist doch nicht nötig, es sollte dann möglich seine eine Aufnahme nachzusprechen. Dadurch gibt es keine Fehler die sich einschleichen können, denn unser Gedächtnis ist eben eher ein Schweizer Käse als ein Computerspeicher. Aber ich vermute, so kann man nicht den Dialog öffentlichkeitswirksam übertreiben und verfremden.

Das es auch anders geht zeigt die WDR Dokumentation der Vorkoster, bei der man auch praktisch nützliches Wissen vermittelt bekommt und man sich bemüht objektiv zu sein und nicht von vorneherein eine Vorverurteilung zu betreiben wie dies bei „Da wird mir übel“ der Fall ist. Die Serie ist wirklich zu empfehlen.

2 thoughts on “Vermischtes aus den letzten Tagen

  1. Den Spruch „There were no mistakes in the software.“ benutze ich auch ganz gerne, damit keiner auf die Idee kommt zu viel zu testen.
    Leider funktioniert er nicht mehr so gut, wie auch schon.

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