Macht Schokolade glücklich?

Ja, aber anders, als sie denken. Einer immer wieder verbreiteten Legende zufolge enthält Schokolade Botenstoffe, welche Glücksgefühle im Gehirn auslösen, weil sie auch natürliche Botenstoffe des Gehirns sind. Dem ist auch so. Kakao enthält Phenylethylamin, das beim Fermentieren und Rösten aus der Aminosäure Phenylalanin entsteht. Phenylethylamin hat eine ähnliche Struktur wie Amphetamine („Ectstasy“) und soll die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn bewirken und dadurch glücklich machen.

So weit so gut. Leider wird Phenylethylamin, wie alle anderen biogene Amine durch die Monoaminoxidase extrem schnell im Körper abgebaut (besser gesagt entgiftet) sodass im Versuch die Aufnahme großer Mengen von Phenylethylamin (bis zu 1600 mg) wirkungslos war. Demgegenüber enthält handelsübliche Vollmilchschokolade nur rund 50 bis 100 mg/100 g Tafel. Schokolade mit sehr hohem Kakaoanteil kommt auf 700 mg, doch auch dieser Gehalt ist weit unterhalb der Menge, bei der reines Phenylethylamin sich als wirkungslos erwies.

Danach besann man sich auf die Aminosäure Tryptophan. Aus ihr wird im Gehirn Serotonin gebildet, das beruhigend, ja einschläfernd wirkt. Dummerweise ist das falsch. Aus Tryptophan wird Tyramin gebildet, aus 5-Hydroxitryptophan dagegen Serotonin. Das 5-Hydroxitryptophan entsteht aus Tryptophan, jedoch nur nach Bedarf. Zwar stimmt es, dass kohlenhydratreiche Nahrung die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Tryptophan bis ins Gehirn gelangt, doch dies ändert zum einen nicht die körpereigene Produktion von Serotonin, außer es gab vorher einen Mangel an Tryptophan. Zum anderen enthalten auch andere Nahrungsmittel diese Aminosäure, so Fleisch und dies wird in größerer Menge als man Schokolade konsumiert. 5-Hydroxitryptophan ist übrigens tatsächlich ein wirksames Schlafmittel. Das gilt nicht für das Serotonin, dass sich auch in anderen Lebensmitteln (Tomaten, Bananen, Ananas, Avokados) befindet, weil es nicht die Blut-Hirnschranke überwinden kann. Sämtliches Serotonin, das das Gehirn benötigt bildet es vor Ort. Damit sind auch die Bananen entzaubert, denen man auch die Erzeugung von Glücksgefühlen zuschreibt. Bei Ananas, Avocados und Tomaten hat dies noch niemand postuliert. Aber das kommt sicher noch.

Der letzte Stoff, der Glück verursachen könnte, ist Theobromin. Theobromin kommt in relativ großer Menge im Kakao vor, etwa 1 bis 2,5% je nach Sorte und Verarbeitung. Es gehört wie das Coffein zur Gruppe der Xanthine und hat wie dieses eine anregende Wirkung, aber langfristiger und wirkt dabei leicht stimmungsaufhellend. Als einziger Stoff könnte das Theobromin in den im Kakaopulver vorkommenden Mengen tatsächlich wirksam sein. Allerdings müsste man dann schon pures Kakaopulver zu sich nehmen und da wurden Glücksgefühle nie beobachtet, sondern eher bei gesüßter Milchschokolade, bei der der Kakaoanteil bei 30% liegt.

Das leitet dazu über, wie heute Wissenschaftler die Wirkung von Schokolade erklären. Zum einen ist es der Süßeindruck. Untersuchungen zeigen, dass süße Lebensmittel das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren. Zum anderen erinnert uns der Sinneseindruck an angenehme Situationen in denen man Schokolade gegessen hat. Deswegen macht uns Schokolade glücklich. Es liegt jedoch nicht an irgendwelchen Bestandteilen des Kakaos, sonst müsste reines Kakaopulver, dass diese in viel höherer Konzentration als die Schokolade enthält, (dort wird Zucker, Milchpulver und Kakaobutter, das reine Fett des Kakaos zugesetzt) viel stärker wirken. Das ist jedoch nicht der Fall.

Man sollte übrigens seine Haustiere nicht mit Schokolade füttern, da viele Tierarten nicht über ein Enzym zum Abbau von Theobromin verfügen. Beim Hund beträgt die tödliche Dosis 280 mg/kg Körpergewicht, bei der Katze nur 200 mg/kg. Allerdings mögen die meisten Katzen keine Schokolade. Für einen 9 kg schweren Hund könnten aber 100 g reines Kakaopulver tödlich sein, wenn dort viel Theobromin enthalten ist.

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