Wir wollen keine Autoren

Ein anderes Buch das ich bei den Amazon Links zu meinem fand, war „Commodore-Hardware-Retrocomputing“. Es fiel mir auf, weil es nur zwischen zwei und drei Sternen lag. Ich finde nichts interessanter über ein Produkt als die negativen Kritiken. Nicht das jede berechtigt ist, aber das merkt man beim Lesen der Kritik schnell. Das Buch wurde anscheinend aus Internet-Schnipseln zusammengestellt und aus vielen schlechten Fotos zu bestehen. Zumindest das letztere konnte ich nach einer Google Books Recherche bestätigen.

Das machte mich neugierig auf den Verlag. Man denkt bei so schlechten Kritiken ja unwillkürlich an einen Selbstverlag, oder Nutzung eines Print on Demand Dienstleisters wie ich es mache. Dafür spricht auch der hohe Preis von 17,80 gemessen an dem Umfang (164 Seiten). Bei BOD würde ich hier eine Marge von 29,4% erhalten. Deutlich über dem was ich bei meinen Büchern ansetze (zwischen 20 und 25%). Wer bei einem Verlag publiziert (der übernimmt aber auch noch Satz, werbung und man hat einige Gratisexemplare) bekommt üblicherweise 12 bis 16%.

Aber der Verlag ist kein Dienstleister, Publikationen tauchen sogar bei Wikipedia auf. Der Skriptorium Verlag hat sich wohl auf Bücher über alte Computer spezialisiert. Das hat mich dann doch interessiert. Hätte ich vielleicht dort mein letztes Buch herausbringen sollen? Vom Thema hätte es ja super dazu gepasst.

Doch ein Blick auf die Webseite belehrt mich eines besseren. Das sieht aus wie handgestrickt aus Mitte der neunziger Jahre. Doch unerschocken gehe ich weiter. Da gibt es einen Link, für potentielle Autoren und man landet auf einer anderen Seite. Da frage ich mich wie der Verlag wirklich ernsthafte Autoren bekommen will. Ich kopiere mal den knappen Text:

So werden Sie Autor!

Wenn Sie im Bereich »Retrocomputing« schreiben wollen oder bereits ein Manuskript in der Schublade haben, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme bzw. Einsendung Ihres Manuskripts freuen. Es entstehen Ihnen keinerlei Kosten – der Skriptorium-Verlag ist keiner der berühmt-berüchtigten Zuschussverlage. Ganz im Gegenteil erhalten Sie ein Autorenhonorar pro verkauftem Buch. Der Verlag übernimmt Satz, Lektorat, Korrektorat, Druck, Werbung und natürlich den Verkauf.

Derzeit werden vor allem für die Themengebiete

  • Geschichte der Heimcomputer

  • Geschichte der Computerspiele

  • Geschichte der EDV

Autoren und Autorinnen gesucht. Auch Seminar-, Magister-, Diplom- und Doktorarbeiten sind willkommen.

Fragen offen? Ja alle. Welche Formate werden angeboten. Wie hoch ist die Verdienstspanne konkret? Welche Leistungen gibt es konkret? Bei BOD kann ich mich genau informieren was in welchem Packet enthalten ist und wie hoch die Verdienstspanne bei einer gegebenen Seitenzahl und Ausstattung ist. Ich muss dazu keinen vertrag anstellen. Jeder kann z.B. hier nachrechnen welche Marge ich bei einem Buch habe. Vor allem habe ich angesichts des schon gesehenen Buchs meine Zweifel was die Leistung angeht.

Man sollte sich abschminken, dass heute bei Spezialthemen es ein Lektorat gibt. Das kann der Verlag nur leisten wenn er mit einer hohen Auflage rechnet. Das sieht man auch bei anderen Büchern. So z.B. fiel mir das sofort bei Reichls Buch auf. Aber dort stimmt wenigstens der Satz. Es sind gute Graphiken drin, Bilder sauber platziert. Bei dem Buch über den C64 und Amiga 500 scheint auch hier keinerlei Arbeit erfolgt zu sein. Sonst hätte man nicht so schlechte Grafiken, lieblos im Text platziert geduldet.

Dazu kommt auch die gesamte Aufmachung der Seite. Links finden sich alle Publikationen: das sind gerade mal 18. Die Zahl könnte ich bis nächstes Jahr alleine erreicht haben. Also alles in allem, frage ich mich was dieser Verlag leistet und warum dort jemand publizieren sollte, anstatt direkt bei einem Print on Demand Dienstleister.

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