Der kommerzielle Satellitenmarkt 2

Im ersten Teil um den kommerziellen Satellitenmarkt ging es um den Markt. In diesem zweiten Teil beginnt die Vorstellung der Träger die sich dort tummeln. Fangen wir mit den drei Marktführern an. Im dritten Teil geht es dann um die Träger die noch nicht so viele Starts absolviert haben.

Die Träger


Es folgt nun nach Starts in den letzten Jahren geordnet die Träger, die in diesem Segment aktiv sind, bzw. Aufträge haben. Der Träger mit den häufigsten Starts also an erster Position, der Träger mit bisher 0 kommerziellen Starts (Falcon 9/Heavy) am Ende.

Ariane 5

Das neueste Modell der Ariane 5, die Ariane 5 ECA ist seit 2002 im Einsatz. Der Jungfernflug scheiterte, aufgrund eines Designfehlers des Vulcains 2. Der zweite Start erfolgte erst 2004. Seitdem gab es keinerlei Probleme und Ariane 5 hat 50 erfolgreiche Flüge in Folge absolviert.

Die Nutzlast wurde durch Optimierungen seit dem Jungfernflug leicht gesteigert und liegt nun bei über 10 t. Der Startpreis wurde in den letzten Jahren nicht mehr publiziert. Teilt man aber die Jahresbilanz von Arianespace durch die Anzahl der Flüge, so kommt man auf einen Startpreis von etwa 160 Millionen Euro, das passt auch zu der Aussage des Arianespace Chefs Le Gall, das Ariane pro Kilogramm genauso teuer wie die Proton wäre, denn dies entspricht ungefähr 144 Millionen Dollar für einen 6 t Satelliten.

Arianespace musste seit Jahren von der ESA gestützt werden. Zuerst für vier Jahre mit 960 Millionen Euro. Ziel sollte es auch sein die Produktion so umzustellen, dass danach keine Subvention nötig ist. Doch das ist nicht erfolgt. Seitdem sind weitere 120 Millionen Euro pro Jahr nötig. Die Industrie sagte verbindlich zu, dass die Ariane 5 ME ME: Midlife Evolution, frühere Bezeichnung Ariane 6 ECB, mit der ESC-B Oberstufe) keine Subvention nötig hätte, da diese neue Oberstufe die Nutzlast auf rund 12 t anhebt, die Produktionskosten aber gleich bleiben sollen. Die Entwicklung wird Teil des ESA-Konzils sein. Vor 2017/8 ist aber nicht mit einem Einsatz zu rechnen. Es gibt leider auch einen französischen Vorstoß die Ariane 5 nicht weiter zu entwickeln und stattdessen eine neue Trägerrakete zu bauen, die nur die Hälfte deren Nutzlast hat. Die ESA wird sich für eines von beiden entscheiden müssen, derzeit sieht es aber besser für die Weiterentwicklung der Ariane 5 aus, auch weil EADS/Astrium sich dafür ausgesprochen haben.

Von allen Trägern hat die Ariane 5 die höchste Zuverlässigkeit und auch die meisten Starts durchgeführt, auch wenn Arianespace nicht mehr den Markt so dominiert, wie in den neunziger Jahren. Als problematisch wird angesehen, dass Ariane 5 als teuerster Träger davon lebt, dass sie zwei Satelliten gleichzeitig starten kann. Bei immer schwereren Satelliten ist es aber schwierig, ein leichtes Gegenstück zu finden. Daher auch die Initiative der Industrie die Nutzlast auf 12 t anzuheben. Das würde den Start eines schweren mit einem mittelgroßen Satelliten gleichzeitig erlauben. Der zweite Vorschlag von Frankreich vertritt das genaue Gegenteil: ein kleinerer Träger, der nur einen Satelliten transportiert.

Insgesamt erfolgten bisher 64 Starts, davon zwei Fehlstarts und zwei stark abweichende Umlaufbahnen. Anders als bei den anderen Trägern traten die Fehlstarts aber noch auf ,während die Ariane jung war. Seit 2004 erfolgte kein Fehlstart mehr. Anders als die meisten anderen Modelle ist die Ariane 5 vollständig von den kommerziellen Aufträgen abhängig. Bei den anderen Mustern dominieren Starts für die Regierung, die so eine Grundauslastung der Produktion ergeben.

Proton

Die Geschichte der Proton ist bis in die jüngere Zeit wechselhaft. Für kommerzielle Zwecke wurde sie modernisiert und um eine neue Oberstufe erweitert, da die alte nicht für Transporte in den GTO-Orbit ausgelegt war. Es entstand 2001 die Proton M (m für Modernisiert). Russland setzte noch einige Jahre lang die Version Proton K ein und nach wie vor die alte Oberstufe Block DM2. Vermarktet wird sie von ILS (International Launch Systems). Ursprünglich von den Herstellern der Atlas und Proton – Lockheed Martin und Chrunitschew gegründet, gab es Streit über die Vermarktung der Atlas. Die Kunden bevorzugten die Proton. Versuche von Lockheed Martin seinen Partner zum Anheben der Startpreise zu bewegen, scheiterten. Daraufhin verkaufte Lockheed Martin die Anteile an eine US-Investorengesellschaft.

Gleichzeitig hat die Proton M, mit der Breeze-M Oberstufe, die seit 2001 im Dienst ist eine erschreckend niedrige Zuverlässigkeit. Die meisten Fehlstarts beruhten auf der neuen Breeze M Oberstufe. Doch auch Starts mit anderen Oberstufen, wie sie für russische Nutzlasten noch üblich sind, scheiterten. Das ist für einen Träger, dessen Erstflug schon fast vierzig Jahre zurückliegt sehr ungewöhnlich. Von 58 Starts bis zum 1.9.2012 der Proton M scheiterten 5, das ist eine Zuverlässigkeit von nur 91,4%.

Die Proton war einmal ein sehr günstiger Träger. Die Startpreise sind jedoch in den letzten Jahren bedingt durch die hohe Inflation in Russland stark angestiegen.  Der Kunde profitiert davon, dass er nur den Preis zahlt, der seiner Satellitenmasse entspricht.  2011 kostet der Start des 3,76 t schweren Asiasat 111 Millionen Dollar. Inzwischen hat die Proton auch erstmals Doppelstarts durchgeführt – eine Domäne, die bisher nur Ariane 5 hatte. Allerdings ist bei 6 t maximaler Nutzlast es schwer dieses Feature auszunutzen. Die Nutzlast ist relativ gering, weil die Oberstufe Breeze-M das Apogäum anhebt und die Inklination durch mehrfache Zündungen abbaut, um einen mit dem Start vom Äquator aus vergleichbaren Orbit zu erreichen. Sonst würde der Satellit sehr viel seines eigenen Treibstoffs benötigen, um die hohe Inklination abzubauen.

Seit Langem ist eine kryogene Oberstufe geplant (eine solche hat Chrunitschew für Indien in Auftrag entwickelt), doch sie wird wahrscheinlich nicht mehr kommen. Sie wird nun für die Angara als Oberstufe angegeben.

ILS plant die Proton auch nach Einführung der Angara einzusetzen. Zumindest bis diese einige Einsatzjahre hinter sich hat und bewährt ist. Da die Angara Jahre hinter dem Zeitplan her hinkt und Starts der leistungsfähigeren und für GTO Missionen vorgesehenen Modelle erst in einigen Jahren zu erwarten sind wird die Proton sicher ihr 50-Jähreiges Einsatzjahr (2014) überleben.

Zenit

Die ukrainische Zenit wird von Sea Launch vertrieben. Auch hier handelt es sich um ein Gemeinschaftsunternehmen des ukrainischen Herstellers und westlichen Partnern. Hinter Sea Launch stehen der Hersteller der Zenit KB Juschoje, RKK Energija, Hersteller der russischen Oberstufe Block DM, Boeing als westlicher Vertriebspartner (Hersteller von Satelliten und der Delta 4) und Aker aus Norwegen als Hersteller der Startplattform.

Die Zenit wird von einer umgebauten Ölbohrplattform vom Pazifik aus gestartet. Diese hat schon die Explosion einer Zenit auf der Startrampe überlebt. Der Vorteil ist, dass die Rakete so vom Äquator aus starten kann, genauso wie Ariane 5. Die Proton startet dagegen von Baikonur aus mit einer Bahnneigung von 51 Grad. Damit die Nutzlast in einem energetisch gleichwertigen Orbit gelangt, muss die Breeze-M das Apogäum anheben, was viel Nutzlast kostet. Für kleinere Nutzlasten steht als Variante die Zenit 3 LL (LL steht für Land Launch) zur Verfügung, die von Baikonur aus startet. Auch hier ist wie bei der Proton die Anhebung des Perigäums von 200 auf 4.100 km nötig, um einen energetisch gleichwertigen Orbit wie beim Start vom Äquator aus zu erreichen. Die Nutzlast beträgt dann nur noch 3.600 kg anstatt über 6.000 kg. Die Starts der Land Launch Variante gingen auch weiter als Sea Launch unter Chapter 11 des US-Insolvenzrechts war. Am 22. Juni 2009 musste Sea Launch Insolvenz, nach US-Insolvenzrecht Chapter 11, anmelden. Grund für die Insolvenzanmeldung war Überschuldung – Aktiva von geschätzten 100 bis 500 Millionen US-Dollar standen Verbindlichkeiten von bis zu zwei Milliarden US-Dollar entgegen. 2011 entkam die Firma dem Chapter 11. Seitdem hat Sea Launch innerhalb eines Jahres vier Starts durchgeführt. Auch Russland nutzt nun die Trägerrakete wieder öfter. Anders als die Proton wurde die Zenit nach Spaltung der Sowjetunion in einzelne Republiken vor allem für kommerzielle Starts genutzt. Von 40 Starts schlugen zwei fehl. Bei zwei weiteren konnten die Satelliten im Orbit nicht ihre Solarzellen entfalten. Ein Zusammenhang mit dem Start wird nicht ausgeschlossen. Vieles spricht dafür, dass diese Satelliten nicht kompatibel mit der Nutzlastverkleidung waren und beim Start beschädigt wurden. Dies hat sich aber nicht auf die Auftragslage ausgewirkt. Die Zuverlässigkeit mit 95% (mit den beschädigten Satelliten nur 90%) ist daher nicht sehr hoch.

Lange Zeit hatten die Proton und Zenit gleich viele Starts pro Jahr. Die Krise von Sea Launch hat dazu geführt, dass die Proton in den letzten Jahren erheblich mehr Zulauf bekam. Bedingt dadurch dass die Proton sich nun aber als ein sehr unzuverlässiges Modell herausstellt, könnte sich dies wieder ändern, vor allem waren vor der Krise die Startzahlen ansteigend auf 4-5 Starts pro Jahr. Seit dem Erststart 1999 hat Sea Launch insgesamt 33 Starts auf See und 7 an Land durchgeführt.

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