Raumfahrtbegeisterung und Raumfahrtnutzen

Ein Kommentar bei der Raketennachlese war ja das der Start der Falcon Heavy für die Raumfahrt begeistert. Nun macht der rote Roadster mit dem Astronautenanzug ja eine schöne Figur und es sind ästhetische Fotos entstanden. Ich nehme das mal zum Anlass, einen Blog über die Extreme Raumfahrtbegeisterung und Raumfahrtnutzen zu schreiben.

Unbestritten: Faszinierende Fotos können begeistern. Auch bei mir waren es Fotos die mich zur Raumfahrt brachten, nachdem ich mich für Astronomie schon interessiert habe. Allerdings waren es bei mir die Fotos von Voyager und Viking von Mars, Jupiter und den Jupitermonden. Wer andere Interessen hat, mag sicherlich Raketenstarts faszinierender finden. Es gibt auch genügend Fans der bemannten Raumfahrt, die sich an schwebenden Astronauten erfreuen. Egal wie, es ist schön, wenn man jemand von der Raumfahrt begeistern kann. Doch ich meine immer, dann muss auch der zweite Schritt folgen: das Beschäftigen mit der Raumfahrt. Auch das hat verschiedene Ebenen. Man kann tief in die Technik gehen, oder sie nur oberflächlich verfolgen. Doch selbst die, die dies tun vergessen gerne wie die Raumfahrt in den Alltag eingezogen ist. Damit befasst sich dieser Artikel. Continue reading „Raumfahrtbegeisterung und Raumfahrtnutzen“

Mit Geld haushalten – ein Problem für Raumfahrtagenturen

Ich bin für Raumfahrt, aber auch eine Raumfahrt der Vernunft. Das gilt nicht nur für die bemannte, sondern auch unbemannte Raumfahrt. Ein Großteil der heutigen Forschungssatelliten hat Zielsetzungen, die aus der Astronomie stammen. Zum einen die Planetensonden, die im Sonnensystem Planeten viel näher kommen und so mehr Details sehen, als jedes Teleskop. Zum anderen die zahlreichen Beobachtungssatelliten. Sie nutzen Wellenlängenbereiche, welche die Atmosphäre ausfiltert (IR, UV, Röntgen, Gamma) oder eine Sicht ohne Trübung (Sonnenobservationen, Weltraumteleskope). Fasst man beide Budgets zusammen so kommt man auf ziemliche Summen von der die irdische Astronomie nur träumen kann. Bei der NASA geht das sehr gut, weil sie als einzelne Posten ausgewiesen sind, dann kommt man selbst in schlechten Jahren auf über 2 Milliarden Dollar pro Jahr. Von solchen Budgets kann die erdgebundene Astronomie nur träumen. Ein Großteleskop kostet so viel wie ein billiger Forschungssatellit, Das Gran Telescopio Canrias z.B. 130 Millionen Euro. Es ist das zweitgrößte Teleskop weltweit. Selbst das EELT, ein Teleskopneubau von 39 m Durchmesser wird gerade mal die kosten von OSIRIS-REx erreichen (1,1 Milliarden Euro). Ich würde gerne mehr Mittel in der irdischen Astronomie sehen, anstatt in solchen relativ sinnlosen Raumfahrtprojekten. Die irdische Astronomie ist nicht nur billiger, sie ist auch langlebiger und braucht weniger Unterhalt. Teleskope die 100 Jahre alt sind kann man heute noch nutzen. Wenn sie nicht genutzt werden dann weil neuere viel größer sind oder man sie vor 100 Jahren nahe von Städten errichtet hat, die heute durch Lichtverschmutzung sie unbrauchbar machen. Man kann sie aber aktualisieren. Vor 30 Jahren nahm man den Himmel mit Fotoplatten auf, dann kamen als Ersatz für die Fotokathoden die ersten CCD, damals noch mit 320 x 512 Pixel. Heute gibt es an die Teleskope angeschlossen Kameras mit Pixelzahlen im Gigapixelbereich. Ein 30 Jahre alter Astronomiesatellit hätte immer noch seine 512 x 320 Pixel Kamera oder es würde 10 Milliarden Dollar kosten ihn laufend zu aktualisieren, so viel kostete das Hubble Weltraumteleskop während seiner Betriebszeit. Das ist ein Vielfaches der Summe, die man in der gleichen Zeit in alle neu gebauten Teleskope weltweit investiert hat, inklusive der neuen 8 bis 10 m Riesen wie Keck I+II oder das VLT. Continue reading „Mit Geld haushalten – ein Problem für Raumfahrtagenturen“

Der Vergleich der Luftfahrt mit der Raumfahrt

Auf mein Thema bin ich gekommen durch eine Sendung, in der mal wieder (zum wiederholten Male) der Vergleich der Raumfahrt mit der Luftfahrt gezogen wurde. Schließlich sei die anfangs auch gefährlich und teuer gewesen und heute fliegt fast jeder zumindest in der Ersten Welt. Ich dachte, ich habe das Thema schon mal beackert, doch ich finde es nicht. Also aufs Neue (oder erste).

Vergleicht man die Entwicklung der Raumfahrt mit der Luftfahrt, so gibt es wirklich einige Parallelen. So die schnelle Entwicklung in den ersten Jahrzehnten. Nimmt man z. B. die zurückgelegte Strecke als Maßstab, so führten die ersten Hüpfer über einige Hundert Meter. 6 Jahre später ging es über den Ärmelkanal, also etwa 50 km. Der Atlantik wurde 1928 überquert, das ist die 100-fache Strecke. Danach wurde die zusätzliche Strecke kleiner, auch weil man auf der erde maximal 20.000 km von einem Punkt zum Nächsten zurücklegen muss. Continue reading „Der Vergleich der Luftfahrt mit der Raumfahrt“

Methan vs. Kerosin&Wasserstoff

Ich habe vor einiger Zeit in diesem Gastbeitrag eine Möglichkeit für den Vergleich von Raketentreibstoffen in Erststufen vorgestellt. Auf Basis dieser Methode möchte ich nun den in der Überschrift genannten Vergleich durchführen. Für all diejenigen, die sich den Artikel nicht durchlesen möchten (ich rate eher zum lesen), sei die Methode noch einmal kurz vorgestellt. Grundlage ist die Annahme, dass die durch einen Treibstoff verursachten Kosten neben dem technischen Faktor (Anspruch an Schmierung, Isolation, Flüchtigkeit, Explosionsschutz, Brennkammerkühlung) mehr von dem Treibstoffvolumen als von der Treibstoffmasse abhängt. Benötigt der Treibstoff viel Raum, so müssen die Tanks größer  und die Turbopumpen leistungsfähiger sein. Von der Masse selbst sollte eigentlich nur die nötige Stärke der Struktur abhängen, wobei Verstärkungen in diesem Bereich (z.B. dickere Streben oder Wände) nur unwesentlich teurer sind. Bernd fand den Ansatz seinerzeit nicht sinnvoll, wobei ich aus seinen Kommentaren bis heute nicht herausfinde, was ihn an dem Ansatz selbst stört. Continue reading „Methan vs. Kerosin&Wasserstoff“

Raketentanks-Teil 2

Ich habe vor einiger Zeit schon einmal einen Gastbeitrag zum Thema Raketentanks geschrieben. Dabei ging es um die Optimierung der gebräuchlichen zylindrischen und kugelförmigen Bauweisen.  Optimierung heißt in diesem Fall, für ein Oxidator- und Brennstoffvolumen die ideale Tankbauweise, charakterisiert durch den Durchmesser, zu finden. Dabei bleibt aber unbeachtet, dass man die Tanks auch ganz anders bauen kann. Zunächst einmal eine kurze Vorstellung der Tanktypen: Continue reading „Raketentanks-Teil 2“