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Was ist drin... in "Haferflockengebäck"

Ich liebe schwedisches Gebäck, vor allem Haferkekse. Nachdem ich in dieser Rubrik schon einen Reinfall beurteilt habe, nun an dieser Stelle eine Kritik einer meiner beiden Lieblingskekse. Blau geschriebene Teile sind wie immer von der Packung übernommen.

Die Aufmachung ist schon recht schlicht. Das Gebäck kommt in einem voluminösen Karton mit einem braun-weißen Karomuster. An der Seite gibt es kleine Bildchen aus der Landwirtschaft und auf der Unterseite nur die Adresse der Firma - Das Gebäck kommt wirklich aus Schweden. Es fehlt die sonst übliche verschönende Abbildung auf der Packung. Dank der Klarsichtfolie kann man sofort sehen, was man kauft. Unwillkürlich fragt man sich, warum es nicht immer so geht. Einziger Nachteil: Ohne Innenverpackung fliegen die Kekse beim Transport durcheinander und können auch beschädigt werden. Bei den recht großen Keksen hier ist das echt unwahrscheinlich (pro Packung entdecke ich einen oder zwei zerbrochene Kekse), aber bei dünneren Keksen, die genauso gehandelt werden, ist der Prozentsatz an gebrochenen Kekse deutlich höher

Zutatenverzeichnis

Die Packung hat keine großen Werbesprüche. Gleich vorne findet man den Handelsnamen der gleichzeitig Verkehrsbezeichnung ist "Haferflockengebäck" und das Zutatenverzeichnis, Nährwertkennzeichnung, Gewicht und Mindesthaltbarkeitsdatum. Alles in großer Schrift und gut zu lesen. Wären nur alle Angaben bei anderen Herstellern so vorbildlich gestaltet.

Haferflocken (37Prozent): Da Haferflocken Bestandteil der Verkehrsbezeichnung sind, muss der Prozentsatz angegeben werden. Er ist relativ hoch. Es sind mehr als ein Drittel. Bei den letzten Keksen die ich probiert habe waren es nur 30Prozent, allerdings waren diese auch mit Schokolade belegt.

Zucker: Natürlich gehört in Kekse auch Zucker, sonst wären sie nicht süß.

Margarine (pflanzliche Fette, wasser, Salz, Emulgator: Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren). Der zweite Hauptbestandteil von Keksen ist Fett, meistens Butter, oder eben hier Margarine. Die Zusammensetzung ist normal. Margarine besteht aus gehärteten und umgeestertem pflanzlichen Öl, Wasser und Salz. Damit sich die Wasser-Ölmischung nicht entmischt werden als Emulgatoren Spaltprodukte von Fetten zugesetzt. Die Mono- und Diglyceride entstehen, wenn man Fett teilweise in seine Bestandteile aufspaltet.

Natürliches Aroma: Anscheinend geht es nicht ohne Aroma. Natürliches Aroma ist leider ein weiter Begriff der nicht unbedingt nur für typische Backaromen steht. Da es relativ weit vorne im Zutatenverzeichnis steht spricht viel dafür, dass es sich um eine größere Menge, z.B. einen Lebensmittelextrakt handelt.

Säuerungsmittel: Zitronensäure: Zitronensäure (danach schmeckt Zitronensaft) wird gerne Gebäck zugesetzt. Es mildert die Süße, und bringt eine erfrischend-säuerliche Note in die Kekse. Hier wird es auch benötigt um Kohlendioxid aus dem Backtriebmittel freizusetzen.

Weizenmehl: Erstaunlich ist, dass nun erst normales Weizenmehl kommt. Da das Zutatenverzeichnis nach der Menge geordnet ist, gibt es weniger Weizenmehl als Aroma in den Keksen, das bedeutet das gesamte Getreide besteht wirklich nur aus Hafer.

Backtriebmittel (Ammoniumhydrogencarbonat, Natriumhydrogencarbonat): Diese beiden Substanzen sind in der Umgangssprache Hirschhornsalz (Ammoniumhydrogencarbonat) und Backpulver (Natriumhydrogencarbonat). Letzteres wird benötigt um dem Teig Volumen zu geben. Es zerfällt in der Hitze durch die Zitronensäure zu Kohlendioxid und Natriumzitrat. Es wurde das Säuerungsmittel des Backpulvers eingespart und dafür dient die separat zugesetzte Zitronensäure. Ammoniumhydrogencarbonat zerfällt durch die Hitze beim Backen in Ammoniak und Kohlendioxid. Das Ammoniak gibt eine leicht scharfe Note, die man von Lebkuchen recht gut kennt.

Kann Spuren von Soja, Schalenfrüchten und Eiern enthalten: Dieser Allergikerhinweis ist nötig weil in der Bäckerei natürlich auch andere Gebäcke mit diesen Zutaten hergestellt werden, und so über Reste in Behältern oder Stäube es zu Verunreinigungen kommen kann. Dies bezieht sich nur auf Zutaten die man nicht sowieso schon in dem Gebäck erwarten kann, also die nicht schon in der Zutatenliste stehen. Gemeint sind also Querkontaminationen. Der Allergiker muss daher trotzdem das ganze Zutatenverzeichnis durchlesen und nicht nur den letzten Satz. Da dies ungenügend ist wurde 2015 die Vorschrift reformiert. Seitdem müssen auch allergene Zutaten im Zutatenverzeichnis durch Fettdruck hervorgehoben werden. Weiterhin müssen nicht alle allergenen Lebensmittel hervorgehoben werden sondern nur eine Reihe, gegen die die meisten Allergien bestehen.

Nährwertkennzeichnung

  pro 100 g pro Stück (16,6 g) ProzentGDA
Brennwert: 2115  kJ
506 kcal
348 kJ
83 kcal
4 Prozent
4 Prozent
Eiweiß 5,6 g 0,9 g 2 Prozent
Kohlenhydrate
davon Zucker
60,5 g
30,3 g
10,0 g
5,0 g
4 Prozent
6 Prozent
Fett
davon gesättigte Fettsäuren
26,1 g
13,2 g
4,3 g
2,2 g
6 Prozent
11 Prozent
Ballaststoffe 3,2 g 0,5 g 2 Prozent
Natrium 0,241 g 0,040 g 2 Prozent

Die Nährwertkennzeichnung ist nicht besonders auffällig. Kekse bestehen eben (egal ob es Haferkekse, Cookies oder Blätterteiggebäck ist) vornehmlich aus Mehl, Zucker und Fett. Das spiegelt sich in der Zusammensetzung dieser Kekse wieder. Sowohl Energiegehalt wie auch Kohlenhydrat, Fett und Eiweißmenge liegen in einem normalen Rahmen. Einzig eines verwundert, das ist der recht geringe Ballaststoffanteil, vor allem wenn man es mit den Hafercookies vergleicht, die ich schon mal testete. Diese enthalten mit 6,7 g/100 g mehr als doppelt so viele Ballaststoffe, schmecken aber auch nicht wirklich lecker, trotz Schokoladenbezug. Haferflocken enthalten rund 5,4Prozent Ballaststoffe - recht wenig für Getreide, wobei es sich ja um Vollkorn handelt. Der hohe Ballaststoffanteil der Hafercookies resultierte durch den Schokoladenanteil: Milchfreie Schokolade enthält rund 15,6Prozent Ballaststoffe, dies hob den Ballaststoffanteil der Cookies auf den von Vollkornbrot. Diese Kekse sind relativ ballaststoffarm. Das Niveau liegt in etwa zwischen Weißbrot und Weizenmischbrot. Doch es handelt sich ja um Kekse und dafür ist der Ballaststoffanteil hoch. Übliche Kekse haben 1-2 g Ballaststoffe pro 100 g.

Beurteilung

Wie schon gesagt, ich liebe diese Kekse. Sie sind geschmacklich in Ordnung, sie sind locker, schmecken deutlich nach Haferflocken, ohne dass sie krümelig, hart sind und man das Gefühl hat, man beißt auf Haferflocken. Sie sind locker, schmecken nach Hafer, aber auch so lecker wie Schokocookies (nur eben ohne Schokogeschmack). Die Aufmachung ist fast vorbildlich und offen. Nur würde ich mir 3-4 Querverbindungen aus Karton wünschen, die verhindern, dass die Kekse wild durch die Packung purzeln.

In der Zusammensetzung würde ich mir wünschen, dass man Butter anstatt Margarine nimmt. Dies ist natürlich teurer, aber würde sie geschmacklich weiter aufbessern. Zudem wäre dann ausgeschlossen, dass die gesundheitsschädlichen trans-Fettsäuren im Gebäck vorkommen. Margarine ist ein Lebensmittel, das so alt ist, dass es heute Schutz geniest. Würde man versuchen es heute frisch zulassen so wäre es wohl nicht mehr zulässig, da bei der Herstellung immer Trans-Fettsäuren entstehen, die in der Natur nicht vorkommen, das Risiko für Herz-Koronalerkrankungen (KHK) und Arteriosklerose steigern. Auch wenn dieser Prozentsatz stark abgesenkt wurde, so entstehen sie doch noch immer, wenn Öl mit einem Katalysator versetzt und von gasförmigem Wasserstoff hydriert wird.

Doch sollte dies den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck der Kekse nicht trüben.

Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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