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Was ist drin... in Philadelphia mit Milka?

Ich liebe Schokoladen Creme, bzw. Nuss-Nougat Creme. Leider sind die meisten kommerziellen Produkte sehr hochkalorisch und für mich zu süß. Als ich kürzlich im Kühlregal von Philadelphia eine Variation ihres Frischkäse sah: "Philadelphia mit Milka" habe ich sofort zugegriffen. Dieses recht ungewöhnliche Produkt ist eine Frischkäse Zubereitung mit "zarter Alpenmilch Schokolade". Also eine Verbindung von zwei Lebensmitteln, die man sonst nicht zu erwarten würde.

Zutatenverzeichnis

Philadelphia mit MilkaVerkehrsbezeichnung: "Brotaufstrich auf Frischkäsebasis (45 %) mit Alpenmilchschokolade (22 %)": Die Verkehrsbezeichnung soll den Verbraucher informieren, um was für ein Produkt es sich handelt. Das ist besonders wichtig, wenn wie in diesem Fall es sich um ein neues Produkt handelt, dass der Verbraucher so nicht kennt. In diesem Falle erfahren wir, das es ein Brotaufstrich ist, der vornehmlich aus Frischkäse besteht, zusätzlich aber auch Schokolade enthält.

Zutaten: Frischkäse der Rahmstufe: Wie aus der Prozentangabe oben erkenntlich ist, besteht fast die Hälfte des Produkts aus Frischkäse. Dies ist bei der Firma, die Philadelphia als Marke für einen Frischkäse eine registrieren hat, lassen auch nicht verwunderlich. Normal ist bei Frischkäse allerdings die Doppelrahmstufe.

Zucker: bei der Aufschlüsselung der Zutaten hat die Firma leider sich nicht an das Lebensmittelrecht gehalten, nach der bei der Zutat „Schokolade“ die einzelnen Zutaten der Schokolade abgetrennt aufgeführt werden sollten. Der Zucker gehört höchstwahrscheinlich zur Schokolade, da normale Milchschokolade zu einem großen Teil aus Zucker besteht. Wie wir bei der Nährwertkennzeichnung feststellen, enthält das Produkt 36 g Zucker auf 100 g er macht also 36 % des Produktes aus. Der Zucker ist deutlich sensorisch wahrzunehmen das Produkt ist relativ süß. Vollmilchschokolade enthält knapp 50% Zucker, bei einem Anteil von 22% Schokolade wurde also noch Zucker zugesetzt.

Molkenerzeugnis (aus Milch): Molkenerzeugnisse findet man in der Schokolade eher selten. Dort setzt man Vollmilchpulver ein. Aufgrund der Position im Zutatenverzeichnis dürften dem Frischkäse zusätzliche Molkenerzeugnisse zugesetzt worden sein. Molke entsteht bei der Herstellung von Käse, wenn die geronnene Milch abfiltriert wird, dann bleiben lösliche Eiweißstoffe Laktose und Mineralstoffe übrig, die getrocknet die Molke ergeben. Sie sind in der Lebensmittelindustrie ein preiswerter Füllstoff, den man sowohl in Schokolade, wie auch Frischkäseerzeugnissen unterbringen kann. Darüber hinaus haben sie eine gewisse emulgierende Wirkung und verbinden zum Beispiel den Frischkäse mit dem Kakaopulver.

Kakaobutter: Kakaobutter ist der wertvollste Bestandteil der Schokolade. Er enthält das Fett. Das Besondere der Kakaobutter ist das ihr Schmelzpunkt ungefähr da liegt, wobei Menschen die Oberflächentemperatur der Haut liegt. Dadurch schmilzt sie im Mund, ist aber wenn man sie in der Hand hat, noch fest. Bei diesem Produkt, das gekühlt gegessen werden sollte, ist der Schmelzpunkt nicht so sehr wichtig. Kakaobutter ist ein Bestandteil der Schokolade.

Magermilchpulver: Vollmilchpulver ist normalerweise der Milchanteil in Schokolade. Es ist allerdings teurer als Magermilchpulver oder die Molkenerzeugnisse. Ohne den Fettanteil sinkt auch der Fettanteil der Creme (Schokolade enthält 38% Fett, Frischkäse der Rahmstufe 23%, dieses Produkt aber nur 13% Fett).

Kakaomasse: Dies ist der dunkle Hauptbestandteil der Schokolade. Er sollte aus Kakaopulver und Kakaobutter bestehen.

Fettarmes Kakaopulver: in Schokolade unüblich ist die Verwendung von fettarmen Kakaopulver. Der Fettanteil wird benötigt für den Schmelz, sonst würde die Schokolade „sandig“ schmecken. Kakaopulver findet man eher in Getränken oder als Backzutat. Bei ihm wurde Kakaobutter - der wertvollste Bestandteil des Kakaos - abgetrennt.

Süßmolkepulver (aus Milch): eine weitere Variation der Molkenprodukte. Süßmolke entsteht, wenn Käse durch Labgerinnung hergestellt wird. Es gibt daneben noch Sauermolkenpulver, das man gewinnt, wenn ein Käse durch Säuregerinnung hergestellt wird. Was der Zusatz "aus Milch" nur bei diesem Milchprodukt soll ist nicht nachvollziehbar, denn auch Molkepulver, Magermilchpulver gewinnt man aus Milch.

Butterreinfett: Butterreinfett ist eine typische Zutat der Schokolade. Butterreinfett ist anders als Kakaobutter bei Zimmertemperatur und höheren Temperaturen sehr fest und könnte zugesetzt worden sein, damit das Lebensmittel nicht zu leicht zu streichen ist. Der Fettgehalt ist absolut nicht sehr hoch, daher wird nicht sehr viel zugesetzt worden sein. Butterreinfett wird gewonnen, indem man Butter schmilzt und das Fett abtrennt. Butterreinfett ist wasserfrei.

Verdickungsmittel (Johannisbrotkernmehl, Carrageen Natriumcarboxymethylcellulose): Die Vermischung von unterschiedlichen Zutaten wie Schokolade bzw. die Inhaltsstoffe von Schokolade mit Frischkäse ist nicht einfach. Die Verdickungsmittel bewirken, dass die Masse viskos ist und sich nicht mischen, sowie beim Streichen der richtige Widerstand vorhanden ist. Johannisbrotkernmehl ist ein klassisches Verdickungsmittel. Carrageen wird Trinkschokolade zugesetzt, um ein Ausfallen des Kakaopulvers zu verhindern. Es erhöht zudem die Viskosität von Zubereitungen. Carboxymethlycellulose wird Frischkäse zu Verbesserung der Konsistenz zugesetzt.

Speisesalz: Speisesalz findet sich in Frischkäse immer, da er sonst fade schmecken würde. Da hier Schokolade zugesetzt wurde, ist davon auszugehen, dass die Menge reduziert wurde. Nach dem Zutatenverzeichnis enthält das Produkt 0,57 g Salz pro 100 g.

Emulgator (Sojalecithin): Ohne einen Emulgator sind die verschiedenen Phasen (Fett, Frischkäse, Kakaopulver, Milcherzeugnisse) nicht verbindbar. Daher wurde ein Emulgator zugesetzt. Sojalecithin ist ein natürlicher Emulgator, der aus den Sojabohnen gewonnen wurde. Lecithin findet sich als Bestandteil des Eigelbs (Nutzung für Majonäse) sowie anderen Nahrungsmitteln in vielen Produkten.

Aromen: Da der Schokoladenanteil nur 22% beträgt, wird man um ein vollwertiges Aroma zu erhalten künstliche Aromastoffe zugesetzt haben. Schokolade kommt ohne Aromazusatz aus.

Säuerungsmittel (Citronensäure): Als Kontrast zur Süße sowie zur Hervorhebung des Frischkäsegeschmackes wurde hier Zitronensäure zugesetzt, die für einen leicht fruchtigen, säuerlichen, Geschmack sorgt.

Nährwertkennzeichnung

Nährwertangaben
  100 g Portion (30 g) % GDA (30 g)
Energie 1210 kJ (290 kcal) 364 kJ (87 kcal) 4%
Fett 13,0 g 3,9 g 6%
davon gesättigte Fettsäuren 8,1 % 2,4 g 12%
Kohlenhydrate 36 g 11 g 4%
davon Zucker 36 g 11 g 12%
Ballaststoffe 1,3 g 0,4 g -
Eiweiß 5,9 g 1,8 g 4%
Salz ß,57 g 0,17 g 3%

Auffällig ist der niedrige Fettgehalt - Sowohl bei Frischkäse wie auch Schokolade liegt er höher. Würden die angegebenen Mengen an Frischkäse und Schokolade zugesetzt worden sein, so wären es 24,4% Fett nicht 13%. Das spricht dafür das man keine Schokolade sondern fettarmes Kakaopulver zusetzte. Da dies der einzige Bestandteil ist, der Ballaststoffe enthält rund 30-33% Ballaststoffe, aufgrund der 1,3% Ballaststoffe kann man daher auf einen Zusatz von rund 4% Kakaopulver ausgehen. Würde man Milchschokolade nehmen, so wären es nur 0,7%.Ebenso ist der Zuckerzusatz hoch. Milchschokolade besteht zur rund der Hälfte aus Zucker. Doch das sind bei einem Schokoladenanteil von 22% dann nur 11% Zucker.

Aus der Nährwertkennzeichnung und dem Zutatenverzeichnis kann man ableiten, dass dieses Produkt nicht aus normalem Frischkäse und Schokolade besteht. Stattdessen muss es sehr fettarmer Frischkäse sein, schon normaler Frischkäse würde den Fettgehalt auf über 15% anheben. Dazu wurde viel Zucker zugesetzt. Anstatt Schokolade vor allem Kakaopulver als reiner Geschmacksträger mit etwas Fett und zahlreichen Milchprodukten, die relativ billige Füllstoffe sind und zudem Wasser binden. Damit die Creme stabil bleibt und sich gut streichen lässt wurden dann noch Verdickungsmitteln und Emulgatoren zugesetzt. Die rund 4% Kakaopulver ergeben natürlich noch keinen Schokoladengeschmack, so wurde dieser mit Aromen ergänzt.

Beurteilung

Das Produkt ist nicht leicht zu beurteilen. Schaut man sich das Zutatenverzeichnis an, so erkennt man, dass es sich nicht um eine Mischung von Schokolade mit Frischkäse handelt. Das zeigt auch darin, dass diese beiden Hauptbestandteile zusammen nur 67% des Produkts ausmachen. Der Rest dürfte auf zugesetzten Zucker (etwa 25%), Wasser, Verdickungsmittel, Emulgatoren sowie die diversen Milchprodukte entfallen. Zudem wurden Aromen zugesetzt, der Eigengeschmack der Schokolade ist wohl nicht ausreichend.

Wenn man sich von dem Zutatenverzeichnis loslöst und nur nach dem sensorischen Eindruck geht, kann man das Produkt durchaus positiv sehen. Es schmeckt weder nach Schokoladencreme noch nach Frischkäse sondern nach beidem. Der Schokoladengeschmack ist deutlich spürbar aber nicht so intensiv wie bei einer Schokoladencreme. Auf der anderen Seite ist der Frischkäse auch als säuerliche Note herausschmeckbar. Die Zubereitung lässt sich, auch wenn sie direkt vom Kühlschrank kommt, leicht streichen und dünn verteilen. Die 175 g Dose ist bei mir für etwa acht Scheiben Brot ausreichend. Das sind zwar nicht die 5-6 Portionen, die hier als Ergiebigkeit angegeben werden, jedoch werden die von jedem Hersteller sehr niedrig gerechnet. Die Creme lässt sich aber viel einfacher auftragen als Schokoladencreme, wie zum Beispiel Nutella, und damit sparsamer dosieren. Weiterhin ist der Energiegehalt deutlich geringer, als der von Nutella (2284 kJ/100 g). Wenn ich am Geschmack noch etwas zu kritisieren habe, so ist es das, dass für mich das Produkt immer noch zu süß ist. Ich finde schon Nutella viel zu süß und hätte mich gefreut, wenn man nicht Vollmilchschokolade, sondern Bitter- oder Zartbitterschokolade als Basis genommen hätte. Es gibt auch Philadelphia mit einer Haselnusscreme, die vom Geschmack Nutella noch etwas näher kommt (Nutella ist eine Schokoladen-Haselnuss Creme) und auch nicht ganz so süß ist. Leider finde ich diese in den letzten Wochen nicht mehr im Kühlregal. Sie schmeckt noch besser als dieser Philadelphia mit Milkaschokolade.

Aufgrund der Zusammensetzung kann man davon ausgehen, das nicht Frischkäse mit Schokolade vermischt wurde, sondern mit den Zutaten von Schokolade sowie anderen Zusatzstoffen, wie verschiedene Milchprodukten, Wasser und anderen Zusatzstoffen, um die Creme herzustellen. Herausgekommen ist ein durchaus empfehlenswertes Produkt; sowohl die Abbildung, wie auch die Beschreibung "mit zarter als Milchschokolade" täuscht aber ein bisschen darüber hinweg das es sich um ein „designtes“ Lebensmittel handelt.

Wer sich in der Zusammensetzung nicht stört und nur nach dem Geschmack geht, dem kann ich das Produkt nur empfehlen.


Bücher vom Autor

Zum Thema Ernährung, Lebensmittel und Lebensmittelchemie/recht sind bisher vier Bücher von mir erschienen:

Das Buch „Was ist drin?“ wendet sich an diejenigen, die unabhängige Informationen über Zusatzstoffe und Lebensmittelkennzeichnung suchen. Das Buch zerfällt in vier Teilen. Es beginnt mit einer kompakten Einführung in die Grundlagen der Ernährung. Der zweite Teil hat zum Inhalt eine kurze Einführung in die Lebensmittelkennzeichnung - wie liest man ein Zutatenverzeichnis. Welche Informationen enthält es? Ergänzt wird dies durch einige weitere Regelungen für weitergehende Angaben (EU Auslobung von geografischen Angaben, Bio/Ökosiegel etc.).

Der größte der vier Teile entfällt auf eine Beschreibung der technologischen Wirkung, des Einsatzzweckes und der Vorteile - wie auch bekannter Risiken - von Zusatzstoffen. Der letzte Teil zeigt beispielhaft an 13 Lebensmitteln, wie man ein Zutatenverzeichnis sowie andere Angaben liest, was man schon vor dem Kauf für Informationen aus diesem ableiten kann, die einem helfen, Fehlkäufe zu vermeiden und welche Tricks Hersteller einsetzen, um Zusatzstoffe zu verschleiern oder ein Produkt besser aussehen zu lassen, als es ist. 2012 erschien eine Neuauflage, erweitert um 40 Seiten. Sie trägt zum einen den geänderten Gesetzen Rechnung (neue Zusatzstoffe wurden aufgenommen, Regelungen über Lightprodukte beschrieben) und zum anderen ein Stichwortregister enthält, das sich viele Leser zum schnelleren Nachschlagen gewünscht haben.

Wie sich zeigte, haben die meisten Leser das Buch wegen des zentralen Teils, der die Zusatzstoffe beinhaltet, gekauft. Ich bekam auch die Rückmeldung, dass hier eine Referenztabelle sehr nützlich wäre. Ich habe daher 2012 diesen Teil und den Bereich über Lebensmittelrecht nochmals durchgesehen, um die neu zugelassenen Zusatzstoffe ergänzt und auch um neue Regelungen, wie bei der Werbung mit nährwertbezogenen Angaben. Ergänzt um eine Referenztabelle gibt es nun die zwei mittleren Teile als eigenes Buch unter dem Titel "Zusatzstoffe und E-Nummern" zu kaufen.

Nachdem ich selbst über 30 kg abgenommen habe, aber auch feststellen musste wie wenig viele Leute von Ernährung oder der Nahrung wissen, habe ich mich daran gemacht einen Diätratgeber "der anderen Art" zu schreiben. Er enthält nicht ein Patentrezept (wenn auch viele nützliche Tipps), sondern verfolgt den Ansatz, dass jemand mit einer Diät erfolgreicher ist, der genauer über die Grundlagen der Ernährung, was beim Abnehmen passiert und wo Gefahren lauern, Bescheid weiß. Daher habe ich auch das Buch bewusst "Das ist kein Diätratgeber: ... aber eine Hilfe fürs Abnehmen" genannt. Es ist mehr ein Buch über die Grundlagen der Ernährung, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie man dieses Wissen konkret bei einer Diät umsetzt. Es ist daher auch Personen interessant die sich nur über gesunde Ernährung informieren wollen und nach Tipps suchen ihr Gewicht zu halten.

Das Buch "Was Sie schon immer über Lebensmittel und Ernährung wissen wollten" wendet sich an alle, die zum einen die eine oder andere Frage zu Lebensmitteln und Ernährung haben, wie auch die sich für die Thematik interessieren und auf der Suche nach weitergehenden Informationen sind. Während andere Autoren zwar auch populäre Fragen aufgreifen und diese oft in einigen Sätzen beantworten und zur nächsten Frage wechseln, habe ich mich auf 220 Fragen beschränkt, die ich mehr als Aufhänger für ein Thema sehe, so hat das Buch auch 392 Seiten Umfang. Jede Frage nimmt also 1-2 Seiten ein. Sie sind nach ähnlichen Fragestellungen/Lebensmitteln gruppiert und diese wieder in vier Sektionen: zwei Großen über Lebensmittel und Ernährung und zwei kleinen für Zusatzstoffe und Lebensmittelrecht/Werbung. Man kann das buch daher von vorne bis hinten durchlesen und so seinen Horizont erweitern, aber auch schnell mal nach einer Antwort suchen. Ich habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, vor allem weil der Stil nicht reißerisch ist und ein Dogma verbreiten will, sondern aufklärend ist.

Sie erhalten alle meine Bücher über den Buchhandel (allerdings nur auf Bestellung), aber auch auf Buchshops wie Amazon, Libri, Buecher.de und ITunes. Sie können die Bücher aber auch direkt bei BOD bestellen.

Mehr über diese Bücher und weitere des Autors zum Themenkreis Raumfahrt, finden sie auf der Website Raumfahrtbucher.de.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.

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