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Teleskope und Digitalkameras

In meinem älteren Artikel habe ich mich schon mit der Fotographie beschäftigt. Da dieser schon einige Jahre alt ist, folgt heute eine Neuauflage, die nur auf die Kameras selbst eingeht, nicht aber das Teleskop, da sich hier nicht viel geändert hat. Ich zäume auch das Pferd von hinten auf und gebe an, was man mit vorhandenem Equipment machen kann und was nicht. Das ermöglicht es Ihnen eine gute Kaufentscheidung zu treffen.

Allgemeines

Ein sehr wichtiger Unterschied zu der normalen Fotografie unter Tageslicht ist das es viel weniger Licht gibt. Viel wichtiger als bei dem Knipsen bei Tag ist daher wie groß die Fläche eines Pixels ist. Ein Pixel mit einer großen lichtsammelnden Fläche sammelt pro Zeiteinheit mehr Licht ein, als eines mit einer kleinen Fläche. Da es die Chips nur in bestimmten Standardgrößen gibt, schließen sich große Lichtsammelleistung und viele Pixels aus. Eine Kamera mit vielen Megapixels macht dann zwar detaillierte Bilder, aber für ein bestimmtes Motiv muss man dann länger belichten und die kleinere Fläche pro Pixel auszugleichen. In gewissen Maße kann man hier durch kleinere Linsen auf den Pixeln, die das Licht sammeln, das sonst auf die Leitungsbahnen zwischen den Pixels fällt noch ausgleichen, doch letztendlich schließen sich hohe Auflösung und hohe Lichtempfindlichkeit gegenseitig aus. Es ist daher wichtig bei dem Kauf schon auf die Chipgröße zu achten, die zumeist nicht angegeben wird. Bei Spiegelreflexkameras sind die Größen APS-C (Einstiegsklasse und mittlere Kreissegment) und 35 MM Kleinbildformat (Profiklasse) üblich. Bei den Kompaktkameras 1/1,8 und 1/2,5 Zoll. In Handys oder Tabs sitzen noch kleiner Chips drin.

Astronomische CCD's für Teleskope für Astronomen haben Pixelgrößen von 5-24 µm Kantenlänge, die meisten von 5,0 bis 10 µm. Pixels in Digitalkameras haben in der Regel viel kleinere Pixel. Übertragen auf die gängigen Größen entsprecht der "schlechtere" Wert von 5 µm Kantenlänge folgenden Pixelzahlen:

Format Chipfläche MPixels
1/2,5" (Minikameras, Handys) 5,8 x 4,2 mm 1 MP
1/1,8" (Komparktkameras) 7,2 x 5,3 mm 1,5 MP
2/3" (Bridgekameras, Systemkameras) 8,8 x 6,6 mm 2,3 MP
4/3" (Systemkameras, Spiegelreflexkameras) 18 x 13,5 mm 10 MP
APS-C (preiswerte Spiegelreflexkameras) 22 x 15 mm 13,2 MP
35 mm Vollformat (hochwertige und teure Spiegelreflexkameras) 24 x 36 mm 34,5 MP

Sehr deutlich ist hier dass eine Spiegelreflexkamera mit einem APS-C Sensor mehr als die achtfache lichtempfindliche Fläche als der 1/1,8" Sensor hat, der in Kompaktkameras üblich ist. Bei gleicher Megapixelzahl ist die Belichtungszeit um den gleichen Faktor geringer.

Früher gab es auch die Empfehlung für CCD-Chips, da sie rauschärmer waren als die preiswerteren CMOS-Chips. Doch diese haben sehr stark aufgeholt. Selbst in der professionellen astronomischen Fotografie werden heute CMOS-Chips eingesetzt. Es gibt also keinen Grund mehr nur CCD-Sensoren zu empfehlen.

Webcams

Fangen wir an, mit dem einfachsten und billigsten, das zu haben ist: einer Webcam. Lange Zeit wurde hier ein Modell von Phillips sogar empfohlen, weil es einen damals sehr empfindlichen CCD-Chip hatte. Es ist allerdings heute nicht mehr im Handel. Die meisten Webcams sind sehr billig gefertigt, sowohl was Optik wie auch Mechanik angeht. Bei den Webcams hat man das gleiche Problem wie bei den Kompaktkameras - die Befestigung am Teleskop. Der Vorteil einer Webcam war lange Zeit, dass sie als einzige Kamera laufend kurzbelichtete Aufnahmen an den Computer liefern konnte ohne internes Speichermedium. Für die Fotografie von Planeten, wo feinste Details wichtig sind, ist das von Vorteil. Man kann über einige Minuten einige Tausend Bilder anfertigen und nur die besten, auf denen der Planet gut zu erkennen ist, werden verwendet. Diese werden dann mit einer Software addiert, wobei die Detailzeichnung noch besser wird. Das ist auch heute noch mit einer Webcam möglich, wenn sie einzelne Bilder liefert. Ist es dagegen ein Videostrom nach einem der gängigen Kompressionsverfahren (H264, DIVX etc.) dann wird ein vollständiges Bild nur alle 2 Sekunden übertragen und sie ist für astronomische Zwecke nicht geeignet. Da sie keine Langzeitbelichtung erlaubt, ist sie nur geeignet für die Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten. Von Vorteil ist, dass sie leicht ist und oft die Optik von dem Chip getrennt werden kann, was es einfacher macht die Kamera mit dem Teleskop zu koppeln. Dafür braucht man eine Verbindung zu einem Rechner. Ein weiterer Vorteil, wenn man den Rechner verfügbar hat, ist dass man so relativ leicht durch das "life-Video" scharfstellen kann. Das Scharfstellen bei klassischen Spiegelreflexkameras gestaltet sich sehr schwierig. Die Glasplatten im Sucher mit eingeritzten Kreuzen schlucken Licht und sind für den Betrieb im Hellen ausgelegt. Den Fokus genau zu treffen ist im Dunkeln schon bei hellen Objekten wie den Planeten schwierig, bei schwachen Nebeln und Sternen sehr problematisch. Ein Teleskop hat aber eine feste Brennweite und keinen Motor der den Abstand zum Chip regelt.

Heute hat die Webcam weitgehend ausgedient und man findet auch keine Berichte mehr in Zeitschriften, dass sie noch eingesetzt wird, aber wenn sie eine übrig haben und ein Notebook, dann ist es die Möglichkeit mal sich an dieses Hobby heranzutasten und es einfach mal auszuprobieren. Man demontiert die Optik und platziert den Chip so vor das Okular, dass er an der Stelle sitzt wo sonst das Auge ist, einen eigenen Adapter muss man bauen oder wenn es geht die Webcam mit Gummibändern fixieren und dann versuchen mit der Einstellung des Okularhalters das Bild scharf zu bekommen während man es auf dem Notebook kontrolliert. Zwei Personen (eine am PC, eine am Teleskop) sind dafür nötig, wenn es nicht in Stress ausarten muss.

Wer Vorführungen macht wird natürlich etwas anders denbken. Da zeigt man selten Galaxien und Nebel, weil untrainierte Besucher bei vorhandenem Restlicht (keine vollständige Dunkeladaption der Augen) diese beim schauen durchs Teleskop meist kaum erkennen ud wenn beeindruckt es wenig. Bei Vorführungen beschränkt man sich oft auf die hellsten Objekte und da kann eine webcam ein "Life-Bild" auf einen Monitor werfen und so können zahlreiche Besucher einen Blick erhaschen anstatt nur nacheinander kurz einen Blick ins Okular zu werfen (mit einem Off-Axis Guider, der den Strahlengang aufspaltet wäre übrigens beides möglich).

Kompaktkameras

Sehr beliebt sind Kompaktkameras mit ihren eigenen Zoomobjektiven. Doch da beginnen die Probleme: Wie befestige ich diese am Teleskop? Bei vielen Kameras sind die Objektive beweglich, scheiden so als Befestigung aus, manche haben sogar nur Linsen ohne ausfahrbare Objektive, dann bleibt nur das Gehäuse. Es gibt soweit ich weiß wegen der Vielfalt der Bauformen keinen Adapter von der Stange, man muss also selbst etwas basteln. Idealerweise ein Halter einer Kamera mit einer Steckhülse für Okulare, dass man dann in den Okulareinschub einführen kann. Doch dann gehen die Probleme weiter. Anders als bei Webcams, wo man die Optik meist unkompliziert entfernen und den Chip direkt zur Aufnahme nutzen kann, hat man bei einer Kamera ein weiteres Objektiv. Damit sich die Bildfehler in Grenzen halten muss man dieses Objektiv genau in den Strahlengang bringen. Trotzdem haben auch lichtstarke Objektive eine Blende von mehr als 1.0, verlängern also die Belichtungszeit. Da das Bild direkt vor dem Objektiv entsteht, benötigt man zudem Makrofähigkeiten. Möglich ist die Okularprojektion (das Bild wird durch ein Okular projiziert) oder die Platzierung der Kamera im Sekundärfokus ohne Okular, was definitiv vorzuziehen ist, da das Bild lichtstarker ist und man eine Optik weniger im Strahlengang hat.

Trotzdem tauchen Probleme auf. Nur bei sehr hellen Objekten wie Sternhaufen, Planeten, Mond haben die meisten Autofokusmodi eine Chance zum Scharfstellen, eine manuelle Fokussierung ist bei vielen Kameras aber nicht verfügbar und schwer am Monitor kontrollierbar wenn das Objekt so lichtschwach ist Die Belichtungszeit der Kameras ist auf Tageslicht ausgelegt. Die Kameras die ich habe hören nach 2 bis 15 s auf, das reicht dann für Planetenaufnahmen, aber nicht für Sterne und Nebel, zumal alle heute üblichen Kameras 8-16 MPixel mit nur 1/1,8 und 1/2,5 Zoll großen Sensoren haben, also sehr kleine Chipflächen und entsprechend lichtunempfindlich sind.

Meiner Meinung nach lohnt sich der Aufwand nicht und man sollte in eine eigene Kamera investieren nur für das Teleskop und das ist dann eine Spiegelreflexkamera, die direkt anschließbar ist. Auch wenn es mittlerweile Systemkameras, also Kompaktkameras mit einigen Eigenschaften von Spiegelreflexkameras gibt, die auch größere Sensoren haben, ist der einfach Anschluss über das genormte T-2 Gewinde immer noch den Knackpunkt. Eine Systemkamera verfügt über diesen nicht.

Spiegelreflexkameras (SLR)

OrionnebelDie meiner Meinung nach beste Universallösung ist eine Spiegelreflexkamera. Sie ist sowohl für irdische Fotografie wie auch Astrofotografie geeignet. Es gibt auch dezidierte Astrokameras, die durch Umbauten aus normalen Kameras entstanden z.B. die EOS 1000D von Canon.  Bei ihr wurde der Filter vor dem Chip, der im roten Wellen längenbereich die Emissionslinien des Wasserstoffs ausblendet, durch einen Filter ersetzt, der nur Infrarot sperrt. Es eigenen sich aber auch normale Kameras, wenn man mit dem Nachteil leben kann. Diese haben aber eine geringe Empfindlichkeit im roten Spektralbereich, da die Filter diesen weitgehend absorbieren. In diesem Spektralbereich leuchten sehr viele Emissionsnebel wie z. B. der Orionnebel.(Bild links, allerdings von einem Großteleskop gewonnen). Man kann seine Digitalkamera abwr auch umrüszten lassen, zahlreiche spezialisierte Shops für Teleskope bieten als Service an den IR-Sperrfilter zu entfernen.

Einige Empfehlungen:

Wie oben erwähnt braucht man nicht unbedingt viele Megapixel. Ein Einstiegsmodell das heute (11/2012) rund 400 Euro kostet (EOS 1100D) hat z.B. bei Canon 10 MPixel auf einem APS-C Chip. Dieselbe Chipgröße wird auch bei teureren Kameras mit 20 MPixel eingesetzt, nur ist da die Chipfläche pro Pixel nur halb so groß. Sie ist also lichtunempfindlicher, die Belichtungszeit ist deutlich höher. Einstiegsmodelle mit APS-C Sensoren haben heute 10-12 MPixel. Die Pixelgröße ist dann mit 5-6 µm in derselben Größenordnung wie bei in der professionellen Astronomie eingesetzten Chips. Allerdings muss man aufpassen. Es finden sich auch die kleineren "Four-third" Sensoren. Das Kleinbildformat findet man nur bei sehr teuren Profikameras.

Ein Vorteil eines kleineren Sensors ist allerdings die bessere Abbildung. Bei jedem Teleskop nimmt die Abbildungsqualität jenseits der optischen Achse ab. Bei Refraktoren dominieren Farbfehler (farbige Ränder um helle Objekte die zum Bildrand stärker werden), bei Reflektoren die Koma (eine Unschärfe wie eine Nebelwolke). Da heute alle bezahlbaren Spiegelreflexkameras APS-C Sensoren einsetzen ist dieser Fehler deutlich kleiner als beim klassischen Kleinbild, also der "analogen" Fotografie. Wie groß das Bildfeld ist, hängt auch vom Sensor ab, da anders als bei einem gängigen Zoomobjektiv die Brennweite konstant ist. Für einen APS-C Sensor sind es bei 1000 mm Brennweite etwa 1,26 x 0,86 Grad. Zum Vergleich: Der Vollmond hat eine Größe von 0,55 Grad. Die Diagonale entspricht einem 37-fach Zoom.

Wenn man die Kamera für die Astrofotografie anschafft, so braucht man nur das Gehäuse. Das Teleskop ist dann die Optik. Für den alltäglichen Einsatz ist dann ein Objektiv doch sinnvoll. Insgesamt halte ich die Spiegelreflexkamera für die beste Möglichkeit für die Astrofotografie. Man kann sie bequem anschließen, man muss nicht eine Optik zusätzlich in den Strahlengang einbringen und sie haben verhältnismäßig große Sensoren. Dank des großen Marktes sind sie vergleichsweise preiswert (zumindest wenn man sie mit speziellen Astrokameras vergleicht). Spezielle Astroversionen der Kameras sind teuer, aber auch noch finanzierbar. Profis greifen auch zu Kameras im oberen Preissegment, so zu der Canon EOS 5D Mark II+III mit Chips im Kleinbildformat (Vollformat) (fast die dreifache Fläche eines APS-C Sensors) und "nur 22" MPixeln, aber dann ist man auch in einem Preisbereich von 1.500 bis 3.000 Euro. Weiterhin benötigt man ein Teleskop bei dem auch dieses Format voll ausgeleuchtet ist, das ist in der Regel ein Teleskop mit kurzer Brennweite das sich dann für die Beobachtung weniger gut eignet.

Für Langzeitbelichtungen, und die sind bei Spiegelreflexkameras über die "B-Einstellung" und einen Drahtauslöser möglich, braucht dann das Teleskop eine stabile Montierung. Die Standard Montierung bei den günstigen Einsteigermodellen ist dazu nicht geeignet, sie hat auch meist keine Möglichkeit das Teleskop der Bewegung des Himmels nachzuführen. Wer Astrofotografie als Hobby betreiben will, sollte schon vor dem Teleskopkauf sich über die Montierung informieren. Der Anschluss der Kamera geht über das T-2 System. Ein Ring vermittelt zwischen dem Gewinde und dem T-2 Gewinde. Für das T-2 Gewinde gibt es dann Zubehör für das Teleskop, so einen Okularadapter, das ist ein Stecker unten mit einer 1,25" Hülse für den Anschluss in den Okularadapter, oben mit dem T-2 Anschluss. Innen kann man ein (nicht zu großes) 1,25" Okular einbringen, wenn man Okularprojektion betreiben will, ansonsten lässt man es leer. Die Konstruktion ist ausreichend für APS-C Chips. Bei KB-Sensoren sollte man einen 2 Zoll T-2 Adapter nehmen, da die Diagonale von 1,25" kleiner als das KB-Format ist. Wenn die Kamera einen T-2 Adapter als Zubehör hat, so kann sie an ein Teleskop angeschlossen werden. Das T-2 System ist ein genormter Anschluss, der dazu dient Objektive eines jeden Herstellers an jede Kamera anzuschließen oder eben eine Kamera an ein Teleskop oder Mikroskop, denn auch Teleskope haben verschiedene Anschlüsse (so gibt es drei Öffnungen mit 0,96, 1,25 und 2 Zoll Durchmesser an den Teleskopen und dann muss auch noch das Gewinde passend zur Kamera sein). Ein T-2 Adapter ist ein sehr einfaches Teil, eigentlich teleskopseitig nur ein Gewinde von 42 mm Durchmesser und 0,75 mm Steigung pro Drehung. Im Standard sind keine Anschlüsse für Blenden oder ähnliches vorgesehen (ein Teleskop hat auch nur eine feste Blende) und so muss man selbst scharfstellen und außer bei sehr hellen Objekten wie dem Mond auch die Belichtungszeit meist selbst einstellen. Für das Scharfstellen, das am Nachthimmel mit dunklem Bild nicht ganz einfach ist gibt es auch Hilfen. Man kann aber auch einfach ein Bild machen, am Display der Kamera  oder noch besser an einem angeschlossenen PC begutachten und dann die Einstellung so lange korrigieren bis es scharf ist. Der Autor macht bei geplanten Beobachtungen es so, das er schon tagsüber alles aufbaut und einen 400 m entfernten Kirchturm anvisiert und bei Tage scharf stellt.

Auf Teleskopseite wäre noch zu sagen, dass viele Teleskope nur einen 1,25 Zoll auf T-2 Adapter haben, selbst bei einem 2 Zoll Okularauszug, wohl um Gewicht und Kosten zu sparen. Dann wird der freie Durchlass auf etwa 30 mm eingeengt. Das ist kein Problem wenn man eine Kamera mit APS-C Sensor hat (Abmessungen: 18 x 24 mm, Diagonale: 30 mm), aber wer eine höherwertige Digitalkamera mit Vollformatsensor (24 x 36 mm, Diagonale: 42,4 mm) hat, der sieht auf den Fotos eine deutliche Abschattung zu den Ecken hin. Dann muss man noch einen 2 Zolladapter kaufen.

Der Nachteil aller Spiegelreflexkameras ist, ist dass sie relativ schwer sind. Das Teleskop muss ausgelegt sein das Zusatzgewicht von 700-1000 g am Okularende (langer Hebelarm) zu tragen, ohne das die Nachführung oder Ausrichtung leidet. Systemmkameras die im Alltag wegen ihrer einfacheren Handhabung den Spiegelreflexkameras strake Konkurrenz machen eignen sich wegen der fehlenden Möglichkeit das Objektiv gegen einen Adapter zum Teleskop auszutauschen nicht so gut.

Spezielle astronomische CCD-Kameras

Es gibt auch spezielle Astro-CCD Kameras. Dies sind Kameras nur für diesen Einsatzzweck, meist ohne Optik, oftmals auch ohne Bayer-Filter erhältlich (dieser Filter mit einem Rot-Grün-Blau-Grün Muster sorgt dafür das normale Chips Farbaufnahmen machen können indem sie die Farbinformationen aus 4 Pixels holen und zusammenrechnen). Sie machen nur S/W Bilder werden aber genutzt um mit drei Bildern mit drei Farbbildern "echte" Farbaufnahmen zu erzeugen die durch die dreifache Belichtung oft viel besser aussehen als die normalen Aufnahmen. Die Daten werden in der Regel über USB oder eine andere Schnittstelle direkt an den PC übertragen, manche erlauben dies auch Live, womit man die Kamera und das Teleskop steuern kann. Es gibt auch spezielle Astrokameras die nur zum Steuern des Teleskops ausgelegt sind, sogenannte "Autoguider", diese haben nur wenige Pixel aber eine hohe Datenrate, sie werden mit den Motoren des Teleskops gekoppelt und wenn der Leitstern aus der Bildmitte rückt, regeln sie automatisch nach. Die Aufnahme erfolgt dann mit einer zweiten Kamera.

Als Chips findet man Chips die für die Astronomie oder schlechte Lichtverhältnisse entwickelt wurden. Das RAW-Format sowie die Möglichkeit Dunkelstrombilder und Schwarzbilder anzufertigen sind vorhanden. Zur Steigerung der Empfindlichkeit werden die Chips oftmals auch aktiv gekühlt um das thermische Rauschen zu minimeren. Bedingt durch die direkte Anbindung an den PC vereinigen sie die Vorteile einer SLR mit einer Webcam, können also die Aufnahmen sofort nach der Aufnahme übertragen und Konstruktionen mit wenigen Pixeln auch relativ viele, was sich vor allem für die Fotografie von Planeten und Mond eignet. Wer nur Sterne und Nebel fotografiert, also die lichtschwachen Objekte, braucht dieses Feature nicht.

Sie sind aber auch ungleich teurer als Spiegelreflexkameras, selbst Profiexemplare. Eines der preisgünstigsten Modelle ist im November 2011 die ALCCD 9 - mit einem KAF 8300 Chip und 9 Mpixeln Größe ist der Sensor in den Abmessungen mit einem APS-C Chip zu vergleichen. Doch während man eine EOS 1100D als Einsteigemodell von Canon mit 10 Mpixeln für 400 Euro bekommt, kostet dieses Exemplar 1800 Euro, und es ist noch dazu deines mit der größten Chipfläche. Die meisten anderen Kameras sind noch deutlich teurer.

Preiswerter und sinnvoll für bestimmte Einsatzgebiete sind astronomische Kameras mit relativ kleinen Chips. Man kann sie nutzen um die Planeten zu fotografieren die ja kleine Objekte sind. Gerade bei Planeten hat sich die Technik etabliert Dutzende bis Hunderte von schnell hintereinander gewonnenen Einzelbildern im Rechner zu addieren und so die Luftunruhe und ihre Verschmierung des Bildes zu kompensieren. Da sind die kleinen Chips die auch schnell ausgelesen werden können im Vorteil.

Wie gehts weiter?

Astrofotografie ist ein aufwendiges Hobby, das viel Arbeitszeit erfordert, nicht nur bis man es beherrscht, gute Aufnahmen zu machen. Danach geht die Arbeit erst los. Dir Rohaufnahmen müssen nachbearbeitet werden. Man muss von den Aufnahmen Dunkelstrombilder abziehen - Aufnahmen mit denselben Bedingungen (Belichtungszeiten) mit dem Deckel auf der Teleskopöffnung, bei denen man das thermische Rauschen des Chips sieht. Dort findet man auch "heiße" Pixels die ein Signal abgeben, ohne das Licht auf sie fiel. Aber auch die Optik verursacht eine Aufhellung des Zentralbereichs die man ausgleichen muss indem man eine Aufnahme durch die Optik macht und diese ebenfalls abzieht. Farbaufnahmen die durch mehrere Farbfilter erstellt wurden, müssen kombiniert werden und Pixelgenau ausgerichtet sein. Das gleiche gilt, wenn man Aufnahmen addiert, entweder weil man die nötige Belichtungszeit nicht in einem Rutsch erreicht oder weil es wegen widriger Beobachtungsbedingungen nicht klappte. Diese Technik ist auch Standard bei Planetenaufnahmen, da man hier mit sehr hohen Vergrößerungen arbeitet. Bei kurzen Belichtungszeiten kann man immer wieder einmal die Luftunruhe "einfrieren", erhält aber Aufnahmen die nur sehr dunkel und nicht kontrastreich sind. Man muss dann viele dieser Aufnahmen addieren. Profis bilden teilweise aus 100 Einzelaufnahmen ein Bild, dass dann an die Aufnahmen von Raumsonden aus großer Entfernung erinnert.

Für all das gibt es Software, aber es ist auch viel Versuch und Irrtum dabei und es ist kaum automatisierbar und zeitintensiv.

Man kann dann auch noch die Qualität der Bilder verbessern, indem man Filter in den Strahlengang einschraubt. Emissionsnebel leuchten z.B. in den Wellenlängen von 656,3 nm (rot), der H-Alpha Wellenlänge, H-Beta bei 4896/501 und O-III bei 496 nm (grün). Es gibt Spezialfilter nur für diese Wellenbereiche. Es gibt aber auch UHC Filter, die gerade diese Wellenlänge durchlassen. UHC steht für Ultra-High Contrast. Sie dienen dazu den Kontrast anzuheben, aber auch die Lichtverschmutzung, d.h. die Himmelsaufhellung durch Streuung und Reflexion des Lichts von Städten zu reduzieren. Auch ist es üblich Farbaufnahmen durch mehrere Filter zu machen und unterschiedlich lange zu belichten, z.b. weil die Kamera im Blauen Spektralbereich empfindlicher als im roten ist. so kann man eher eine "natürliche" Farbgebung erreichen.

Meine Empfehlung?

Wer in das Hobby einsteigen will tut dies meiner Meinung nach am besten mit einer Einsteiger-Digitalkamera im 400-600 Euro Segment. Das kostet nicht zu viel und man kann sie noch anderweitig einsetzen. Wenn man merkt das es einem zu viel Arbeit ist, dann hat man nicht viel Geld in den Sand gesetzt. In diesem Bereich von einigen Hundert Euro liegen auch die Mehrkosten bei den meisten Teleskopen für eine gute Montierung und Nachführmethoden. Vor allem preiswerte Teleskope haben Montierungen, die schon mit dem mitgelieferten Zubehör an der Belastungsgrenze sind und vor allem nicht sehr steif sind. Das dadurch induzierte Zittern ist beim Beobachten lästig, beim Fotografieren gibt es total verschmierte Bilder. Wer das Hobby vor dem Fernrohrkauf ins Auge fasst sollte auf folgendes achten:

Die Montierung eine Nummer größer wählen - bei den bei vielen preiswerten Modellen übliche EQ- Montierungen z.B. anstatt der mitgelieferten EQ-3 eine EQ-4 nehmen. Je höher die Nummer desto besser die Montierung. Da man sie sonst neu kaufen muss sollte diese Entscheidung schon vor dem Teleskopkauf gefallen sein. Die größere Montierung kann dann auch das Zusatzgewicht einer SLR Kamera verkraften. Das ist teuer, denn die Montierung mit ihrer Mechanik ist normalerweise für etwa den halben Teleskoppreis verantwortlich und viele Teleskope im unter 1000 Euro Segment wo sich viele Hersteller tummeln haben aufgrund des Preisdrucks und weil sich die Teleskope an uninformierte Laien wenden die nur auf Durchmesser und Vergrößerung achten haben viel zu schwache Montierungen. Was man braucht kann man leicht sehen, wenn man nach der Montierung selbst sucht. Dort steht dann welche Last sie tragen kann oder für welche Fernrohre sie geeignet ist (Durchmesser). Man sollte sich dabei nie am oberen Wert orientieren. Er gilt für sehr leichte Optiken, ohne Zusatzgeräte, sondern immer am unteren.

Es muss die Möglichkeit geben die Geschwindigkeit in beiden Achsen zu beeinflussen (Steuerbox oder Autoguider), sonst scheiden alle Langezeitbelichtungen aus. Ein Teleskop ohne diese Aufrüstoption ist nutzlos für die Astrofotografie. Das Zubehör (Motoren, Steuerbox) kann man sich dann anschaffen wenn man es braucht. Damit scheiden viele kleinere Instrumente für Einsteiger aus, doch sehe ich dies nicht als einen großemn Nachteil an, denn durch die kleine Optik kann man mit ihnen auch nicht viel abbilden. Da man sicher wenn man dieses Hobby ernsthaft in Erwägung zieht etwa mit 1000 Euro mehr zum Basispreis des Teleskops für Kamera, Montierung, Motoren und Steuerung rechnen muss, ist es auch nicht sehr sinnvoll damit ein 500 Euro Teleskop aufzurüsten. Ich würde hier mindestens ein Teleskop der 1000 Euro Klasse als Basis ansehen, also z.B. einen 120 mm Refraktor, 200 mm Newton. Gibt man etwas mehr aus, so erhält man eines der populären Schmidt-Cassgrain Teleskope mit ihrer Gabelmontierung die sowohl gut geeignet ist schweres Zubehör zu tragen wie auch leicht zugänglich ist.

Beim Neukauf kann man gleich auf die Brennweite achten. Für die Fotografie werden meist kurzbrennweitige Instrumente eingesetzt. Eine längere Brennweite kann man immer noch durch Zusatzlinsen oder Okularprojektion erreichen. Das hat aber nur einen Sinn, wenn das Instrument den dabei entstehenden Bildfehler korrigiert. Sehr kurzbrennweitige speziell für die Fotografie angefertigte Teleskope sind daher sehr teuer. Bei den preiswerten unterbleibt diese Korrektur. Sofern man nicht in der Beschreibung eine explizite Eignung für die Fotografie sieht, sollte das Öffnungsverhältnis nicht kleinr als 10 bei Schmidt-Cassegrains, 8 bei Refraktoren und 6 bei Newton-Reflektoren sein.

An das Hobby tastet man sich stufenweise heran, indem man z.B. zuerst Mond und Planeten fotografiert, dann helle Nebel und Sternhaufen (M42 Orion, Plejaden) und dann zu den lichtschwachen Objekten übergeht. Man kann übrigens auch die "normale" Kamera mit Adaptern huckepack auf ein Teleskop montieren und nur den Nachführmotor des Teleskops nutzen um dann große Teile des Himmels langzeitbelichtet aufzunehmen. Auch diese Aufnahmen sehen sehr ästhetisch aus. Dafür braucht man auch keine genaue Korrektur der Nachführung da bei Standardobjektiv eine Brennweite von 18 mm hat und ein Teleskop eine 50-100 mal längere Brennweite. Nachführfehler sieht man so bei dem Standardobjektiv kaum.

Artikel verfasst am 30.11.2012

Artikel zuletzt geändert am 9.7.2014


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.
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