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Internationalität und Übersetzungen

Das Internet eröffnet neue Chancen, aber auch neue Herausforderungen. das gilt vor allem darin, das sich nun neue Märkte eröffnen, aber diese auch neue Sprachen haben. Wie war es bevor es das Internet gab?

Es gab zum einen natürlich Bücher. Bücher wurden nur von Verlagen veröffentlicht und das zuerst einmal in der Muttersprache des Autors. Erst wenn sie erfolgreich waren oder der Autor schon vorher ein Bestsellerautor war, wurde eine Übersetzung in Auftrag gegeben, meist durch jemanden der nicht nur kundig beider Sprachen war (Quell- und Zielsprache), sondern auch fachkundig (zumindest bei Sachbüchern).

Dann gab es Dokumente wie Bedienungsanleitungen für technische Geräte die schon immer übersetzt werden mussten wenn das Gerät in vielen Ländern vertrieben wurde. Das erfolgte oft durch professionelle Übersetzungsbüros. Doch nicht immer. Wer Dinge aus Fernost bekam, erhielt die meistens in einem ziemlich schrägen Deutsch, vor allem die Fachbegriffe waren falsch übersetzt worden. Heute ist selbst Google Translate besser.

Erheblich umfangreicher war die Arbeit an einer Softwaredokumentation, die noch dazu nicht nur einfach ein Handbuch war das man beilegte sondern eine Online Hilfe die in das Programm integriert war. Viel Aufwand musste man aber auch treiben alle Beschreibungen im Programm, von den Menüpunkten über Nachfrage- und Statusmeldungen bis zu Fehlermeldungen zu übersetzen. Der Aufwand dafür ist groß und wurde oft nur von großen Firmen gemacht, die weltweit das Produkt vertrieben.

Mit dem Internet ist nun vieles anders geworden:

Das Publizieren ist durch Book on Demand, oder allgemein Print on Demand für jeden möglich geworden. Ich selbst bin nun mehrfacher Autor von Büchern, bislang aber alle nur in deutsch. Doch prinzipiell könnte man sie überall auf der Welt kaufen, nur sprechen die meisten Menschen auf der Welt kein Deutsch. Verlage geben nun auch erheblich mehr Bücher heraus und Lektoren gibt es nur noch bei Autoren die für eine größere Auflage gut sind. Das hat der Autor schon an zahlreichen Büchern gesehen.

Software kann nun global verbreitet werden, ohne größere Probleme, man muss sie nur von der Website herunterladen. Es gibt keine Kosten mehr für Datenträger, Handbücher oder Abgaben an Distributoren.

Auch Geräte erreichen nun fremde Länder ohne das dort ein Vertriebsnetz aufgebaut werden muss. Im Zweifelsfall kann man es bei genügend Geduld über den Postweg versenden. Der Marktplatz ist nun eBay, wo man im Prinzip in der ganzen Welt einkaufen kann (und das hat der Autor schon gemacht wenn Originalteile, wie Netzgeräte für Canon-Kameras, nur wegen eines proprietären Anschlusses extrem teuer waren).

Damit gibt es aber auch den Bedarf nach Übersetzungen in viele Sprachen. Wie löst man dieses Problem? Nun kann man ein Übersetzungsbüro mit der Umsetzung beauftragen. Für Software gibt es die Möglichkeit Texte die im Programm verwendet werden (sowohl in Menüs, die meist sowieso nicht im Quelltext stehen, wie auch Meldungen zur Laufzeit oder Beschriftungen) als Ressourcendatei zu exportieren. Dieses Format kann dann von Software geladen und verändert werden. Je nach im Betriebssystem eingestellte Sprache wird dann die richtige Landessprachen-Ressourcendatei geladen. Texte wie Bücher oder Artikeltexte kann man in ein gängiges Format konvertieren und dem Übersetzungsbüro übermitteln. Technisch ist also die Beauftragung eines externen Dienstleisters kein Problem.

Es bleibt aber noch die finanzielle Frage. Es lohnt sich, wenn man als Privatperson erfolgreich mit einem Buch oder Programm ist und so seinen Absatzmarkt vergrößern kann. Natürlich sollte auch der Übersetzer mit dem Fachvokabular vertraut sein. Eine kleine Übersetzungsprobe einer Seite, mit eben jenen Fachbegriffen, hilft da schnell den richtigen Service zu finden. Wenn man der Sprache zumindest etwas mächtig ist (für viele dürfte dies z.B. bei englisch der Fall ist kann man Kosten sparen indem man vorübersetzt und nur korrigieren lässt. Man sollte bei Fachausdrücken auch nicht zurückschrecken eine Liste der Begriffe vorzulegen. Als sich jemand meldete um für die Abschlussprüfung einer Sprachenschule einen technischen Artikel zu übersetzen lies ich mir das Resultat zuschicken und fand einige 1:1 Übersetzungen die so nicht stimmten.

Man kann auch versuchen selbst zu übersetzen, sofern man genügend Sprachkenntnisse hat. Viele dürften selbst ins Englische übersetzen können, wenn es sich um Texte aus dem eigenen Fachgebiet handelt. Selten benutzte Begriffe kann man in Online Wörterbüchen wie Leo.org nachschlagen oder dort im Forum als Frage stellen (sehr oft haben ja Wörter mehrere Bedeutungen). Bei den meisten von uns scheitert das aber mangels Sprachkenntnissen bei mehr als einer oder zwei Fremdsprachen. Was man in jedem Falle nicht tun sollte, ist einen Text automatisch übersetzen lassen wie z. B. mit Google Translate. Die Qualität dessen kann man leicht ersehen, wenn man sich eine Übersetzung eines Textes anguckt (z.B. von Polnisch in deutsch aus der Wikipedia).

Bei Software ist die Übersetzung nur ein Aspekt. Das gesamte Programm muss auf die Mehrsprachigkeit ausgerichtet sein. Das beginnt schon mit den Statusmeldungen die man im Programm einsetzt. Also Messageboxen mit Texten wie diesen: "Wollen Sie Abbrechen" und den Buttons "Ja", "Nein", "Abrechen".

Während Windows die Texte für die Buttons selbst ermittelt, wenn man die Standardbuttons nutzt, muss dafür Sorge tragen dass die Meldung übersetzt wird. Damit dies mit den zahlreichen Meldungen die ein Programm verwendet, aber auch den ganzen Menüunkten und Hints möglich ist müssen sie aus dem Code herausgelöst werden. Bei Menüpunkten und anderen grafischen Elementen tun dies schon die Entwicklungsumgebungen. Bei allen anderen muss man selbst nach einem Weg suchen. der naheliegende ist alle Meldungen in jedem Modul als resourcestrings zu deklamieren, dann gelangen sie automatisch in die Ressourcen und die können Anwendungen je nach Länderversion einladen. Dann kann man man, wenn die Entwicklungsumgebung es unterstützt, direkt eine mehrsprachige Anwendung machen. in Borlands (heute Embacadero) Produkten wie Delphi oder C++Builder ist z.B. eine integrierte Übersetzungseinheit integriert in der man alle im Programm vorkommenden Texte die zur GUI gehören oder als Ressourcestrings definiert sind in einer Tabelle komfortabel übersetzen können. Das beginnt meistens damit, dass ein Lauf für jede Sprache eine eigene Ressourcendatei kreiert und man dann die ganzen Menüpunkte, aber auch Meldungen in einer Übersetzungsmatrix selbst übersetzt oder übersetzen lässt.

Ist das zu umständlich, kann man auf externe Software als Lösung ausweichen. Die gibt es je nach Entwicklungstool in kommerzieller Form oder das plattformunabhängige GNU Gettext. Da letzteres allerdings keine Umlaute unterstützt ist es für Deutsch als Ausgangssprache nicht geeignet.

Doch das ist nur ein Aspekt. Ein zweiter ist, dass Texte unterschiedlich lang sein können. So kann es sein, dass eine Statusmeldung in einem dafür vorgesehenen Feld gar nicht vollständig ausgegeben werden kann, weil sie in der Sprache zu lang ist. Es betrifft vor allem aber das visuelle Design, seien es Beschriftungen, Aufzählungslisten etc. Man erkennt das sehr schnell an Buttons. Ein Button zum Abbrechen einer Aktion ist in Deutsch mit "Abbrechen" beschriftet, im englischen mit "Cancel". Das letztere ist viel kürzer. Also passt entweder die deutsche Beschriftung nicht ganz rauf, oder im Englischen hat man viel Platz frei, überträgt man das auf einen größeren Dialog wird es noch offensichtlicher. Das bedeutet man muss in der Ressource nicht nur die Beschriftung ändern sondern oft auch die Koordinaten und Breite von Labels, Radioitems, Listboxen und Buttons. Die meisten Softwareentwicklungstools haben daher integrierte Ressourcenverwaltungen in denen man nicht nur die Ressourcen für jede Sprache definieren kann (mit der richtigen Übersetzung), sondern auch das Design von Dialogen anpassen kann, also dafür sorge zu tragen, dass die Beschriftung auch vollständig zu lesen ist ohne viel Rand, auch wenn dann Anzeigeelemente in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich groß sind.

Es gibt für mein System (Delphi) auch die Möglichkeit in das Programm eine Online-Übersetzung einzubauen. Man liefert dann das Programm in Deutsch aus und der Anwender kann ohne weitere Software über einen Menüpunkt jeden Dialog übersetzen. Einmal gemacht erscheint beim nächsten Start der Dialog in der Fremdsprache. Die erstellte Datei kann er zurückschicken und man kann sie so weiteren Benutzern geben. Das ist für den Laien sicher einfacher als das Hantieren mit Ressourcen, aber es löst nur das Problem bei Dialogen, nicht bei Laufzeit generierten Meldungen und man kann bei dieser Lösung die Breite und Position von Anzeigeelementen nicht anpassen, muss also immer genügend Platz für längere Wörter einer Übersetzung vorsehen.

Nachträglich eine Anwendung zu internationalisieren ist extrem zeitaufwendig. Daher sollte die Entscheidung schon beim Start fallen. Man sollte auch vorher mal eine Minianwendung scheiben und die Dinge durchprobieren sie muss ja nicht funktionieren, es reicht wenn man einfach mal einen größeren Dialog so in mehreren Sprachen gemacht hat, damit man ein Gefühl für die Herausforderungen hat. Eine solche Minianwendung eignet sich auch gut um verschiedene Softewreools zur Übersetzung oder zur Unterstützung des Prozesses zu prüfen und das geeignete zu finden.

Was macht man wenn das zu aufwendig ist, oder die Entwicklungsumgebung keinerlei Unterstützung leistet? Dann ist meiner Ansicht nach der beste Weg die Anwendung gleich in einer Weltsprache zu machen mit der man möglichst viele User erreicht. Das durfte für viele Englisch sein. Ich habe unzählige Utilities mit englischen Menüpunkten und Hilfe und nutze die genauso selbstverständlich wie Deutsch, dabei gehöre ich zu der Generation die nach der Schule erst mal kein Englisch im Beruf brauchten und es erst mit dem Internet habe ich wieder viel mit englischen texten zu tun bekommen.

Mittlerweile schreibe ich kleine Tools die mit wenig Hilfe und Erklärung auskommen, auch nur in englisch anstatt in Deutsch. ein Beispiel dafür ist randomcopy.


© des Textes: Bernd Leitenberger. Jede Veröffentlichung dieses Textes im Ganzen oder in Auszügen darf nur mit Zustimmung des Urhebers erfolgen.


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