Plädoier für ein deutsches Großteleskop

Die deutsche Astronomie hatte nach 1900 einen schweren Stand. Zuerst kam der erste Weltkrieg und in seiner Folge Inflation und Wirtschaftskrise, dann der zweite Weltkrieg und danach gab es kein Interesse an einem deutschen Großteleskop, natürlich auch wegen der Witterung bei uns und den schlechten Seeing Bedingungen. dies änderte sich erst in den 60 er Jahren als man an die Planung zu erst eines 2 m und dann eines 3 m Teleskops ging. Deutschlands Weg in die astronomische Großforschung ist ähnlich wie der in der Weltraumforschung: Einem ehrgeizigen Programm in der Frühzeit folgte der Eintritt in internationale Organisationen wie die ESA und ESO und die Konzentration der Arbeiten in dieser. 1970 war das größte deutsche Teleskop noch ein 1.0 m Spiegel aus dem Jahr 1910 (zu dieser Zeit starten die USA schon OAO-3 mit einem 90 cm Teleskop in den Weltraum!). Heute gibt es sogar Amateurvereinigungen die ein solches Teleskop ihr Eigen nennen. Es folgte 1975 ein 1.2 m Teleskop auf dem Calar Alto in Spanien, 1979 ein 2.2 m Teleskop und 1982 ein 3.5 m Teleskop. Ein zweites 2.2 m Teleskop wurde 1984 in Chile als Bestandteil der ESO installiert.

Mitte der 80 er Jahre, als die meisten größeren Teleskope zwischen 3-4 m Größe hatten, war Deutschland also gut platziert im internationalen Vergleich, doch dabei blieb es aber auch. Neue Technologien wurden dann erprobt wie dünne Spiegel, welche man größer machen konnte bei gleichem Montierungsgewicht, adaptive Optik um die Veformung der dünnen Spiegel auszugleichen oder sogar segmentierte Spiegel beim 10 m Keck Teleskop. All diese Entwicklungen machten nun Teleskope von 8-12 m Größe möglich, bei moderaten Kosten. Im Jahre 2006 gibt es folgende Teleskope über 6.0 m Spiegeldurchmesser (Quelle Wikipedia)

Nr. Name Spiegel- durchmesser Spiegeltyp Standort Nationalität der Sponsoren Inbetrieb- nahme Bemerkungen
1 Keck I 10 Meter segmentiert Mauna Kea, Hawaii, USA USA 1993
2 Keck II 10 Meter segmentiert Mauna Kea, Hawaii, USA USA 1996
3 Southern African Large Telescope (SALT) max. 10 Meter segmentiert Karoo-Hochebene, Südafrika Südafrika, USA, UK, Deutschland, Polen, Neuseeland 2005 fester Höhenwinkel
4 Hobby-Eberly Telescope (HET) 9,2 Meter segmentiert McDonald Observatory, Davis Mountains, Texas, USA USA, Deutschland 1999 fester Höhenwinkel
5 Large Binocular Telescope #1 8,4 Meter Einzelspiegel Mount Graham, Arizona, USA USA, Italien, Deutschland 2005 Teil des Large Binocular Telescope (Fertigstellung 2007)
6 Subaru Telescope 8,2 Meter Einzelspiegel Mauna Kea, Hawaii, USA Japan 1999
7 Antu / VLT1 / UT1 8,2 Meter Einzelspiegel Cerro Paranal, Chile ESO-Länder 1998 Teil des Very Large Telescope
8 Kueyen / VLT2 / UT2 8,2 Meter Einzelspiegel Cerro Paranal, Chile ESO-Länder 1999 Teil des Very Large Telescope
9 Yepun / VLT4 / UT4 8,2 Meter Einzelspiegel Cerro Paranal, Chile ESO-Länder 2001 Teil des Very Large Telescope
10 Melipal / VLT3 / UT3 8,2 Meter Einzelspiegel Cerro Paranal, Chile ESO-Länder 2002 Teil des Very Large Telescope
11 Gemini Northern Telescope 8,1 Meter Einzelspiegel Mauna Kea, Hawaii, USA USA, Großbritannien, Kanada, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile 1999
12 Gemini Southern Telescope 8,1 Meter Einzelspiegel Cerro Pachon, Chile USA, Großbritannien, Kanada, Argentinien, Australien, Brasilien, Chile 2000
13 MMT 6,5 Meter Einzelspiegel Mount Hopkins, Arizona, USA USA 2000 aus Umbau des Multiple Mirror Telescope entstanden
14 Walter Baade Telescope / Magellan I 6,5 Meter Einzelspiegel Las Campanas, Chile USA 2000
15 Landon Clay Telescope / Magellan II 6,5 Meter Einzelspiegel Las Campanas, Chile USA 2002

An 9 Teleskopen sind die USA beteiligt, doch selbst kleinere Länder wie Südafrika, Polen, Neuseeland haben sich an einem Großteleskop beteiligt. Deutschland ist an einigen Teleskopen mit beteiligt wie bei dem LBT z.B. zu 25%, doch ein eigenes hat es nicht vorzuweisen. Das finde ich schade. Ein 8 m Teleskop kostet 100 Millionen Euro. Das erscheint viel Geld zu sein, ist jedoch weitaus weniger als ein preiswerter Forschungssatellit kostet und ein Teleskop dieser Bauart kann man sehr lange betrieben. Die Mount Wilson und Mount Palomar Sternwarten mit ihren 2.5 und 5.0 m Teleskopen, gebaut 1924 / 1948 werden heute noch betrieben. Dass sie nicht mehr so viel leisten können liegt weniger an den alten Teleskopen, die natürlich neueste Detektoren haben, als vielmehr der Lichtverschmutzung die rapide zugenommen hat. etwa 20-30 Jahre ist ein Teleskop in der Oberklasse, so wie es die Teleskope Deutschlands in den 70 er und 80 er Jahren es bis zur Jahrtausendwende waren, dann wird es von größeren Instrumenten verdrängt.  Ein Flug von Reiter zur ISS kostet wesentlich mehr – aber er ist öffentlichkeitswirksam und das ist das Problem.

Man sollte daher neben einem 8-10 m Teleskop noch ein zweites, preiswerteres für 10-20 Millionen Euro in der 2-3 m Klasse bauen. Solche Teleskope können mit automatisierten Kameras ganze Himmelsfelder nach Planetoiden absuchen – Man ist natürlich an denen interessiert, die der Erde gefährlich werden könnten. Bei der Suche entdeckt man sehr viele neue Planetoiden im Hauptgürtel und Kuiper Gürtel so „nebenbei“. Tja und das ist die Chance für die Finanzierung des Projektes. Warum benennt man die nicht nach Politikern, beginnend mit dem Kabinett, bis hin zu jedem Abgeordneten und schickt den Betreffenden eine Urkunde ?

Ich wette wenn man dies umsetzen würde, wir würden in jeder Legislaturperiode ein neues Großteleskop bauen…. Es wäre nicht der schlechteste Umgang mit Steuermitteln.

5 thoughts on “Plädoier für ein deutsches Großteleskop

  1. Stimmt schon, der Umgang mit Steuergeldern ist tatsächlich schlimmer. Aber ein Merkel-Teleskop oder eine Schily-Sternwarte? – Ich weis nicht so recht. Dann doch lieber nach Leuten, die auch in der Astronomie tätig sind. Das Problem ist dabei blos wieder, das die kein Mensch kennt, sofern er/sie nicht selbst mit Astronomie befasst ist. Hier unter den Lesern dieses Blogs vermute ich einige, die Namen wie Hans Ulrich Keller, Johannes Feitzinger oder Erich Karkoschka zuordnen können. Aber wer für Sterne und den Sternenhimmel nichts übrig hat, dem werden sie nichts sagen. Ein gewisser Harald Lesch dürfte da bekannter sein, obwohl er ja nicht unumstritten ist. – Aber zumindest in der Theater- und/oder Fernsehwelt gilt ein umstrittener Mensch ja als was Positives, eben weil sich die Geister an seinem Werk scheiden.

  2. Ich dachte hier an die Kultur in Amerika. Das Keck Teleskop heißt so nach dem der das Geld stiftete. Genauso wie sich die Bezeichnung Hale-Teleskop für die Sternwarte auf dem Mt Palomar und Hooker-Spiegel für das 2,5 m Teleskop eingebürgert haben.

    Bei uns sind Geschäftsleute vielleicht nicht so reich, wissenschaftlich interessiert oder wollen nicht viel Geld in ein Projekt stecken. Daher denke ich wird es keine Gelder aus der Wirtschaft geben.

    Aber warum nicht nach Politiker nennen. Ich meine das klingt doch besser als „Riester-Rente“ oder „Harz-IV“ die ja auch nach Politikern benannt wurden. Außerdem glaube ich kann man bei der Art wie derzeit Politik nur noch von Lobbyisten betrieben wird (und Forschung hat keine Lobby) die Gelder nur bei einem persönlichen Anreiz bekommt.

  3. Man muß ja nicht unbedingt das Teleskop nach Politikern nennen. Irgend einen neu entdeckter Asteroid dürfte es auch tun. Läßt sich von den Medien sogar noch besser verkaufen, weil es eben ein außerirdisches Objekt ist. Und wenn dann später sogar noch eine Raumsonde zum Asteroid Merkel fliegt, natürlich mit einem Bild mit Autogramm von ihr an Bord… 😉

  4. Das hatte ich ja auch im Artikel geschrieben. Man sollte sich nur vor NEO’s hüten. Nicht dass mal die Bild titelt „Weltuntergang! 2037 schlägt Westerwelle auf der Erde ein“ (Untertitel „… Wahrscheinlichkeit: 0,00000317%“

  5. Also das Geschäftsleute hier nicht so Reich sind, wie in Amerika, kann hinkommen. Zumindest weis ich von keinen, die sich mit Leuten wie Warren Buffet oder Bill Gates messen könnten. Aber im Mittelfeld gibt es bestimmt welche, die genug Geld haben, um auch einiges davon in der Forschung investieren zu können. Aber wahrscheinlich „investieren“ die ihr Geld wirklich lieber ins internationale Finanzcasino, als in der Wissenschaft.

    Und diese Kultur, wonach irgendwas nach dem Investor benannt wird, die kenn ich hier eher im Zusammenhang mit Stiftungen. Ansonsten scheint das ein amerikanisches Phämomen zu sein. – D.h. doch, bei privatisierten Hochschulen gibt es das inzwischen auch, wie z.B. der Jacobs University, wo doch sonst eigentlich nur Jacobs-Kaffee ein Begriff ist.

    Die Idee, etwas nach Politikern zu benennen ist so eine Sache für sich. Zum einen gibt es da zur Zeit keine, die sich wirklich lautstark für etwas einsetzen (oder sie werden totgeschwiegen). Zum anderen sind mit den meissten bekannten Politikern unserer Zeit nur Kürzungsorgien oder Klientelpolitik oder beides in Kombination verbunden.
    Also fassen wir zusammen: Die Idee ist grundsätzlich nicht schlecht, aber es gibt derzeit keine Politiker, die sich auf dieser Weise einen Namen machen bzw. ein Denkmal setzen wollen.

    Übrigens: Peter Hartz, nach dem die Gesetze benannt sind, ist kein Politiker sondern Manager; d.h. er war Manager.

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