AS 204

… oder Apollo 1. Damit beginnt die Woche der Raumfahrtunglücke: Traurig, aber wahr: alle Astronauten welche die USA im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Raufhartprogramm verloren hat starben in der Woche vom 27.1. bis zum 2.2. markanterweise sogar noch genau in der Reihenfolge: Unglück am Boden, beim Start und beim Wiedereintritt. Fangen wir an mit AS-204, ein Test der später Apollo 1 genannt wurde.

AS-204 war ein Bodentest der Apollo Raumkapsel, bei der diese auf einer unbetankten Saturn 1B Rakete auf der Startplattform ein Übungs-Countdown durchgeführt wurde. Wie später im Flug war die Kapsel von den Bodensystemen getrennt Man sah dies als unkritisch, weil die Kapsel mit niedrigen Spannungen arbeitete und die Feuerwehr war so nicht in voller Bereitschaft. Wenige Wochen später sollte die Besatzung mit dieser Kapsel starten. Man war mit der Kapsel gut im Zeitplan – fast 3 Jahre vor dem Ende der Frist die Kennedy setzte war sie startklar, im Gegensatz zu dem Mondlander der viel zu schwer war und noch lange nicht einsatzbereit war.

Um Zeit zu sparen führte man mit der Besatzung Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee gleichzeitig zwei Tests durch. Der eine war ein Drucktest der Kapsel. die Kapsel musste stabil gegen einen Außendruck von 0 sein. Im Inneren herrschte beim Flug ein Druck von 0.3 Atmosphären. Damit man dies am Boden bei einem Außendruck von 1 Atmosphäre machen konnte, führte man den Test bei einem Überdruck durch – Wie beim Flug in einer reinen Sauerstoffatmosphäre. Das erhöhte die Brandtgefahr natürlich enorm. Dieser Test hätte auch ohne Besatzung durchgeführt werden können. Der zweite Test war ein simulierter Countdown bei dem die Besatzung wie beim Start nur über Funk mit dem Kontrollzentrum korrespondierte.

Schon als die Besatzung 5 Stunden vor dem Unglück die Kapsel bestieg roch sie nach „saurer Milch“. Später gab es dauernd Probleme mit dem Funk, was zu dem gehässigen Kommentar führte „Wie stellt ihr euch vor wie wir von dem Mond mit euch reden sollen, wenn ihr das nicht mal zwischen Startrampe und Blockhaus hinbekommt“. Nach 5 Stunden unterbrach man den Countdown um sich dieser Probleme anzunehmen als um 18:31 lokaler Zeit plötzlich die Besatzung meldete „Feuer am Cockpit“. Später kam als letzte Meldung „Holt uns hier raus“. Der Druck im inneren stieg rasch an auf 29 psi, mehr als 2 Bar und die Temperatur war nicht messbar. Als Personal an der Kapsel anwesend war, gab es so starke Qualentwicklung, dass sie ohne Atemschutz nichts machen konnte, Flammen schlugen aus der Kapsel. Als man um 18:36 endlich die Luke öffnete, war das Feuer schon ausgegangen. Chaffee und Grissom lagen vor der Luke, die sie nicht aufbekommen konnten und White war auf seinem Sitz angeschnallt gewesen. Die Besatzung war wahrscheinlich nach 30 Sekunden erstickt. um 18:45 konnte ein Arzt nur noch den Tod der drei Astronauten feststellen.

In den folgenden Wochen und Monaten wurde das Unglück akribisch untersucht. Eine eindeutige Ursache konnte nicht gefunden werden. Klar war nur, dass der Brandt seine Ursache im Lebenserhaltungssystem links neben Grissoms Sitz hatte. Die wahrscheinliche Ursache war, das die Teflonisolierung der Kabel an Aluminium gescheuert hatte. Diese Teflonumhüllungen wahren mechanisch sehr empfindlich und nach einem Abscheuern konnte in der Sauerstoffatmosphäre ein Brandt leicht ausbrechen. Versuche zeigten, dass es sogar Lichtbogenentladungen vom Aluminium aus gab in der reinen Sauerstoffatmosphäre.

Bei der folgenden Untersuchung wurden zahlreiche Mängel in der Kapsel festgestellt. Die Besatzung konnte sich z.B.. nicht retten weil die Luke nach innen geöffnet werden musste, was bei einem Überdruck von 1 Bar (1 kg pro cm² Fläche) völlig unmöglich war. Man entdeckte vergessenes Material und Werkzeuge in der Kapsel. Die Raumanzüge aus Nylon waren brennbar und teilweise mit der Besatzung verschmolzen.  Der Geruch der anfangs bemerkt wurde stammte aus einem Leck der Kühlflüssigkeit. Diese wurde als korrosiv eingestuft.

Als Folge wurde die Luke ersetzt durch eine die von Innen auch bei Überdruck offenbar ist. Die Anzüge wurden völlig neu gestaltet und Nylon und andere brennbaren Materialen wurden verbannt. Kabelbäume wurden besser armiert und nicht an scharfen Kanten verlegt. Alle elektrischen Anschlüsse wurden gegen das Eindringen von Flüssigkeiten geschützt und gelötete Verbindungen durch geschweißte und geschraubte Verbindungen ersetzt. Die reine Sauerstoffatmosphäre wurde nun erst nach dem Start im Orbit ausgebaut. Beim Start herrschte normale Atmosphäre wie am Boden.

Auch gab es zahlreiche Änderungen in den Tests und der Organisation. Der NASA war auf einmal klar geworden, wie riskant man bisher verfahren hatte. Beim Gemini Programm gab es auch einige kritische Situationen, bei denen die Besatzung in großer Gefahr war. Apollo 1 führte zu dem Sicherheitsdenken, dass sie NASA die nächsten 20 Jahre einhalten sollte.

Die erste bemannte Apollo Mission fand nach einer Pause von mehr als eineinhalb Jahren im Oktober 1968 mit Apollo 7 statt. Rückwirkend wurde die Mission Apollo 1 benannt. Apollo 4-6 waren unbemannte Tests von Apollo Hardware. Apollo 2+3 wurde als Bezeichnung nie verwendet. Es gab jedoch 3 weitere Tests der Kapsel unter der Bezeichnung AS-201 bis AS-203.

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