Sojus 1

Ende Januar/Anfang Februar hatte ich in meinem Weblog Nr.14 das Thema Raumfahrtkatastrophen in den USA, die sich alle in einer Woche ereigneten. Heute möchte nach 40 Jahren an Sojus 1, die erste Mission bei der die Sowjetunion einen Kosmonauten bei einer Mission verlor erinnern.

Das Sojus Raumschiff sollte das sowjetische Gegenstück zu der Apollo Kapsel werden. Die Sowjetunion hatte recht schnell das Wostok Raumschiff entwickelt, in der ein Astronaut wie bei der Mercury Kapsel weitgehend passiver Passagier war. Um die Amerikaner bei der Zahl der Astronauten in einem Raumschiff und bei dem ersten Spaziergang zu schlagen folgte dann die „ausgeweidete“ Version der Wostokkapsel, das Woschod Raumschiff. Nachdem es bei Woschod 2 gravierende Probleme mit ihm gab wurden weitere Flüge eingestellt. So gab es eine Pause von 2 Jahren bis man mit der Sojuskapsel technologisches Neuland betrat.

Sojus sollte eine Vielzweckkapsel sein. eine kleine und leichte Version sollte mit der Proton eine Mondumrundung durchführen (diese wurde als Zond getestet). Die normale Version war Bestandteil des Mondlandeunternehmens der UdSSR und eine modifizierte Version mit leichterem Hitzeschutzschild und Solarpanel wurde später für Erdorbitmissionen genutzt und erlaubte Langzeitmissionen von bis zu 18 Tagen Dauer.

Gegenüber der Wostok war das Raumschiff ein bedeutender Fortschritt. Es gab neben der Wiedereintrittskapsel einen kugelförmigen Orbitalteil, der mehr Raum zum Leben bot. Kopplungsadapter erlaubten das Koppeln an andere Sojus Raumschiffe oder später an die Raumstation Saljut. Ein Steuersystem ermöglichte erstmals bei einem sowjetischen Raumschiff Bahnänderungen und eben die Kopplungsmanöver. Wie Woschod war die Kapsel für 3 Astronauten ausgelegt.

Wladimir Komarow Ursprünglich geschaffen für das Mondlandeprogramm ab 1962 mit einer Tankerkombination wurden die Pläne 1964 geändert und man legte die Kapsel anders aus. Dadurch hatte man Zeit verloren und man wusste das die Amerikaner mit Hochdruck am Apolloprogramm arbeiteten. Am 28.11.1966 testete man das Raumschiff erstmals unbemannt unter der Bezeichnung Kosmos 133. Das Stabilisierungssystem versagte und ein Wiedereintritt über China drohte, so aktivierte man den Selbstzerstörungsmechanismus. Am 14.12.1966 explodierte die Sojus Trägerakete auf der Startrampe mit dem zweiten Exemplar. Am 7.2.1966 startete das dritte Exemplar Kosmos 140. Jedoch konnte man die Solarzellen nicht dauerhaft auf die Sonne ausrichten und die Batterien entluden sich schnell,. Man verbrauchte zu viel Treibstoff bei der Lageregelung, beim Wiedereintritt entwich Luft beim Abtrennen der Orbitalsektion (derselbe Fehler sollte später das Leben von 3 Kosmonauten kosten) und ein 30 cm breites Loch wurde in den Hitzeschutzschild gebrannt. Zuletzt wurde die Landezone verpasst und die Kapsel landete im Aralsee wo sie auf 10 m Tiefe geborgen wurde. Kosmonauten hätten den Flug von Kosmos 140 nicht überlebt.

Trotz aller dieser Probleme meinte man die Kapsel sei nun flugbereit. Als Premiere sollte der erste bemannte Einsatz wieder eine Erstleistung aufstellen: Die Kopplung von zwei bemannten Raumfahrzeugen. Dem Start von Sojus 1 sollte dazu einen Tag später Sojus 2 folgen.

Am 23.4.1967 – heute vor genau 40 Jahren – startete Sojus 1 mit dem Kosmonauten Wladimir Komarow an Bord. Wladimir Komarow war ein erfahrener Kosmonaut, er hatte schon den Erstflug von Woschod 1 geleitet. Doch kaum war die Sojus Kapsel im Orbit angekommen begannen die Probleme. Eines der Solarpanels wurde nicht entfaltet und die Mission war so gefährdet, da die Batterieleistung nicht für eine längere Mission ausreichte. Weiterhin war der Kurzwellensender ausgefallen. Über den UKW Sender war nur ein Kontakt über kurze Reichweiten möglich, wenn sich das Raumschiff direkt über der Sowjetunion befand. Aufgrund dieser Probleme und dem Umstand, dass wegen schlechtem Wetter nicht am nächsten Tag mit einem Start von Sojus 2 (mit den Kosmonauten Jelissejew und Chrunow) möglich war, beschloss man die Mission abzubrechen. Dies geschah am 24.4.1967 Im 16 Umlauf sollte die Automatik die Bremsraketen zünden. doch das tat sie nicht. Zwei Umkreisungen später zündete Komarow das System von Hand und die Kapsel trat wieder in die Erde ein. Als sich in 7 km Höhe die Fallschirme öffnen sollte, konnte der erste Stabilisierungsfallschirm noch entfaltet werden, der folgende Hauptfallschirm jedoch nicht. Auch der Reservefallschirm konnte nicht entfaltet werden und verwirrte sich in den Leinen des Stabilisierungsfallschirms. Ohne den Fallschirm hatte die Kapsel eine zu hohe Geschwindigkeit und schlug mit 25-40 m/s auf (das ist wie wenn sie mit einem Auto ohne Knautschzone und sonstigen Sicherheitseinrichtungen gegen eine Wand mit 90-144 km/h fahren). Komarow kam beim Aufschlag ums Leben,

Spätere Untersuchungen zeigten, das Klebstoff zur Befestigung des Fallschirms auf die Behälteroberfläche gekommen war und diese zu rauh war, der Pilotfallschirm hätte den Hauptfallschirm nicht herausziehen können, dazu hätte man eine Zugkraft von 30 kN gebraucht, doch ereichte der Fallschirm nur 18 kN. Man konstruierte das Fallschirmsystem um und polierte nun die Metallflächen. Der nächste Start, der die Bezeichnung Sojus 2 erhielt war unbemannt und auch den Kopplungsadapter testete man unbemannt mit Sojus Raumschiffen die man Kosmos 186 und 188 nannte.

Komarow wurde an der Kremelmauer feierlich beigesetzt. Noch einmal sollte das Sojus Raumschiff Menschenlaben kosten. Dies war der Flug von Sojus 11, vier Jahre später. Seitdem ist das Sojus Raumschiff, inzwischen in der vierten Generation (nach Sojus, Sojus-T, Sojus-TM ist heute Sojus-TMA für Flüge zur Raumstation ISS aktuell) fehlerfrei geflogen in bisher 101 bemannten Missionen.

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