Anonymes Handeln im Internet

Das Internet erlaubt es einem anonym zu handeln. In Chaträumen und Foren braucht man sich nur einen Benutzernamen ausdenken und einen Avatar dazu anlegen. Man kann sich als jemand ausgebend er man nicht ist, älter oder jünger machen wie es einem gefällt. In Blogs kann man anonym Kommentare hinterlassen und selbst wenn die Schwelle höher gesteckt ist, dass man eine Emailadresse angeben muss – die ist schnell besorgt.

Meine Beobachtung ist, dass viele Leute das benutzen um Dinge zu tun die sie im richtigen Leben nie tun würden Das gilt für Kommentare in Blogs, Foreneinträge und besonders für den Chat. Ich wurde kürzlich auf einen Blog hingewiesen, der nur ein Ziel hat: Ein Mitglied eines Chats zu diffamieren. Ich kenne die betreffende Person weil ich auch lange in dem Chat war. Dort tummeln sich schon komische Gestalten und er gehört sicher mit dazu. Was ihn auszeichnet ist, dass er dauernd da ist obwohl er nicht viel zur Unterhaltung beträgt, auch wenn er viel redet. Das stört offenbar einige und so machen sie einen Blog auf nur um ihn zu kritisieren. Das alleine ist ja schon sehr befremdlich, aber obwohl jeder dort nur unter Pseudonym bekannt ist wagen sie es nicht mal im Blog dieselben Pseudonyme zu benutzen und denken sich da neue aus.

Das hat dann auch nichts mehr mit Kritik zu tun, sondern schlicht und einfach mit Moserei, ohne den Versuch zu machen sich einer Diskussion zu stellen. Und das ist kein Einzelfall. Es gab in dem Chat viele Leute die da offensichtlich ihren Frust ablassen. Manche fast pausenlos, andere von Zeit zu Zeit. Beliebter Sport wurde es Neulinge zu verarschen, weil sie immer die gleichen ahnungslosen Fragen stellten (was primär daran lag, dass die Website von der der Chat verlinkt war sehr informationsarm war). Bei manchen hatte ich den Eindruck sie benutzen den Chat als Ventil. so ein Pastor, den ich nur als zynischen Moserer mit Hang zu persönlichen Beleidigungen in Erinnerung habe. Ich habe mehrmals versucht eine Diskussion mit ihm anzufangen warum er etwas gegen mich hat oder das klarzustellen, doch darauf eingegangen ist er nie. Er tut damit aber seiner Kirche wohl keinen gefallen, denn ich denke man sollte gerade in diesem "Job" (der ja keiner ist sondern eine Berufung) eher ein Vorbild als ein abschreckendes Beispiel sein.

Nun ja so ein Blog bei dem ja auch nur das Pseudonym von jemand auf die Schippe genommen wird ist vielleicht ärgerlich für denjenigen, aber sonst harmlos. Es ist ein Blog der wohl nicht viele Besucher hat einfach weil er in der Masse der Blogs untergeht. Andere Dimensionen erreicht es wenn die Leute meinen sie wären wirklich anonym und könnten das für Dinge nutzen die sie in der Wirklichkeit nie so offensichtlich tun würden, wie beleidigende Kommentare gegen Personen verfassen und dabei deren wahren Namen nennen. Mancher ist auch noch so dumm und trägt deren Adressen in Maillingisten, Angebots-Newslettern ein oder tätigt Bestellungen oder Abos in ihrem Namen.

Dumm ist das weil es eben nicht anonym ist. Bei jeder Aktion wird die IP Adresse gespeichert. Der Betroffene kann eine Strafanzeige stellen und diese führt dazu, dass zuerst die IP Adresse von der Website herausgegeben werden muss und man dann mit der IP Adresse den Provider ausfindig macht und dort ebenfalls abfragt wer zu dem angegeben Zeitraum diese IP Adresse zugeweisen bekommen hat. Damit hat man den Verursacher. Nach der letzen Gesetzesänderung müssen die Verbindungsdaten 180 Tage lang gespeichert werden, d.h. auch wenn man etwas anschubst, das nicht sofort Auswirkungen hat (wie z.B. Abos unter falschem Namen ordern) sollte man sich dies zweimal überlegen.

Nun ja, wenn man für jemanden anderen etwas bestellt oder seine Geschäftsmailadresse bei einer Sex Website angibt, dann weiß man was man tut und das ist dann schon kriminell. Doch viele sind siech nicht bewusst, dass schon der rasch geäußerte Unmut in einem Forum, einer Newsgroup oder einem Blogkommentar strafrechtliche Konsequenzen haben kann. Firma kennen da keinen Spaß wenn sie meinen sie würden verleumdet und manche Privatpersonen auch nicht. Das ganze zählt dann nicht als eine Beleidigung im privaten Bereich wie wenn ich meinen Nachbar als "Arschloch" tituliere, sondern als Publikation, vergleichbar einem Leserbrief in einer Zeitung und dann wird es wirklich teuer. Das war auch mit ein Grund nachdem ich davon in einer Vorlesung die ich besucht habe die Namen von Marken aus meinen kritischen Aufsätzen zu entfernen, obgleich ich da niemals Schwierigkeiten hatte. (Im Gegenteil, die einzige Beschwerde die kam wurde sofort zurückgezogen als ich den konkreten Produktnamen, der nur als Abkürzung genannt wurde erwähnte).Selbst wenn man recht hat – Größere Firmen können es sich einfach leisten Prozesse über mehrere Instanzen zu führen und setzen gerne so hohe Streitwerte an, dass alleine die vorzuschießenden Prozess- und Anwaltskosten einen ruinieren können.

Auch Besitzer von Webseiten sollten sich da vorsehen, denn als "Publisher" sind sie für die Inhalte auf ihren Seiten verantwortlich, auch wenn sie nicht von ihnen stammen, seien es Gästebucheinträge, Forumsdiskussionen, Blogkommentare. Der beliebte Trick diese Verantwortung im Impressum auszuschließen oder auf den Webmaster abzuwälzen mag den Domaineigentümer beruhigen, ist rechtlich jedoch völliger Blödsinn. Nach deutschem Recht ist der Domaininhaber vollständig für seine Website verantwortlich, das gilt sogar für Links auf andere Webseiten die er regelmäßig zu kontrollieren hat.

Nun das ist auch ein Grund warm mein Blog hier eine HTML Seite ist ohne die Möglichkeit Kommentare zu hinterlassen. Gästebucheinträge lasse ich mir per Mail zuschicken, allerdings muss ich sehr wenig korrigieren. Etwa 2-3 mal im Jahr wenn irgend ein verrückter seinen Hass auf die Juden dort ablässt oder Nazi Parolen auftauchen.

Vielleicht sollte auch im Internet mehr mein Motto gelten – Seid nett zueinander!

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