Nimand kommt vom Mond zurück, so wie er dort hingeflogen ist

Die erde vom Mond aus gesehenDies habe ich gestern bei 3Sat gehört, wo den ganzen Tag über Weltraumfahrt, vielleicht besser gesagt bemannte Weltraumfahrt Bestandteil eines Thementages war. Gesagt hat dies Eugene Cernan, Apollo 17 Astronaut. Ich habe daran keinen Zweifel und wenn man sich die Biographien von Apollo Astronauten anschaut denke ich stimmt dieses Zitat auch. Dieses Bild der aufgehenden Erde nimmt mich jedesmal gefangen, vor allem wegen des Gegensatzes zu der lebensfeindlichen Kraterwüste im Vordergrund.

Da habe ich mich an eine andere Meldung erinnert, in der stand, dass Russland Weltraumtouristen für 100 Millionen US-$ zum Mond bringen will. Dies würde so gehen, dass eine modifizierte Sojus TMA Raumschiff erst mal zur ISS fliegt und der Tourist dort eine Woche verbringt. Das ist nichts neues. Das kann man heute schon für 20 Millionen US-$ kaufen. (Ein echtes Schnäppchen). Dann startet eine Proton einen Accellatorblock, dockt ihn an die Sojus an und sendet damit die Sojus zum Mond. Dieser wird in 3-4 Tagen erreicht. Auf einer freien Rückkehrbahn umrundet das Raumschiff einmal den Mond und wird von diesem zurück zur Erde geschleudert. Die Flugbahn sieht dann aus wie eine riesige „8“.

Dieses Szenario ist nicht neu. Die Sojus war ursprünglich als Mondschiff gedacht. 1968-1972 gab es Flüge mit einer abgespeckten Version der Sojus auf der Proton unter dem Programmnamen „Zond„. Ziel war es einen, eventuell zwei Kosmonauten um den Mond herum zu schicken. Dafür reicht eine Proton aus die damals etwa 6 t zum Mond transportieren konnte.

Das heutige Konzept ist nur eine Weiterentwicklung. Nur macht die inzwischen im Einsatz befindliche Sojus-TMA mit über7 t Startmasse eine Abwandlung des Konzeptes nötig. Die neue Variation entkoppelt Oberstufe und Sojus Raumschiff: Die Proton muss neben der Oberstufe nun nicht mehr das Raumschiff in einen Erdorbit starten. Dadurch kann die Oberstufe 7 t schwerer sein. Das reicht dann aus um die schwerere Sojus-TMA zu starten. Die Sojus Raumschiffe waren einmal entworfen für Missionen von 18 Tagen Dauer entworfen – mehr als genug für einen 7 Tage Trip, solange dauert eine Mondumrundung normalerweise. Der Hitzeschutzschild muss ausgetauscht werden, da die Wiedereintrittsenergie etwa doppelt so hoch ist.

Doch nur eine kleine Umrundung bei der man vielleicht den Mond 45-60 Minuten lang sieht dürfte wohl nicht so beeindruckend sein, vor allem aber vielleicht nicht die Einstellung von jemanden ändern. Man muss also in einen Mondorbit einschwenken und diesen einige Zeit umrunden. so dass er auf den Betreffenden §einwirken“ kann. Ich habe mich gestern daran gesetzt dies mal durchzurechnen. Für einen Mondorbit muss man von der Erde aus eine Geschwindigkeit von 10926 m/s aus einem 300 km Orbit. Dieser hat eine Geschwindigkeit von 7790 m/s. Man muss also um 3136 m/s beschleunigen.

Am Mond angekommen muss man um 684 m/s abbremsen um einen 100 km Orbit zu erreichen und um den gleichen Betrag beschleunigen um wieder zurück zur Erde zu kommen. Das addiert sich zusammen zu 4504 m/s.

Das kann man mit einer der verfügbaren Oberstufen, sei es Block DM oder Breeze-M nicht erreichen. Doch es geht mit einer weiteren Abwandlung des Konzepts:

  • Start der Sojus-TMA mit einer Sojus zur ISS
  • Start eines Tankmoduls mit einer Proton M mit lagerfähigem Treibstoff. Es hat zwei Koppeladapter. Einen zu der noch zu startenden Breeze-M Oberstufe und einen Standard Kopplungsadapter für die Sojus
  • Start einer Proton M mit einer Breeze-M Oberstufe und einem Kopplungsadapter zur Tankstufe.

Erst jetzt koppeln alle Teile zusammen und die Stufe zündet und befördert das ganze Gespann zum Mond. Theoretisch könnte man nun die Tankeinheit abwerfen und so die Masse für das nächste Brennmanöver zu reduzieren. Meine Berechnungen zeigen aber dass dies nicht nötig ist. eine Breeze-M kann etwa 12300 kg hin und zurück bringen. Bei 7700 kg Startmasse für die Sojus TMA und 2300 kg Leermasse für die Breeze M bleiben dann noch 2300 kg für die Tankstufe, die betankt 21600 kg wiegen würde. Bei Verwendung von Block DM mit seiner besseren Energieausbeute wären es sogar 13200 kg. Allerdings ist dessen Treibstoff nicht ohne gute Isolierung und Dämmung über Tage hin lagerbar.

Das Raumschiff könnte dann bis zu 10 Tage den Mond umkreisen. Doch für wen? Ich denke hier nicht an Weltraumtouristen. Selbst für Milliardäre wären die geschätzten 200 Millionen US-$ (basierend auf dem 100 Millionen Ticket für eine Umrundung) zu teuer. Ich denke an Staatsführer und für Staaten sind 200 Millionen US-$ ein Peanut. so viel kostet gerade mal ein kleiner Satellit

Und darum geht es: Wenn der Mond tatsächlich jeden verändert der dort hinfliegt dann sollte man mit Staatsoberhäuptern anfangen. Jeder von diesen kümmert sich doch nur um das politische Tagesgeschäft. Keiner macht sich Gedanken darüber die Zukunft zu gestalten, Probleme anzupacken die man nicht bis zur nächsten Legislaturperiode lösen kann. Warum schickt man nicht jeden der G8 Führer zum Mond. Wenn er nicht freiwillig will kann man ja nachhelfen… am besten kann man ihm da auch einen Packen von Dingen in die Hand drücken die zu unterschreiben wären, wie z.B. für Bush die Anweisung für einen Rückzug aus dem Irak oder die Ratifizierung diverser Klimaabkommen. Wenn die Erfahrung die Leute auch nur ein bisschen verändern würde, dann lohnt sich das Unternehmen in jedem Fall. Und das beste: Bis auf die Tankstufe, ein technisch relativ einfaches Teil existiert die gesamte Hardware schon. Es wäre innerhalb von vielleicht 2 Jahren durchführbar. Das wäre meiner Ansicht nach mal ein wirklich nützlicher Space Tourismus. Und wer weis: Wenn es die Politik nur ein bisschen in Richtung Nachhaltigkeit verändert würde es sich lohnen.

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