Die deutsche Mondmission – zum Zweiten!

Nachdem sie schon vor einigen Monaten vor dem Fachpublikum propagiert wurde, hat sie nun auch ihren Weg zur Öffentlichkeit gefunden. Die deutsche Mondmission. Kosten soll sie 250-350 Millionen Euro. Es soll ein Satellit sein, der den Mond mit RADAR und visuell untersucht. Noch immer fehlt ein politisches Okay, wie man es bei einem solchen Projekt braucht. Die Chancen angesichts nun etwas besser gefüllter Staatskassen, dass es zu der Mission kommt, stehen jedoch vergleichsweise gut, zumal ja nun auch China und Indien eigene Mondsonden planen, dazu Japan und die USA – da kann man sich doch nicht lumpen lassen.

Ich denke nach wie vor, dass eine europäische Mondmission der bessere Weg ist: In Europa gibt es Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen. Frankreich und Italien sind führend beim Bau von Infrarotspektrometern, sowohl abbildenden wie auch spektral hochauflösenden. Italien und Deutschland haben die Radartechnik voran getrieben. Deutschland hat Erfahrungen in Kamerasystemen auf Mars Express und Rosetta.

Eine europäische Mission wäre bei diesem Kostenrahmen daher sicher die bessere Lösung, denn 250-350 Millionen Euro- das ist ein Kostenrahmen wie bei Mars Express oder Venus Express. Dollinger, DLT Vorsitzen meint das man bei der ESA zu unflexibel wäre und Deutschland dies alleine stemmen sollte.

Nun ja, braucht man eine weitere Raumsonde ? Oder geht es nur um nationales Prestige? In der Tat werden die Mondsonden die nun starten die Forschung weit voran bringen. Der LRO wird hochauflösende Aufnahmen liefern und multispektrale Aufnahmen. Selene hat dieselben Zielsetzungen, dazu kommen Untersuchung des Strahlenhaushalts sowie mittelauflösende Aufnahmen, sowie die Erprobung von Landetechniken. Chandrayaan wird die spektral hochauflösende Kartierung angehen und Chang’e-1 wird eine 3D Kartierung mit niedriger Auflösung starten. Dazu kommen Experimente die auf den Sonden praktisch identisch sind wie RADAR Kartierungen, Höhenmessungen oder die Kartierung von radioaktiven Elementen.

Es gibt also heute schon Synergien und Experimente die doppelt und dreifach vorhanden sind. Die Frage die man sich ernsthaft stellen muss ist, was kann Deutschland da noch zusätzlich leisten?

Nun ich denke wir haben 2 Kompetenzen einzubringen:

Erfahrungen in der Herstellung von hochauflösenden 3D-Farb Kameras. Chandrayaan hat eine solche, doch mit niedriger Auflösung und nicht in Farbe. Chang-E‘-1 versucht es mit Aufnahmen unter unterschiedlichen Blickwinkeln bei verschiedenen Orbits.  Die HRSC könnte dagegen aus einem 100 km Orbit den Mond mit 5 m Auflösung kartieren. Anders als die amerikanischen Raumsonden in 3D und in Farbe und den ganzen Mond.

Erfahrungen im Bau von modernen Abbildenden RADAR Geräten: Der LRO und Chandrayaan werden niedrigauflösende Radaraufnahmen rund um die Pole machen. Das Radar an Bord von TerraSAR und SARLupe kann aus der 6 mal größeren Höhe 10 mal höher aufgelöste Aufnahmen anfertigen.

Weiterhin wäre es an der Zeit zwei Technologien einzuführen: Die optische Datenübertragung, da man bei den RADAR und 3D Aufnahmen sehr große Datenmengen hat und Ionentriebwerke um eine längere Missionszeit zu ermöglichen. Mondorbits sind per se instabil. Die Sonne und die Erde ziehen an ihnen und weiten sie aus. Bei einem 100 km hohen Orbit dauert es nur 3 Monate bis dieser zu einem 0 km x 200 km Orbit geworden ist – und dann schlägt der Satellit auf dem Mond auf. Beim amerikanischen LRO rechnet man damit, dass man zweimal pro Monat den Orbit stabilisieren muss, mit einem Gesamtgeschwindigkeitsbedarf von 150 m/s. Keine Raumsonde war daher länger als 2 Jahre aktiv. Mit einem Ionentriebwerk ist dies kein Problem, ihr Treibstoffverbrauch ist 10 mal kleiner als bei chemischen Triebwerken. Bei einer Investitionssumme von 250-350  Millionen Euro würde ich auch eine längere Mission erwarten.

Doch dies wären nur 2 Experimente mit Kernkompetenzen von uns. Vielleicht könnte man es noch durch einen Nachbau des VIRTIS Multispektralimagers und einem Nachbau des PFS ergänzen und so eine bi- oder trilaterale Mission machen. Doch wenn wir wirklich zu viel Geld haben, so wäre es an der Zeit sich stärker bei Exomars zu beteiligen. Der Lander ist ja schon weitgehend an Italien vergeben, doch will man nun ja eine kombinierte Lander/Orbiter Mission und da wäre sicher eine Möglichkeit deutsche Kompetenzen einzubringen.

Nicht das ich gerne eine deutsche Mission sehen würde, aber vielleicht nicht zum Mond, sondern vielleicht zu Merkur order Jupiter oder einem Planetoiden  – Körper über die wir noch relativ wenig wissen, verglichen mit dem Mond.

One thought on “Die deutsche Mondmission – zum Zweiten!

  1. Im Rosetta Aufsatz steht, dass der Erdvobeiflug am 07.11. stattfindet. Der war ja nun tatsächlich eine Woche später. Gibt es dafür eine Erklärung? Ich nehme mal an, dass man auch vor einem Jahr schon das genaue Datum wusste, oder? Oder gibt es etwa so grosse Toleranzen bei interplanetaren Missionen?

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