Hurra, wir haben eine Raumfähre!

Nun müssen wir sie nur noch in den Orbit bekommen. Wie sicher jeder, durch Meldungen zur Hauptsendezeit, mitbekommen hat, fährt derzeit eine Raumfähre vom Typ Buran in das Technikmuseum Speyer. Die 10 Millionen, welche die Buran mit der Seriennummer 2 (mit ihr wurden Testflüge in der Erdatmosphäre durchgeführt, sie wäre aber auch fähig in den Weltraum zu fliegen) kostete, wurden privat von dem Verein aufgebracht oder von Spenden finanziert.

Eine gute Gelegenheit etwas über Buran zu schreiben, vielmehr über die Intension Buran zu entwickeln. Wie vielleicht bekannt absolvierte Buran nur einen orbitalen Testflug und diesen unbemannt, Dazu kam ein weiterer Testflug der Buran Trägerrakete. Danach gab es keine weiteren Flüge. Die Berichterstattung sprach wegen dem Geldmangel in der zusammenbrechenden Sowjetunion.

Das mag mit ein Grund gewesen sein. Doch schaut man sich das sowjetische Weltraumprogramm an, so lief dies noch einige Jahre ohne Probleme weiter. Der Einbruch kam später, etwa ab 1991 also 3 Jahre nach dem Erstflug der Buran.

Der wesentliche Grund, warum man Buran nicht mehr startete ist, dass es nicht in das sowjetische Weltraumprogramm passte. Nehmen wir einmal die Fakten die vorliegen. Die meisten sowjetischen Starts waren (und sind) militärischer Natur. Ein Großteil entfiel auf die Zenit Serie. Zenit, das ist der Name von umgebauten Wostok-Raumschiffen, mit einer Kameraausrüstung im Rückkehrteil. Praktisch unverändert, starteten diese Satelliten seit 1961, in großer Zahl, mit bis zu 34 Starts pro Jahr.

Dazu kamen andere militärische Satelliten wie Kommunikationssatelliten, RADAR Ozeanüberwachungssatelliten und elektronischen Lauschern, welche den Funkverkehr aufzeichneten. Alle diese kamen mit kleineren Trägerraketen aus. Die meisten starteten mit einer Sojus. Die neueste Generation, auch auf einer Zenit mit 14 t Nutzlast. Die Proton setzten die Sowjets nur für Starts von Saljut und Mir Modulen und planetare Flüge ein.

Die Nutzlast einer Buran wäre nicht größer gewesen, als die einer Proton und sicherlich ist auch der Start einer Energija nicht preiswerter – einfach weil die Rakete 3 mal größer ist und es zwar Pläne für eine Wiederverwendung gab, sie jedoch bei den Testflügen nicht durchgeführt wurden. Die Sowjets bauten nach wie vor, 1988 als Buran startete, ihre MIR Station aus und entwickelten schon das Kernmodul für die Mir-2.

Es gab also nicht den Bedarf einer Fähre um Nutzlasten zu befördern. Bleibt noch der Transport von Personen. doch auch hier setzen die Sowjets heute, wie damals die Sojus Kapsel ein – sicherlich in den Möglichkeiten sehr beschränkt, doch das sowjetische System mit dem Transport von Fracht mit Progress Transportern und Personen mit der Sojus funktioniert. Die MIR lies sich damit über 15 Jahre lang betreiben. Das also kann es auch nicht gewesen sein.

Was war der Antrieb für die Entwicklung von Buran und Energija ? Es waren sicher mehrere Dinge. Das eine ist der "Ich kann es auch" Gedanke. Das Space Shuttle galt als technologisch fortgeschritten, als progressiv und dies führte dazu, dass man sicherlich zeigen wollte, das man dies auch kann. Ähnliches gab es ja schon in den Woschod Flügen oder der Entwicklung der N-1.

Das zweite war schlicht und ergreifend die Befürchtung der Militärs, die USA könnten mit ihrem Space Shuttle eigene Satelliten einfangen oder zerstören. Dies war nicht unbegründet. Das Space Shuttle, in der heutigen Form, erfüllt vor allem Forderungen der US Luftwaffe. Sowohl Größe und Nutzlastkapazität, wie auch die enorme Querreichweite, gehen auf Air Force Forderungen zurück. Die US Air Force baute eine eigene militärisch genutzte Startrampe in Vandenberg und wollte 1-2 Shuttles exklusiv für militärische Flüge nutzen. In den 70 er Jahren gab es sogar Bilder, die einen Space Shuttle beim Einfangen einer Saljut Station zeigten (die bei gekappten Solarzellen in den Nutzlastraum passen würde).

Man wollte ein eigenes System, mit denselben Fähigkeiten haben, sozusagen ein Wettlauf im All – nicht der erste, aber wahrscheinlich der letzte. Die Entspannung zwischen den beiden Supermächten machte ein militärisch genutztes Shuttle System überflüssig, zumal auch die US Air Force nach dem Verlust der Challenger auf die militärische Nutzung der Space Shuttles verzichtete. In gewisser Weise, waren die Sowjets sogar schlauer als die Amerikaner – sie erkannten, das ihre Raumfähre überflüssig war und sie nur Geld kostete und stellten diese ein – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Erwägungen, aber auch weil der Nutzen gering war.

Die US hatten diese Einsicht lange nicht. Das Space Shuttle wurde im Verbund mit einer Raumstation vorgeschlagen. Es diente dazu diese aufzubauen. Geld bekam die NASA nur für das Transportgerät, dem so die wichtigste Anwendung fehlte. Es stellte sich dann heraus, das das Space Shuttle auch nicht dazu geeignet war Satelliten zu transportieren – zumindest nicht kostengünstiger als eine Trägerrakete. 15 Jahre nach dem Erststart hatte man die Nutzanwendung – zuerst mit Flügen zur Mir und Versorgung dieser mit Frachtgütern, dann mit dem Aufbau der ISS. Folgerichtig wird das Space Shuttle ausgemustert, wenn diese vollendet ist – nur 20 Jahre nach Buran – bei der man diese Einsicht früher hatte.

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