Kritische Auseinandersetzungen

Gestern bin ich dem Link von Roman Erstling gefolgt und war erschrocken. Ich hoffe nur keiner nimmt diesen Text als Schulreferat. Man könnte viel zum Moon-Hoax sagen, aber das ist schon von anderen tausendfach getan worden und es ist meiner Erfahrung nach eine Endlos Diskussion. Das ist wie mit einem Kreatonisten über Evolution oder das Alter der Erde zu diskutieren.

Aber ich will einmal annehmen das der Autor nur einen Fehler gemacht hat: Die falschen Quellen genommen und zu naiv an die ganze Sache heranzugehen. Denn die beiden einzigen Literaturquellen sind Gernot Giese und Gerhard Wisnewski . Beide sind dafür bekannt Geld damit zu verdienen dass Sie Bücher über Verschwörungstheorien schreiben. Nach Gerhard Wisnewski z.B. hat die CIA die Flugzeuge in das Wourld Trade Center gelenkt.

Bei einem Referat sollte man vieles lernen, ich glaube das wichtigste ist nicht über ein Gebiet zu referieren. Es ist vielmehr, selbstständig sich ein Thema zu erarbeiten und Informationen aus verschiedenen Quellen zu benutzen. Das Referat ist ja eine klassische wissenschaftliche Arbeit, und in der Wissenschaft ist eben nicht alles schwarz und weiß. Im wesentlichen kommt man bald von Fakten zu Modellen und dann zu Ansichten. Und dann kommt man auch bald zu unterschiedlichen Meinungen. Nehmen wir den Klimawandel: Wir wissen noch zu wenig über die Wirkung verschiedener Spurengasen, bestimmten Prozessen im. Boden und der Wechselwirkung zwischen Atmosphäre und Meer. Wie lange bleibt Kohlendioxid im Meer? Ist es ein Langzeitspeicher oder kann die Erwärmung sogar weiteres Kohlendioxid freisetzen? Das ist der Grund warum verschiedene Modele verschiedene Prognosen ergeben. In der Wissenschaft versucht man daher Vorhersagen zu verifizieren oder wenn dies nicht möglich ist, Fehler oder Unstimmigkeiten zu erkennen.

Wenn man über etwas referiert, was schon erforscht ist, (das ist für Schüler wohl besser),  dann geht es darum Informationen aus verschiedenen Quellen zu sichten, zu vergleichen, Übereinstimmigkeiten und Abweichungen zu finden und diese zu diskutieren und dann die eigene Meinung zu begründen. In dem Sinne hat der Autor des Referates versagt, denn er hat nur eine Sicht von einer Fraktion gebracht, die netterweise natürlich die Einwände gegen ihre Theorien in den neueren Büchern aufgenommen hat (Giese hat ja nicht nur ein Buch über das Thema geschrieben). so kann man sich die Recherche schön vereinfachen.

Bei Technik (und damit haben wir es ja in der Raumfahrt zu tun) geht es allerdings meist um andere Dinge: Es geht um Quellen und Werte und deren Richtigkeit. Damit hat man meist kein Problem: Anders ist es wenn das Datenmaterial nur partiell vorliegt und ein Autor etwas selbst ergänzt ohne das zu erwähnen. Die Situation findet man z.B. sehr oft bei Mark Wades Website. Dann braucht man Fachverstand um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Manchmal hat man es aber auch mit Irreführung zu tun und dann hilft Logik. Ich möchte nochmal zur Falcon und SpaceX zurückkommen. Ich halte deren Nutzlastangaben für reine Wunschvorstellungen. Man kann das beweisen, wenn man die Raketengrundgleichung für die Rakete ansetzt (sicherlich mit einer Unsicherheit, da deren Daten nicht vollständig offenliegen). Das kann zugegeben nicht jeder. Doch so weit muss man nicht gehen. Man muss die Rakete nur mit anderen Raketen der gleichen Technologie vergleichen. Die Angara verwendet z.B. den gleichen Treibstoff, aber ist in einigen Parametern "besser": Sie braucht weniger Triebwerke (reduzierte Leermasse) und setzte das Hauptstromverfahren ein, was den Treibstoff effizienter Nutzt (höhere Ausströmungsgeschwindigkeit). Vergleicht man also Startmasse und Nutzlast so müsste die Angara besser abschneiden, aber das Gegenteil ist der Fall:

  Falcon 9 Heavy Angara A5
Startgewicht: 885 t 980 t
Nutzlast LEO 29.6 t 24.5 t
Nutzlast GTO 15.0 t 5.4 t

Wenn man dies nicht nur mit den Angara macht sondern mit anderen Trägern (es gibt eine Reihe mit der Treibstoffkombination LOX/Kerosin die man nutzen könnte), dann wird man sehen, dass die Falcon Daten signifikant besser als die aller anderen Trägerraketen sind. Besonders auffällig ist der hohe GTO Wert. Bei den meisten Raketen beträgt dieser etwa ein Drittel des LEO Wertes, bei der Falcon 9 ist er nur halb so groß.

Mit Logik hätte man auch auf den wohl wahrscheinlicheren Ablauf des Apollo Unternehmens gekommen, selbst wenn man keine Ahnung von Technik und Physik hat. Das grundsätzliche bei allen Moon Hoaxern ist ja, dass sie sich nur einen Aspekt der Mondlandung herausgreifen. Apollo war ein Programm, das von 1961 bis 1972 dauerte, das über 25 Milliarden Dollar kostete und zeitweise 5 % des US Haushaltes ausmachte (heute entspricht dies etwa 120-150 Milliarden Dollar, wenn man die Inflation berücksichtigt). Dabei wurde die Saturn V gebaut, getestet und eingesetzt, die Apollo Raumschiffe wurden gebaut, nach dem Brand von Apollo 1 umkonstruiert und ebenfalls zuerst unbemannt getestet, es gab das Gemini Programm um die Techniken im Erdorbit zu erproben. Es gab vor Apollo 11 vier bemannte Apollo Missionen welche die Kapsel im Erdorbit (Apollo 7), das Einschwenken in eine Mondumlaufbahn und die Navigation erprobten (Apollo 8), die Mondfähre wurde im Erdorbit getestet (Apollo 9) und es gab mit Apollo 10 eine Generalprobe der Landung bei der man sich bis auf einige Kilometer der Oberfläche näherte. Wie der Autor feststellte, es arbeiteten bis zu 400.000 Menschen an diesem Projekt, und dann wenn man das Ziel nach 10 Jahren Arbeit und einem enormen finanziellen und persönlichen Aufwand erreicht hat dann….

  • Möglichkeit a: Geht man ins Filmstudio und dreht das alles unter Aufsicht der CIA
  • Möglichkeit B: Man führt die Landung durch, auch wenn man einen Abbruch riskieren muss. (Wer sich mit der Materie auskennt: So glatt und risikolos war Apollo 11 nicht).

Wenn ich logisch denken kann würde ich Möglichkeit B nehmen. Das andere macht logisch keinen Sinn. Es gibt viele Dinge, die man nicht so ohne weiteres verstehen kann, vieles kann einem jemand erklären der sich technisch auskennt. Meiner laienhaften Ansicht müssten ein paar Kilo Sprengstoff ausreichen, um in einem geschlossenen Raum Hitler zu töten, aber es scheiterte und das kann man sicher erklären mit der Position der Bombe und Möglichkeiten der Druckwelle durch Fenster oder ähnliches zu entkommen. Trotzdem würde ich das nicht als einen Fake bezeichnen. Das Ereignis ist nicht umsonst so gewählt: Denn es gab dort wie bei der Mondlandung nur wenige Augenzeugen.

Mit dem System Dinge zu bezweifeln, die man mangels eigener Kenntnisse nicht versteht, oder aus Behauptungen Tatsachen zu machen, könnte man sonst eine ganze Menge Dinge in der Geschichte bezweifeln. Der Unterschied dazu ist nur dass es bei den meisten Ereignissen genügend Augenzeugen gab das daran keiner zweifelt.

Mit Logik kommt man auch weiter bei der Behauptung, das die CIA die Flugzeuge aufs WTC lenkte. Die Frage ist abseits von "Beweisen" doch: Warum sollten die USA das tun? Die Antwort ist: Um die Öffentlichkeit für einen Krieg zu gewinnen. Das ist doch ausgemachter Blödsinn. Die USA haben doch in den vergangen Jahren etliche Kriege angefangen ohne sich um die Öffentlichkeit zu kümmern: Den Golfkrieg von 1991 und die Invasion in Panama sind zwei solche Beispiele. Wie man am späteren Irak Krieg hat braucht man auch keinen großen Aufwand betreiben um einen Krieg anzuzetteln. Es reichen ein paar nette Grafiken über angebliche Fabriken auf Lastwagen und windige Behauptungen und schon hat man die komplette Nation hinter sich und wird sogar wiedergewählt wenn jeder weiß, das es erfunden und erlogen war.

Warum ist das ganze dann heute so "In"? Vielleicht weil es mehr Medien gibt und mehr Möglichkeiten für Spinner die verfügbare Sendezeit zu füllen oder sich selbst darzustellen? Vielleicht aber auch weil dünnbrettbohren heute Mode geworden ist. Denn einen Vorteil haben doch alle Verschwörungstheorien: Sie ersparen einem sich mit dem ganzen zu beschäftigen, Arbeit hineinzustecken sondern sie ersetzten Tatsachen durch erfundene Behauptungen. Ach ist das doch so bequem. Nachdenken macht doch soviel Arbeit.

Für alle die trotzdem gerne nachdenken mein Buchtipp: Ich halte nicht viel von Jesco von Puttkamers Büchern, aber sein Buch über Apollo 11 halte ich für das beste über die Mission und Apollo im deutschsprachigen Raum, voller Daten und Fakten. Von der Mahlzeit die auf der Mondoberfläche gegessen wurde bis zum Kalman Algorithmus zur Navigation. Leider nur noch gebraucht verfügbar. Aber sehr zu empfehlen (zumindest allen die keine Dünnbrettbohrer sind)

Apollo 11, ‚Wir sehen die Erde‘

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