Olympia? Nein Danke!


Freitag 1.8.2008: Olympia? Nein Danke!

In knapp einer Woche beginnen die olympischen Spiele. In den Schlagzeilen sind sie seit Monaten. Wie soll man damit umgehen? Meine persönliche Entscheidung ist es, meinen persönlichen Olympia Boykott umzusetzen.

Warum? Nun es wird immer deutlicher, dass es bei den Spielen diesmal um einen großen Propaganda Coup geht, in dem ein totalitäres Regime sich nicht nur im besten Licht präsentieren will (was gut und billig ist), sondern auch alles was negativ ist totschweigen und vertuschen will.

Hier einige der Olympiavorbereitungen von China:

  • Die allgegenwärtige Luftverschmutzung in Peking durch die enorm zugenommenen Fabriken und Kraftwerke – alle ohne jegliche Filter oder emissionsmindernde Techniken – will man durch gezieltes Abschalten begegnen wenn die Luft ungünstig steht. Notfalls will man mit Raketenwerfern die Luft abregnen Klassen. Toll! Da freut sich die Bevölkerung von Peking, bei der Lungenerkrankungen in den letzten Jahren exponentiell zugenommen haben, mal über einige Wochen in denen sie durchatmen kann.
  • Damit man nicht sieht, das in Peking Hunderttausende von Wanderarbeitern in Slums leben, hat man diese Leute rechtzeitig vor den Spielen "umgesiedelt" in die Vorstädte, Dummerweise können sie dort nicht ihren Unterhalt verdienen und versuchen nun zurück in die Stadt zu kommen. Wer dort aufgegriffen wird muss dann mit Gefängnis oder noch Schlimmeren rechnen.
  • Diverse Verordnungen sollen die Chinesen "umerziehen", damit man nicht den Eindruck hat, sie wären unhöflich. So müssen diese am 11.ten jedes Monats Schlange stehen vor den Bus üben, Spucken auf den Gehweg ist verboten und Hund von der Speisekarte für einige Wochen gestrichen. Klar, geröstete Seidenraupen und Schlangen sind ja auch viel zivilisierte Mahlzeiten.
  • Natürlich sind da noch die Schlagzeilen aus den letzten Tagen, die so dumm wirken: Journalisten den Zugriff auf Websites sperren, die sie sowieso von zuhause kennen. Als könnte man damit verhindern, das diese schon vorher mal etwas von Amnesty international gehört haben, oder etwas von der Okkupation Tibets wissen oder dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Das ist so naiv… Schlimme ist noch, das das IOC das gut heuißt weil es ja nicht die olympischen Spiele betrifft. Klar, wenn jemand wegen seiner Meinung inhaftiert wird, oder weil er sich gegen Umweltverschmutzung engagiert, dann hat das nichts mit Olympia zu tun, aber sind dann nicht die Spiele in einem solchen Land Makulatur? Wie soll sich die Jugend "frei" treffen, wenn nicht mal den Sportlern erlaubt ist sich über die Missstände zu äußern?
  • Wenn China seine Medien für alle Chinesen geöffnet hätte, das hätte gezeigt das man wirklich was ändern will. Aber dieses "Interview Treffen" heute mit handverlesenen Journalisten und vorbereiteten Fragen – Das wirkt doch so wie Deutschland 1936, als man auch mal für ein paar Wochen die Judenverfolgung bei den Spielen eingestellt hat.

Es gibt noch einen zweiten Grund, warum mir das leicht fällt und ich schon von den letzten Spielen weniger und weniger mitbekommen habe. Die olympischen Spiele sind schon lange nicht mehr das "Treffen der Jugend der Welt". Dort agieren inzwischen Profis und gerade China hat dies erkannt. Dort gibt es "Sportschulen", bei denen schon vierjährige Vorschulkindern gedrillt werden, um später als Sportler erfolgreich zu sein. Das hat nichts mehr mit Sport und Freude an diesem zu tun. Das zweite ist, das heute weniger der Sportler als vielmehr sein Umfeld entscheidend über den Sieg ist. Zum einen durch die Technik. So dürften unsere Schwimmer nicht viele Medaillen holen: Es gibt seit diesem Jahr einen neuen Anzug, der bei den meisten anderen Teams eingesetzt wird. Er wird wie eine zweite Haut angezogen und drückt den Körper in aerodynamische Form – 5 % weniger Wasserwiderstand. Das ist bei Disziplinen in denen Sekundenbruchteile zählen, eine enorme Verbesserung.

Das zweite ist die Zunahme es Dopings. Solange es immer noch den Verdacht gibt, dass Leistungen durch Doping erbracht wurden, schwebt eine Wolke über den Spielen. Und diese Wolke kann schlussendlich die Spiele ruinieren. Die Tour de France ist ja heute schon mehr durch Doping in den Schlagzeilen, als durch positive Meldungen. China hat flächendeckende Doping Kontrollen übrigens erst 2007 eingeführt. Für 2008 sind so viele geplant wie in der BRD. Nur hat die BRD zwanzigmal weniger Einwohner und noch weitaus weniger Sportler, die ja nicht so gefördert werden, wie in China. Das zeigt doch, worum es bei diesen Spielen geht. Ein Team von Arte, welches über Doping in China berichtete, konnte durch eine versteckt aufgestellte Kamera beweisen, dass ihre Unterlagen auf den Zimmern durchsucht worden. So viel zum "offenen" China.

Ich habe daher vor mir keine einzige Übertragung anzusehen. Wenn das mehr tun, so kann man eines verhindern: Das China sich propagandistisch sich präsentieren kann. Das wäre vielleicht wichtiger als die Verhinderung des Fackellaufes. Es würde zeigen, dass sich nicht Millionen von Menschen von dieser Menschen- und umweltverachtenden Diktatur blenden lassen – und damit ginge die Rechnung der Partiebonzen nicht auf.