Kalter Krieg und die ISS

Der Georgien Konflikt hat die Beziehungen zwischen den USA und Russland wieder belastet. Die USA stehen auf Seiten Georgiens und machen sich auch sonst unbeliebt, indem sie andere frühere Sowjetrepubliken in die NATO aufnehmen will. Angesichts dessen dass es dort eine ganze Reihe von Gebieten gibt, die unabhängig sein wollen, oder sich an Russland anhängen würde ich damit sehr vorsichtig sein. Nun hat auch noch Polen im Eiltzugstempo die Verträge über das Raketenabwehrsystem unterschrieben, wohl in der Hoffnung die US Truppen würden mehr Sicherheit bieten.

Das ganze wirkt sich aber auch auf andere Gebiete aus. So steht nun die Lösung für die ISS wieder zur Disposition. Von 2010 bis mindestens 2015, bis dann das Orion Raumschiff zur Verfügung steht, ist die Sojus Kapsel der einzige bemannte Flug zur ISS. Anstatt einer sollen dann zwei dauernd angekoppelt sein, was schon jetzt die Grenze von Russlands Kapazität ist (dazu kommen dann auch noch mindesten 4 Progress Transporter pro Jahr). Nachdem 3 der 10 Flüge des Sojus-TMA Raumschiffes Probleme hatten, wurden bei der NASA schon Bedenken laut, was passiert, wenn die Sojus mal ausfällt – das wäre nicht das erste Mal. Als die Sowjetunion zusammenbrach, hatte man keinen Flug mehr, um die Besatzung von der Mir zu holen.

Vor allem aber gilt Russland inzwischen als wackliger Partner. Als die ISS 1995 aus der Taufe gehoben wurde, dachte man noch an eine größere Beteiligung Russlands mit bis zu 6 Modulen. Daraus wurden dann 5, dann vier und jetzt sind es zwei, und es ist offen ob noch zwei weitere kommen. Die NASA musste die beiden Module sogar mitfinanzieren, weil Russland dies nicht selbst konnte.

Derzeit sprudelt das Geld in Russland durch die hohen Rohöl und Erdgaspreise, doch gibt es derzeit wenig Anzeichen, dass dies auch wieder eine Neubelebung des zivilen Raumfahrtprogramms bedeuten wird: Es gibt zahlreiche Ideen und Projektvorschläge aber wenig wird angegangen, angefangen vom neuen Kosmodrom über Kliper bis hin zur Angara. Oder gar Plänen für eine neue Venus Landesonde oder Phobos-Grunt.

Der Start von Phobos-Grunt wurde trotz chinesischer Beteiligung verschoben. Die Angara ist seit Mitte der 90 er Jahre in der Planung. Der erste Test ebenfalls kürzlich um 1 Jahr verschoben. Russland will gerne ein neues Kosmodrom Svobodny wird aber aufgegeben und ob man ein neues aufbaut ist fraglich. Bei den letzten Großprojekten mussten die USA und ESA massiv zubuttern. Auch jetzt lässt sich Russland Transporte zur ISS gut bezahlen. Bei Kliper war der Vorschlag Russlands auch der, das die ESA vorwiegend zahlen sollte, aber man die Kernkompetenzen bei sich beließ.

Zum einen ist also Russlands Anteil an der ISS heute bescheiden und er wird kleiner, je mehr Module dazu kommen. 2008 ist hier ein Wendepunkt: Von den nutzbaren Modulen, die also nicht reine Kopplungsadapter sind, sondern entweder Wohnraum oder Arbeitsraum sind, gab es bisher das Swesda Modul und das US Labor Destiny. Nun hat sich die Zahl mit Kibo und Columbus verdoppelt. Russlands Anteil wird immer geringer und vor allem immer unwichtiger. Sarja ist nun nur noch Treibstofflagerraum. Wenn Node 3 installiert wird, so ist auch Swesdas Funktion als Lebenserhaltungssystem ersetzt worden und es ist nur noch Wohnraum.

Gleichzeitig wird die Abhängigkeit von Russland immer größer. Ich glaube, das die USA dies nicht dulden werden. Bei der ISS wollten sie immer der Senior Partner sein. Nun sollen sie im Zugang zu "ihrer" Raumstation von Russland abhängen?

Gleichzeitig denkt man heute über die Space Shuttles neu nach. Die Entscheidung für den Ausstieg war nicht eine wegen der Sicherheit – es war eine wegen der Finanzen. Schließlich will sich Bush in den Geschichtsbüchern auftauchen als Initiators des zweiten Mondprogrammes, doch es soll eben mit Einsparungen finanziert werden. Dazu gehörte auch das Aufgeben der ISS 201677

Ich denke bei der NASA wartet man nur auf einen neuen Präsidenten. Innerhalb der NASA gab es in den letzten Monaten schon Äußerungen die eine Kehrtwende in der ISS Politik andeuten. Zum einen für einen längeren Betrieb der ISS bis 2020 und eventuell darüber hinaus. Zum anderen Abkehr von Russland als zweiter ISS Stütze. In einer Rede von Griffin vor französischen Parlamentariern wurde Russland in der Langezeitplanung nicht mal erwähnt, stattdessen hofft man auf eine stärkere Beteiligung der ESA an der ISS.

Ich glaube mit einem neuen Präsidenten wird auch der NASA Kurs sich wieder ändern. Die Entscheidung die Space Shuttles auszumustern, dürfte zumindest teilweise revidiert werden: Nicht dass diese ewig im Dienst sein werden, aber zumindest bis Orion sie ersetzen kann. Für zwei Besatzungswechsel pro Jahr würde es reichen, wenn ein Space Shuttle weiter im Dienst bliebe.

Umgekehrt sind der Altair Mondlander und die Ares V in einem noch so frühen Entwicklungsstadium, der Design Phase, dass man aus beiden Projekten aussteigen kann, sofern sich der politische Kurs ändert, ohne viel Geld in den Sand zu setzen. Denn eines ist klar: Ein Mondprogramm und die ISS ist zwar möglich, aber auch teurer, Ob es dazu kommen wird, haben Obama oder McCain zu entscheiden.

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