Willkommen in der Besenkammer

Nachdem das Hubble Weltraumteleskop ja just der letzten Servicemission ausfiel und diese erst auf Februar und nun auf "unbestimmt" (NASA Jargon für "gestrichen") verschoben" ist wird nun die ISS für 6 Personen ausgebaut. Die Besatzung hat Schlafkabinen und anderes Equipment für 3 weitere Personen an Bord gebracht.

Wo die Astronauten wohnen sollen. Das ist ein Beispiel wie die ISS sukzessive verkleinert wurde. Bei der ISS muss man unterscheiden zwischen den bemannten Strukturen und den unbemannten Teilen – Solarzellenauslegern, Mast, Radiatoren. Während es bei diesen kaum Streichungen gab, wurde bei den bemannten Teilen eingespart. Auch diese lassen sich einteilen in 3 Kategorien

  • Bewohnbare Module: Lebensraum für die Crew
  • Labormodule: Raum für die Forschung
  • funktionale Module: Stauraum, Antrieb, Verbindungsknoten und Luftschleusen.

Ursprünglich sollte die Station 3 Wohnmodule enthalten: Den Raum in der Swesda, das amerikanische Habiattamodul (mit 10 m Länge das größte der Wohnmodule) und Raum in einem von 3 russischen Raum/Forschungsmodulen. Russland strich nach und nach seine eigenen Forschungsmodule. Inzwischen wird vage von einem Miniaturlabor gesprochen, welches von einer Sojus transportiert werden kann – vergleichen mit den 3 Modulen die von Proton Raketen transportiert werden sollten, hat man also kräftig eingespart. Weiterhin ist der Start nicht sicher.

Die USA mussten nach dem Verlust der Columbia auch sparen. Zum Opfer fielen zum einen das von Japan gestellte Zentrifugenmodul, das Habitatmodul und eine zusätzliche Stromversorgung mit einem Antrieb. Für die Besatzung bedeutete dies: Platz gab es nur im Swesda Modul. Eine Zeitlang hatten die USA noch vor, eines der MPLM als Wohnquartier umzubauen und dauerhaft an die Station umzubringen. Immerhin hat ein MPLM noch 65 % der Länge des Habitatmoduls. Nun spart man noch weiter und will die zusätzlichen Astronauten in den Verbindungsknoten 2+3 dazu umrüsten. Das ist Wohnen in der Besenkammer. Was wegfällt, ist der komplette Komfort wie Esstisch, Raum zum Leben etc., Für die Besatzung bedeutet dies erheblich weniger Komfort als diese noch bei Skylab hatten. Damals konnten 3 Astronauten in dem großen OWS, dem umgebauten Wasserstofftank einer Saturn 4B Stufe leben. Heute müssen sie sich in der vollgestopften Swesda Station und in einem Verbindungsknoten aufhalten.

Als Nebeneffekt stellt Europa übrigens am meisten Raum innerhalb der ISS: Zwei der drei Verbindungsknoten stammen von der ESA, dazu das Columbus Labor. 310 der 910 Kubikmeter Raum stammen von der ESA. Warum verlangt die ESA eigentlich keine Miete von den Weltraumrtouristen, wenn die in die ausgebaute ISS einziehen? Das wäre doch mal eine Möglichkeit Geld einzunehmen.

Vielleicht überlegen es sich die USA ja noch anders – zumindest ein weiterer Space Shuttle Flug ist ja genehmigt und mit dem wegfallenden Hubble Flug wären es zwei. Das würde ausreichen das Zentrifugenmodul und ein umgebautes MPLM zu starten. Als Alternative könnte – wieder einmal die ESA einspringen. Nur mal so als Idee: Da das ATV ja schon von der Besatzung benutzt worden, weil es auf der ISS recht eng ist und vor allem recht laut. Der Druckbehälter wird verlängert um mehr Platz zum Wohnen zu schaffen. Die Nutzlast des ATV beträgt rund 8-9 t (man braucht keinen Treibstoff zum Verglühen mehr, wenn er permanent angedockt bleibt). Das würde ausreichen den Druckbehälter auf 6-7 m zu strecken und lässt noch etwa 5-6 t für die Inneneinrichtung übrig. In etwa hat es dann so viel Platz wie ein MPLM. Wenn man es ausweidet (die Wassertanks und Treibstofftanks ausbauen oder reduzieren) kann man sogar noch etwas mehr Nutzlast herausholen. Das einzige Problem sind die wenigen freien Kopplungsadapter für russische Adapter die es gibt. Damit würde wieder einer wegfallen.

Die JAXA ist da in einer besseren Situation. Ihr HTV wird vom Canadaarm an einen freien Platz bugsiert. Da wird es an einem US Adapter ankoppelt, und da sind durch die gestrichenen Module ja einige frei. Wenn also die JAXA ihr HTV zu einem Wohnquartier ausbaut könnte sie auch einen Beitrag zur Station leisten. Nur scheint das Interesse der JAXA inzwischen eher gering zu sein. Es gab mal Absichtserklärungen das HTV zu erweitern, aber keine so weitergehenden wie bei der ESA mit dem ATV. Auch ist auffällig, dass sowohl Kibo Start wie auch die HTV Versorgung recht spät beginnen, verglichen mit ATV, obgleich beide Systeme parallel entwickelt wurden und das HTV viel einfacher aufgebaut ist.

Es wird interessant sein zu sehen wie es mit der ISS weitergeht, wenn Obama sein Amt antritt. Ich nehme an dass angesichts der Probleme in der Wirtschaft das Weltraumprogramm und damit eine strategische Entscheidung über die ISS, Space Shuttles aber auch das Constellation Programm auf sich warten lassen wird.

Was gibt es sonst neues? Ich entnehme den Nachrichten, dass Piraten einen Supertanker mit Erdöl im Wert von 110 Millionen Dollar am Golf von Somalia gekapert haben. Diese Region kam ja schon in die Schlagzeilen durch gekaperte Privatjachten und Lösegeldforderungen. Ich finde es erstaunlich, dass man inzwischen offensichtlich nicht mehr in der Lage ist die Schifffahrtswege zu sichern. Die USA, aber auch Deutschland, England, Frankreich und andere Nationen haben offensichtlich genügend Schiffe um Invasionen zu starten, aber nicht um die normale Schifffahrt zu sichern. Nach meiner laienhaften Meinung müsste doch einer der US Flugzeugträger in dieser Region reichen um bei einem Notruf innerhalb von Minuten ein Kampfflugzeug und in etwas mehr Zeit einen Helikopter mit ein paar Soldaten zu einem Schiff zu schicken. Ma ganz angesehen davon, dass man mit Flugzeugen ein großes Gebiet nach Piraten absuchen kann. (Von den Lacrosse Satelliten mit RADAR oder den deutschen SARLupe Satelliten zu schweigen. Wir hatten doch hier mal die Diskussion über die Auflösung von Satelliten. Sie nützt offensichtlich nichts, wenn das Gebiet zu klein wird, dass auf ein Bild passt….

3 thoughts on “Willkommen in der Besenkammer

  1. Quo vadis, ISS ?

    die Idee ATV oder HTV an ISS zu lassen und Umzubauen mehr platz ist genial
    genug Docking Ports an den Nodes hat ISS (der ATV Autopilot könnte auch an diese andocken )

    Doch das Problem ist die Gaste an Bord zu kriegen !

    Was soll noch auf uns zu kommen ?
    Nach NASA ist ISS ab 2017 nicht mehr in Finanzplan, sprich De-Orbit.
    heute nach 10 Jahre Bauarbeiten, soll es in 9 Jahre zu Ende sein ?

    2010 soll die Letze Shuttle andocken, ISS ist fertig, egal in welchen zustand !

    dann nächste 5 Jahre Soyuz TMA (4 Starts im Jahr, für 6 Personen zu ISS)
    nur Soyuz TMA zeigt Probleme beim Trennmechanismus von Lande- und Antriebsmodul !
    sehe Soyus TMA-11, Sojus TMA-10 und Sojus TMA-1 = 23 % von alle Soyuz TMA Mission
    mit noch 20 Soyuz TMA werden 5 davon dieses „Problem“ haben.

    2015 erst Orion 4 mit großer Besatzung
    bei Verzögerungen und Probleme könnte Orion erst 2017 bemannt starten !
    nur in 2017 hat NASA das Problem: wie ISS verschrotten ?

    bevor paar hier fragen: Was mit Falcon 9 Heavy und Dragon von SpaceX, die soll doch zu ISS?
    erst mal Falcon 9 ist nicht fertig und nicht getestet.
    und von Dragon gibt nur Mock-ups, keine getestet Flug Hardware

    Obama Raumfahrt Politik ?
    es kann sehr gut sein das Er, Projekt ISS einstellt, um kosten zu Sparen um Haushalt zu sanieren
    Nicht der erste Präsident der das mit ein Raumfahrt Projekt macht.

  2. Ein weiteres Problem ist auch, dass das ATV derzeit nur für 6 Monate Aufenthalt im All zertifiziert ist. Ich weiss nicht, welche technischen oder vor allem organisatorischen Entwicklungen noch notwendig wären, um es dauerhaft man-rated zu machen.

  3. Hallo Roman. Das bezieht sich vor allem auf die Elektronik, die ja beim echten ATV auch nach 6 Monaten noch arbeiten muss um es abzudocken und zum Verglühen zu bringen. Wenn man es nur als Behausung nimmt, so gilt das gleiche wie beim MPLM, das ja diesselbe Hülle einsetzt: 10 Jahre im All.
    Empfehlung: Mehr darüber im ATV Buch (Link auf der Seite rechts).

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