Vermischtes aus den letzten Tagen

2 Tage mit Winterdepression und Fernsehkonsum haben ihre Spuren hinterlassen: Ich habe ein paar Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind. Zum einen bin ich beim Zappen über eine dieser "Chart Shows" gestolpert. Das Format kannte ich ja von RTL und SAT1. Doch Pro7 hat selbst diese billige Unterhaltung noch pervertiert. Anstatt die 50 erfolgreichsten Gruppen zu präsentieren, dabei einige B-Promis auf die Couch einladen und einige Altstars ihre Hits nochmal präsentieren zu lassen, hat man das einspart und Oli P., allseits bekannt, als begnadeter Sänger der Ausnahmeklasse, moderiert ohne Gäste die "100 nervigsten Gruppen". B-Promis müssen dann ihren Senf dazu geben. Dumm nur, dass diesmal die Zuschauer abgestimmt haben, wahrscheinlich kamen die Votes aus der Pro-7 Zielgruppe von 9-14. Bei SAT1 und RTL türken Experten die Charts wenigstens so, dass die Gästestars eingebaut werden können und Platz 1 auf jeden Fall ein Gast ist, (Wäre doch peinlich wenn Madonna die erfolgreichste Sängerin wäre, und nicht in die Show kommt). So kam, was kommen musste: Unter den Top 20 Gruppen waren auch Queen, AC/DC und die Skorpions. Da fiel auch den Promis nichts mehr drauf ein, weil die eben nicht nervig sind, sondern gut. Doch es gibt ja noch Oli P.: Der findet selbst an Queen noch was rumzumeckern. Viel tiefer kann man als Sänger wohl nicht mehr singen. Selbst nichts können aber Boehemian Rhapsody niedermachen.

Das zweite war "W wie Wissen": Da hat sich ein Physiker und Koch über die Weihnachtsgans ausgelassen. Was will uns der Mann weismachen: Die Herstellung einer "perfekten" Weihnachtsgans benötigt Physik! Nichts ist falscher als das. Und er beweist es dann auch. Kollagen macht man weich mit Wein und frischem Ananassaft (Säure und Bromelain als Enzym) und die Kruste bekommt man mit Honig. Seine Inkompetenz bewies er sogar dadurch dass, der nicht einmal den Namen der wohl prominentesten Reaktion der Lebensmittelchemie, die Maillard Reaktion, fehlerfrei aussprechen konnte ("Mallard" anstatt "Majlard"). Das einzige was mit Physik zu tun hatte, war eine Formel zur Berechnung der Dauer im Backofen bei gegebener Temperatur und Gewicht. Warum wundert mich das nicht? Physiker sind dafür bekannt, dass sie meinen alles zu können. Klar, alle Naturgesetze sind im wesentlichen Physik. Doch die Wirklichkeit ist so kompliziert, dass man mit der Physik nicht weit kommt. Physiker haben heute Probleme nur die Atomorbitale der zweiten Periode zu berechnen, geschweige denn, dass sie ein chemische Reaktion mit Physik erklären können. Das ist, wie wenn man die Arbeit eines Prozessors anhand der Physik erklären will: Natürlich kann man berechnen wie jeder der 413 Millionen Transistoren eines aktuellen Quadcores schaltet, doch es ist so kompliziert, dass für jeden normalen Anwender es reicht, die etwa 200 Maschinenbefehle zu lernen, welche die Aktionen auslösen.

Nummer 3: Ein Bericht über Tieroperationen in Planetopia. Heute ist beim Tier dasselbe möglich wie beim Mensch – zu denselben Kosten. Der Bericht war über Operationen von Tumoren bei einer Katze (800 Euro) und einem Herzschrittmacher für einen Hund (1500 Euro). Zuerst habe ich mir gesagt: "So was bezahle ich nicht". Doch dann habe ich mich erinnert an unsere letzte Katze. Als sie 13 war hat sie eine Linse verloren und damit das Auge nicht ganz erblindet, musste diese entfernt werden. Obwohl keine lebensnotwendige Operation, hat mich das damals 800 Mark gekostet und die habe ich gerne bezahlt. Problematischer ist, dass Katzen es einem keineswegs danken, wenn sie öfters zum Tierarzt müssen. Die Frage ist: was würde ich machen wenn jetzt eine meiner beiden Katzen eine schwere Krankheit hätte? Zusehen wie sie leidet oder eine teure Operation durchführen? Ich denke es hinge von der Prognose und Art der Krankheit ab. Bei einer dauerhaften Besserung würde ich wahrscheinlich die Operation durchführen lassen. Doch wenn es keine Heilung gäbe (wie bei Krebs) wohl nicht. Es ist relativ einfach, abstrakt über Geld zu reden. Doch bei der praktischen Umsetzung, wenn das eigene Tier betroffen ist, ist es ungleich schwerer.

So für alle Raumfahrtfans die bis hierhin den Blog durchgelesen haben nun noch ein Raumfahrtthema. Gestern habe ich den Artikel über die GSLV und PSLV überarbeitet. Es gibt Neuigkeiten von der eigenen Oberstufe die Indien entwickelt. Da gab es einen neuen Test. Als ich dann aber nach Infos zur GSLV gesucht habe, stellte sich heraus, dass Indien inzwischen seine Nutzlastangaben kräftig nach unten korrigiert hat. Ursprünglich sollte die GSLV 2500 kg in den GTO Orbit bringen. Davon ist nun nicht mehr die Rede. Die beiden ersten Versionen Mark I und Ib transportieren nur 1500 und 1900 kg in den GTO Orbit. Erst die Mark II mit indischem Triebwerk und größerer Oberstufe soll 2.2 t schaffen – aber immer noch keine 2.5 t. Das ist heute sehr ungewöhnlich. Natürlich ist die Nutzlast einer Rakete nicht vor dem ersten Flug genau bekannt. Aerodynamische Verluste, Lenkungsbedarf sind berechenbar, aber erst durch die Praxis verifizierbar. Vor allem ist die Performance von Oberstufen im Vakuum am Boden nur schwer am Boden nachzuvollziehen. Selbst in einer Vakuumkammer kann man nach Zündung des Triebwerks kein Vakuum mehr halten – Ein HM-7 produziert pro Sekunde 15 kg Wassergas, ausreichend um 20 m³ auf 1 Bar Druck zu setzen. So gab es auch bei der Ariane 1 eine positive Überraschung als das HM-7 effizienter arbeitete und 10 Sekunden vor dem berechneten Zeitpunkt abschaltete. Das bedeutete damals 170 kg mehr Nutzlast (1865 anstatt 1700 kg). Doch damals gab es auch nicht die Möglichkeiten die Performance genauer zu berechnen und das HM-7 war neu – das KVD-1, dass die Inder verwenden, wurde schon von den Russen ausgiebig getestet. Vor allem ist die Abweichung viel größer: 1900 zu 2500 kg, das sind mehr als 25 % weniger. Ich frage mich woran das liegt. Bei der Falcon 1 gab es das gleiche Phänomen ja schon (Von 670 auf 420 kg). Doch da sind die Abweichungen auch mit mangelnder Kompetenz und Wunschdenken erklärbar. Doch die GSLV ist Indiens vierte Rakete. Die Nation hat schon Erfahrungen mit der PSLV, bei der sie sogar die Nutzlast steigern konnte (auf 1.06 t in den GTO Orbit). Rätsel über Rätsel….

Das Bild von heute habe ich aus meinem Archiv der Voyager Aufnahmen herausgesucht. Es ist ein Bild, dass niemals veröffentlicht wurde, aber das ich sehr beeindruckend finde. Es ist Europa über den Wolkenbändern von Jupiter. Europa hat die Größe unseres Mondes und sieht doch verglichen mit den Wolken nur wie eine Murmel im Nichts aus.

Europa über Jupiter

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