Die Kosten der Marsforschung

Ich habe mal versucht Daten zusammen zu tragen, und zwar über die Kosten von Raumsonden. Tabelle Nummer 1 enthält die Kosten von Marssonden, zusammen mit ihrem Startjahr:

Mission Startjahr Gesamtkosten [Mill $] pro Sonde
Mariner 3+4 1964 120 60
Mariner 6+7 1969 145 73
Mariner 8+9 1971 137 69
Viking 1+2 1975 914.5 228
Mars Observer 1992 980 980
Mars Global Surveyor 1996 289 289
Mars Pathfinder 1996 265 265
Mars Climate Orbiter 1998 160 160
Mars Polar Lander 1998 165 165
Odyssey 2001 297 297
Mars Exploration Rovers 2003 850 425
Mars Reconnaissance Orbiter 2005 720 720
Phoenix Mars Scout 2007 420 420
Mars Science Laboratory 2011 1900 1900
Maven 2013 485 485

Die folgende Tabelle enthält die gleichen Daten, allerdings korrigiert um den Bruttoinlandsprodukt-Index der USA relativ zum Jahr 2000. Dies ist auch die NASA Methode, um Kosten verschiedener Jahre zu vergleichen: (Die Faktoren stammen von einer Tabelle des letzten NASA Administrators Michael Griffin, mit der er vorrechnete wie preiswert das "Constellation Programm" vergleichen mit Apollo ist).

Mission Startjahr Gesamtkosten [Mill $] pro Sonde
Mariner 3+4 1964 544 272
Mariner 6+7 1969 566 293
Mariner 8+9 1971 482 241
Viking 1+2 1975 2490 623
Mars Observer 1992 1134 1134
Mars Global Surveyor 1996 308 308
Mars Pathfinder 1996 282 282
Mars Climate Orbiter 1998 165 165
Mars Polar Lander 1998 170 170
Odyssey 2001 290 290
Mars Exploration Rovers 2003 798 399
Mars Reconnaissance Orbiter 2005 640 640
Phoenix Mars Scout 2007 353 353
Mars Science Laboratory 2011 1462 1462
Maven 2013 366 366

Es überrascht vielleicht einige, das Viking nicht einmal so teuer war – obwohl die Mission deutlich kostspieliger wurde als geplant. Der springende Punkt: Bis zu diesem Zeitpunkt wurden immer Doppelmissionen gestartet. Bei Viking waren es sogar vier Sonden: Je zwei Orbiter und zwei Lander. Bei wissenschaftlichen Satelliten sind die Entwicklungskosten für die Raumsonde und die Hardware viel höher als die späteren Fertigungskosten. Wie viel höher ist abhängig von der Komplexität des Raumfahrzeugs. Üblicherweise bekommt man einen Nachbau für 30-40 % der Kosten des ersten Exemplars. Ist eine Raumsonde sehr komplex, wie der Viking Lander, so können es sogar nur 15 % sein. Aus demselben Grund werden auch Kommunikationssatelliten und Wettersatelliten in kleinen Serien gebaut. Unter diesem Aspekt ist es Sparen an der falschen Stelle, wenn nur ein Exemplar gestartet wird, doch war dies die Regel bis auf die Ausnahme der beiden Rover.

Ich denke aber auch hier an die ESA: Bepi-Colombo und Exomars sind inzwischen zu schwer für die Sojus und erfordern einen Ariane 5 Einzelstart. Die Sojus hätte rund 1450-1700 kg zum Mars befördert (Baikonur/Kourou). Die Ariane 5 schafft 5200 kg. Mit einer 500 kg schweren Sylda-5 sind dies also zwei Einzelstarts von jeweils 2350 kg – das müsste, solange die Gewichtsteigerung nicht dramatisch ist – ausreichend für 2 Exemplare, sowohl von Bepi-Colombo wie auch von Exomars. Aber da die ESA ja derzeit schon Probleme hat Exomars zu finanzieren ist es unwahrscheinlich, dass man sich ein zweites Exemplar leistet. Mein Vorschlag: Exomars endgültig streichen und Bepi-Colombo zweimal bauen.

4 thoughts on “Die Kosten der Marsforschung

  1. Eine Sonde oder zwei …

    Mag sein, dass ich etwas größenwahnsinnig bin, aber wie wäre es, wenn man mal einen Betrag, wie den für die ISS aufgebracht hat, für die Marsforschung ausgeben würde.

    Wenn man 1000 Großraketen (Ariane V o.ä.) bestellt, dann werden die, unabhängig von den Entwicklungskosten, wohl für weniger als $50 Mio. pro Stück geliefert. Dann bleiben immernoch $25 Mio für die jeweiligen Nutzlasten (jeweils mehrere hundert pro Serie) und $25 Mrd für Infrastruktur am Boden und Missionsbegleitung.

    Dann bleibt nur noch die Frage, ob man sich mit 300 Rovern schon zufrieden gibt, oder doch lieber 700 hätte ….

  2. Nur wüde dann genauso viel wie für die ISS in die Marsforschung gesteckt, was genauso blödsinnig ist wie das Geld in die ISS zu stecken. Würde man die 9280 Millionen Dollar für die bemannte Raumfahrt von 2009 auf die unbemannte Raumfahrt (4503 Millionen) aufteilen, so entspräche das aber immer noch einer Verdopplung. Ich bezweifele aber, dass es einen Bedarf nach so viel Marsforschung gibt, zumal die Lander ja bald technisch überholt wären.

    Mit Sicherheit könnte man aber heute langsam an eine Marslandung denken, hätte man die rund 100 Millairden der ISS in einen bemannten Marsflug gesteckt.

  3. Hallo,

    eine Frage:
    Weshalb Exomars einstellen und Bepi-Colombo 2x starten und nicht umgekehrt? Sicherlich, Marslander und -orbiter hat es mittlerweile etliche gegeben, doch Merkur scheint mir im Verhältnis doch wenig wirklich Interessantes zu bieten. Ich habe geradezu den Eindruck, dass hier Erkenntnisse mächtig aufgebauscht werden, damit man etwas hat, das man der Öffentlichkeit als Erfolg verkaufen kann. Vor allem, können zwei baugleiche Orbiter bei Merkur (oder einem anderen Planeten) wirklich so viel mehr leisten als einer, vorausgesetzt, dass nicht einer davon vorzeitig verloren geht? Ich denke mir, zwei Lander könnten das sehr wohl, da sie einen sehr stark lokalen Bezug haben (s. MER). Überhaupt: Umstieg auf eine Ariane 5: Wie kann man sich das vorstellen? Würde die Rakete gegebenenfalls nur halb ausgelastet? Oder hätte es bei Bepi-Colombo den Vorteil, dass die Reise wenigstens etwas schneller vonstatten ginge?

    Und noch eine wohlgemeinte Kritik: Bei dem neuesten Artikel über die Weiterentwicklung der Ariane 5 ist mir aufgefallen, dass die Angaben zum Schub der Varianten des Vulcain-Triebwerks nicht schlüssig sind. Bei den Artikeln kommen leider desöftern Zahlendreher vor. Oder es fehlt eine Ziffer oder das Komma steht falsch oder Werte werden versehentlich vertauscht. Bei Angaben, die mir bereits bekannt sind, kann ich solche Fehler erkennen, bei mir nicht bekannten Zahlenwerten wirkt es jedoch verunsichernd, wenn ich nicht feststellen kann, ob die Daten so stimmen oder nicht. Darum möchte ich anregen, bei dem Buch über Europäische Trägerraketen, das ich mir auf jeden Fall besorgen möchte, alle Zahlenwerte nochmals auf Richtigkeit zu überprüfen.

    Peter Stohl

  4. Zu Exomars: Es sind vor allem die Kostensteigerungen von 650 auf 1600 Millionen Euro. Derzeit ist beschlossen das Projekt ruhen zu lassen und nach internationalen Partnern zu suchen um es zu finanzieren.

    Warum bepi-colombo? Weil weitere Mars-Missionen geplant sind, aber keine weiteren Merkur-Missionen. Was zwei Orbiter bringen können? Man muss nur sehen was die beiden Mer und Viking Sonden erbracht haben. Bei allen Instrumenten die Teilchen untersuchen ist es so möglich die Interaktion zwischen Merkur und Sonnenwind auch zweidimensional zu untersuchen und nicht nur eine Punktbestimmung zu machen.

    Das Buch über Ariane 5 und Vega wird erst als zweites erscheinen. Zu den Vulcain Angaben. Vulcain 1+2 kann man einfach auf den ESA Seiten nachprüfen. Bei Vulcain 3 gibt es wenige angaben und es sind noch Konzeptstudien. Meine stammen von:
    http://www.la.dlr.de/ra/sart/publications/pdf/IAF03-V4-02.pdf

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