Nachlese / Blog

Eigentlich wollte ich ja heute scheiben unter dem Titel „Werde berühmt mit Bernd-Leitenberger.de“. Denn kurz nach Veröffentlichung des letzten Blogs von Michael Jahn bekam ich eine Mail, wo ich gefragt wurde, ob ich den Artikel nicht auf www.urquellwasser.eu veröffentlichen würde. So würde er 50.000-75.0000 Besucher bekommen. Ich habe die Mail natürlich an den Autor weiter geleitet. Tja so schnell geht das mit dem Bekannt-werden. Der Artikel wurde vorher von Fachzeitschriften abgelehnt und ich hatte auch erst mal angemerkt, das von der Sprache her mehr ein Fachartikel als ein Blog ist. Mal sehen ob jetzt von Michael Jahn noch mehr Gastbeiträge kommen. Er meinte vorher, er hätte noch einiges schon fertig vorliegen.

Auch Thomas hat jede Menge Kommentare für seinen Blog bekommen. Auch wenn es immer wieder die gleichen sind die kommentieren – das ist nun mal so im Internet. Der größte Teil der Leser ist stumm. Rein statistisch besuchen etwa 500.000 Leute jedes Jahr die Website, also so rund 1300 pro Tag. Ich bekomme aber im Durchschnitt vielleicht eine Mail, meistens weniger. Bei so schnellen Reaktionen merkt man aber das der Blog gelesen wird.

Ich muss ehrlich sagen, ich wünsche mir das für meine Beiträge auch. Konkretes Beispiel: Ich entdecke über die Referer, dass mein letzter Blog über Schwelastraketen im Raumfahrer.net Forum diskutiert wird. Warum nicht hier? Um mal gleich einen Irrtum auszuräumen: Mehrere Startrampen machen eine bemannte Mission einfacher, aber sind nicht notwendig und so entfällt auch die dort vermutete Diskussion über enormer Organisationsaufwand von vielen Starts in kürzester Zeit: Wenn etwas im Orbit ist kann es dort ruhig ein paar Monate bleiben. Konkretes Beispiel: Die ESA alleine würde das mit einer Ariane 5 Startrampe und 8 Starts pro Jahr (so viel sind nach Arianespace ohne Problem möglich machen), dann sähe das z.b. so aus:

  • 1.1.: Start einer Stufe mit lagerfähigen Treibstoffen in einen Erdorbit 300 km Höhe
  • 15.2. Start einer verlängerten ESC-A Oberstufe als Nutzlast, Ankopplung an die lagerfähige stufe und Beförderung in einen 300 x 22000 km Erdorbit.
  • 1.4.: Start einer verlängerten ESC-A Oberstufe als Nutzlast. Ankopplung an die Stufe und ab in eine Mondtransferbahn. Dort kommt sie am 4.4. an und schwenkt in einen 200 km Orbit ein.
  • 15.5: Start des Mondanders mit lagerfähigen Treibstoffen in einen 300 km Orbit
  • 1.7. Start einer verlängerten ESC-A Oberstufe als Nutzlast. Ankopplung an den Mondlander und Beförderung in einen 300 x 22000 km Erdorbit.
  • 15.8. Start einer verlängerten ESC-A Oberstufe als Nutzlast. Ankopplung an den Mondlander und ab in eine Mondtransferbahn. Dort kommt er am 19.8 an und schwenkt in einen 200 km Orbit ein. Ankopplung an die Stufe zur Aufrechterhaltung des Orbits.
  • 1.10: Start einer Lagerfähigen Stufe in einen 300 km Erdorbit
  • 15.11: Start der Besatzung mit Versorgungsmodul in einen 300 km Orbit. Ankopplung an die Stufe und Zündung derer (v=1850 m/s bei Einsatz des Aestus Triebwerks) – in einen niedrigen Erdorbit. Abkoppeln der Stufe. Im nächsten Erdorbit nach 8 Stunden Zünden des eigenen Antriebs um auf eine Fluchtbahn zu gelangen und am 29.11. Einschwenken in den Mondorbit
  • 30.11: Ankopplung an den Mondlander. Mondlandung.

Irgendwann später…. Rückkehr der Besatzung vom Mond. Umsteigen in das Kommandomodul. Ankopplung an die Stufe mit lagerfähigen Treibstoffen und Abkoppeln des Mondlanders. Rückkehr zur Erde

Zugegeben es ist aufwendiger. Ohne kryogene Treibstoffe sind mehr Missionen nötig (hier 8 anstatt 7), aber es gibt zu keinem Zeitpunkt einen Termindruck. Die beförderte Masse in eine Fluchtbahn ist übrigens bei dem Szenario rund 55,8t. Je 21 t für die Stufe zum Rückstart und 13,8 t für die Mannschaftskabine. Im Mondorbit kommen noch 2 x 15 t und einmal 9.6 t an. Es ist nicht besonders elegant, weil man z.b. keine 15 t Stufe zur Rückkehr braucht (bei 9.6 t für das CSM würden dazu rund 4 t reichen. Das könnte man nutzen um den Mondlander mit nur teilweise gefüllten Tanks zu starten und unterwegs umfüllen. So könnte man z.B. rund 60 % mehr auf dem Mond landen als zur Apollo Ära.

Vielleicht ist das der Fehler meiner Blogs: Sie sind nicht hypothetisch. Sie sind technisch und ich rechne alles durch, und halte die Klappe bei Themen wo ich das nicht kann. Über Zahlen kann man nicht diskutieren, man kann nur Rechenfehler nachweisen. Ich muss aber auch sagen: Anders will ich es nicht. Ich sehe wenig Sinn darin mir en Kopf über Dinge zu zerbrechen die ich nicht beurteilen oder nachvollziehen kann. Es ist ja nun nicht immer so das etwas rauskommt: Ich habe lange an einem Titan Orbiter mit Radarerfassung herum gerechnet. Aber ich kam selbst bei optimistischer Auslegung und einigen noch nicht erprobten Techniken (Aerobraking mit großen ausfahrbaren Schilden) nicht auf eine Sondenmasse die es erlauben würde hochauflösende Aufnahmen zu machen die mehr als rund 100-200 m/Pixel erlauben würden. Dann wanderte der Artikel nach 2 Tagen Rechnens in den Papierkorb.

Aber kann man darüber nicht auch diskutieren? Ich dachte es käme beim letzten Thema auch eine Diskussion auf und habe deswegen extra nicht meine Meinung in Bezug Schwerlastraketen geschrieben. Sie liegt in der Mitte. Man kann meiner Meinung nach den Vorteil von beiden Welten verbinden: Wenn man bestehende Raketen soweit erweitert, dass sie eine höhere Nutzlast aufweisen, aber noch keine Schwerlastraketen sind. Bei Ariane 5 wäre z.B. Version mit 6 Boostern denkbar: 4 Booster starten beim Start, zwei nach deren Ausbrennen. Ohne veränderte Zentralstufe und Oberstufe hätte dieser Typ eine Nutzlast von rund 48 t LEO. Nutzt man den Schub um ESC-A und EPC moderat zu verlängern (um die Menge Treibstoff, die die EPC in den 125 Sekunden Brennzeit der Booster verbraucht) wären es rund 52 t. (oder 16,7 t auf eine Mondtransferbahn). Drei dieser Starts würden reichen und man bräuchte keine neue Rakete entwickeln und könnte den Effekt von preiswerter Serienproduktion schon bestehender Elemente mitnehmen. Das wollte ich eigentlich in die Diskussion einwerfen, aber wenn keiner diskutieren will….

Ansonsten es geht mir gut! Ich schaue inzwischen jeden Tag mir gerne meine Verkäufe bei BOD an. Der Juli war dank 40 Jahre Mondlandung sehr umsatzstark, besser als das vergangene Halbjahr zusammen. Wenn es dauernd so laufen würde, und ich noch mehr Bücher hätte, dann könnte ich vielleicht sogar davon leben (vielleicht auch eine Erklärung warum ich derzeit so fleißig an Büchern arbeite). Was mich besonders freut, ist das auch mein „Was ist drin Buch“ nun endlich anzieht. Schließlich verstehe ich was von Lebensmittelchemie und ich weiß, dass sich viele Leute für Zusatzstoffe und ob sie vermeidbar sind, bzw., wie man sie erkennt interessieren. Daher hoffte ich hier auf einen größeren Markt, auch wenn da vielleicht mein Name nicht so bekannt ist wie in der Raumfahrtszene. Dann habe ich noch die Anfrage bekommen ob ich einen weiteren Dozentenauftrag übernehmen könnte, so dass mir auch nicht langweilig wird, wenn nun Ende August mein Arbeitsvertrag ausläuft. Wenn ich mich auf diese beiden Säulen verlassen könnte, dann wäre das vielleicht sogar vorstellen dauerhaft davon zu leben also selbstständig zu sein. Was mich dabei ja immer abgeschreckt hat war die Unsicherheit von Aufträgen die mal kommen oder mal nicht. Und Aufträge kommen ja nicht so einfach und ich bin kein Profi in Marketing nicht mal in eigener Sache. Aber derzeit ist es so, dass die anfragen an mich kommen und ich nur noch zusagen muss.

8 thoughts on “Nachlese / Blog

  1. hallo bernd,
    ich vermute das mit dem dikutieren über deine themen hat ein bisschen was vom lehrer-schüler problem. wenn ein lehrer (autorität) einen vortrag hält (auch wenn dieser gut ist) und anschließend fragt ob noch fragen sind, meldet sich keiner. macht aber ein schüler einen interessanten vortrag werden schon ein zwei mitschüler mitdiskutieren.
    Mach dir nix draus, das zeugt davon, dass du mit deiner Meinung und Ansicht auf der Welle mit vielen Blog-lesern liegst.
    grüße, christian

  2. Pass deinen Stil nicht an den Mainstream an; Als dein Leser will ich was Handfestes und kein Wischiwaschi ! 😉 😉

    Der Artikel mit den Schwerlastraketen war ausserordentlich interessant. Dass z.B. so einer wie ich keinen Kommentar geschickt hat, lag nur an einem: Dem hervorragenden Bade- und Grillwetter ! 😉 😉 😉

    Deine Meinung betreffend der Raketen im 40 – 50 t Bereich teile ich hundertprozentig.

    zum oben erwähnten Missionsszenario:

    – Treibstoffaufwand und Zeitaufwand für die unbemannten ESC-A Kopplungsmanöver in der Parkbahn 300 x 22000: Wie siehst du das ?

    – Wie siehst du das mit der Kühlung der ESC-A Stufen und den Verdampfungsverlusten ? Dadurch, dass die ESC-A Stufen ja einigermassen sofort „verbraucht“ werden, stellt sich das Problem im geschilderten Szenario ja nur in verringertem Ausmass, aber es stellt sich halt trotzdem.

  3. So langsam macht sich das Schreiben von Büchern bezahlt… Die Frage mit dem Koppeln kann ich ohne Nachschlagen beantworten: Bei Gemini war eines der Ziele die Zeit bis zur Ankopplung laufend zu reduzieren von 4 auf eine Erdumkreisung die man auch bei Gemini 11 erreichte. Technisch gesehen ist das bei jedem anderen Orbit genau gleich. Es gibt immer ein Startfenster wenn das Ziel den Startort überfliegt. Wenn man auf etwas Geschwindigkeit verzichtet (70 m/s) kann man auch den 300 x 20.000 km Orbit nehmen – das ist ein 6 Stunden Orbit, so gibt es jeden Tag ein Startfenster. Wenn man im Perigäum ankoppelt, dann geht das in einer Zeit in der Isolation ausreicht.

    Die Isolation ist ein anderes Thema, um das sich die NASA ja auch bei Constellation drückt: kryogene Treibstoffe versprechen bei Marsmissionen eine deutliche Reduzierung des Treibstoffbedarfs. Spätestens wenn man dort Treibstoff auf dem Mars gewinnen will, muss man die Technik der Langzeitkühlung beherschen. Wie sonst sollte man sonst den Wasserstoff den man für die Methanproduktion auf den Mars schickt über Jahre flüssig halten. Constellation böte eine Gelegenheit das beim Mond zu testen.

    Meine Meinung: Gute Isolation und ein Sonnenschirm würden wohl bei den Orbitalstufen ausreichen. Bei einem Lander auf dem Mond aufgrund der Strahlung von der Mondoberfläche und Wärmeleitung wäre wohl einer Rückverflüssigungsanlage notwendig. Das ist ja acuh ein Kritikpunkt von mir an Constellation: Ich finde zu wenige Innovationen. So hat man das LOX/Methan Triebwerk ja schon beerdigt.

    Ach ja, schau auch mal in dein Postfach….

  4. @Overlord: Der Blog lebt von Interaktion, Nachfragen, Kritik, außerdem ist niemand unfehlbar und ich weiß auch nicht alles….

    Vielleicht schreibe ich doch mal einen Blog nur über Muschis und Möpse

    Als Tierliebhaber habe ich das schon lange vor. 😉

  5. Ich finde den Blog, so wie er ist, auch gut.

    Zum Thema Schwerlastraketen:

    Gestern fand ein Test des URM-Moduls der Angara statt. Dieses ist bei Angara 1.1 und Angara 1.2 die erste Stufe und wird ab Angara 3 auch als Booster verwandt.

    http://www.khrunichev.ru/main.php?id=1&nid=1213

    http://de.rian.ru/science/20090731/122531802.html

    Das Angaraprogramm scheint im Moment im Zeitplan zu liegen. Der erste Starttermin der Angara 1.1 soll im Jahr 2011 stattfinden. Die Angara 1.1 besteht nur aus dem URM-Modul als erste Stufe und der Briz-Oberstufe. Die Briz-Oberstufe fliegt bereits kommerziel auf anderen russischen Trägern und das URM-Modul wurde gestern getestet, ein Erstflug der Angara 1.1 im Jahr 2011 erscheint deshalb realistisch.

  6. Hallo.
    Ich verfolge die Website und den Blog sehr interessiert und denke, dabei viel gelernt zu haben. deswegen gleich eine Frage, da ich für mich eine Ungereimtheit zu bemerken geblaubt habe:
    Thema: Rückkehr zum Mond ohne Schwerlastrakete, hier mi der Ariane 5.

    1. Start: Treibstoff in 300 Km-Orbit.
    2. Start: diesen Treibstoff in 300 * 22.000 Km – Orbit bringen.
    3. Start: Raketenstufe an das Vehikel aus Start 1 bringen um das ganze in einen Mondorbit schießen.

    Jetzt zur Frage: Vehikel aus Start 3 muß die selben Orbitaldaten wie das Vehikel aus 1 + 2 haben. Und dann noch genug Treibstoff, um in ein Lunartransferorbit zu beschleunigen und in ein Lunarorbit abzubremsen.

    Was sind hier die einigermaßen genauen Brennstoffmengen, um das zu gewährleisten, denn die Bahngeschwindigkeiten aus einem kreisförmigen 300 Km-Orbit und einem 300*22.000 Km – Orbit im Perihel dürften sich ja gewaltig unterscheiden.

    Gruß, Bernd

  7. @Namensvetter:
    Ariane 5 EC-A Nutzlast 21 t in einen niedrigen Erdorbit
    Start 1: 21 t im Erdorbit
    Start 2: ESC-a Stufe verlängert (21 t voll, 4 t Trockenmasse) ankoppeln, zünden. Beschleunigt um 2104 m/s (Reserve: 100 m/s) in 300 x 22 000 km Orbit
    Stufe 3: Verbraucht um in den Orbit zu gelangen rund 8,2 t des eigenen Treibstoffs (12.8 t im 300 x 22000 km Orbit). Koppelt an, kann die Geschwindigkeit nun noch um rund 1316 m/s erhöhen. Benötigt werden aber für Lunare Transferbahn etwa 1100 m/s.
    Am Mond muss mit eigenen Treibstoffvorräten eingebremst werden. (etwa 800 m/s, abhängig von der Ankunftsgeschwindigkeit). Das muss mit eigenen Treibstoffvorräten geschehen. Bei lagerfähigen Treibstoffen (spezifischer Impuls des Aeustus Triebwerks) bleiben noch rund 15 t in der Mondumlaufbahn übrig.

    Es wäre auch eine leicht höhere Bahn möglich, dann wäre die Nutzlast noch etwas höher. Ich habe mich einfach für diese entscheiden wegen der Reserven. Leider reicht es nicht ganz für die GTO Bahn (da fehlen rund 200 m/s), das wäre wegen des täglichen Startfensters ideal.

  8. …. doch nochmals eine Frage zu den Starts vom 1.4. und vom 15.8.:

    Habe ich das richtig begriffen, dass die Startkonfiguration der Ariane 5 bei diesen Starts ZWEI ESC-A Stufen umfasst hätte (nämlich die „normale“ ESC-A plus eine zweite ESC-A, welche als Nutzlast in den 300 x 22000 km Orbit gebracht worden wäre) ?

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