Die Werbung mit Fresenius

Die Reaktionen auf den neuen Werbespot mit Jörg Pilawa haben mich mal dazu gebracht, was allgemeines über die Werbung mit „Fresenius geprüft“ zu schreiben. Diese prangt auf immer mehr Webseiten, selbst nicht Lebensmittel-Produkten wie z.B. Calgon. Zuerst einmal was ist Fresenius? Fresenius ist ein recht großer, börsennotierter Konzern, der auch Analytiklabors betreibt. Anfang der 90 er Jahre hat der Konzern einen Sterben unter den unabhängigen Labors ausgelöst, weil er schnell wuchs und die Analysen billiger anboten konnte, so dass er heute marktbeherrschend ist.

Warum sollte ein Hersteller nun seine Produkte durch Fresenius prüfen lassen? Es gibt für mich hier mehrere Möglichkeiten:

  • Es ist Bestandteil des Qualitätssicherungskonzeptes die Produktion durch externe Dienstleister überwachen zu lassen, auch um „Betriebsblindheit“ zu vermeiden und Ratschläge für Verbesserungen zu bekommen. Die Qualitätssicherung hat übrigens nichts mit einer hohen Produktqualität zu tun, sondern einer gleichmäßigen, garantierten Qualität und die Qualität der Produktion
  • Es kann günstiger sein, aufwendige Bestimmungen, wie Rückstandsuntersuchungen, extern durchführen zu lassen, da innerhalb eines Betriebs nicht die nötige Menge zusammen kommt um die dafür nötigen, teuren Gerätschaften und spezielle Ausbildung des Personals zu rechtfertigen
  • Ich will damit werben und überlege mir, welchen Mehrwert die Werbung damit bringt und was mich dies zusätzlich kostet. Dies dürfte bei dem genannten Wursthersteller der Fall sein, denn wer schon Geld für Fernsehspots hat, Dreharbeiten in Südafrika oder den Bau einer Mühle (deren Original in dem Ort nach dem sie sich benennen, schon 1627 abbrannte), dann sind die Kosten für die Überwachung der Produktion ein Klacks.

Doch was sagt es aus?

Fresenius ist kein staatliches Untersuchungsamt, dass willkürlich Proben zieht und bei Verstößen eine Klage erhebt. Es mag bei Abweichungen ein Siegel entziehen, aber das wars dann auch. Es ist also recht risikolos. Es ist vollkommen risikofrei, wenn ich auf vier Stoffe untersuchen lasse, die ich in der Produktion gar nicht einsetze, wie dies der besagte Wursthersteller tut. Dasselbe System denke ich wird man auch bei anderen Herstellern finden.

Der kritische Verbraucher sollte sich was anderes fragen: Welches Siegel findet sich nicht bei der Werbung? Für Wurst gibt es z.B. das DLG Siegel, damit wurde die Wurst dieses Herstellers aber nie prämiert. Warum? Hat er nicht teilgenommen? Ist die Qualität nicht ausreichend für eine Prämierung? Wird mehr Geld in Werbung als in hochwertige Produkte gestreckt?

So das waren zwei Artikel in Folge über Ernährung / Lebensmittelchemie. Einem Thema in dem ich von meiner Berufsausbildung noch mehr zu Hause bin als in der Raumfahrt. Ich würde zu dem Thema mehr schreiben, doch ich richte mich nach den Reaktionen die ich bekomme: Wenn die Leute sich nur für Raumfahrt interessieren und die Blogs über Ernährung nicht kommentiert werden oder mein aktuelles Buch über Zusatzstoffe und die Tricks der Lebensmittelindustrie in den Verkaufszahlen hinter meinen Raumfahrtbüchern zurück bleibt, dann schreibe ich eben über das. Also: Mehr über Ernährung gibt es durch mehr Kommentare zu diesem und anderen Blogs.

Mehr zu Zusatzstoffen und ihrem Einsatz finden sie in meinem neuesten Buch.

2 thoughts on “Die Werbung mit Fresenius

  1. hallo bernd.
    ich finde deine blogs über das thema ernährung durchaus interessant. gerade was die erläuterung der zusatzstoffe angeht. währendessen interessieren mich z.B. trägerraketen und die detaillierten daten dazu recht wenig. beides ist viel faktenwissen, wobei ersteres eher praxisrelevant ist. für viele dinge sind die genauen daten allerdings gar nicht so wichtig. wenn ich z.B. ein produkt (lebensmittel) kaufe, schaue ich was drin ist. dabei reicht es zu wissen, was ich nicht drin haben will und wenn etwas drin ist, warum. es ist gut, dass es für ein produkt auch meist alternativen gibt.
    mir ist aufgefallen (vermutlich aber nur, weil ich viel davon kaufe), dass viele bio-produkte keine angaben machen, wieviel von dem auf der packung beworbenen bestanteil drin ist. beispiel hierfür: ein bärlauchpesto wo nicht drauf steht wieviel bärlauch drin ist. haben bio-produkte da einen sonderstatus? woher erfährt man, was eine allgemeine bezeichnung ist, welche nicht weiter aufgeschlüsselt werden muß bzw. wo die zusammensetzung vorgegeben ist?
    grüße, christian

  2. Bioprodukte haben keinen Sonderstatus bei der Kennzeichnung. Sie müssen nur in der Zusammensetzung eben weitgehend „bio“ sein (was das EU Biosiegel aussagt, auch darüber klärt das Buch auf). Allgemein gilt: Wer irgendwo in der Verpackung auf einen bestimmten Bestandteil Bezug nimmt (und sei es nur weil es Bestandteil der Verkehrsbezeichnung ist wie „Bärlauch-Pesto“ muss den prozentualen Anteil angeben. Wenn dies nicht erfolgt, dann ist dies eine Ordnungswidrigkeit und wird der Betriebsgröße entsprechend mit Bußen belegt.

    Das einzige was ich mir denken könnte ist dass der Betrieb zu klein ist um über diese Regelung informiert zu sein, oder es in Deutschland vertrieben wird, aber aus dem Ausland kommt und daher unzureichend gekennzeichnet ist.

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