Geschichte ist nicht logisch – auch nicht Technikgeschichte

Ein Argument, dass ich immer wieder hören, wenn Leute verunsichert sind durch die Argumente der Moonhoaxer, ist dass es nicht verständlich ist, warum die NASA die Mondlandungen so plötzlich einstellte – ohne Nachfolgesystem (das Shuttle war erst neun Jahre später flugbereit) ja sogar ohne die Hardware überhaupt zu nutzen, die 1969 fest bestellt wurde. Bis heute stehen zwei unbenutzte Saturn V als Ausstellungstücke herum – es sind keine Mockups, sondern Flugexemplare. Auch Mondfähren und CSM hatte die NASA genug auf Lager.

Das alles geschah ja nicht freiwillig, denn der Kongress kürzte ab 1969 der NASA kräftig die Mittel. Sie hatte keine andere Wahl als sparen. Gelohnt hat es sich nicht: Vor der ersten Mondlandung hatte die NASA 21,3 von rund 25 Milliarden Dollar ausgegeben. Die restlichen vier entfielen auf die verbliebenden sechs Missionen (eine Apollo H Mission kostete rund 350 Millionen Dollar, eine J Mission 420, dazu kamen noch Fixkosten für das KSC und MSC).

Logisch wäre es gewesen zumindest die Missionen zu absolvieren für die schon die Gerätschaften vorhanden waren.

Es kann sein, dass man in einigen Jahrzehnten auch so über das Shuttle denkt. Beim Suchen über SpaceX und Neuigkeiten nach dem Jungfernflug um den Falcon 9 Artikel zu überarbeiten stieß ich auch auf heftige Diskussionen pro und gegen private Transporte zur ISS. Die brachten mich mal dazu nachzurechnen. Nun eines ist klar: Das  Shuttle ist zu teuer für einen reinen Transport. Egal ob es Satelliten sind oder Raumsonden. Auch bei den Kurzzeit-Spacelabmissionen stehen die Kosten in keinem Verhältnis zum wissenschaftlichen Ergebnis. Auch die Module der ISS hätte man einfacher hochbekommen. Das habe ich an dieser Stelle schon diskutiert.

Doch ist das auch beim unbemannten Transport so?

Machen wir mal eine Rechnung auf:

Das Shuttle hat einen Jahreshaushalt von knapp unter 3 Milliarden Dollar pro Jahr. Es kann vier Flüge zur ISS durchführen.

Für die 3 Milliarden transportiert es:

  • Maximal 4 x 5 Astronauten = 20 Personen
  • 4 x 9,4 t Fracht (voll Beladung eines MPLM)

Es gibt noch etwas mehr Frachtkapazität, die aber im Regelfall nicht genutzt werden kann, weil noch der Dockingadapter hinzukommt und wenn dann eine Palette hinzugenommen wird, bleiben nur noch einige Hundert Kilo übrig. Bei einer Mission nur mit Paletten könnte die Frachtkapazität voll ausgenützt werden, doch die Art der Versorgungsgüter lässt das nicht zu.

Zusammen sind dies 20 Personen und 37,6 t Fracht pro Jahr. So, was muss die NASA zahlen wenn sie die Leistung woanders einkaufen muss?

  • Russland lässt sich einen Sitz auf der Sojus mit 51,8 Millionen Dollar bezahlen. 20 Personen kosten also 1036 Millionen Dollar. OSC verkündigte nach Bekanntgeben von Obamas Plan eine bemannte Mission für 300-400 Millionen Dollar durchführen zu können. Bei der Nutzlastkapazität der Taurus II wohl mit drei Astronauten. Das wären dann rund 100-133 Millionen pro Person.
  • Fracht transportiert SpaceX am billigsten. 1,6 Milliarden Dollar für 20 t. 37,6 t würden die NASA so rund 3008 Millionen Dollar kosten. Bei OSC sind es 3672 Millionen Dollar. Teilt die NASA wie bisher die Aufträge 50:50 auf (wahrscheinlich könnte auch keine der beiden Firmen alleine die Frachtmenge transportieren die ein Shuttle hochwuppt, das wären nämlich mindestens 15 Flüge pro Jahr) so betragen die Kosten 3290 Millionen Dollar.

So würde die NASA für diese Services minimal 4326 Millionen Dollar kosten. Bei Einsatz eines US-Systems von OSC für den Besatzungstransport 5390-6090 Millionen Dollar.

Das Space Shuttle ist also hier billiger als die oft so gerühmten kommerziellen Services? Warum diese Kehrtwende? Ganz einfach. Solange ich nur Nutzlast transportiere, ist das Shuttle zu teuer. Das ergibt sich leicht aus der Nutzlastkapazität und dem Startgewicht und den Fixkosten. Das ändert sich wenn bei jedem Start der Transporter verloren geht. Denn die Kosten für das Raumschiff kommen dann noch dazu. Vor allem benötigt ein Transporter neben dem Frachtbehälter noch Einen Bus, einen Antrieb – bei allen Frachtern liegt die Nutzlast in der Größenordnung von etwa 30 % der Startmasse. Beim Spaceshuttle fällt das weg und er transportiert noch so 50 % der Brutto-Nutzlast.

Vor allem ist er für den Transport von Personen ausgelegt, die fliegen sozusagen als „Sekundärnutzlast“ mit. Dagegen kann ein bemanntes Gefährt nur Personen transportieren und ist wegen der Sicherheitsanforderungen erheblich teurer als ein Frachttransporter (Gerade deswegen ist das Shuttle ja so teuer!).

Ich wage zu prognostizieren, dass die NASA bald mehr für die Transporte zur ISS zahlen wird als sie heute für das Shuttle ausgibt (dabei gab es den Trend die Shuttles pro Start billiger zu machen, durch Renovierung, während eigentlich bei Startkosten der Trend eher zu höheren Kosten geht). Sie werden explodieren, wenn es ein bemanntes privates US Gefährt für den Mannschaftstransport gibt. Kein Wunder dass nun die Emotionen hochgehen und Elon Musk inzwischen schon Neil Armstrong, der sich gegen Obamas Plan wendet als „just a pilot“ und „manipulated“ bezeichnet – er wäre manipuliert und hätte nicht das technische Verständnis das nötig war.

Im Orginal:

„I’m sorry but I think Neil Armstrong is being manipulated.  And it is a sorry sight indeed.  Because he is of course a national hero.  On the other hand, Buzz Aldrin…you know, I think, you want to go back and look to national heroes on advise for the future of space, there’s Neil Armstrong, who is a great man, and then there is Buzz Aldrin who is also a great man.  Now, Buzz Aldrin is the guy with the PHD from MIT, and Neil is a pilot.  He’s always been a pilot, that’s cool.  But if you are going to look for somebody to render a judgement, a technical judgement on what program makes the most sense, I think you would probably pick the PHD from MIT, rather than the pilot.  And Buzz Aldrin, the PHD from MIT, is the one who is a huge fan of the Obama policy.“

Dann werden sicher alle Pläne für Expeditionen jenseits der Erdumlaufbahn aufgegeben werden – es fehlt das Geld dafür. In einigen Jahren wird man sich fragen, warum man das Shuttle gerade dann ausgemustert hat, wenn es erstmals in seiner Geschichte einen Einsatzzweck gefunden hat bei dem es auch wirkliche Kostenvorteile offeriert. Wer sich in der Geschichte auskennt, der weiß, dass es ursprünglich auch als Zubringer für eine Raumstation geplant war. Daher auch der Name Shuttle.

Wird es mal eine Shuttle-Hoax Theorie geben? Möglich wär’s.

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