Feindbilder

Die Kommentarflut zu Linux vs. Windows zeigte mir neben dem schon angesprochenen Extrapolieren von persönlichen Erfahrungen auf alle User auch ein mir bekannten Effekt: Das Feindbild. Warum ist Linux besser? Weil es nicht von Microsoft ist! Diese Firma mit marktbeherrschender Stellung kann ja nichts gutes produzieren. Wenn ein Produkt erfolgreich ist, dann nur wegen hinterhältigen Machenschaften wie Rabatte an Hersteller, Benutzung undokumentierter Funktionen oder Aufkaufen der Konkurrenz. Linux muss ja schon besser sein weil es nicht von M$ ist. Natürlich ist es das auch. Wenn jemand schon immer wissen will, wie ein Betriebssystem funktioniert für den ist Linux das beste System. Es kommt eben immer drauf an den Aspekt herauszusuchen, der einem in den Kram passt. Doch gäbe es keine Feindbilder wenn nicht 90% der Benutzer leider das böse Windows wählen würden.

Es ist doch schön wenn man Feindbilder hat. Das führt dann zum ABM: Anything but Microsoft. Also nur kein Produkt von Microsoft auf dem Rechner. Bei manchen geht das noch weiter. Wenn andere Produkte große Marktbedeutung haben, dann werden die auch gemieden. Schließlich sind sie die Monopolisten der Zukunft.

Microsoft ist da ja nicht alleine. Vor einiger Zeit kam auch Google in diesen Ruf. Die Firma soll zu viele Daten über seinen Benutzer sammeln und über seine Dienste akkumulieren und dies ausnutzen. Neben dem, das jede Firma versucht ihre Marktmacht zu festigen oder mehr Umsatz zu machen findet man eben auch den Ansatz dabei auszuloten was geht. Es zeigt sich dann was geht und was nicht. Derzeit ist Apple dran. Nachdem nun das iphone und ipad erfolgreich sind gerät die Firma in die Kritik. Dabei hat sich ihr Konzept nicht geändert: Sie macht benutzerfreundliche Produkte, indem sie weitgehend die Kontrolle über das Produkt behält. Musik wird eben über itunes heruntergeladen und Apps eben nur vom Appstore. Aber schon der Mac war das schon so, auch wenn es hier natürlich Fremdanwendungen gab. Es war schon immer so, dass Hardware und Software bei Apple stärker verbunden sind. Wer ein Produkt von der Firma gekauft hat wusste das und nun gibt es eben viele neue Nutzer des ipads, denen das seltsam vorkommt.

Bei dem ipad kommt nun die Kritik auf, weil die Apps nur über den Appstore installiert werden. Und da bestimmt eben Apple was drauf kommt. Steve Jobs will keine Pornos auf dem Ipad. Das ist nachzuvollziehen, auch wenn es Leute gibt die vielleicht das anschauen wollen. Doch es geht weiter: Auch „Bild“ muss retuschieren, denn „Porno“ sind schon nackte Brüste, so werden die Nackedeis retuschiert. Am miserablen Inhalt des Blatts muss aber nichts geändert werden, obwohl hier durchaus Verbesserungen möglich sind. Auch ein Comic konnte erst online gehen, als der Autor einen Preis gehen, weil er politisch inkorrekt war. Wie man am Screenshot rechts sieht ist ja schon ALDI betroffen, wenn es nur um BH&Binikis geht.

Ich sehe das viel einfacher – who cares? Das ipad ist ein neues Gerät, wo so keiner genau weiß, wozu man es brauchen kann. Es ist kompakter als ein Netbook, aber größer als ein Smartphone. es kann wie ein ebook Reader benutzt werden und hat doch auch Funktionen eines Computers. Apple hat sich am iphone orientiert . Wenn andere Firmen ähnliche Geräte vorstellen und die weniger restriktiv sind, dann wird sich zeigen ob dieses Konzept aufgeht. Zuletzt gibt es auch auf dem ipad einen Webbrowser.

Der Markt wird zeigen was sich durchsetzt und was nicht. Aber das jede Firma versucht erst mal das maximal mögliche heraufzuholen ist normal. Ich habe in der ct‘ gelesen, dass es bei Adobe auch recht übel ist. Updates kosten hier massig Geld und Updatepfade sind verschlungen und die Sache ist fehleranfällig. Noch mehr als bei Microsoft wird das Produkt an Rechner gebunden. Die Firma kann es sich leisten weil es im professionellen Bereich keine Alternative zu Photoshop & Designer gibt.

Ich sehe es relativ entspannt – jede Firma muss immer gut bleiben, um ihren Marktanteil zu erhalten. Auch wenn sie einen hohen hat, bedeutet das nicht das er so bleiben muss. Auch hier ein Beispiel von Microsoft: Die Firma hat mehrere Jahre lang alles daran gesetzt Netscape klein zu machen und mit dem Internet Explorer marktbeherrschend zu werden. Danach hat sie die Entwicklung einige Jahre schleifen lassen. Das Ziel war ja erreicht. Sie verlor laufend Marktanteile und der IE war auch in vielen technischen Aspekten (JavaScript Performance, Unterstützung von Webstandards, Werbeblocker) hinter den anderen Browsern angesiedelt. Im letzten Jahr hat der IE 10 % bei den Besuchen auf meiner Website verloren, Firefox um 15 % zugelegt (nun 50% Firefox, 30% IE, Rest andere). Ich denke wenn der Browser nicht bei jedem PC vorinstalliert ist und z.B. bei Firmen-PC die Anwender gar keinen anderen Browser installieren können, dann wäre das Verhältnis noch extremer. Nun beginnt MS wieder am IE etwas zu tun.

Daher sehe ich das ganze ohne Feindbild ganz entspannt. Der Markt wird es schon richten. Selbst bei eiben Betriebssystem ist Erfolg nicht vorprogrammiert – siehe Windows Vista – die meisten Computerhersteller haben XP auch nach dem Erscheinen von Vista auf die Computer installiert und auch bei den Privatkäufern mit denen der eigentliche Umsatz gemacht wurde kam es nicht an.

4 thoughts on “Feindbilder

  1. Ich wollte ja eigentlich nichts mehr zu der Diskussion beitragen, aber eine Kleinigkeit wollte ich schon vor ein paar Tagen schreiben, jetzt spricht Bernd sie selbst an:

    Ich denke, gerade die rigorose Kontrolle von Apple ueber seine Produkte fuehrt dazu, dass Apple-Produkte ja nun zweifelsohne von hoeherer Qualitaet sind als z.B. PCs. (Ich meine das Gesamtprodukt, also Hard- und Software zusammen).

    Auf einem iPad oder iPhone kann man eben nicht einfach irgendwelchen Muell installieren, der dann das System unstabil macht, und ein Mac hat eine mehr oder weniger standardisierte Hardware und man kann auch nicht jedes x-beliebige Billig-Zusatzprodukt dran anschliessen, mit schlechten, unstabilen Treibern.

    Microsoft hat das auch mal versucht mit dem „Windows-Logo-Test“, aber sie haben den Fehler gemacht, die Schaltflaeche „Trotzdem installieren“ einzubauen. Oder vielleicht wurden sie wieder von irgendeiner EU-Kommission dazu verdonnert…

  2. Das mit dem Windows LOGO Test und der Schaltfläche ist auch gut so. Vielleicht hast Du nur Hardware von großen Herstellern, die sich dieser teuren Prozedur unterziehen (das gilt übrigens auch für Software – auch durchaus verbreitete Freeware kann sich nicht diesen Test leisten), aber wenn man eben Hardware von nicht ganz so großen Firmen kauft (weil sie günstiger ist) oder viele freie Software einsetzt dann wird man diese Schaltfläche bei fast jeder Installation sehen. Das hat aber trotzdem nichts damit zu tun dass das System dadurch automatisch instabil wird.

    Natürlich ist die Freiheit das man alles installieren kann immer ein Risiko. Ich sehe es aber wie andere Kommentare beim letzten Blog: Ein vernünftig aufgesetztes System, Virenscanner, Arbeiten unter Benutzeraccounts und gesunder Menschenverstand reichen auch unter Windows für viel Sicherheit aus.

  3. Hi,

    dann führen wir diese Debatte jetzt mal unter dem soziologischen Aspekt weiter.
    Das extrapolieren der persönlichen Erfahrungen auf die Allgemeinheit scheint mir ein natürliches Phänomen zu sein, solange einem die Vergleichsmöglichkeiten fehlen. Insbesondere für Heimanwender mit einem eher eingeschränkten Anwendungsbereich oder Interesse. Und es gibt nebenbei auch nicht mehr viele Computer Magazine, die sich mit wirklich allem befassen, was während einer gegebenen Zeitspanne erhältlich ist, oder alles mögliche Gegenüberstellen, so das man sich ein wirklich umfassendes Bild machen kann. Stattdessen gibt es für jeden Bereich ein halbes dutzend Magazine, die sich auf ihre Nische, oder besser ihre Klientel eingeschossen haben, und diese Bedienen. Andrerseits muss man aber auch dazu sagen, das sich die Wirtschaft in den letzten 30 Jahren so entwickelt hat, das diese Spezialisierung aus der Perspektive des einzelnen Magazins nötig wurde.

    Was die hinterhältigen Machenschaften angeht: Rabatte an Hersteller zähle ich da nicht dazu. Die Benutzung undokumentierter Funktionen oder das Aufkaufen der Konkurrenz aber schon. Gerade das Aufkaufen der Konkurenz kennt man ja nicht nur von Microsoft, sondern das ist heutzutage allgemein üblich, und deshalb umso Schlimmer. Meine Meinung. Denn die Erfahrung zeigt ja auch, das ein Hersteller, wenn er erst einmal das Monopol hat, (oder einige wenige das Oligopol bilden) das dann nicht mehr die Nachfrage das Angebot bestimmt, wie man es in der Schule lernt, sondern früher oder später das Angebot die Nachfrage bestimmt. Und wer dann mal was nachfragt, das nicht im Angebot ist, hat entweder Pech gehabt, oder muss lange suchen oder sich irgendwas suboptimales selber basteln; – sofern man zu letzterem in der Lage ist. Deshalb bin ich dafür, das es möglichst viele Anbieter für gleiche oder vergleichbare, ähnliche Produkte gibt, die dann auch darum Wetteifern, welches Produkt das Beste ist. Im Idealfall sind es Mehrere, die sich mehr oder weniger Regelmässigkeit in der Führung abwechseln. – Oder das Produkt (bzw. die Produktgruppe) wird auf der Basis allegmeiner Standards, die sich u.a. als „best practice“ erwisen haben, modularisiert und jeder entwickelt die Module, die er am Besten kann. – Dabei muss natürlich irgendeiner, bzw. mehrere den Überblick behalten, aber das ist kein Problem, das sich nicht lösen liesse. Eine weitere hinterhältige Machenschaft ist es, dem Kunden bestimmte Vertragskonditionen auf’s Auge zu drücken, die letztlich auf ein „Vogel friss oder stirb“ hinaus laufen. So geschenen bei Grosshändlern bzw. OEMs, die PCs mit Betriebssystem bundeln wollten.
    Zuletzt noch eine Geschäftmethode die Meiner Ansicht nach nur dazu dient, die eigenen Marktanteile um jeden Preis zu halten: nämlich „jeden Pubs“ zu patentieren, und so wirkiche Innovationen zu verhindern. Denn sonst könnte ja jemand mal etwas entwickeln, das tatsächlich besser ist, und einem Marktanteile abnehmen. – Und das auch noch ohne vorher Lizenzgebühren zu zahlen! – (Achtung Ironie!) Wo kommen wir denn da hin, wenn das jeder machen könnte? Dann könnte uns ja Konkurenz erwachsen, und uns Marktanteile streitig machen! Das muss unter allen Umständen verhindert werden! (Ironie Ende) – Naja wenn das dann tasächlich mal passiert, und er mit Prozessen um angebliche Patentverletzungen (die es in Wirklichkeit nicht notwendigerweise geben muss) nicht klein zu kriegen ist, dann wird er aufgekauft. Und schon liegt die weitere Innovation nicht mehr in der Hand von Technikern und Ingenieuren, sondern von Betriebswirten und Juristen.

    Für diejenigen, die wissen wollen, wie ein Betriebssystem im Inneren funktioniert, ist Linux natürlich eine Möglichkeit, aber inzwischen auch schon wieder überfrachtet. Da sollte man dann doch lieber an die Quelle gehen, aus der es entstanden ist, also zu Minix. Es ist allerdings nicht per Definition besser als Windows, auch wenn manche das behaupten.

    Und was die Feindbilder angeht, das ist doch völlig normal, das die sich mit der Zeit entwickelt haben, wo doch „Die Konkurenz“ fast schon als was heiliges dargestellt wird, und das Hauen und Stechen um den eigenen Vorteil als was positives. Dabei zeigt die Geschichte um Linux bzw. Open Source doch auch, das dieses Gesellschaftsbild nicht stimmt. Das konnte man auch schon erkennen, bevor es den Begriff „Open Source“ gab, und die Leute mit Shareware gearbeitet haben, die ja auch Closed Source ist. Aber sie ist qualitativ oftmals genauso Professionell wie sogenannte Markenware eines bestimmten Herstellers, nur eben viel günstiger. Abgesehen davon zeigen auch andere Erfahrungen des Lebens immer wieder, das diese Vorstellung vom ständigen Kampf um den eigenen Vorteil auf Dauer nicht funtioniert.
    (Dann wäre zu den Feindbildern in meinem Fall noch anzumerken, das „Anything but Microsoft“ in Reinform ja gar nicht funktionierte, denn auch in OS/2 war noch jede Menge Microsoft drin, auch wenn IBM drauf stand. Und in dem von Borland mit den Turbosprachen seinerzeit mitgelieferten DPMI-Interface ebenfalls.)

    Gegen den Ansatz, auszuloten was geht und was nicht geht spricht ja nichts. Das Problem liegt bei den Mitteln, wie es gemacht wird. Was geht es beispielsweise Google an, von welchen Webseiten ich komme, oder wonach ich bevorzugt suche? Aber diese Frage richtet sich ja nicht allein gegen Google, sondern gegen jeden, der solche Daten sammelt und versucht, daraus einen Vorteil zu ziehen.
    Das Apple zu bestimmen versucht, bzw. bestimmt, was die Leute auf dem iPad ansehen, ist eine interessante Sache. Aber im Fall der Definition, was Pornographie ist, und was nicht, müssen sie sich trotzdem die Frage gefallen lassen, ob sie da nicht über’s Ziel hinaus schiessen? – Ansonsten wird sich zeigen, ob die Menschheit mit dem Gerät was anfangen kann, oder nicht. Und schliesslich bleibt abzuwarten, ob sie mit ihrer restriktiven Geschäftspolitik langfristig Erfolg haben werden.

    „Der Markt“ ist ein theoretisches Gebilde, das es real nicht gibt. Letztendlich sind es immer Menschen, die entscheiden was sie wollen. Deshalb entscheidet nicht „der Markt“ sondern die Käufer, ob ein Produkt erfolgreich ist. – Oder die Politik entscheidet, das ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung prizipiell vom Markt fern gehalten und damit vom Konsum ausgeschlossen wird. Dieser wird dann zum „Feind“ der restlichen Bevölkerung stilisiert, weil er nicht am Konsumleben teilhaben kann. – Das ist eine Form von Marktverzerrung, die es nach der Theorie gar nicht gibt.

    Und das Beispiel Adobe zeigt wieder, dass es nicht gut ist, wenn eine Firma eine Marktbeherschende Stellung inne hat. Wenn sie die nicht hätten, dürften sie sich derartiges Geschäftsgebaren nicht leisten. Bei den Webbrowsern ist ähnlich. Das ist eine Geschichte die sich so eigentlich nicht hätte abspielen dürfen. Damit meine ich jetzt aber die Anfänge des Browserkrieges. Die Krönung der Unverschämtheiten war dabei die Integration des IE in die GUI von Windows 98. Es würde mich auch nicht wundern, wenn der IE heute noch so tief in die GUI von Windows 7 integriert ist, das man nicht völlig ohne dem Ding auskommt. Das ist so eine Massnahme, die früher oder später automatisch zu Feindbildern führt, weil die Firma dem Kunden vorzuschreiben versucht, was sie mit ihren Produkten zu tun haben. Vor allem bei jenen, die wissen dass es auch anders geht, aber auf verschlungenen Wegen daran gehindert werden, es anders zu machen.

    Aus dieser Perspektive war der Flop von Windows Vista eine Lektion, die einige Leute bei Microsoft dringend brauchten und auf die harte Tour lernen mussten. – Hoffentlich haben sie sie auch gelernt. Denn das „der Markt es schon richten wird“ ist ein Irrglaube, wie man an der Finanzkriese zur Zeit auch sehr schön sehen kann. Die nächste Blase platzt bestimmt, es weis nur noch keiner genau, wann. Aber die Banken blasen schon wieder eine auf, indem sie zocken wie vor der Kriese. Dazu haben sie es geschaft, zu verhindern das man sie für ihr bisheriges Verhalten zur Verantwortung zieht sondern stattdessen alle Schulden beim Steuerzahler landeten. Und sie arbeiten mit Hochdruck daran, dass das auch so bleibt.

    Wenn man also die Feindbilder verhindern will, dann sollte man die Gesellschaft so verändern dass sie keine Feindbilder mehr braucht. Denn wenn sie die nicht braucht, wird sie auch keine entwickeln.

    Hans

  4. Zitat: „Denn die Erfahrung zeigt ja auch, das ein Hersteller, wenn er erst einmal das Monopol hat, (oder einige wenige das Oligopol bilden) das dann nicht mehr die Nachfrage das Angebot bestimmt, wie man es in der Schule lernt, sondern früher oder später das Angebot die Nachfrage bestimmt.“

    Richtig. Da passen die Begriffe „Käufermarkt“ und „Verkäufermarkt“ ganz gut. Der Betriebssystemmarkt ist ein Verkäufermarkt für Microsoft.

    Speziell im Softwarebereich, bei dem die Ware ja nichts materielles mehr ist sondern verlustfrei kopierbarer Bithaufen, führen Monopole wie Microsoft zu weiteren interessanten Effekten. Die Zahl der Schwarzkopien steigt umgekehrt proportional zu den Marktalternativen. So ist inzwischen XP Prof 32bit (als gepatchte bzw. geckrackte Version) das am häufigsten schwarzkopierte Windows. Das Verrückte ist nun aber, daß Schwarzkopien keineswegs Microsoft schaden (weil Schwarzkopien ja keinen materiellen Diebstahl darstellen), sondern die ohnehin übermächtige Marktmacht weiter stabilisieren, indem sie die Windows-Monokultur und die daraus folgende Nachfrage nach Windows-Software, Umlauf von Windows-Dateiformaten, Gewöhnung und Schulung der Menschen weiter verdichten. Unter der Annahme, daß 50% der Windows-Schwarzkopie-Nutzer ohne die Möglichkeit einer Schwarzkopie auf Linux ausweichen würden, ist der Schwarzkopie-Nutzer ein Nutzvieh für Microsoft. Denn er ist auch ein sehr angenehmer Windows-Nutzer: Er hat kein Anrecht auf Support, darf sich nicht lautstark beschwerden oder wegen Sicherheitsmängeln vor Gericht ziehen.

    IMO hätte man vor 15 Jahren international von Seiten der Politik eingreifen müssen, um die heutige Situation zu verhindern:
    – Bundeln von Betriebssystem und PC verbieten. Das Betriebssystem muß extra dazugekauft und separat bezahlt werden, und der Händler spielt dann innerhalb von 5min ein vorbereitetes Image des PC-Herstellers auf die leere Festplatte und klebt den Lizenzaufklener auf den PC
    – Förderung der Konkurrenz und Anstreben einer Marktbalance: OS/2 hätte massiv gefördert werden müssen
    – Standardisierung von wichtigen Dateiformaten Betriebssystem-übergreifend, um die Konkurrenzsituation dynamischer zu machen

    Als Idealbild stelle ich mir eine Situation vor, die wir seit 15 Jahren auf dem Hardware-Markt der 486-kompatiblen Prozessorplattformen haben: 2 große Konkurrenten (Intel und AMD) die sich immer wieder gegenseitig anstacheln und wo meinetwegen einer der Hersteller mehr im Consumer-Markt Erfolg hat, der andere im gewerblichen Bereich. Und ein paar Kleinhersteller wie VIA. Und das alles auf Basis gemeinsamer Normen.

    Aber dafür ist es jetzt zu spät, und wir haben M$ Monokultur. Das heißt nicht, daß wir per se ein schlechtes Produkt haben. Ein Monopolprodukt ist ja auch dem maximalen Druck der Öffentlichkeit ausgesetzt. Aber wir haben einen Verkäufermarkt für M$ und die vielen Schwarzkopien. Microsoft ist wie die Deutsche Bahn. Nur mit noch mehr Schwarzfahrern und ohne Auto und Flieger als Konkurrenz, nur ein paar Reisebusse.

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