Raumfahrträtsel 10

Eugene CernanSo nun die Auflösung des letzten Rätsel. Ich bin ja lernfähig und suche nun Dinge aus, die man nicht einfach per Datumssuche rauskriegen kann sondern wissen muss. Es handelt sich um eine Hintergrundgeschichte. Gemini 9A sollte die Ankopplung an eine Agena mit Koppeladapter erproben. Die Atlas-Agena ging am 17.5.1966 verloren, wodurch die Mission neu angesetzt wurde. Die NASA startete mit einer Atlas E einen Zielkörper der den Kopplungsadapter enthielt, aber keinen Antrieb. Aber auch bei diesem gab es Probleme: Die Nutzlasthülle löste sich nicht, ein Fixierband war nicht durchtrennt worden. (Der Hersteller macht später damit Werbung für sein „unverwüstliches Band“). Nun wurde beratschlagt was zu tun sei. Buzz Aldrin, Copilot der Ersatzmannschaft umging einige Hierarchien und trommelte die Missionsleitung zusammen und schlug allen Ernstes vor doch aus dem Raumschiff zu klettern und die Nutzlastverkleidung von Hand zu öffnen – das wurde wegen der scharfen Kanten von allen anderen abgelehnt. Noch heute spricht Eugene Cernan in Interviews nicht besonders begeistert über die Idee – denn er hätte das ausführen müssen.

Doch die Pannen gingen weiter. Nächster Punkt war die Erprobung eines mobilen Manövriergeräts der US-Luftwaffe. Das AMU (Astronaut Maneuvering Unit) getaufte Gerät war ein Vorläufer der MMU, hatte also einen eigenen Antrieb. Es war hinten am Raumschiff befestigt. Doch ohne Haltemöglichkeit am Raumschiff war es extrem anstrengend überhaupt mal dorthin zu gelangen. Danach sah er sich einem Grad ausgesetzt der die Sicherheitslinie beschädigen konnte und schließlich machte das Anlegen der AMU Probleme – es war extrem schwer das sperrige Ding im Raumanzug anzulegen. Cernan schwitzte und sein Visier beschlug. Na ja zumindest 45 Minuten lang. Danach kam er in den Erdschatten und aus dem Nebel im Helm wurde eine Eisschicht auf der Innenseite des Helms! Er konnte nichts mehr sehen und die Sicherheitsleine begann sich um ihn zu wickeln. Auf der Erde warnten inzwischen die Mediziner auch – sein Herzschlag war auf Rekordwerte geklettert. Stafford forderte ihn auf wieder in die Kapsel zu kommen – doch auch die Funkverbindung war schlecht so dass es eine Weile dauerte bis er das auch verstand. Später berichtete Cernan nur von einem „Weltraumspaziergang in der Hölle“ und so sieht er auch auf dem Foto aus.

Nun was ist der Zusammenhang zu Gemini 12, der Mission bei der eigentlich alles klappte? (auch weil man Lehren beim Training und bei der Anbringung von Hilfen am Raumschiff zog). Hier war es umgedreht: Aldrin war Copilot und Cernan Copilot der Ersatzmannschaft. Mitten in den Vorbereitungen machte Deke Slayton ihm das Angebot in die Primärmannschaft zu wechseln und Aldrin zu ersetzen. Eine unverhoffte Wendung des Schicksals – hatte Aldrin doch diese Idee mit der EVA um den „angry Alliagtor“ zu befreien. Grund: Die Luftwaffe hatte ihre AMU verbessert und wollte sie getestet hatte (sie träumte damals von einem eigenen, militärischen Raumfahrtprogramm inklusive dem Inspizieren und Reparieren von Satelliten). Cernan war der einzige der einzige verfügbare der genügend Trainingsstunden hatte und so machte ein erneuter Einsatz die Verschiebung notwendig. Nach den Erfahrungen bei Gemini 9A erbat sich Cernan Bedenkzeit, doch bevor er zusagen konnte, lies die Luftwaffe das Experiment fallen.

Wer wohl der zweite Mann auf dem Mond gewesen wäre, hätte Cernan sofort zugesagt? Zumindest über den ersten Teil (Gemini 9) könnt ihr mehr im Probekapitel des Gemini Buchs nachlesen. Das Buch an sich ist auch ganz lesenswert. Nur so anbei bemerkt.

So die Frage für heute, mal ohne Datum: Welche Sonde führte zuerst ein Swing-By Manöver durch?

Morgen gibt es einen neuen Blog von Alexander bei dem – so denke ich bestimmt alle was beitragen können – (okay bis auf die Mac und Linux User, aber eine Minderheit gibt’s immer). Ich melde mich nur wenn das Rätsel aufgelöst wird mit einem neuen. Sonst nicht. Und denkt an das Musikrätsel….


6 thoughts on “Raumfahrträtsel 10

  1. Also, wenn man swing-by als gravity-assist interpretiert, würde ich auf Luna 3 tippen, die so, nach 11 Umrundungen des gemeinsamen Schwerpunkts von Erde und Mond, wieder in die Erdatmosphere eintreten konnte und verglühte.

    Auch wenn die Erkenntnis eine Sonde mittels gravity-assist anzutreiben um Sprit zu sparen erst 1961 von Michael Minovitch erkannt wurde.

  2. Swing-By hat in der Form wie es verwendet wird den Sinn eine Bahn durch einen Vorbeiflug an einem Himmelskörper gezielt so zu verändern, dass man zu einem anderen gelangt. Die Betonung liegt auf gezielt, denn natürlich verändert jeder Vorbeiflug an einem Himmelskörper die Bahn.

  3. Hi,
    weil es gerade hier her passt: Im Wikipediaartikel über Swing-by ist am Ende auch ein Link auf den entsprechenden Artikel hier auf Bernd’s Seiten.

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