Pro kommerzielle Raumfahrt

Nun wie jeder hier im Blog weiß, bin ich nicht so begeistert von der bemannten Raumfahrt. Das hat sich auch nicht geändert. Aber wenn schon, dann doch bitte kommerziell.

Warum? Nun ich denke staatliche Raumfahrt ist bei den USA an einem Tiefpunkt angekommen. Die Zeit der politischen Konfrontation der Systeme mit einem Rennen im Weltraum, das auch Tote kosten dürfte, ist vorbei. Sicherheit wird heute nun großgeschrieben. Das führt zu zwei Folgen:

Die Entwicklung von neuen Systemen ist teuer und langwierig. Die Entwicklungskosten der Ares I sollen fast genauso hoch wie die der Ares V sein – obwohl sie sechsmal weniger Nutzlast hat, aber sie ist eben bemannt. Die Orion sollte 2005 rund 15 Milliarden Dollar an Entwicklungskosten erfordern, wurde aber wie das gesamte ESAS-Programm erheblich teurer. Die letzten Schätzungen vor der Einstellung betrugen 1 Milliarde Dollar pro Flug zur ISS – sogar noch teurer als das Space Shuttle.

Warum ist es dies so? Es ist die maximale Forderung nach Sicherheit. Die NASA verwarf daher auch Alternativvorschläge wie z.B. der Einsatz von schon existierenden Trägern anstatt der Ares I, weil sie nicht sicher genug seien.

Das Zweite ist der Zeitverzug, wenn doch was passiert. Nach dem Brandt von Apollo 1 musste das Programm um 18 Monate verschoben werden. In dieser Zeit wurde die gesamte Inneneinrichtung umgekrempelt und feuersicher gemacht, der Türmechanismus ausgetauscht.

Verglichen mit den Änderungen nach dem Brandt von Challenger (kleinere Änderungen an der Boosterverbindung) und Columbia (veränderte Isolierung des Tanks), waren die Änderungen bei Apollo wirklich gravierend. Aber nach Challenger stand die Raumfahrt 32 Monate und nach Columbia 30 Monate. In dieser Zeit benötigte die Raumfahrt sogar noch mehr Mittel für die Modifikationen, obwohl kein Flug erfolgte.

Ich glaube nicht, dass man in Russland sich so viel Gedanken um die Sicherheit macht und die kommerziellen Unternehmen tun es auch nicht. Ehemalige NASA Chefs warnen daher auch vor Optimismus. Firmen wie SpaceX hätten gar keine Ahnung, wie ihre Kosten explodieren würden, wenn sie erst mal bemannte Raumflüge durchführen wollten. Angesichts einiger Beispiele, die ich kenne, wo z.B. eine einfache Lampe für die ISS ein über 500 Seiten umfangreiches Test- und Prüfprotokoll erfordert, glaube ich das auch.

Die Lösung kann es nur sein, aus dem Kreislauf auszubrechen und das Ganze den privaten Unternehmen zu überlassen und zwar mit Sicherheitsstandards, aber vernünftig sind und nicht völlig überzogen, wie sie heute üblich sind. (Wobei die Sicherheitsstandards ja aus einem inhärent unsicheren Vehikel wie einem Raumgleiter kein Sicheres machen). Die Sicherheit resultiert nicht aus Prüfprotokollen, sondern Redundanz, inhärenter Sicherheit (z.B. sich beim Wiedereintritt selbst stabilisierender Körper) und beim Start aus einem Fluchtturm. Das System muss sicher sein, dann kann auch eine Einzelkomponente versagen.

Boeings Raumschiff für sieben Personen soll preislich vergleichbar mit einem Sojusstart sein (40 Millionen $ pro Sitzplatz) – das ist ein Bruchteil des Preises von Orion. Vielleicht ist es auch genauso sicher. Es mag dann riskanter sein. Aber wie heißt es so schön: No Risk, No Fun!

3 thoughts on “Pro kommerzielle Raumfahrt

  1. umgekrempelt ?
    NAA musste jeden verfügbaren Techniker von Firma Martin Marinetta anheuern
    um die Apollo Raumschiffe betreib tauglich zumachen,
    so schnell wie möglich wegen den Russen
    wenn die quellen stimmen müssen Ca 10000 menschen 18 Monate lang in Akkord geschuftet haben!

    die Shuttle Modifizierung dauert langer weil weit weniger Leute dran arbeiten

    Ich frage mich wie SpaceX und Boeing/Bigelow Aerospace die Kosten Explosion unter Kontrolle bringen werden ?
    besonders wenn es zu tödliche Unfälle in deren Programm kommt bei Dragon oderÂ

  2. Ich denke, der staatlichen Raumfahrt in den USA geht es u.a. deshalb so schlecht, weil die gesamte US-Wirtschaft mehr oder weniger am Boden liegt. Die einzige Branche, die da zur Zeit richtig Gewinne macht, ist die Bankenbranche und davon auch nur der kleine Teil der Riesen an der Wallstreet. Ansonsten sind dort in diesem Jahr schon 140 kleine regionale Banken den Bach runter gegangen.
    Wenn man dann noch bedenkt, das grosse Teile der Bevölkerung andere Sorgen haben, etwa weil die Arbeitslosigkeit bei rund 10% liegt, eine grosse Menge an Menschen zusätzlich in die Obdachlosigkeit getrieben wurde, und die inländische Konsumgüterindustrie mittlerweile fast vollständig zerstört ist, braucht man sich über die instabile Wirtschaftslage und knappen Kassen des Staates nicht zu wundern. Dazu eine Regierung, die von Ideologen (Tea Party) an der Arbeit gehindert wird, und nicht die nötigen Mehrheiten besitzt, um all die Schäden zu reparieren, die die vorherige Regierung angerichtet hat und einige Weichen neu zu stellen. Da kann es mit der staatlichen Raumfahrt aus der wirtschaftlichen Perspektive betrachtet doch nicht so richtig klappen.

    Wie im Artikel auch schon beschrieben, sind die privaten Raumfahrtfirmen anscheinend auch nicht so viel besser, und bei der NASA herscht zur Zeit eine Art Sicherheitswahn. Den hätte man sich wahrscheinlich ersparen können, wenn man in der Vergangnheit vernünftiger gearbeitet hätte. (Kann man hier ja alles nachlesen). Deshalb bleibt wirklich erst mal abzuwarten, ob die kommerzielle bemannte Raumfahrt wirklich die Vorteile bringt, die man sich davon verspricht. Am Ende wird es wahrscheinlich auf eine Kombination aus staatlicher und privater Raumfahrt hinaus laufen. Wer dabei welchen Anteil hat, wird sich ebenfalls noch heraus stellen.

  3. Es kommt mir manchmal so vor, als würden wir in einer Art langfristigen Zyklus gefangen sein. Der Grund, weshalb man bereit war Menschenleben für einen Flug zum Mond zu riskieren, war wohl zumindest zum Teil darin begründet, dass man das zu dieser Zeit in sehr regelmäßigen Abständen massenhaft mit Soldaten gemacht hat.

    Aber es wurden auch von den Leuten selbst, freiwillig, groteske Risiken eingegangen … ich erinnere nur an Harry Daghlian und Louis Slotin. Todesverachtung ist gar kein Ausdruck dafür.

    Nur ist das alles ins genaue Gegenteil verkehrt worden, als die Leute kaum noch persönliche Erfahrungen mit Risiken und ihren Konsequenzen hatten, die Kriege klinisch sauber (also nur noch im Fernsehen) geführt wurden und Verantwortung wie ein rohes Ei behandelt wurde, nachdem man zum einen gemerkt hat, wie unglaublich verantwortungslos man früher selbst gehandelt hat und zum anderen die Empörung, die solche Verantwortungslosigkeiten (egal ob echt oder nur von außen betrachtet) nun hervorriefen.

    Nur hat das zur Folge, dass niemand mehr wirklich weiß, was Verantwortung eigentlich ist. Denn wenn sie kaum noch übertragen wird und bei Unfällen nicht mehr nach Gründen gesucht wird, sondern nach den „Verantwortlichen“ die den Unfall verursacht haben *müssen*, dann ist man gefangen in einer Welt in der nur noch Idioten Verantwortung übernehmen.

    Und das ist von der Realität leider nicht allzu weit entfernt.

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