Das Ende des mechanischen Metabolismusbildes

Nun für die meisten werde ich erst mal erklären, was ich damit meine, da es kein Fachausdruck ist, sondern etwas was ich erfunden habe und verwende. Vielleicht mal zu der Entstehung.

Die Chirurgie hat ein mechanisches Bild vom Menschen. Wenn was nicht richtig funktioniert, dann wird es geflickt, die kaputten Teile entfernt oder künstliche Ersatzteile eingesetzt. Das klappt heute überall – angefangen vom Gipsen eines gebrochenen Arms bis zum künstlichen Herzen.

Ich vermute mal der Erfolg dieses Bildes hat zu einem Bild über den Stoffwechsel geführt, das genauso ist. Also das funktioniert wie folgt:

  • Natrium bewirkt das Wasser aus den Zellen ins Blut strömt, also bewirkt zu viel Kochsalz (enthält Natrium) Bluthochdruck.
  • Antioxidantien sind Radikalfänger in der chemischen Lösung. Durch Radikale kann Krebs entstehen, also kann man mit Antioxidantien Krebs vorbeuten.
  • In den Ablagerungen in den Arterien findet man viel Cholesterin, also sollte man wenig Cholesterin aufnehmen um sein Herzinfaktrisiko zu senken.

usw….

Nur ist das meiner Ansicht nach falsch. Schauen wir uns mal auf der Welt um, was die Leute so essen und welche Krankheiten sie haben und wie alt sie werden, dann gibt es enorme Unterschiede. Es gibt Völker die essen sehr viel tierische Nahrungsmittel. Manche den so als positiv propagierten Fisch, aber andere wie die Massai vor allem Milch und Rindfleisch. Andere sind vegetarisch. Dabei gibt es Widersprüche. So werden die Japaner recht alt, doch ist bei ihnen Magen- und Darmkrebs deutlich häufiger als bei uns.  Wenn Fisch so gesund sein soll, so schlägt sich das im Mittelmeerraum nicht in einer höheren Lebenserwartung nieder – Herz- und Kreislaufkrankheiten sind dort zwar seltener als wie bei uns, dafür sterben die Leute an anderen Krankheiten. Sie werden aber nicht älter als wie in Mitteleuropa.

Kurzum, wenn man versucht irgendwie einen Faktor für einen Effekt verantwortlich zu machen, egal ob es sich um Omega-3 Fettsäuren,. Wirkstoffe in Rotwein (je nach Autor andere) oder Olivenöl – man findet immer Länder wo man Gegenbeispiele zu anderen Ländern aufstellen kann.

Nun warum beschäftige ich mit Ländern? Es ist bei der Ernährung praktisch unmöglich einen Faktor zu isolieren. Wie soll das gehen? Bei Ernährungsfragen muss man um die Auswirkungen zu quantifizieren, zwei große Kollektive haben die man lebenslang oder zumindest sehr lange (mehr als ein Jahrzehnt) absolut identisch ernährt uns sie sich nur um einen Faktor unterscheiden. Also die eine Gruppe nimmt dauernd Omega-3 Kapseln ein und die andere nicht.

Das ist praktisch nicht machbar. Also untersucht man sehr große Kollektive mit ähnlichem Essverhalten und vergleicht sie. Eben Völker.

Meiner Ansicht nach ist aber der gesamte Ansatz falsch. Ich denke es gibt bei allen Grundnährstoffen, Mineralstoffen und Vitaminen einen Grundbedarf, dass ist weitgehend gesichert. Darüber hinaus kann der Körper mit unterschiedlicher Nahrung zurecht kommen, schlussendlich sind die Stoffkreisläufe ja auch so miteinander verwoben, dass aus Fett und Aminosäuren Kohlenhydrate gebildet werden, aus Kohlenhydraten Fett und Aminosäuren ineinander umgewandelt werden können.

Und die Völker eigenen sich auch nicht als Vergleich, weil es außer dem Essen auch andere Faktoren gibt welche für Krankheiten und die Lebenserwartung wichtig sind. Wie wirkt es sich aus, wenn bei einem Volk fast jeder eine Siesta täglich nimmt? Wie wirkt sich eine stressige Lebensweise aus, wo alle nach Geld herjagen und wie eine bei der man abends gemütlich bei einem Gläschen Wein in Gesellschaft verbringt? Es gibt so viele Stressfaktoren im Leben die auf die Gesundheit schlagen, dass die Ernährung nur ein Faktor ist.

So kennt man aus der Vergangenheit einige Empfehlungen die inzwischen revidiert wurden.

  • Zu viel Natrium bewirkt keinen Bluthochdruck
  • Der Gehalt an Nahrungscholesterin spielt bei Personen ohne Risikofaktoren für Koronalerkankungen keine Rolle, inzwischen sind sogar die Cholsterinsenker als Medikamente in der Diskussion

Und nun, das habe ich gestern als letztes gelesen: Frzctose als Zuckerersatzstoff ist in großen Mengen ungesund, führt zur vermehrten Fettbildung und Fettleber. Es kommt noch besser: Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und Soziales hat den gesamten §12, also die Verordnungen für Lebensmittel bei der Ernährung bei Diabetes Melitus gestrichen. Nachdem das nachgeordnete Bundesinstitut für Risikobewertung seine Meinung revidiert hat ist nun die Empfehlung für Diabetiker sich normal zu ernähren, also nicht speziell auf Broteinheiten oder nur auf eine kohlenhydratarme Ernährung zu achten!

Mal sehen wie lange das dauert bis sich das auch bei den Ärzten und Fernsehköchen rumspricht ….

3 thoughts on “Das Ende des mechanischen Metabolismusbildes

  1. Wie ist eigentlich der aktuelle Stand bei den Streichfetten?

    Margarine noch hui und Butter gerade pfui?
    Oder ist es schon wieder umgekehrt? 😀

  2. Mit so Abhängigkeiten ist es doch immer das Selbe: Es sind meisst viel zu viele, und welche sich wie gegenseitig beeinflussen, weis eigentlich keiner so genau. Das erinnert mich an dieses Bild aus der Anfangszeit der Computerenwicklung wo man alles mögliche mit EDV erfassen wollte, und ein Diagramm über die einzelnen Abhängigkeiten erstellt hat, das in etwa so aussieht, wie eine grosse Portion Spagetti auf einem grossen Teller. Zum vergleich hier mal ein Link zu einem ähnlichen Bild, das allerdings über die Lage der ISAF-Truppen in Afghanistan auskunft geben soll…
    http://www.heise.de/tp/r4/bild/33/33214/33214_2.html

  3. Zweifellos hat die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung. Wobei das sich vor allem auf Mangelzustände bezieht: Zu wenig X verkürzt die Lebenserwartung deutlich, wobei X für „Kalorien“, „essentielle Fettsäuren“, „essentielle Proteine“, „Vitamine“ usw. usf. steht. Wenn man von allem, was man braucht, genug hat, macht es aber wahrscheinlich keinen großen Unterschied mehr, wie sich die Nahrung im Detail zusammensetzt. Ob man also Kartoffeln, Mais, Weizen (Nudeln, Brot), Reis oder eine Mischung aus den vorgenannten als Grundnahrungsmittel hat, dürfte nur einen geringen Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Entsprechend schwer ist dieser mit Studien zu ermitteln.

    Hinzu kommt, dass wir auf der Gefühls- und Empfindungsebene sehr detailliert auf Nahrungsmittel reagieren. Schwangere Frauen berichten regelmäßig, plötzlich Heißhunger auf alles mögliche zu haben. Sind das „nur“ verrückt spielende Hormone? Oder meldet der Körper nicht vielmehr hier spezifischen Bedarf an Stoffen an, die er sonst nicht braucht, nun aber schon, weil er einen wachsenden Fötus zu versorgen hat?

    Diese Selbstregulation erschwert Studien zu Nahrungsmitteln weiter: Supplementiert man bei einer Versuchsgruppe z.B. die bereits genannten Omega-3-Fettsäuren und bei einer Vergleichsgruppe nur Placebo, dann wird sich wahrscheinlich bei der Versuchsgruppe das Essverhalten insgesamt ändern. Selbst, wenn man am Ende der Studie einen positiven Einfluss der Omega-3-Supplemente auf die Lebenserwartung findet: Liegt dieser am Omega 3? Oder an dem, was die Studienteilnehmer in Folge der Umstellung des Essverhaltens ansonsten mehr gegessen haben? Oder an dem, was sie weniger gegessen haben?

    Nicht einmal der vielzitierte Zusammenhang „zu viel Zucker macht fett und dick und krank“ ist so gesichert, wie er immer dargestellt wird. Das beginnt schon damit, dass oft unterschlagen wird, dass der optimale BMI für 18-jährige ein anderer ist als für 80-jährige. Zudem stellt sich immer die Frage, warum der Körper die mit der Nahrung zuviel angebotenen Kalorien im „Rettungsring“ um den Bauch sammelt statt sie einfach zu verbrennen oder gar nicht erst aus der Nahrung zu extrahieren und direkt auszuscheiden. Oft hat das mit Stress zu tun, insbesondere dem Hormon Cortisol. Allgemein das Stress-Niveau in der Bevölkerung zu senken, hätte daher wahrscheinlich viel mehr Einfluss auf die Lebenserwartung als eine Ernährungsumstellung.

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